Joseph Pankert feierte den 90. Geburtstag

Direktor der „BS“ St.Vith, Pfarrer in Nidrum, Rektor im Josefsheim Eupen, Krankenhausseelsorger im St.Nikolaus Hospital

Direktor der „BS“ St.Vith, Pfarrer in Nidrum, Rektor im Josefsheim Eupen, Krankenhausseelsorger im St.Nikolaus Hospital. Joseph Pankert feiert seinen 90. Geburtstag

Das diamantene Weihejubiläum von Joseph Pankert liegt erst vier Jahre zurück. Im Jahre 2013 feierte er sein Priesterjubiläum. Am kommenden Samstag, 10. Juni 2017, wird der immer noch aktive Seelsorger 90 Jahre alt.

Geboren wurde Josef Pankert  am 10. Juni 1927 in der Eupener Unterstadt als fünftes Kind der Eheleute Josef Pankert und Luise Godesar. Drei Monate nach seiner Geburt zog die Familie Pankert zur Oberstadt. Die Eltern schenkten elf Kindern das Leben (fünf Söhne und sechs Töchter). Es leben noch zwei Schwestern. Der Vater war von Beruf Schreiner und führte in Nispert-Rahmen einen Schreinereibetrieb. Der Vater verstarb im Jahr 1958, die Mutter im Jahr 1975 im Alter von 81 Jahren.

Nach der Primarschule am Collège Patronné (heute Pater-Damian-Schule) änderte sich  die weitere Ausbildung des Jubilars infolge des Kriegsausbruchs im Mai 1940 schlagartig.  Zunächst besuchte er die Städtische Oberschule für Jungen, ehe er vom 15. Februar bis Ende August 1943 nach Aachen-Richterich als Luftwaffenhelfer an die „Flak“ bestellt wurde und gleichzeitig das Hindenburg-Gymnasium in der Kaiserstadt besuchte.

Ostpreußen und Erzbergwerk

Während elf Monaten (September 1943 bis Juli 1944) war er als Elektro-Praktikant im Schalterbau Eupen tätig.  Es folgten drei Monate im Arbeitsdienst in Ortelsburg bei Allenstein in Ostpreußen. Ein glücklicher Zufall (oder war es „Fügung“ wie Joseph Pankert meint) führte dazu, dass er vom Arbeitsdienst nicht sofort zum Fronteinsatz kam, sondern ab Dezember 1944 Praktikant in den Krupp-Stahlwerken im Erzbergwerk Philippstein bei Weilburg und in der Ankerwickelei in Weilburg/Lahn bis zum Einmarsch der US-Truppen am 1. April 1945 wurde.

Unter teils abenteuerlichen Bedingungen kehrte Joseph Pankert am 3. Mai 1945 in die Heimat zurück und konnte am Collège Patronné sein Studium in Latein-Mathematik wieder aufnehmen.  Da er kriegsbedingt kein „reguläres“ Gymnasialstudium machen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als am 19. Dezember 1946 sein Abitur vor der „Jury Central“ abzulegen. Von den 300 Anwärtern bestanden nur 30 Schüler, darunter alle elf aus Eupen, erinnert sich Joseph Pankert nicht ohne Stolz.

Zunächst widmete er sich bis Oktober 1947 dem Wiederaufbau des väterlichen Schreinereibetriebs, der durch Kriegseinwirkung zerstört war. Alsdann begann er im November 1947 das Studium der Philosophie in Sint-Truiden und studierte danach Theologie in Lüttich. Geweiht wurde Josef Pankert am 19. Juli 1953 in Lüttich von Bischof Ludwig Joseph Kerkhofs - gemeinsam mit 32 weiteren Priestern aus dem damaligen „Doppelbistum“ Limburg-Lüttich, von denen noch neun leben.

Baumeister „Zeus“

Nach der Priesterweihe wurde er im September 1953 an der traditionsreichen Bischöflichen Schule St.Vith in den Schuldienst berufen, wo er Religion, Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtete.  Er wurde Präfekt der „BS“,  schließlich am 1. April 1961 Direktor und erhielt bald den Beinamen „Zeus“. Über 20 Jahre leitete er nicht zuletzt auch als „Baumeister“ die Schule, lediglich unterbrochen von einem „Sabbatjahr“ (Oktober 1970-Juni 1971), um sich an der Universität Löwen dem Studium  der ethischen und religiösen Wissenschaften zu widmen.

Nach 31 Dienstjahren als Lehrer, Erzieher, Präfekt und Direktor an der Schule reichte Joseph Pankert aus gesundheitlichen Gründen im Dezember 1984 den Stab an Engelbert Cremer (seit April 1983 diensttuender Direktor) weiter und stieg mit 57 Jahren in die Pfarrseelsorge ein.

 Mitverantwortung der Laien

Vom „Weißen Haus“ an der „BS“ wurde er als Nachfolger von Hubert Korvorst zum Pastor in Nidrum berufen. In diesen sieben Jahren bis August 1992 hat er der Dreikönigspfarre wichtige Impulse gegeben. Einen großen Platz räumte er den Laienchristen ein, die in der Erstkommunion- und Firmvorbereitung, bei der Gestaltung von Wortgottesfeiern echte Mitverantwortung übernahmen. Großen Wert legte er dabei auch auf eine gründliche Ausbildung der Laien.  Zu dieser Zeit wurde der ehemalige Kindergarten auf sein Betreiben hin zu einem „Haus der Begegnung“ für die Nidrumer Vereine und Gruppen. Er richtete die Pfarrbibliothek ein und restaurierte die Pfarrkirche, indem viele Kunstgegenstände wieder an ihren angestammten Platz zurückkehrten und gestaltete die Taufkapelle von Grund auf neu.

Als Religionsinspektor der Sekundarschulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft hielt er von 1985 bis 1992 weiterhin engen Kontakt zu Lehrern und Schülern.

Vor 25 Jahren kehrte er in seine Heimat Eupen zurück, allerdings nicht um in den Ruhestand zu treten. Vom 1. Juli 1993 bis 2015 war  er Rektor des Alten- und Pflegeheims St. Josef  und von 1998 bis vor zwei Jahren 17 Jahre lang Verantwortlicher der Krankenhausseelsorge im St.Nikolaus-Hospital. Bis 2009 war Joseph Pankert ebenfalls 17 Jahre lang Visitator der alten und kranken Priester in Ostbelgien. Bis vor zwei Jahren feierte er während zwölf Jahren jeden Mittwoch den Gottesdienst in der Kapelle Nispert, unfern des Ortes, wo er als Kind aufgewachsen ist.  Heute steht er immer noch auf Abruf bereit, um nicht wenige Dienste im Pfarrverband Eupen-Kettenis auszuüben. 

Lothar Klinges

 

NACHGEFRAGT

Vorausschauend gedacht und nicht immer verstanden worden

Aus Anlass des diamantenen Priesterjubiläums vor vier Jahren führten wir ein Gespräch mit Joseph Pankert aus Eupen.

Vor 60 Jahren sind Sie zum Priester geweiht worden. War es damals leichter als heute, „Ich bin bereit“ zur Berufung zu sagen?

Das Leben in der Familie und in der Gesellschaft war religiös geprägt. Die Glaubenspraxis war für sehr viele selbstverständlich. Viele äußere Einflüsse haben sich inzwischen negativ auf das Glaubensleben ausgewirkt. Das erschwert ganz sicherlich die Entscheidung für ein geistliches Leben.

Was war das Schöne und Frohmachende am Priestersein?

An allen Wirkungsstätten konnte ich mit zahlreichen engagierten Laien zusammenarbeiten. Es war bemerkenswert, mit welcher Überzeugung sie sich in den verschiedenen Bereichen zur Verfügung stellten.

Was hat Sie entmutigt?  Welche schwierigen Momente haben Sie bisher in ihrem Priesterleben durchzustehen gehabt?

Dank einer positiven Einstellung zum Leben kann von Entmutigung keine Rede sein. Sicherlich machten die Krankheiten mir oft zu schaffen. Schwierige Zeiten habe ich gekannt, wenn ich zu vorausschauend gedacht und gehandelt hatte, aber nicht immer verstanden wurde.

Welches war ihre schönste Zeit und warum?

Jede der drei großen Lebensabschnitte, der erste im Dienste der Jugend in St.Vith, der zweite im Dienste der Erwachsenen und der Familien in Nidrum, der dritte im Dienste der Senioren und der Kranken in Eupen füllten und füllen mich ganz aus. Keine von ihnen möchte ich missen.

Wie sieht Ihre persönliche Bilanz nach 60 Priesterjahren aus?

Die Bilanz der Priesterjahre kann ich nicht anders als abwechslungsreich und zugleich sehr bereichernd bezeichnen

Seit 20 Jahren sind Sie Rektor im Josefsheim. Was bedeutet das für Sie?

In diesen Jahren konnte ich am Leben vieler Menschen in ihren leiblichen und seelischen Nöten teilnehmen. Ein liebes und ermutigendes Wort half so manchem in seinen schweren Stunden. Vielen konnte ich auch in ihren letzten Lebensstunden beistehen.

Sie gelten als großer „Baumeister der Bischöflichen Schule St.Vith. Warum?

Die rege Bautätigkeit, die in diese Zeit fällt, war bedingt durch die wachsenden Schülerzahlen und vor allem auch durch die Ansprüche, die eine moderne Schule stellt.

Was verbindet Sie noch heute mit der „BS“ und mit Nidrum?

Mit der Schule besteht weiterhin ein regelmäßiger telefonischer Kontakt mit zwei Priestern, die noch in der Schule ihr Domizil haben. Eingeladen werde ich von der Leitung der Schule zu den Einweihungsfeierlichkeiten wie auch zur Preisverteilung am Ende des Schuljahres. Auch wenn Drucksachen anstehen, ist die „BS“ die richtige Adresse. Mit Nidrum verbindet mich weiterhin ein bleibender freundschaftlicher Kontakt mit etlichen Personen und ganz besonders mit Frau Josefa Heck, die seit 20 Jahren vorbildlich meinen Haushalt in Eupen führt.

IN KÜRZE

Worauf freuen Sie sich?

Auf die Begegnung mit Menschen, die mir viel bedeuten

Was würde Ihre Mutter über Sie sagen?

Bleibe, wie du bist!

Was ist Ihr Lieblingsort? Wo halten Sie sich gerne auf?

In Benediktinerabteien und am Meer.

Ihre aufregendste Bibelstelle?

„Euer Herz sei ohne Angst, Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ (Joh 14,1)

Und Ihr „Herzens“- Gebet?

Das Vaterunser

Wer sind Ihre Vorbilder?

Meine Eltern mit ihrer Lebenshaltung, auch im Glauben

Was war Ihr schönstes Gottesdiensterlebnis?

Die Christmette in Nidrum mit ihrer besonderen Stimmung, wobei die Gläubigen mit ganzem Herzen mitfeierten.

Wenn Sie nicht Priester geworden wären, was dann?

Architekt oder Sprachenlehrer, Berufe, die ich ja auch neben meiner Tätigkeit als Seelsorger ausgeübt habe.

Welches sind Ihre Hobbys?

Lektüre von theologischen Büchern, aber auch von Romanen; Wandern im Eupener Wald; Besuch von Kunstausstellungen.

  Fotos zu Joseph Pankert, Eupen

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