Mose sprach zum Volk; er sagte: Forsche einmal in früheren
Zeiten nach, die vor dir gewesen sind, seit dem Tag, als Gott den Menschen auf
der Erde schuf; forsche nach vom einen Ende des Himmels bis zum andern Ende:
Hat sich je etwas so Großes ereignet wie dieses, und hat man je solche
Worte gehört? Hat je ein Volk einen Gott mitten aus dem Feuer im Donner
sprechen hören, wie du ihn gehört hast, und ist am Leben geblieben?
Oder hat je ein Gott es ebenso versucht, zu einer Nation zu kommen und sie
mitten aus einer anderen herauszuholen unter Prüfungen, unter Zeichen,
Wundern und Krieg, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm und unter
großen Schrecken, wie es der Herr, euer Gott, in Ägypten mit euch
getan hat, vor deinen Augen? Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen:
Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst. Daher
sollst du auf seine Gesetze und seine Gebote, auf die ich dich heute
verpflichte, achten, damit es dir und später deinen Nachkommen gut geht
und du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt für alle
Zeit. (Dtn 4,32-34.39-40)
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den
Jesus ihnen genannt hatte. 17 Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm
nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu
ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu
allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie
auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt
sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei
euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt 28, 16-20)
Liebe Mitchristen,
Aus unserer Kindheit haben wir uns so manches mal über die
eigenartigen Namen der Indianer aus den Indianergeschichten unserer Jugend
amüsiert: Da gab es den Häuptling "Schneller Hirsch" oder
"Bärentöter" oder "Liebliche Sonne". Wir wisse auch, dass es
Völker gibt, in denen die Menschen ihren Namen von den besonderen
Fähigkeiten her bekommen, die sie besitzen, oder von den großen
Taten, die sie begangen haben.
Der Name sagt etwas über die Person aus, die diesen Namen
trägt. Mancher hat auch einen Namen erhalten, und ist zeitlebens seinem
Namen hinterhergelaufen, hat versucht, ihm zu entsprechen, ihn durch das Leben
einzuholen. Ein Name kann wie ein Programm sein.
"Ein Bergdorf lag zu Füßen eines großen Berges.
Dieser Berg hatte eine Besonderheit: Das Wetter hatte die Felsen auf eine so
merkwürdige Weise ausgewaschen und abgeschliffen, dass es aussah, als
schaue ein großes menschliches Gesicht über die Landschaft. In dem
Dorf gab es eine alte Sage: Einmal werde ein Mann in das Dorf kommen, so wurde
überliefert, der dem Felsengesicht genau gleichen werde, und dieser Mann
werde ein großer Wohltäter sein und unvergesslich Gutes tun für
die Bewohner. In dem Dorf lebte ein sechsjähriger Junge, den diese alte
Sage tief bewegte. Das Antlitz im Felsen faszinierte ihn. Immer wieder
wanderten seine Augen hinauf zu dem Berg. Immer wieder vertiefte er sich in den
Anblick des steinernen Gesichts. Oft stand er unter der Tür und schaute
hinauf und betrachtete das Gesicht im Felsen. Und er wuchs heran und war sehr
beliebt bei den Leuten; denn er war gütig und hatte ein Herz für
Menschen, die in Not waren. Eines Tages, als er über den Marktplatz ging,
gerieten die Dorfbewohner bei seinem Anblick in Bestürzung: Seine
Gesichtszüge glichen haargenau dem Antlitz im Felsen. Und es brach, so
wird erzählt, in jenem Dorf eine Zeit des Friedens und der Menschlichkeit
an. Die Prophezeiung der alten Sage hatte sich erfüllt."
Was ist hier geschehen? Ein Mensch lässt sich prägen von
dem Gesicht, das er im Felsen schaut. Auch wenn es nur eine erfundene
Geschichte ist - der Vorgang ist gar nicht so daneben.
Schaut euch doch mal die Gesichter der Menschen unserer Pfarre an.
Aus den Gesichtern von uns Menschen kann man schon vieles über den
Menschen sagen. Vorsicht: Man kann auch voll daneben liegen und ausgehend vom
Gesicht ein Urteil oder Vorurteil über einen Menschen fällen.
Trotzdem: Unsere Gesichtszüge tragen die Spuren unseres
Lebens, spiegeln wider, was wir erlebt, erlitten, erkämpft haben, unsere
Träume und Enttäuschungen, unsere Freuden, unseren Hass und unsere
Liebe. Das Felsenantlitz hat sich jenem Jungen eingeprägt, weil er sich
von ihm hat prägen lassen.
Die Bibel spricht von einem Bild, das uns Menschen unverlierbar
eingeprägt ist: das Bild Gottes. Abbild und Ebenbild Gottes nennt sie uns
Menschen, und unsere Aufgabe ist es dieses Bild Gottes in uns zum Leuchten
kommen zu lassen.
Das Evangelium von heute gibt dafür einen wichtigen Impuls.
Der Auferstandene gibt seinen Freunden den Auftrag, alle Menschen in allen
Völkern zu taufen auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Wir sind getauft, das heißt: Der Name dieses dreifaltigen Gottes
ist in uns unauslöschlich eingeprägt und will in unserem Leben zum
Leuchten kommen.
Durch die Taufe schafft Gott uns neu nach seinem Bilde. Dabei ist
gerade der heutige Festtag von Bedeutung. Er weist uns darauf hin, dass Gott
nicht in einem einfachen Bild zu fassen ist. Er sprengt die Klischees, die
Menschen sich von ihm machen.
In Gott gibt es Leben, gibt es Beziehung: vom Vater zum Sohn, vom
Sohn zum Vater, und diese Beziehung, die wir "Heiliger Geist" nennen, weitet
sich aus auf uns Menschen, nimmt uns mit hinein in dieses göttliche Leben
und strahlt aus in unser Leben.
Dieses Bild will in uns zur Entfaltung kommen. Wenn wir nach dem
Bild des dreifältigen Gottes leben, dann verliert der Streit um oben und
unten, um Macht und Ansehen seine Bedeutung. Dann entsteht ein Raum, in dem
Menschen sich einander öffnen, weil Gott selbst Gemeinschaft ist. Dann
wird unser Gesicht seinem Bild ähnlich werden.
Alternativvorschlag:
Liebe Mitchristen,
Ist es nicht so, dass wir FREIHEIT mit X-BELIEBIGKEIT verwechseln.
Wir übersehen, dass Gottes Geist uns nicht befreit, damit wir nach dem
Zeit-Geist leben, damit wir tun und lassen können, was wir wollen, was uns
am bequemsten ist und was uns am meisten einbringt, sondern damit wir einzig
und allein an Gott gebunden sind und an nichts und niemand sonst.
Aber wir leben weitgehend so, dass wir uns an nichts mehr binden
wollen. Das ist auch der Grund für das Verhalten vieler Leute, das die
gesellschaftlichen Gruppen, Vereine und die Pfarrgemeinde gleichermaßen
beklagen: Man findet kaum noch einen, der sich binden will, der Verantwortung
übernehmen will. Das fängt schon bei den Kindern an, wenn es darum
geht Messdiener zu sein: Da muss man sich binden. wenn man auf dem Plan steht,
dann ist man gebunden. Das geht weiter so bei den Erwachsenen. Die meisten
wollen nur noch frei sein VON ALLEM - und man übersieht dabei, dass die
Freiheit auch ein Ziel, eine Aufgabe braucht. So leben wir in einer
Scheinfreiheit dahin, wir lassen uns leben und unterwerfen uns dafür
freiwillig der Diktatur der Mode, der Freizeitindustrie und dem Konsum; und wir
merken es nicht einmal, wie unfrei wir sind, wie abhängig vom Zeit-Geist,
von dem was der Nachbar denken könnte, was dann im Dorf erzählt
werden könnte. Im Grunde sind wir abhängig und unfrei. Das machen ja
alle so.......dann (muss) mache ich es auch so........
Es gibt natürlich auch andere Gründe, warum Menschen
nicht bereit sind, das eine oder andere mitzumachen: In den letzten Wochen habe
ich noch etwa 15 Personen für den einen oder anderen Dienst in unserer
Pfarre angesprochen. Ich kann viele von ihnen verstehen, wenn sie sich nicht
engagieren, weil sie Bedenken haben, dann der Kritik einiger ausgesetzt zu
sein. Sobald sich jemand irgendwo und irgendwie einsetzt, dann wird er
kritisiert. Das entmutigt viele Menschen, sich überhaupt noch für
irgendetwas herzugeben.
Von einer anderen Person weiß ich zu berichten, die sich in
unserer Pfarre einsetzt, obwohl sie von manchen angesprochen wurde, wie sie
sich nur dafür hergeben könne, zumal sie doch keine Kinder mehr im
Alter der Erstkommunion oder Firmung hätte. Trotzdem engagiert sie sich:
Ja, hier scheiden sich die Geister: Entweder ich lebe nach dem Zeitgeist, d.h.
Ich zuerst und Ich und Ich und Ich und Ich... über alles und der Rest kann
mir gestohlen bleiben, oder aber ich lebe nach Gottes Geist, d.h. ich setze
mich für andere ein.
Ich komme nochmals auf die falsch verstandene Freiheit
zurück: Der Preis dieser Scheinfreiheit werden wir in wenigen Jahren
bezahlen. Die Kinder dieser scheinbar totalen Freiheit werden heute groß
- und sie sind ein Opfer der X-Beliebigkeit, die uns so heilig, so wichtig ist.
Für mich ist es heute DIE Erbsünde, dass Eltern ihre Kinder -in
scheinbarer Freiheit- sich selbst überlassen.
Das ist der Preis, der bezahlt werden muss, wenn Freiheit mit
völliger Freizügigkeit gleichgesetzt wird. Der Preis der Freiheit,
die sich an Gott bindet und an seine Gebote, ist, dass es einem gut geht. HEIL
nennt das die Bibel.
Darum will JESUS, dass möglichst viele Menschen das HEIL
finden und nicht das Unheil. Darum sagt er: "Macht alle Menschen zu meinen
Jüngern und tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl.
Geistes." Das heißt doch: "Macht die Menschen frei von allen Zwängen
und bindet sie an den befreienden Gott!"
Das meint Taufe und als getaufter Mensch zu leben: heraus aus der
oberflächlichen, sinnlosen Lebensweise und hinein in die Freiheit der
Kinder Gottes! Das griechische Wort für diese Lebensweise ist ANASTROPHE.
Dieses Wort gibt es in der deutschen Sprache nicht - wohl aber das Gegenteil:
die KATASTROPHE. Zwischen diesen beiden Lebensweisen können -müssen-
wir wählen.
Wenn wir weiterhin Freiheit mit X-Beliebigkeit verwechseln, dann
steuern wir in die Katastrophe. Wenn wir uns in Freiheit für Gott
entscheiden, wenn wir uns von seinem Geist frei machen lassen und uns an ihn
binden, wenn wir uns von Jesus frei machen lassen von allen Götzen und
Mächten - dann leben wir befreit. Das ist ANASTROPHE.
Wir können also wählen? Wählen wir die ANASTROPHE
oder wählen wir die KATASTROPHE. Heute sollen wir wählen und uns
entscheiden für diesen Gott. Und wir wissen: Was du heute kannst besorgen,
das verschiebe nicht auf morgen. Vielleicht ist es sonst schon zu spät.
Wie wählen wir also? Binden wir uns an Gott und an den
Zeit-geist? Wählen wir die Anastrophe oder die Katastrophe? |