Wir trauern um Aloys Lejoly (+ 07.06.2016)

"Das Paradies ist für mich wie ein Zuhause in großem Glück bei Gott."

"Das Paradies ist für mich wie Heimat und ein Zuhause, wie Ewiges Leben in großem Glück bei Gott, wo alle Sorgen aufgehoben sind, wo alle sich wie Brüder und Schwestern in starker Verbundenheit lieben und wo Gottes Liebe herrscht."  Aloys Lejoly, Ostern 2013

Wir trauern

In der Hoffnung auf die Auferstehung haben wir Abschied genommen von Herrn

Aloys Lejoly

Sein Tod hat uns alle sehr berührt.

Während 47 Jahren hat er unsere Pfarrbibliothek geleitet.

Seit 22 Jahren war er Koordinator unseres Weltladens, dessen Mitgründer er war.

Während 13 Jahren hat er die Firmvorbereitung in unserem Pfarrverband geleitet, nachdem er vorher lange Jahre in der Firm- und Kommunionkatechese tätig war.

Im Namen unseres Pfarrverbandes möchte ich ihm von Herzen danken.

Pastor Lothar Klinges

 

 
2013


2013


2005

Begräbnisfeier von Aloys Lejoly am 10. Juni 2016

Lesung: Einer kennt den Weg

Woher ich meine Kraft nehme fragst du mich

das frag ich mich manchmal auch

aber ich spüre

dass tief in mir ein Wille zum Leben existiert

dann setze ich einen Fuß vor den anderen

gehe durch tiefe Täler über steile Berge

und manchmal habe ich das Gefühl

als ob einer mit mir geht

einer der sein Kreuz getragen hat

verlassen war von allen und nicht davongelaufen ist

einen gibt es, der all das kennt

dieser Gedanke gibt mir Kraft zum Weitergehen

einen Fuß vor den anderen setzend

 

Evangelium: vom Todestag  Mt 5, 13-16

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

13Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.

14Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.

15Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.

16So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

 

Ansprache anlässlich der Begräbnisfeier

Spruch: "Es wird eine Stille sein und Leere. Es wird Trauer sein und Schmerz. Es wird dankbare Erinnerung sein, die wie ein heller Stern die Nacht erleuchtet, bis weit hinein in den Morgen."

Es war am Dienstagmorgen, kurz vor Sonnenaufgang, als das Lebenslicht von Aloys im Malmedyer Krankenhaus erlosch.  Es ist aber ein Licht, dass für viele wie ein Stern die Nacht erleuchtet, bis weit hinein in den Morgen, ein Licht, das auch heute leuchtet, hier in der Kirche, in den Erinnerungen, in den Herzen vieler Menschen.

An dem Morgen seines Todes sah die Liturgie unserer Kirche das Evangelium vor vom Licht der Welt, das ich eben verkündet habe.  Ein Text, der auf Aloys zutrifft, wie auch Ihr mir, liebe Familie, gesagt habt: für viele war er ein Licht.  Er selbst war das Licht, das er nicht versteckt hat, sondern dass vielen Menschen geleuchtet hat, das Licht eines Menschen, der viele gute Werke im Leben aufweisen kann, Werke, die er nicht an die große Glocke hing, ein Licht, nicht wie ein greller Scheinwerfer, sondern ein mildes Licht, das Wärme, Wohlgefühl, Daseinsfreude, Herzlichkeit ausstrahlte.

Einer seiner langen Weggefährten sagte mir, dass sein Tod wie ein Felsen ist, aus dem ein Block raus gebrochen ist, ein ganz wichtiges Stück fehlt uns nun an diesem Felsen.

Die letzten Monate seines Lebens, nachdem er die schmerzliche Diagnose von seiner Krankheit erhalten hat, waren kein Kampf, kein Lebenskampf, keine Auflehnung, kein "Warum?" und "Warum ich?" Nein, es war ein Annehmen seiner Krankheit, ein Loslassen von seinen vielfältigen Engagements, und trotzdem eine Hoffnung, eine stille Hoffnung, sein Leben in Gott zu legen, der Alles zum Besten führt. Das hat es ihm einfacher gemacht und Euch, Familie, und uns allen.  Eine Gelassenheit, eine Gefasstheit, eine Ruhe und Besonnenheit, die von ihm ausging und eine hoffnungsvolle, zuversichtliche Einstellung bis zuletzt.  Er freute sich über kleine Erfolge, sah in der Dunkelheit vor allem die Sterne und die Strahlen. Er hat sein Kreuz getragen, in Stille, in Geduld, Tag für Tag.

Und immer wieder die Hoffnung, die sich in Zukunftsplänen ausdrückte, wenn diese Pläne auch immer kleiner wurden, Ziele, die er sich setzte: Ich versuche morgen, ein paar Schritte zu gehen. Und wie freute er sich, wenn er dieses Ziel erreicht hatte. Zufrieden, dankbar mit sich und den anderen.

Aloys war ein Mensch, der wie ein Fels in der Brandung war, ein Ruhepol, der Harmonie und Frieden ausstrahlte. Die Harmonie konnte er ausstrahlen, weil er mit sich selbst in Einklang lebte. Es gibt keine Probleme, es gibt nur Lösungen, so seine Devise: Lösungen suchen, indem er die beiden Seiten zu verstehen versuchte, den anderen Menschen so annahm, wie er war.  Solche "Diplomaten" braucht die Welt. 

Für wie viele Menschen war ein Ratgeber, ein Helfer, ein Beistand.  "Du musst sehen, wie Du fertig wirst", so heißt es doch immer wieder in unserer Welt.  Das gab es für Aloys nicht. Er ließ niemanden im Regen stehen.

Nur Gott weiß, wie vielen Menschen er mit seinem offenen Ohr eine seelische Stütze war, immer bemüht, zu helfen, da wo Not war.  Wie viele Menschen hat er aus tiefer Not befreit, weil er selbst in tiefer Not war.  Welch innere Wandlung hat er mitgemacht, um aus der Tiefe der Sucht herauszufinden, und dann andere Menschen dazu geführt, selbst aus der Not herauszufinden.  So hat er die AA-Gruppe Bütgenbach gegründet und unzählige Meetings organisiert.  Wie oft war er unterwegs durch sämtliche Dörfer, um Menschen mit Alkoholproblemen aufzusuchen und sie zur Teilnahme in den AA-Gruppen zu motivieren.  Ich war gerade mal 14 Jahre alt, als ich ihn bei den Schulendtagen (SET) kennengelernt habe, wo er jahrzehntelang hinkam, um jungen Menschen vor der Gefahr des Alkohols und der Sucht zu warnen.

Unser Verstorbener war Lehrer mit Leib und Seele.  Er unterrichtete das erste und zweite Schuljahr, war lange Jahre Anpassungslehrer in der Schulen der Gemeinde Bütgenbach, wo er sich vor allem der schwachen Schüler annahm. Immer wieder war er besorgt, dass die Schüler den Unterricht auch gut verstanden. Er besuchte manche Eltern, ganz diskret, um Tipps zu geben. Er hat pädagogisches Material in vielen hundert Stunden übersetzt, bearbeitet, Zahlenstraßen und Rechenmaterial aus Holz entworfen, um nur einiges zu nennen.

Sein Einsatz für die Jugend verdient hier eine besondere Aufmerksamkeit:

Dazu hat er mir mal bei einem Interview gesagt: "Jugendliche sind Menschen, die eine ganz natürliche Zeit der körperlichen, seelischen und sozialen Veränderung durchleben, in der sie häufig stark verunsichert sind. Viele junge Menschen, die ich ein Stück des Weges begleiten durfte, gehen in diesem wesentlichen Lebensprozess der tief religiösen Frage nach: „Wer bin ich in dieser Welt?“ Auf der Suche nach ihrer Mitte geraten sie manchmal auf Irrwege und schlagen Umwege ein, wie wir alle. Wichtig für mich ist, dass wir sie ganz besonders in dieser Zeit nicht alleine lassen, dass wir sie in Liebe anschauen. Das bedeutet für mich, dass wir sie so lieben, wie sie sind und nicht so, wie wir sie gerne hätten. Jugendlichen, denen wir als Kinder starke Wurzeln gegeben haben, können wir nun ruhig starke Flügel geben, das heißt, ihnen immer mehr Freiheit und damit auch Verantwortung geben, ihnen zutrauen, dass sie ihr Leben meistern. Wir brauchen viel Geduld mit unseren jungen Menschen, aber auch sie benötigen eine ganz schöne Portion Geduld mit uns." (GrenzEcho Interview mit mir, 2008)

Aloys war anfangs nicht nur in der Kommunionkatechese tätig gewesen, auch als Firmbegleiter und in den letzten 13 Jahren als Hauptverantwortlichen.  2003 haben wir die Firmvorbereitung auf ein komplett neues Fundament gestellt: Begleitung der Jugendlichen auf zwei Jahre bis hin zur Firmung mit 16 Jahren. Seine Lebensphilosophie war:  "Du suchst und ich suche. Suchen wir also gemeinsam."  Sein Anliegen war es, den Boden bereiten, damit jungen Menschen sich in Freiheit entfalten können.  Dabei blickte er die Jugendlichen mit der "Kraft der Liebe" an, wie er es nannte.  Vor allem das Hören war ihm wichtig, die jungen Menschen nicht alleine zu lassen, damit sie die innere Stimme hören, dem eigenen Feuer vertrauen.

Es wird immer über die Jugend geschimpft, und dabei wäre es so wichtig, wirklich Interesse für die Ideen und Projekte der jungen Menschen zu zeigen. Die Jugendlichen werden vielfach allein gelassen, was ich schlimm finde", hat er mir in einem weitere Interview erzählt.

Seine ganze Leidenschaft galt unserer Pfarrbibliothek, die er seit 1969 geleitet hat, d. h. während 47 Jahren. Die hohe Zahl an Ausleihen, die sich ständig gesteigert hat, war seinem Einsatz zu verdanken. Ihm war wichtig, dass sich die Bibliothek in direkter Verbindung zur Schule befindet.  Unzählige Kinder führte er regelmäßig zur Bücherei, um mit ihnen in die Welt der Bücher einzutauchen. Hinzu kam sein guter Kontakt zum Lehrerkollegium.  Er engagierte sich auf Ostbelgienebene, war Präsident des Beirates der Bibliotheken, seit 13 Jahren Mitglied im Team "Medienpädagogik" des Medienzentrums der DG in Eupen, führte Vorlesetage und Buchausstellungen durch.  Ja, die Pfarrbibliothek war sein Schatzkästchen. Wie oft hat er den Weg gemacht von zu Hause zur Pfarrbibliothek?

Vor 22 Jahren war er Mitgründer unseres Weltladens Weywertz, war über zehn Jahre lang im Verwaltungsrat der ostbelgischen Weltläden, erstellte die Dienst- und Putzpläne unseres Weltladens, unzählige Telefonate und Besuche führte er durch, damit stets Verkäuferinnen an der Theke des Weltladens standen und wusste auch die Firmlinge für diesen ehrenamtlichen Einsatz für die Eine Welt zu begeistern.   In einem BRF-Interview im Mai letzten Jahres sagte er auf die Frage, warum er sich im Weltladen engagiert: "Ich darf doch nicht tatenlos zusehen, wenn Millionen Menschen an Hunger sterben.  Ich mache meine Arbeit aus einem christlichen Geist heraus.  Jesus lädt mich ein, alle Menschen zu lieben und das nicht mit schönen Worten, sondern in Taten. Unser Pfarrverband muss sich öffnen für die Dritte-Welt-Problematik.  Ich darf nicht nur um meinen eigenen Kirchturm drehen, sondern mich öffnen für das, was um uns herum in der Welt geschieht.   Christsein bedeutet nicht nur mildtätig sein, sondern - wenn ich das Evangelium ernst nehmen - ungerechte Strukturen aufdecken und verändern." (BRF, 03.05.2015)

Ein Fundament seines Engagements war zweifellos seine Zeit als Pfadfinder und später als Leiter und Einheitsleiter (1975-78) bei den Pfadfindern, wie auch bei den Pfadfinderinnen, bis 1984 die Pfadfindereinheit in Weywertz aufgelöst wurde. Fast 10 Jahre später, 1993, wurde dann die KLJ gegründet.  

Es gäbe noch so viel zu sagen. Ich möchte es aber hier belassen. Er war mir und unserem Pfarrverband ein unersetzbare Stütze... immer im Einsatz, mit Begeisterung, ohne Aufsehen, in der Stille, verantwortungs- und pflichtbewusst. Auf ihn konnte ich mich verlassen.  Er hat es uns manchmal zu einfach gemacht, weil er so vieles machte.... das spüren wir jetzt um so mehr.

Aber im letzten Jahr war er darauf bedacht, seine Aufgaben an andere weiter zu delegieren, er selbst spürte das Schwinden seiner Kräfte, nahm sich mehr und mehr zurück, mit der Sorge, dass es auch ohne ihn weitergehen muss.

Jeden Sonntag nahm er in große Treue am Gottesdienst teil, ob in Weywertz oder Berg, ob in Bütgenbach oder Elsenborn.  Er blickte über den engen Kirchturm hinaus und feierte mit den Christen Eucharistie. Hier in der Kirche wird er mir auch fehlen. Seine Verbundenheit mit unserer Kirchengemeinschaft war für ihn eine Quelle.

Nicht zuletzt galt seine Liebe seiner Frau Resi, mit der er seit 43 Jahren im Sakrament der Ehe verbunden war, seinen beiden Söhnen und Enkelkindern, für die er da war und an die er sich erfreute.

Wenn man ihn fragte, was brauchst Du, meinte er: "Zündet eine Kerze an und betet für mich."  Die Osterkerze hier vorne brennt auch für ihn.

Sein Tod hinterlässt in Eurem Leben, im Leben der Familie, in unser aller Leben eine tiefe Lücke, die uns alle, die wir hier sind, sehr berührt. 

Aloys, mit dem uns so vieles geteilt habt, mit dem uns so vieles verbunden hat, ist nicht mehr an Eurer und unserer Seite, nicht mehr in Eurer und unserer Mitte.  Im Namen des Pfarrverbandes möchte ich ihm danken.  Viele unter uns haben in dieser Zeit gebetet, dass ALOYS wieder ge­sund werde, haben auf ein Wunder gehofft… 

Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit ihm. Sie sind so lebendig in diesen Tagen, als könne, als müsse es morgen doch weitergehen, und erst mit der Zeit werden wir spüren, dass diese Erinnerungen zu dem gehören, was uns Trost und Ermutigung sein kann, wie ein heller Stern die Nacht erleuchtet. Was bleibt? Es bleibt neben dem Schmerz und der Dankbarkeit, dass wir auch über den Tod hinaus verbunden bleiben.

Lothar Klinges, 10.06.2016

  Nachruf im Pfarrbrief 2016-25 vom 19. Juni 2016

 

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