Predigten aus dem Leben gehalten von :

Pfarrer Lothar Klinges,
Lindenstraße 25, B - 4750 Weywertz
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Predigten Festtage
Dreifaltigkeitssonntag - B

Dtn 4, 32-34.39-40 Rom 8, 14-17; Mt. 28, 16-20
15. Juni 2003

Mose sprach zum Volk; er sagte: Forsche einmal in früheren Zeiten nach, die vor dir gewesen sind, seit dem Tag, als Gott den Menschen auf der Erde schuf; forsche nach vom einen Ende des Himmels bis zum andern Ende: Hat sich je etwas so Großes ereignet wie dieses, und hat man je solche Worte gehört? Hat je ein Volk einen Gott mitten aus dem Feuer im Donner sprechen hören, wie du ihn gehört hast, und ist am Leben geblieben? Oder hat je ein Gott es ebenso versucht, zu einer Nation zu kommen und sie mitten aus einer anderen herauszuholen unter Prüfungen, unter Zeichen, Wundern und Krieg, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm und unter großen Schrecken, wie es der Herr, euer Gott, in Ägypten mit euch getan hat, vor deinen Augen? Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen: Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst. Daher sollst du auf seine Gesetze und seine Gebote, auf die ich dich heute verpflichte, achten, damit es dir und später deinen Nachkommen gut geht und du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt für alle Zeit. (Dtn 4,32-34.39-40)

Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. 17 Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt 28, 16-20)

Liebe Mitchristen,

Aus unserer Kindheit haben wir uns so manches mal über die eigenartigen Namen der Indianer aus den Indianergeschichten unserer Jugend amüsiert: Da gab es den Häuptling "Schneller Hirsch" oder "Bärentöter" oder "Liebliche Sonne". Wir wisse auch, dass es Völker gibt, in denen die Menschen ihren Namen von den besonderen Fähigkeiten her bekommen, die sie besitzen, oder von den großen Taten, die sie begangen haben.

Der Name sagt etwas über die Person aus, die diesen Namen trägt. Mancher hat auch einen Namen erhalten, und ist zeitlebens seinem Namen hinterhergelaufen, hat versucht, ihm zu entsprechen, ihn durch das Leben einzuholen. Ein Name kann wie ein Programm sein.

"Ein Bergdorf lag zu Füßen eines großen Berges. Dieser Berg hatte eine Besonderheit: Das Wetter hatte die Felsen auf eine so merkwürdige Weise ausgewaschen und abgeschliffen, dass es aussah, als schaue ein großes menschliches Gesicht über die Landschaft. In dem Dorf gab es eine alte Sage: Einmal werde ein Mann in das Dorf kommen, so wurde überliefert, der dem Felsengesicht genau gleichen werde, und dieser Mann werde ein großer Wohltäter sein und unvergesslich Gutes tun für die Bewohner.
In dem Dorf lebte ein sechsjähriger Junge, den diese alte Sage tief bewegte. Das Antlitz im Felsen faszinierte ihn. Immer wieder wanderten seine Augen hinauf zu dem Berg. Immer wieder vertiefte er sich in den Anblick des steinernen Gesichts. Oft stand er unter der Tür und schaute hinauf und betrachtete das Gesicht im Felsen. Und er wuchs heran und war sehr beliebt bei den Leuten; denn er war gütig und hatte ein Herz für Menschen, die in Not waren. Eines Tages, als er über den Marktplatz ging, gerieten die Dorfbewohner bei seinem Anblick in Bestürzung: Seine Gesichtszüge glichen haargenau dem Antlitz im Felsen. Und es brach, so wird erzählt, in jenem Dorf eine Zeit des Friedens und der Menschlichkeit an. Die Prophezeiung der alten Sage hatte sich erfüllt."

Was ist hier geschehen? Ein Mensch lässt sich prägen von dem Gesicht, das er im Felsen schaut. Auch wenn es nur eine erfundene Geschichte ist - der Vorgang ist gar nicht so daneben.

Schaut euch doch mal die Gesichter der Menschen unserer Pfarre an. Aus den Gesichtern von uns Menschen kann man schon vieles über den Menschen sagen. Vorsicht: Man kann auch voll daneben liegen und ausgehend vom Gesicht ein Urteil oder Vorurteil über einen Menschen fällen.

Trotzdem: Unsere Gesichtszüge tragen die Spuren unseres Lebens, spiegeln wider, was wir erlebt, erlitten, erkämpft haben, unsere Träume und Enttäuschungen, unsere Freuden, unseren Hass und unsere Liebe. Das Felsenantlitz hat sich jenem Jungen eingeprägt, weil er sich von ihm hat prägen lassen.

Die Bibel spricht von einem Bild, das uns Menschen unverlierbar eingeprägt ist: das Bild Gottes. Abbild und Ebenbild Gottes nennt sie uns Menschen, und unsere Aufgabe ist es dieses Bild Gottes in uns zum Leuchten kommen zu lassen.

Das Evangelium von heute gibt dafür einen wichtigen Impuls. Der Auferstandene gibt seinen Freunden den Auftrag, alle Menschen in allen Völkern zu taufen auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir sind getauft, das heißt: Der Name dieses dreifaltigen Gottes ist in uns unauslöschlich eingeprägt und will in unserem Leben zum Leuchten kommen.

Durch die Taufe schafft Gott uns neu nach seinem Bilde. Dabei ist gerade der heutige Festtag von Bedeutung. Er weist uns darauf hin, dass Gott nicht in einem einfachen Bild zu fassen ist. Er sprengt die Klischees, die Menschen sich von ihm machen.

In Gott gibt es Leben, gibt es Beziehung: vom Vater zum Sohn, vom Sohn zum Vater, und diese Beziehung, die wir "Heiliger Geist" nennen, weitet sich aus auf uns Menschen, nimmt uns mit hinein in dieses göttliche Leben und strahlt aus in unser Leben.

Dieses Bild will in uns zur Entfaltung kommen. Wenn wir nach dem Bild des dreifältigen Gottes leben, dann verliert der Streit um oben und unten, um Macht und Ansehen seine Bedeutung. Dann entsteht ein Raum, in dem Menschen sich einander öffnen, weil Gott selbst Gemeinschaft ist. Dann wird unser Gesicht seinem Bild ähnlich werden.


Alternativvorschlag:

Liebe Mitchristen,

Ist es nicht so, dass wir FREIHEIT mit X-BELIEBIGKEIT verwechseln. Wir übersehen, dass Gottes Geist uns nicht befreit, damit wir nach dem Zeit-Geist leben, damit wir tun und lassen können, was wir wollen, was uns am bequemsten ist und was uns am meisten einbringt, sondern damit wir einzig und allein an Gott gebunden sind und an nichts und niemand sonst.

Aber wir leben weitgehend so, dass wir uns an nichts mehr binden wollen. Das ist auch der Grund für das Verhalten vieler Leute, das die gesellschaftlichen Gruppen, Vereine und die Pfarrgemeinde gleichermaßen beklagen: Man findet kaum noch einen, der sich binden will, der Verantwortung übernehmen will. Das fängt schon bei den Kindern an, wenn es darum geht Messdiener zu sein: Da muss man sich binden. wenn man auf dem Plan steht, dann ist man gebunden. Das geht weiter so bei den Erwachsenen. Die meisten wollen nur noch frei sein VON ALLEM - und man übersieht dabei, dass die Freiheit auch ein Ziel, eine Aufgabe braucht. So leben wir in einer Scheinfreiheit dahin, wir lassen uns leben und unterwerfen uns dafür freiwillig der Diktatur der Mode, der Freizeitindustrie und dem Konsum; und wir merken es nicht einmal, wie unfrei wir sind, wie abhängig vom Zeit-Geist, von dem was der Nachbar denken könnte, was dann im Dorf erzählt werden könnte. Im Grunde sind wir abhängig und unfrei. Das machen ja alle so.......dann (muss) mache ich es auch so........

Es gibt natürlich auch andere Gründe, warum Menschen nicht bereit sind, das eine oder andere mitzumachen: In den letzten Wochen habe ich noch etwa 15 Personen für den einen oder anderen Dienst in unserer Pfarre angesprochen. Ich kann viele von ihnen verstehen, wenn sie sich nicht engagieren, weil sie Bedenken haben, dann der Kritik einiger ausgesetzt zu sein. Sobald sich jemand irgendwo und irgendwie einsetzt, dann wird er kritisiert. Das entmutigt viele Menschen, sich überhaupt noch für irgendetwas herzugeben.

Von einer anderen Person weiß ich zu berichten, die sich in unserer Pfarre einsetzt, obwohl sie von manchen angesprochen wurde, wie sie sich nur dafür hergeben könne, zumal sie doch keine Kinder mehr im Alter der Erstkommunion oder Firmung hätte. Trotzdem engagiert sie sich: Ja, hier scheiden sich die Geister: Entweder ich lebe nach dem Zeitgeist, d.h. Ich zuerst und Ich und Ich und Ich und Ich... über alles und der Rest kann mir gestohlen bleiben, oder aber ich lebe nach Gottes Geist, d.h. ich setze mich für andere ein.

Ich komme nochmals auf die falsch verstandene Freiheit zurück: Der Preis dieser Scheinfreiheit werden wir in wenigen Jahren bezahlen. Die Kinder dieser scheinbar totalen Freiheit werden heute groß - und sie sind ein Opfer der X-Beliebigkeit, die uns so heilig, so wichtig ist. Für mich ist es heute DIE Erbsünde, dass Eltern ihre Kinder -in scheinbarer Freiheit- sich selbst überlassen.

Das ist der Preis, der bezahlt werden muss, wenn Freiheit mit völliger Freizügigkeit gleichgesetzt wird. Der Preis der Freiheit, die sich an Gott bindet und an seine Gebote, ist, dass es einem gut geht. HEIL nennt das die Bibel.

Darum will JESUS, dass möglichst viele Menschen das HEIL finden und nicht das Unheil. Darum sagt er: "Macht alle Menschen zu meinen Jüngern und tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes." Das heißt doch: "Macht die Menschen frei von allen Zwängen und bindet sie an den befreienden Gott!"

Das meint Taufe und als getaufter Mensch zu leben: heraus aus der oberflächlichen, sinnlosen Lebensweise und hinein in die Freiheit der Kinder Gottes! Das griechische Wort für diese Lebensweise ist ANASTROPHE. Dieses Wort gibt es in der deutschen Sprache nicht - wohl aber das Gegenteil: die KATASTROPHE. Zwischen diesen beiden Lebensweisen können -müssen- wir wählen.

Wenn wir weiterhin Freiheit mit X-Beliebigkeit verwechseln, dann steuern wir in die Katastrophe. Wenn wir uns in Freiheit für Gott entscheiden, wenn wir uns von seinem Geist frei machen lassen und uns an ihn binden, wenn wir uns von Jesus frei machen lassen von allen Götzen und Mächten - dann leben wir befreit. Das ist ANASTROPHE.

Wir können also wählen? Wählen wir die ANASTROPHE oder wählen wir die KATASTROPHE. Heute sollen wir wählen und uns entscheiden für diesen Gott. Und wir wissen: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Vielleicht ist es sonst schon zu spät.

Wie wählen wir also? Binden wir uns an Gott und an den Zeit-geist? Wählen wir die Anastrophe oder die Katastrophe?


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