Bruder Petrus 77-jährig verstorben

Als Eremit Gott in der Stille des Gebetes gesucht

Nachruf: Bruder Petrus am Donnerstag, 5. Mai 2016, im Seniorenheim Bütgenbach 77-jährig verstorben
Am frühen Morgen des Christi-Himmelfahrtsfestes verstarb nach längerer Krankheit im Seniorenheim "Hof Bütgenbach nach 57 Ordensjahren im Alter von 77 Jahren Bruder Petrus.

  Fotos zu Bruder Petrus

Bruder Petrus vom Trappistenkloster Mariawald bei Heimbach führte von Dezember 2006 bis Oktober 2015 in einem kleinen Häuschen eingangs des Weilers Möderscheid ein zurückgezogenes Leben im kontemplativen Gebetsstil und lud die Menschen ein, an seinem Gebetsleben teilzunehmen.

Bruder Petrus, mit bürgerlichem Namen Heinz Emmerichs, wurde am 20. April 1939 in Essen/Ruhrgebiet als Einzelkind geboren.  Sein Vater, der von Beruf Bergmann war, verstarb bereits im Alter von 43 Jahren infolge eines Unfalls auf der Zeche: „Ein Schicksalsschlag, der mich als Elfjährigen auch später stark prägen sollte, hatte ich doch ein inniges Verhältnis zu meinem Vater“. So wuchs Bruder Petrus alleine mit seiner Mutter auf.

Elektriker

Nach der Volksschule ließ er sich zum Elektriker ausbilden, jedoch sollte er diesen Beruf nur wenige Monate auf der Zeche, in der sein Vater gearbeitet hatte, ausüben. Er kündigte die Arbeitsstelle, da er bereits konkrete Anzeichen einer Berufung zum Ordensmann verspürte.  Schon als Kind erfuhr er Freude, wenn er in die Kirche ging und am religiösen Leben teilnahm: „Nach der Beichte in unserer Pfarrkirche Herz Mariä bin ich immer froh und glücklich nach Hause gelaufen.“

Bereits während seiner Ausbildung zum Elektriker hatte der junge Essener immer wieder über das Leben nachgedacht und nach seinem Lebensweg gesucht. „Irgendwann habe ich gespürt, dass es nicht genügt, nur am Sonntag zur Kirche zu gehen!“  In der katholischen Pfarrjugendgruppe war er als Jugendleiter engagiert. 

Beten ohne Worte

Während seiner Ausbildungszeit besuchte Heinz Emmerichs eine Berufsschule in Essen. Auf dem Heimweg nahm er regelmäßig einen Umweg in Kauf: Der Bischofskirche im Zentrum der Stadt war eine kleine Anbetungskapelle vorgelagert, die er aufsuchte: „Hier habe ich längere Zeit gebetet.“ Er entdeckte eine Art des Betens, die zu „seiner Gebetsform“ wurde, so wie er im Gebet die Zwiesprache mit dem Herrn suchte: Ohne Bücher oder Gebetsvorlagen, ganz einfach das stille Gebet im Herzen. „Das Beten ohne Worte war für mich eine froh machende Erfahrung, auch später im Kloster“.

In seiner Jugendzeit nahm er rege an der Jugendarbeit in der alten Essener Hauptpfarre teil, wo wöchentliche Jugendgottesdienste angeboten wurden und wo er vielen jungen und suchenden Menschen begegnete. „Damals begann wohl meine Berufungsgeschichte“, erinnert sich Bruder Petrus. Im Gespräch mit den Jugendlichen machte ich eine innere Erfahrung: „Das kennst du doch auch!“  Sie sprachen über religiöse Erfahrungen, die auch er gut nachvollziehen konnte, „ohne je ein Buch darüber gelesen zu haben“. 

Mit achtzehn Jahren fand er gute Freunde, die er von der Pfarrjugendarbeit her kannte und die sich mit dem Gedanken einer religiösen Berufung beschäftigten. Seine Freunde hatten Kontakte zu dem Benediktinerkloster Gerleve, einem Ort christlicher Gottsuche im westlichen Münsterland.  Sie nahmen ihn dorthin mit, wo der junge Heinz einen Ordensmann kennen lernte, der im Kloster die Jugendarbeit leitete.

Die regelmäßigen Besuche in seiner Pfarrkirche waren auch dem Pfarrer aufgefallen, der seinen Kaplan bat, mit dem jungen Heinz Kontakt aufzunehmen.  Der Pfarrvikar sollte sehr bald sein erster geistlicher Begleiter werden, der ihn bis zu seinem Ordenseintritt begleitete und ihn zu einer Entscheidung auf seinem Lebensweg herausforderte.

„Ich wollte kein Einzelkämpfer werden“, war sich Bruder Petrus sicher, dem das Studieren nicht lag und der deshalb den Wunsch hegte einer Ordensgemeinschaft beizutreten. Auch erlebte er in einer Pfarre, wie die „Kleinen Schwestern Jesu“, die eine neue Ordensgemeinschaft gründeten, ihn sehr begeisterten, weshalb es ihn danach drang, in den männlichen Parallelorden, den „Kleinen Brüdern Jesu“ von Charles de Foucauld, einzutreten.

Trappistenkloster Maria Wald

Es begann eine Suche nach der ihm angemessenen Ordensgemeinschaft: So besuchte er die Kapuziner und Dominikaner, die Weißen Väter und Kartäuser.  Seine Rundreise durch sämtliche Klöster schloss er mit dem Besuch des Trappistenkosters Mariawald bei Heimbach ab, wo er eine ganze Woche blieb. „Die Strenge dieses Ordens hat mir imponiert“.  Heinz Emmerichs suchte ein intensives Ordensleben, das Stille, Kontemplation und handwerkliches Arbeiten verband. 

Letztlich entschied sich seine Wahl zwischen dem Trappistenorden und den „Kleinen Brüdern Jesu“: „Dazwischen hing ich und musste mich nun entscheiden!“  Nicht zuletzt auch durch seine handwerkliche Ausbildung lag es ihm am Herzen, der Klostergemeinschaft mit praktischer Arbeit zu dienen: „Meinem Wesen entsprach die Verbindung von Kontemplation und Handarbeit“. Sein geistlicher Begleiter drängte ihn, doch endlich eine Entscheidung zu treffen.  Und so trat er am 24. Februar 1959 bei den Trappisten in Heimbach ein, wo er während eines Jahres als Oblat ein Studium in der lateinischen Sprache absolvierte mit dem Ziel einer Ausbildung zum Priester.  Aber schon nach einem Jahr hat er das Studium beendet, denn „ich wollte mit meinen Händen arbeiten“.  Das zweijährige Noviziat begann, und nach der einfachen Profess legte er am 15. August 1965 die Ewigen Ordensgelübde ab.

Im Trappistenkloster übte Bruder Petrus die verschiedensten handwerklichen Tätigkeiten aus: Von Holz- bis Metallarbeiten, in der Küche, Wäscherei und Schneiderei. Selbst Anstreicherarbeiten und die Gestaltung der Parkanlagen gehörten zu seinen Aufgabenbereichen.  Im Jahr 1970 übernahm er die Landwirtschaft des Klosters. Diese Aufgabe sollte er während dreißig Jahren bis zur Einstellung des landwirtschaftlichen Betriebs im Jahr 2000 ausüben.

Zwischenzeitlich wurde er im Mai 1980 Prior, eine Verantwortung, die er während 25 Jahren bis Ende April 2005 innehatte.  Außerdem war er mit der Leitung mehrerer Klosterbetriebe beauftragt.

 

Die Kraft des stillen Gebetes sichtbar machen

Das schmerzliche Suchen nach einem neuen Weg

Im Frühjahr 2005 entwickelte sich in Bruder Petrus allmählich die Berufung zu einem kontemplativ-eremitischen Leben: „Es war ein schmerzliches Suchen nach einem neuen spirituellen Weg.“ Sein Suchen führte ihn zunächst in die nordwestfranzösische Abtei Du-Mont-des-Cats, wo er ein Jahr blieb und wo sich allmählich die Neigung zum eremitischen Leben zeigte.

Auf die Frage, wie er denn nach Ostbelgien gekommen sei, antwortete der damals 68-jährige Einsiedler, dass er durch seine landwirtschaftliche Tätigkeit im Kloster auch Kontakte nach Ostbelgien hatte.  Er suchte ein Haus, das sich für ein zurückgezogenes Leben eignete und in dem man eine öffentlich zugängliche Kapelle einrichten konnte.  Er fand zuerst eine provisorische Unterkunft in einer Hütte in Mirfeld, wo er vier Monate wohnte und schließlich im Dezember 2006 nach Möderscheid umzog. Dort wurde ihm ein Häuschen zur Verfügung gestellt, in dem der Bruder eine schmucke Kapelle einrichtete, die zum stillen Gebet einlädt und den Namen „Antlitz Christi Kapelle“ erhielt.  Vom Lütticher Diözesanbischof Aloys Jousten erhielt er die Erlaubnis das „Allerheiligste“ an diesem Ort aufzubewahren und es für die Anbetung auszustellen.

Immer mehr entdeckte Bruder Petrus die Kraft des inneren Gebetes. „Es geht mir um das Gebet in Stille, das aber auch in Gemeinschaft gelebt werden will“, denn er möchte als Einsiedler kein „Sonderexemplar“ sein: „Ich glaube, dass die die geistliche Freundschaft mit Menschen wichtig ist“. Für den Eremit liegt darin die Chance,  sich gegenseitig im Glauben zu stärken und „die Schönheit der Gotteserfahrung in sich und in den anderen zu entdecken,  sie sich gegenseitig mitzuteilen und zu schenken.“

Beten und Hinhören

Durch seine Anwesenheit in Möderscheid wollte er die Kraft des kontemplativen Gebetes sichtbar machen und den Menschen die Möglichkeit geben, an einem Gebet ohne viele Worte teilzunehmen: „Ich bin kein Eremit, der allein in der Kapelle betet, sondern lade die Menschen ein, mit mir das stille Gebet zu leben!“ Werbung für seine Kapelle wollte er nicht machen, da dies „der Sache nicht dienlich ist“.  Auch unterstrich Bruder Petrus mehrfach, dass es nicht um seine Person geht: „Ich möchte nur vermitteln, welche Kraft und welcher Reichtum im kontemplativen Gebet steckt“  Diese Art des Betens sei der Kirche nach der Reformation mehr und mehr verloren gegangen. „Ich erlebe hier ein großes Glück“, sagte Bruder Petrus.  Neben dem stillen Gebet lebte in diesem Ordensmann eine große Leidenschaft für die Begegnung mit Menschen, mit denen er vor allem im „Hinhören“ auf das, was sie zutiefst bewegt, in Austausch treten möchte.  Deshalb prägte die Hauskapelle ein Bild des Antlitzes Jesu, das aus vielen Gesichtern zusammengestellt ist: „Im Antlitz eines Mensch möchte ich das Bild Christi suchen und entdecken.“

 

Gottsuche im stillen Gebet in Gemeinschaft

Im Antlitz des Menschen das Bild Christi entdecken

Der Versuch  ständig  in  der Gegenwart Gottes  und  mit Christus zu  leben war für Bruder Petrus eine wesentliche Aufgabe eines jeden Menschen, der in seinem Leben nach Erfüllung sucht.

Bruder Petrus führte zwar ein zurückgezogenes Leben im kontemplativen Gebetsstil, lud aber die Menschen ein, an seinem Gebetsleben teilzunehmen. „In jedem Menschen lebt das Verlangen nach Güte, Liebe, Erbarmen und vor allem die Sehnsucht, geliebt zu werden und selber selbstlos lieben zu können", dies hat der gebürtige Essener bei seinen Begegnungen als sehr spannend erlebt, und „es stärkt meinen eigenen Glauben.“

Diese verbreitete Sehnsucht der Menschen könnte man ein Gebet nennen, ein flehendes, allgegenwärtiges Gebet, sagte Br. Petrus. Die Lebensform eines Einsiedlers ermöglicht es, mehr stille Zeit für Gott zu haben und mehr auf ihn und die Not der Menschen zu hören. Das aber erfordere eine konsequente Selbstdisziplin und einen ständigen Neuanfang. Gott verbunden zu leben, sei zwar anstrengend, im Grunde aber „die einzige Möglichkeit geistig lebendig zu bleiben".

Am Anfang seiner Berufung kannte er nichts vom religiösen Leben: „Ich war ein suchender Mensch und war in Not, dann hat Gott mir gezeigt, wo es lang geht."   Im Suchen und Rufen nach Gott war er zum wortlosen, kontemplativen Gebet gekommen. Das Gebet wurde ihm allmählich zu einem froh machenden Bedürfnis und führte ihn schließlich in einen „kontemplativen Orden".

So trat er am 24. Februar 1959 bei den Trappisten in Heimbach ein und legte am 15. August  1965  die  Ewigen  Ordensgelübde  ab.     Im  Kloster  übte  Bruder  Petrus die

verschiedensten   handwerklichen   Tätigkeiten   aus.   Im   Jahr   1970   übernahm   er  die Landwirtschaft. Diese Aufgabe sollte er während dreißig Jahren bis zur Einstellung des landwirtschaftlichen Betriebs im Jahr 2000 ausüben.

Im Frühjahr 2005 entwickelte sich in Bruder Petrus allmählich die Berufung zu einem kontemplativ-eremitischen Leben: „Es war ein langes, schmerzliches Suchen nach einem neuen spirituellen Weg."  Durch die Mithilfe von Freunden fand er im Herbst 2006 in Möderscheid ein kleines Haus, das sich für ein zurückgezogenes Leben eignete. Im angebauten ehemaligen Wintergarten richtete der Bruder eine schmucke Kapelle ein. Sie war, unabhängig von der Wohnung, von außen her zugänglich und lud zum stillen Gebet ein. Bruder Petrus gab ihr den Namen: „Antlitz Christi Kapelle".

Immer mehr entdeckte der Bruder die Kraft des inneren Gebetes. Für ihn war alles ein unerwartetes, unverdientes Geschenk, so leben zu dürfen. Andererseits bedeutete eine solche Berufung Dienst und Verantwortung für die Kirche. Eremiten leben zwar allein, aber nicht „für sich". Sich gegenseitig im Glauben zu stärken und „die Schönheit der Gotteserfahrung in sich und in den anderen zu entdecken, sich gegenseitig mitzuteilen und damit zu beschenken“, so sagte er, ist Gnade und Aufgabe.

Bruder Petrus fühlte sich nicht einsam, sondern unter den Menschen im Dorf und in der Gegend sehr wohl. Dass die Gottesdienste während der Renovierungszeit der Möderscheider Kapelle in seinem Gebetsraum stattfanden, war für ihn eine willkommene Gelegenheit der Integration in der kirchlichen Gemeinschaft.

Durch seine Anwesenheit in Möderscheid wollte er die Kraft des kontemplativen Gebetes sichtbar machen und den Menschen die Möglichkeit geben, in der Stille Christus zu begegnen. Einmal im Monat traf sich ein Gebetskreis: „Stilles Gebet in Gemeinschaft". Um den Zugang zum kontemplativen Gebet zu erleichtern, wurden längere Zeiten der Stille durch Impulse und meditative Musik belebt.

 Bruder Petrus unterhielt auch Kontakte zu anderen Menschen, die eremitisch leben, wie auch zu Gebetsgruppen und verschiedenen neuen Formen spirituellen Lebens in der Kirche. Sein Tagesablauf wurde durch sechs Gebetszeiten unterbrochen

Durch das Studium der Heiligen Schrift, der spirituellen Literatur und verschiedene handwerkliche Arbeiten am und im Haus war der Tag ausgefüllt.Für Gespräche mit Menschen, die ihn aufsuchten, nahm er sich bewusst viel Zeit, wenn er sich auch nicht als „Seelsorger" verstand, sondern „aus dem Gebet heraus" mit Menschen in Kontakt trat. Auf dem Tabernakel der Kapelle war ein Bild des Antlitzes Jesu, das aus vielen Gesichtern zusammengestellt ist, angebracht.  „Im Antlitz eines Menschen möchte ich das Bild Christi suchen und entdecken. Im Gespräch lernte ich meist mehr als ich geben konnte, denn Gott findet viele unterschiedliche Wege zu den Menschen."

Lothar Klinges, 05.05.2016

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