Predigten zur Adventszeit - Lesejahr A 1.
Advent
2. Dezember 2001 Mt 24,37-44
Predigten in der Adventszeit - Lesejahr A
1. Adventssonntag (Jes 2,1-5; Mt 24,37-44) - 2. Dezember
2001
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Liebe Mitchristen,
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den
Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie
die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten,
bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut
hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des
Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld
arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen,
die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine
zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag
euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher
Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht
zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit!
Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. (Mt
24,37-44)
Immer wieder geht in unserer Eifel die Angst um, wenn
Einbrecherkolonnen oder einzelne Einbrecher unterwegs sind und die Gegen
unsicher machen. Oder auch: wer kennt sie nicht die Angst davor, etwa nach dem
Urlaub nach Hause zu kommen und ein furchtbares Durcheinander vorzufinden. Die
Einbrecher gehen so leise und professionell vor, dass man sie gar nicht
bemerkt, selbst wenn sie im Schlafzimmer sind. Die Angst, dass jemand in das
Haus oder die Wohnung einbricht. Ein Alptraum, im Bett zu liegen und zu
hören, dass jemand durch die Zimmer schleicht.
Und der Zorn erst darüber, dass da jemand in die
Privatsphäre unseres Lebens ein dringt. Diese Erfahrung unseres Lebens
nimmt Jesus als Beispiel dafür, dass wir "wachsam und bereit" sein sollen.
Auch Jesus Christus, der Herr über Leben und Tod, wird
unvermutet in unser Leben kommen - wie der Dieb in der Nacht.
Was ist das für eine eigenartige Botschaft? Eher wohl ein
Drohwort nach dem Motto: Wartet nur ab! Ich finde schon den Tag, an dem ihr
nicht aufpasst. Irgendwann wird es euch erwischen! Ihr wisst doch, wie schnell
auf der Straße etwas passieren kann! Ihr wisst doch, dass es beim Tod
nicht der Reihe nach geht, sondern dass die Menschen von Krankheiten und Tod
überrascht werden können! Ein düsterer Adventsanfang?
Das Evangelium will keine Drohbotschaft sein, sondern uns zum
Denken und Nachdenken anregen. Und das tut uns allen gut. Diese Botschaft will
uns doch deutlich vor Augen führen, dass wir als Christen jeden Tag
unseres Lebens wichtig nehmen sollen. Aufmerksam beobachten was der Tag uns
wohl bringen mag, damit wir bereit werden für das Wesentliche. So werden
wir offen, dass Jesus Christus jederzeit bei uns ankommen kann. Diesen Appell
haben wir beileibe nötig.
Wie oft schon standen wir an Weihnachten am Christbaum und
wunderten uns, dass es schon soweit war. Wir lassen uns so sehr von den
Geschäftigkeiten gefangen nehmen, dass Weihnachten auf einmal im Haus war
wie der Dieb in der Nacht. Weihnachten hatte sich in unser Haus gestohlen, ohne
dass wir innerlich vorbereitet waren.
In einer Legende wird geschildert, wie die Wachsamkeit im Hause
einer Familie gepflegt wurde: Die Familie erwartete Jesus Christus. Darum
ließ sie bei ihren Mahlzeiten immer einen Platz frei für den Fall,
dass Er kommen würde. An einem Winterabend klopfte ein einsamer Wanderer
an die Tür des Hauses. Verfroren und armselig betrat er das Zimmer, in dem
die Familie zum Essen versammelt war. Der Fremde nahm auf dem freigehaltenen
Stuhl Platz. Er aß und trank und wärmte sich auf. Dann dankte er
herzlich und ging wieder hinaus in die Nacht. Da erkannte die Familie: In
diesem Fremden hat uns Jesus Christus selbst besucht.Sind wir bereit? Haben wir
unsere Augen geöffnet, achten wir auf das, was jetzt wichtig ist, was
jetzt an der Reihe ist. Wachsam und aufmerksam sein für das, was der
braucht, der uns begegnet. Bei am Sprechen über Nächsten- und
Gottesliebe nicht das übersehen, was der Aller-Nächste, in unserer
eigenen Familie, nötig braucht. Nicht überhören, dass die
Ehepartnerin heute und jetzt eines guten Wortes, einer Zärtlichkeit oder
der Unterstützung bedarf.
Vielleicht entdecke ich dann auch in dem Menschen, für den
ich jetzt da bin, Jesus Christus selbst. Wenn ich im vor-weihnachtlichen
Treiben weniger auf die Geschenke achte als auf den, den ich beschenken will,
dann springen Funken über. Da kann Advent werden - Advent heißt ja
zu Deutsch: Ankunft. Weil ich mich meinem Ehepartner froher zuwenden, kann er
intensiver bei mir ankommen.
Wenn die Kinder spüren, dass am Abend die Mutter oder der
Vater nicht nur nach Hause kommen und die Wohnung betreten, sondern wirklich
angekommen sind, mit ihrem Herzen.
In einer solchen Atmosphäre können wir spüren: In
der liebevollen Begegnung mit Menschen begegnet uns Gott. Gott kommt uns nahe.
Er kommt bei uns an. |