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Paula Mertes-Fohn
Sterbetag: 06.01.2008
Auferstehungsamt: 11.01.2008
Liebe Familie von Paula, liebe Nachbarn, liebe Mitchristen,
Paula ist aufgehoben im Kreis der Familie gestorben. Es ist bitter, es
tut weh, es macht Euch und uns alle traurig. Heimat war für sie die
Familie. Sie war ihre Mitte. Sie hat für euch gelebt, sie hat ihr
Leben Euch geschenkt.
Wir haben Paula als einen liebenswürdigen Menschen kennen gelernt,
der stets auf den Frieden in ihrer großen Familie bedacht war: „Friede
ist bei den Menschen seiner Gnade“. Dieser Gesang der Engel zu Weihnachten
ist bei ihr wahr geworden.
Sie umgab sich so gerne mit den Enkelkindern, denen sie sicherlich –
in ihrer Bescheidenheit und Zufriedenheit, die sie ausstrahlte –
viel vermitteln konnte.
Den Garten bestellte sie immer mit großer Freude. Um ihren Garten,
der an Vielfalt nicht zu übertreffen war, kümmerte sie sich
stets mit viel Inbrunst. Sie freute sich über die Früchte, die
der Garten hervorbrachte, über die Blumen, mit denen sie sich gerne
umgab.
Als sie schon nicht mehr aufstehen konnte und im Bett lag, sagte sie:
Geh doch nochmals bitte zum Garten und erzähle mir, was da alles
wächst und gedeiht.
Solange es ihr möglich war, nahm sie immer am Gottesdienst unserer
Christengemeinde teil und nicht selten sah man sie unten in unserer Kirche
vor der Mutter Gottes, um zu beten, die vielen Anliegen der Mutter Maria,
die sie so verehrte, anzuempfehlen.
Noch etwas lag ihr sehr am Herzen: das monatliche Gebet für Priester-
und Ordensberufe, jeweils am 1. Mittwoch im Monat. Daran lag ihr viel,
denn sie machte sich viele Gedanken über den akuten Priesternotstand,
der sie wirklich tief traurig machte, wie auch die Frage, wie es mit dem
Glauben weitergeht, auch für ihre Kinder.
Und schließlich die Nachbarschaft, die sie hoch gehalten hat, was
man ja heutzutage immer seltener sieht. Gastfreundlich war sie und ihren
Mitmenschen, ob in der Familie, in der Nachbarschaft, oder auch mir als
Priester, immer liebevoll zugeneigt.
Am Fest „Erscheinung des Herrn“, im Volksmund auch „Heilige
Drei Könige“ genannt, ist sie verstorben… Nur drei Stunden
vorher zog ich noch mit den Sternsingern von Zimmer zu Zimmer in unserem
Seniorenheim. Einem Stern sind die Sterndeuter aus dem Osten gefolgt:
Menschen, die man liebt, sind wie Sterne: Sie können funkeln und
leuchten noch lange nach ihrem Erlöschen. In der Dunkelheit der Trauer
leuchten die Sterne der Erinnerung. Wenn ein Stern erlischt, leuchtet
sein Licht noch Millionen von Jahren. Heute wollen wir danken für
die Leuchtkraft unserer verstorbenen Paula. Sie wusste um die Leuchtkraft
der Sonne, die wir in Jesus Christus finden. Seine Auferstehungssonne
leuchtet ihr.
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Sanny Jousten-Rich
Sterbetag: 11.01.2008
Auferstehungsamt: 16.01.2008
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Einleitung:
Plötzlich und unerwartet ist Sanny am Freitagabend gestorben. Für
sie und für uns war es „eine Stunde, in der ihr es nicht vermutet“
(Ev.)
Unerwartet heißt aber bei Sanny nicht „unvorbereitet“,
denn sie lebte ein stetige innige Verbundenheit mit Jesus Christus. Gerade
durch ihr Gebetsleben war sie vorbereitet auf die ewige Gemeinschaft mit
ihm.
Die Nachricht vom plötzlichen Tod von Sanny hat mich tief gewegt.
Und mir fiel das Wort aus dem Johannesevangelium ein, das ich euch gleich
vorlesen werde: „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt
haben.
Ich erinnere mich an unsere Herz-Jesu-Figur in unserer St. Odilia-Kapelle,
eine Statue, die Sanny hat anbringen lassen und die ihr so wichtig war.
Der Heiland präsentiert sein Herz. So habe ich Sanny erlebt, dass
sie uns Vielen ihr Engagement, ihre Bereitschaft zur Arbeit für uns
und unsere Gemeinschaft, dass sie uns ihr Herz anbot. Ihre Devise lautete:
„Für andere dasein." Wir kennen das plattdeutsche Wort,
das der Bauer dem neuen Knecht sagt: „Nimm das altgediente Pferd,
das steht vorn im Stall, das ist am leichtesten zu erreichen. Das macht
keine Schwie¬rigkeiten. Das beißt nicht und schlägt nicht
aus. Das zieht jeden Karren aus dem Dreck, geduldig und mit Kraft, ohne
sich aufzu¬bäumen.“
Nun blicken wir auf den, dessen Herz wir durchbohrten, dessen Kräfte
wir vielleicht überforderten. Herzinfarkt. Ich will uns jetzt keine
Schuldgefühle einreden - aber nachdenk¬lich möchte ich uns
machen. Und diese Gedanken könnten uns in der nächsten Zeit
begleiten. Denn wir werden oft an SANNY denken. Sie wird uns an allen
Ecken und Enden fehlen.
Ein zweiter Gedanke: Das Johannesevangelium überliefert uns als
letztes Jesus-Wort: „Es ist vollbracht!" Was ist das für
ein Wort, wenn ich das vor meinem Tod sagen kann. – „Die gute
Sanny“ - „eine liebe Frau“
Wie soll mein Leben aussehen, damit ich vor meinem Tod sagen kann: Es
ist vollbracht! Die Antwort auf diese Frage kann nur jeder einzelne geben
für sich vor dem Hintergrund der Gemeinschaft, in der er lebt. Ich
danke - ich meine im Namen vieler - SANNY für alles, was sie für
uns getan hat. Lasst uns weiterführen, wofür sie ihr Leben ein¬gesetzt
hat. Und lasst uns versuchen, die Last auf viele Schultern zu verteilen,
dass sie nicht einem einzelnen zu schwer wird. „Es ist vollbracht!".
Der Tod von SANNY erscheint uns wie ein Abbruch, nicht wie eine Vollendung.
Aber was alles hätte Jesus noch sagen und tun und wirken und leben
können! Die Aktivitäten auf Erden sind zu Ende. „Es ist
vollbracht!" Aber dein Leben, SANNY, geht wei¬ter. Wir werden
uns Wiedersehen. In Gott.
Schrifttext: Lesung 1 Thess
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher
13 Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis
lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.
14 Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden
ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm
zur Herrlichkeit führen.
17 Dann werden wir immer beim Herrn sein.
18 Tröstet also einander mit diesen Worten!
Evangelium Joh 19,28-37
28 Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er,
damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet.
29 Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm
mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund.
30 Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!
Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.
31 Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats
nicht am Kreuz bleiben sollten, baten die Juden Pilatus, man möge
den Gekreuzigten die Beine zerschlagen und ihre Leichen dann abnehmen;
denn dieser Sabbat war ein großer Feiertag.
32 Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann
dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war.
33 Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen
sie ihm die Beine nicht,
34 sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite,
und sogleich floß Blut und Wasser heraus.
35 Und der, der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr.
Und er weiß, dass er Wahres berichtet, damit auch ihr glaubt.
36 Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man
soll an ihm kein Gebein zerbrechen.
37 Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden auf den blicken, den sie
durchbohrt haben.
Liebe Familie von Sanny, liebe Nachbarn, Freunde und Bekannte,
liebe Christenfamilie,
Sanny war wirklich ein Schatz. Ein Schatz für Dich, Bernard, für
Euch, ihre Familie, für mich als Priester dieser Gemeinde, für
die Dorf- und Christengemeinschaft in Berg und für unseren Pfarrverband,
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erlitt sie einen Herzinfarkt,
kam ins Malmedyer Krankenhaus und von dort aus weiter nach Lüttich.
Alles schien wieder gut zu gehen, sie war auf dem Weg der Besserung und
kam wieder nach Malmedy.
Am Freitagabend ereilte mich – während des Neujahrsempfangs
der Zivilgemeinde im Gemeindehaus die plötzliche Nachricht von ihrem
Tod. Während der Bürgermeister in seiner Rede die Bedeutung
der Ehrenamtlichkeit unterstrich, starb ein wahres Vorbild für ehrenamtliches
Engagement in unserer Dorf- und Pfarrgemeinde.
Ich konnte es nicht glauben, dass Sanni tot sein sollte, war ich doch
erst zwei Stunden vorher bei ihr gewesen, im Krankenhaus, wo wir uns angeregt
unterhalten haben. Sie war gut drauf und wir erzählten viel miteinander.
Dann sagte sie mir, als ich aufbrechen musste, um den 19.00 Uhr Gottesdienst
in ihrer geliebten St. Odilia-Kapelle zu feiern, am liebsten käme
ich jetzt mit zum Gottesdienst, denn ich fühle mich sehr gut. Sie
erzählte vom Krankenbett aus, dass sie alles geregelt hatte für
den Blumenschmuck am Sonntag in der Kapelle.
Und dann die plötzliche Todesnachricht. Was hat sie sich nicht gesorgt,
gesorgt um ihre Familie, gesorgt um ihre Kapelle und Christengemeinde.
Das war, neben der Familie, ihre zweite Heimat.
Ihr Haus am Ende des Dorfes war ein „Haus für alle“,
eine Anlaufstelle für mich und für viele andere. Gastfreundlich
und immer ein gutes Wort, zuhörend und verständnisvoll, wie
man es nur selten erlebt.
Ihr freundliches, liebes, immer gut gelauntes Wesen machte sie immer zu
einer äußerst angenehmen Gesprächspartnerin. Man spürte,
dass pflichtbewusst wie sie war, sie sich immer Sorgen und Gedanken um
die Zukunft machte.
Sie war ein Schatz. Was haben wir an ihr geliebt? Welche Leuchtkraft
traf uns, wenn wir ihr begegneten? An welcher Stelle fühlten wir
uns geheilt, aufgemuntert, aufgebaut, wenn wir von ihr fort gingen? Sie
würde nicht wollen, dass ich das jetzt genauer benenne, denn sie
wirkte im Stillen. Nur Gott weiß um ihre vielen kleinen und größeren
Dienste.
Sie hat ein Leben „für andere“ gelebt: Sich selbst stellte
sie im Hintergrund. Ihre Dienstbereitschaft wurde ihr manchmal zu viel,
wie sie mir einige Male in der Sakristei der Kapelle verriet. Aber ihr
weites Herz, das für andere da war, ließ sie nicht ruhig, sich
trotzdem immer wieder aufzumachen, um zu dienen.
Wie oft hat sie mich angerufen oder mir vor/nach der Messe gesagt: Denken
Sie bitte noch daran, Herr Pastor. Da ist eine Kranke, von der ich nichts
wusste (Woher auch!) Sie machte mich darauf aufmerksam, so dass ich dorthin
gehen konnte. Sie war meine rechte Hand für Berg, ein Schatz, eine
Stütze, die ich – und mit mir viele andere, die sich nicht
als Konsumchristen verstehen - mehr als missen werde.
Und dankbar war sie: Nach der Messe, in der Sakristei, bedankte sie sich
jedes Mal bei mir für den schönen Gottesdienst. Und wie oft
hat sie gesagt: Jetzt ist man schon so alt und lernt noch immer Neues
hinzu, wenn sie in der Sakristei auf den einen oder anderen Punkt der
Predigt zu sprechen kam. Nicht nur einmal, immer wieder, freitags und
sonntags, nach der Messe in der Kapelle.
Und viel gebetet hat sie: für Euch alle, für so viele Anliegen.
Kerzen brannten immer in ihrem Haus. Ihr ganzes Leben war eine einzige
Verbundenheit mit Gott: Sie lebte ständig in der Gewissheit, von
Gottes Nähe umgeben zu sein. Wie oft hat sie gesagt: „Herr,
hilft mir!“ (in Plattdeutsch). Während des Gehens, bei der
Arbeit, kam ihr das Stoßgebet immer wieder über die Lippen:
„Herr, hilf mir!“ Sie war immer im Gespräch mit Gott:
„Herr, gib mir Kraft!“
Sie lebte aus einem ganz tiefen Glauben heraus, ein Glaube nicht für
Feiertage, ein Glaube nicht der frommen und salbungsvollen Worte, sondern
ein Glaube durch und durch gelebt. Pflichtbewusst, Freigebig, großzügig,
gebefreudig haben sie immer erlebt. Nichts war ihr zuviel. Einen guten
Rat, der wieder einen Ausweg aus einer verfahrenen Situation aufzeigte.
Die Kapelle St. Odilia war ihr zweites Zuhause. Es verging kein Tag,
wo sie nicht nach dem Rechten schaute und das kleine Gotteshaus zu einem
echten Zuhause für die Menschen machte, wofür wir ihr so sehr
dankbar sind. Wie wird es weitergehen?
Ihre Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft einzusetzen, kannte
keine Grenzen: ob als ehrenamtliche Küsterin, ob als Präsidentin
des Kirchenchors Berg, in unserer Kontaktgruppe, als Lektorin bei Gottesdiensten,
auch in den Wochenmessen und bei Totenwachen, bei der Leitung von Pilgerfahrten,
beim Einsammeln der Beiträge für den Pfarrbrief, und noch so
viele andere Dienste.
Unsere Verstorbene war eine Sängerin mit Leib und Seele, die sich
als Präsidentin des Kirchenchors „St. Odilia“ um den
Fortbestand des Chors, der es im Vergleich zu anderen großen Chören
viel schwerer hatte, große Sorgen machte und die so froh war, dass
dem Chor ein Neustart gelungen war. Aber auch im Kirchenchor St. Stefanus
sang sie mit viel Elan mit. Sie war eine Frau, bei der man immer vorsprechen
konnte, die konstruktiv und unermüdlich mitarbeitete, eine Triebfeder
für den Chor und für so vieles andere. Auch pflegte sie die
Kontakte zu den Nachbardörfern und war nahezu immer auch bei unseren
Auftritten und Konzerten zugegen.
Was ich an ihr auch so schätzte, war ihre Verbundenheit mit ihrer
Kapelle, gleichzeitig aber auch ihre Offenheit für die Sorgen des
gesamten Pfarrverbandes. Aber ihr drehte sich nicht alles um den eigenen
Kirchturm, sondern sie wusste sich auch verbunden mit den anderen Kirchen
und Kapellen unseres Pfarrverbandes, wo man sie auch zum Gottesdienst
antraf. Eine Weite, die den gesamten Pfarrverband im Auge hatte, machte
sie für uns zu einem so wertvollen Mitglied in unserer Kontaktgruppe.
Plötzlich und unerwartet, aber vorbereitet ist sie gestorben. Einen
Tod, wie sie sich ihn immer gewünscht hat und oft genug hat sie mir
davon gesprochen: „Ich bete für eine gute Sterbestunde.“
Sicher, aus unserer Sicht, zu früh und zu schnell. Vielleicht sollten
wir ihren Tod mal mehr aus ihrer Sicht, aus Sanny Sicht sehen. So geben
wir den „Schatz“, den Gott uns in Sanny geschenkt hat, wieder
in seine Hände zurück. Wir geben ihn voller Dankbarkeit zurück,
aber uns Herz ist voll Wehmut. Uns tröstet, dass Jesus Christus der
Verstorbenen nun eine Wohnung im Himmel anbietet. Dort haben wir jetzt
einen Stern mehr, der auf uns herableuchtet. Amen.
TOTENWACHE: Ansprache
Jesus ging nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes
und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt
um, und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging,
sah er Simon und Andreas, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren
nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach!
Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre
Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er
Jakobus, den Sohn des Zebedäus; und seinen Bruder Johannes; sie waren
im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie, und sie folgten
Jesus nach. (Mk 1,14-20)
Die biblische Wegweisung, die wir soeben gehört haben, entsprach
so auch dem Glauben und der Gemeinschaft von Kirche und Gottesdienst,
in denen SANNY zu Hause war. Es ist ein Evangelium, das ganz und gar ihr
Leben und Sterben einholt: »Komm und folge mir nach!« Sie
wurde weggerufen von ihrem Fischernetz, aus ihrem Le¬benswerk, aus
ihrer Schaffens- und Einsatzfreude, die sie lange über die Pensionsgrenze
hinaus zu eigen war und auch ihren sog. „Ruhe¬stand“ prägte.
Ihr Lebensnetz ist gefüllt von einer großen Ernte.
»Komm und folge mir« - Sanny ist täglich mit dem Netz
umgegangen. In Fleisch und Blut war eingegangen, was das Netz ver¬körpert:
dass wir nicht nur den Lebens-unterhalt, sondern auch den Lebens-inhalt
suchen: das Netz, das uns trägt, hält und birgt. Der Glaube
als tragendes Netz.
Mit Dir, lieber Bernard, schloss sie 1958 die Ehe (in wenigen Monaten
hättet ihr die Goldhochzeit gefeiert) und knüpfte mit euch jenes
Netz, das ihr zugleich selbst Halt und Geborgenheit gab: das tragende
Netz der ehelichen Gemeinschaft und der Familie, die den Kindern und Enkeln
die entscheidenden Lebenswerte auf den Weg ihrer eigenen Berufung gab.»Komm,
folge mir« - in nochmals ganz anderer Weise vernahm sie dann den
Ruf, als ehrenamtliche Küsterin Menschenfischer im Sinne Jesu zu
sein. Überzeugend zu leben, dass wir im Glauben das tragende und
bergende Netz unseres Lebens finden, darum bemühte sie sich redlich.
Mit der Übernahme der Küster und Hausmeisterdienste in unserer
St. Odilia-Kapelle wurden nochmals ganz neue Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten
offenbar. Ihr Eifer und ihre lebensfrohe Hingabe bei den vielfältigen,
im Gotteshaus anfallenden Aufgaben, bezogen die Familie mit ein.
»Komm, folge mir nach – helfend, beistehend, Rat gebend,
selbstverständlich war sie zur Stelle. Als ich - noch fremd hier
– sie im Sommer 2003 erstmals traf, be¬gegnete mir in den wenigen
ersten Worten das Wesen ihrer Einsatzfreude: Ich spürte sofort: Sie
ist eine liebevolle Frau, die es gut mit mir meint.
„Komm und folge mir“: Das ist ihr Leben gewesen… bis
zuletzt.
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Katharina (Tina) Hock-Jetzen
Sterbetag: 15.01.2008
Auferstehungsamt: 18.01.2008
Schrifttext: Lesung 2 Kor 5,1;6-10
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Korinther
1 Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir
eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus
im Himmel.
6 Wir sind also immer zuversichtlich, auch wenn wir wissen, dass wir fern
vom Herrn in der Fremde leben, solange wir in diesem Leib zu Hause sind;
7 denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende.
8 Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern
und daheim beim Herrn zu sein.
9 Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim
oder in der Fremde sind.
10 Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden,
damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse,
das er im irdischen Leben getan hat.
Wort des Lebendigen Gottes.
Liebe Familie von Tina, liebe Mitchristen,
„Komm, mein Kind“: Wenige Tage, ehe sie von einer Thrombose
heimgesucht, hatte sie einen Traum, von dem sie im Nachhinein erzählte:
Wie sie ihren Vater sah, der sie zu sich rief: „Komm, mein Kind“.
Am 11. Dezember letzten Jahres (2007) verließ sie ihr Haus, um
sich zum Markt zu begeben und brach in der Nähe des Parkplatzes am
Seniorenheim zusammen, wo man sie dann fand. Eine Thrombose hatte dazu
geführt, dass sie hinfiel und ins Krankenhaus kam und zwei Tage später
nach Lüttich.
Daraus sollten fünf Wochen Krankenhausaufenthalt, zum Teil auch
auf der Intensivstation, in der St. Vither Klinik werden, wohin sie dann
von der Lütticher Uni-Klinik hin verlegt wurde. Hier bekam sie dann
noch einen Herzinfarkt und einen Gehirnschlag und gab dann in der Nacht
von Montag auf Dienstag ihr Leben dem Schöpfer zurück: „Komm,
mein Kind“, diesen Ruf, den sie bereits aus dem Mund ihres verstorbenen
Vaters Jean-Pierre vor mehreren Wochen vernahm.
Katharina Hock, geb. Jetzen, oder Tina, wie sie genannt wurde, erblickte
das Licht der Welt vor fast 80 Jahren, am 10. März 1928, als viertes
von sechs Kindern in Emmels.
Nach dem Tod ihres Mannes, Bernard, der 1995 verstarb, kam sie einige
Monate später von Malmedy, wo sie wohnte, nach Bütgenbach zu
ihrer Tochter und führte noch ganz selbstständig bis vor fünf
Wochen ihren Haushalt. Aber der Tod von Bernard hatte sie sehr mitgenommen
und tief getroffen. Oft sah man sie zum Friedhof gehen, um ihrem Mann
nahe zu sein.
Sie führte in unserer Pfarre ein sehr zurückgezogenes Leben.
Sonntag für Sonntag traf ich sie, wenn sie am Gottesdienst in unserer
Seniorenheimkapelle teilnahm.
Am vergangenen Montagnachmittag hatte ich sie ein letztes Mal im St.
Vither Krankenhaus besucht, wo man auch spürte, dass der Lebenswille
nicht mehr vorhanden war: „Wäre ich gut vor fünf Wochen
sofort gestorben“, sagte sie mir, dann „wäre mir und
den Kindern fiel erspart geblieben“.
„Komm, mein Kind“: Das war auch ihr Glaube an die Auferstehung,
der sich in diesem Traum ausdrückte. Zu wissen, dass wir am Ende
unseres Lebens erwartet werden, so wie sie auch am Anfang ihres Lebens
von ihren Eltern erwartet wurde.
„Sie ruft mich!“, so lautete auch das Wort der kleinen Mariette
Beco, das sie vor genau 75 Jahren, am 15. Jan. 1933 vernahm, als sie eine
lichtvolle Gestalt im Garten ihres Hauses in Banneux sah.
„Sie ruft mich!“ – „Komm, mein Kind“: Zwei
Worte, die so verwandt sind.
Nun, am vergangenen Dienstag, hat der Vater im Himmel sie gerufen und
zu sich heimgeholt. Ein tiefer Abschiedsschmerz, sie, eure Mutter, nun
gehen zu lassen. Aber auch ein große Hoffnung, dass sie nun da angekommen
ist, wo sie ihre Lieben wieder findet.
Sie fehlt uns, sie fehlt auch unserer Gottesdienstgemeinde, die sich
am Sonntagmorgen im Seniorenheim einfand, wo sie immer dabei war und mit
uns die Messe feierte.
Behalten wir Tina in guter Erinnerung. Danke wir ihr für all das
Gute, das sie uns und anderen getan hat.
Ihr trauert um Eure Mutter. Wir alle trauern um einen lieben Menschen,
der von uns gegangen ist. Wir vermissen sie und doch können wir uns
trösten mit dem Gedanken: Sie ist nun zu Hause, wohin sie gerufen
wurde und hat nun eine Wohnung bei Gott. „Und sind wir einmal müde,
dann stell ein Licht uns aus. O Gott, in deiner Güte, dann finden
wir nach Haus.“
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Johann Reuter
Sterbetag: 25.01.2008
Auferstehungsamt: 29.01.2008
Lesung: Offb 14,13
Ich, Johannes, hörte eine Stimme vom Himmel her rufen: Schreibe!
Selig die Toten, die im Herrn sterben, von jetzt an; ja, spricht der Geist,
sie sollen ausruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke begleiten sie.
Liebe Familie von Johann, liebe Nachbarn und Mitchristen,
Unser Pfarrverband trauert heute um einen seiner treuer Mitarbeiter.
Seit annähernd 20 Jahren hat Johann Woche für Woche für
unsere Pfarre und später für unseren Pfarrverband den Pfarrbrief
gedruckt. Überhaupt war er ein Mensch, der die Arbeit liebt, sich
engagierte und, unermüdlich wie er war, sich eingesetzt. Keine Arbeit
war zu schwer, kein Handgriff zu viel. Daran können wir denken, wenn
wir heute unseren Verstorbenen zur letzten Ruhe geleiten: Was hat Johann
mit seinen Händen alles für mich, für die Pfarre, für
die Familie, für die Vereine und für andere getan?
Auch wenn seine Hände jetzt ruhig sind, Gott trägt ihn über
den Tod hinaus in seine Liebe. „Die Treuen werden bei ihm bleiben
in Liebe“. Das ist die tröstliche Botschaft unseres Glaubens.
Vor fast 80 Jahren, am Karnevalssonntag wäre er 80 geworden, wurde
er als der Zweitälteste von insgesamt 13 Kindern in Mirfeld geboren.
Seitdem er mit seiner Frau Hedwig am 11. September 1954 den Bund der Ehe
geschlossen hat, lebt er bei uns „Am Hügel“ und wurde
seitdem auch „Mirfelder Jäng“ genannt. Unter diesem Namen
ist er den meisten auch bekannt. Am 15. September 2004 konnten wir noch
miteinander das Fest der Goldhochzeit feiern.
Die Schreinerlehre machte er bei seinem Vater und hat bis 1986 diesen
Beruf ausgeübt. Aber auch nach seiner Pensionierung ruhte er nicht:
Sich aufs Sofa hinsetzen und nichts tun, kam einer Bestrafung gleich,
so dass er – bis es wirklich nicht mehr ging – bis zuletzt
gearbeitet, gerne gearbeitet hat.
„Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir“: Diese Aussage
des Hl. Augustinus passt wohl sehr gut zu seinem Leben. Denn man sah ihn
im Garten, in seinem Treibhaus… bis es wirklich nicht mehr ging.
Darunter hat er sehr gelitten, dass er nicht mehr so konnte, wie er wollte.
Vor 10 Jahren musste er sich einer großen Darmoperation unterziehen
und seitdem kam es auch immer wieder zu Krankenhausaufenthalten, die sich
in den letzten Monaten mehr und mehr häuften: Ins Krankenhaus und
wieder raus und wieder ins Krankenhaus.
Seine Lebenslust ließ immer mehr nach: Er konnte nicht mehr, er
wollte nicht mehr. Noch am vergangenen Montag, als ich ihn in der St.
Vither Klinik besuchte und mich am Ende mit den Worten verabschiedete
„bis nächste Woche“ meinte er, „das werden wir
mal sehen“. Ja, er hatte irgendwie abgeschlossen und sah, dass es
nicht mehr besser wurde. Und am Freitag, kurze Zeit nach Mittag, ist er
dann plötzlich gestorben.
Johann war ein geselliger Mensch, der gerne mit Menschen zusammen war.
Er war auch ein ausgesprochener Vereinsmensch und hat so manche Kraft
und Energie aufgebraucht, um dem Gemeinwohl zu dienen. Die Vereine spielten
in seinem Leben eine wichtige Rolle, allen voran der Spielmannszug, bei
dem er Schriftführer war, aber auch die Karnevalsgesellschaft „Rot-Weiss“.
Seit etwa 30 Jahren war er Mitglied des Spielmannszugs, davon 25 Jahre
lange dessen Schriftführer. Er hat den Verein immer wieder unterstützt,
wofür der Spielmannszug mich bittet, ihm zu danken. Jeder von uns
wird wohl seine Erinnerungen an Johann haben. So haben die Verantwortlichen
des Spielmannszugs ihn als einen „Stimmungsmacher“ beschrieben,
der immer zur Freude im Verein beigetragen hat.
Er wird uns sehr fehlen, er fehlt auch unserer Gottesdienstgemeinde,
die sich am Sonntagmorgen im Seniorenheim einfand, wo er immer dabei war
und mit uns die Messe feierte. Behalten wir Johann in guter Erinnerung.
Danken wir ihm für all das Gute, das er uns und anderen getan hat.
Im Namen unseres Pfarrverbandes möchte ich nochmals „Danke“
an Johann sagen für seinen treuen Druckerdienst in den vergangenen
20 Jahren.
Liebe Hedwig,
Du trauerst um Deinen Mann, Ihr trauert um Euren Vater. Wir alle trauern
um einen lieben Menschen, der von uns gegangen ist. Wir vermissen ihn
und doch können wir uns trösten mit dem Gedanken: Er ist nun
zu Hause und hat eine Wohnung bei Gott. „Und sind wir einmal müde,
dann stell ein Licht uns aus. O Gott, in deiner Güte, dann finden
wir nach Haus.“
Gebet
Christus, du bist das Licht der Welt, du hast Worte ewigen Le¬bens.
Dieses Vertrauen führt uns heute beim Abschied von JOAHNN zu¬sammen.
Das Vertrauen, dies als Licht unseres Lebens zu glau¬ben und zu erfahren,
dass du alle Wege, auch die traurigen, mit uns gehst und uns trägst,
da, wo uns die Kraft dazu fehlt. Wir kommen zu dir, weil wir dein Entgegenkommen
in uns neu erfahren möchten. Stärke uns in dieser traurigen
Stunde mit deinem versöhnenden und tröstenden Geist, damit wir
durch dich mit JOHANN und mit allen Menschen verbunden sind. Jetzt und
alle Nächte und Tage unseres Unterwegsseins. Amen.
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Walter Heinen
Sterbetag: 01.02.2008
Auferstehungsamt: 08.02.2008
Liebe Trauerfamilie,
Unser Verstorbener, der 71 Jahre alt wurde, wurde am 24. Juni 1936 als
das jüngste Kind der Eheleute Viktor Heinen und Maria Willems an
Groevens Pauelsen geboren. Er hatte noch eine Schwester, die vier Jahre
älter war und die vor vier Jahren verstarb.
Nachdem seine Mutter verstorben war, heiratete sein Vater eine Witwe
aus Deidenberg. Nach dem Tod seines Vaters „Mattes Viktor“
und seiner Stiefmutter, konnte Walter nicht allein im Haus zurückbleiben,
so dass er um 1985 Weywertz verließ und für einige Jahre nach
Rheinbach zu seiner Schwester zog
Von dort kam er dann in die Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung
nach Deidenberg. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in unserem
Senioren- und Pflegeheim „Hof Bütgenbach“.
Zuletzt musste er in die St. Vither St. Josefsklinik, wo er zehn Tage
verbrachte und wo man ihn schließlich am Freitagabend tot im Bett
aufgefunden hatte.
In unserem Seniorenheim war er bestens bekannt, vor allem wegen seiner
Frohnatur, die ihn so manches Mal in seiner ureigenen Art lachen ließ.
Wie man so hören konnte, war er ein Mensch, der ein freundliches
Wesen hatte.
Ein glückliches, ein seliges Leben ist es, was jeder Mensch sich
wünscht. Doch worin das Glück besteht, darin unterscheiden sich
unsere Einstellungen maßgeblich.
Was aber macht unser Leben froh und wertvoll. Die meisten verstehen darunter
den beruflichen Erfolg, die eigene Familie und die Selbstverwirklichung.
Wenn wir heute für WALTER beten und auf sein Leben schauen, dann
sind wir herausgefordert, diese Leben im Licht unseres Glaubens zu betrachten.
Alle, die WALTER gekannt haben, wissen, dass es ihm nicht vergönnt
war, eine eigene Familie zu gründen, sich eine eigene Existenz aufzubauen.
Den gesellschaftlichen Anforderungen konnte WALTER nicht nachkommen. Aber
er hatte etwas, was ihn trotz allem strahlen ließ und glücklich
machte. WALTER konnte sich über die einfachen Dinge des Lebens freuen
und diese Freude anderen weiterschenken.
Der holländische Priester und Autor Henri Nouwen verließ auf
der Höhe seiner wissenschaftlichen Karriere die Universität,
um mit Menschen mit Behinderung zu leben. Für ihn war dies ein harter
Schritt. In seinem Werk »Adam und ich« beschreibt er, wie
sein bisheriges Leben wegbrach. Seine Werthaltungen und Einstellungen
wurden auf eine harte Probe gestellt und er musste nach und nach feststellen,
dass auch er mit Behinderungen in seinem Leben kämpfen musste, sie
waren nur weniger sichtbar. Ihm fiel auf, dass die Behinderten seiner
Gruppe nicht redeten, er aber ständig sprach. Die einen konnten sich
nicht bewegen und er rannte den ganzen Tag. Da bemerkte er, dass auch
er auf Hilfe angewiesen war und kam schließlich zu der Erkenntnis,
dass jeder Mensch Behinderun¬gen mit sich trägt, dass niemand
alle Fähigkeiten und Möglichkeiten besitzt. Entscheidend ist
nur, dass dieser Mensch da ist. Auch das Leben von WALTER zeigt uns, dass
wir nicht auf das schauen sollen, was wir meinen zu können und in
die Tat umsetzen, sondern was wir füreinander sind.
Die Seligpreisungen der Bergpredigt verweisen deutlich darauf, dass es
letztlich nur darauf ankommt, wer man ist. Selig sind nicht die Menschen,
die alles besitzen, die sich keine Sorgen um ihr Auskommen und ihr Lebensumfeld
machen müssen, die keinen Verlust verschmerzen. Selig sind die Menschen,
die auf die eine oder andere Weise ein Hindernis oder eine Behinderung
verspüren, etwas, was sie verletzlich und hilfsbedürftig macht.
Und damit unterscheidet sich die Botschaft des Evangeliums gänzlich
von unserer Zeit und der landläufigen Meinung. Selig, glücklich
dürfen sich nicht die schätzen, die den anderen nicht brauchen
und selbstständig sind, nicht die Perfekten, sondern die, die mit
anderen und Gott durchs Le¬ben gehen. Aber sind das nicht die Verlierer
im Leben, weil ihnen Wichtiges vermeintlich verwehrt geblieben ist?
Jeder Mensch ist von Gott bedingungslos geliebt und gewollt. Jesus preist
die Menschen mit Einschränkungen selig, das heißt glücklich
mit Gott. Gott solidarisiert sich mit ihnen und stellt sich an ihre Seite.
Im Blick auf das Leben von WALTER und die Botschaft des Evangeliums dürfen
wir ohne Einschränkungen behaupten, dass sein Leben in den Augen
Got¬tes kostbar ist. Das ist auch der Grund für unsere Feier.
Wir durften WALTER als Menschen erfahren, von dem trotz aller Einschränkungen
viel Glück ausging, der uns herausgefordert und der uns vieles auf
seine Weise näher gebracht hat.
Wir wünschen WALTER von ganzem Herzen, dass er nun bei Gott glückselig
ist, dass er dieses Glück bei Gott erfährt und den Himmel genießen
und auskosten kann.
Das Leben von Menschen mit Behinderung ist aus der Sicht des Glaubens
und für Menschen, die mit ihnen leben, ein kostbares Leben, weil
sie uns auf ihre Weise reicher und glücklicher machen. Sie machen
selig und sind selig.
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Hermann-Joseph ("Men") Heinen
Sterbetag: 05.02.2008
Auferstehungsamt: 09.02.2008
Mt 24,42-47 „Ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt“
42 Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43 Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in
der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen,
dass man in sein Haus einbricht.
44 Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer
Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
45 Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat,
damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen?
46 Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn
er kommt!
47 Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens
machen.
Liebe Trauerfamilie,
So plötzlich kann alles ganz anders sein. Nichts, aber auch gar
nichts ist mehr, wie es war. Der Schock sitzt tief und macht vielen von
uns schwer zu schaffen, als uns am Dienstagmorgen die Todesnachricht erreichte.
Das so überraschende Sterben von „Men“, wie alle unter
uns ihn kannten, wird uns wohl noch lange nicht loslassen und beschäftigen.
Sicher er litt schon länger unter Atemnot und Schmerzen, aber dass
der Tod dann doch so plötzlich kommen musste, hätte wohl keiner
unter uns gedacht.
Darum wollen wir uns zunächst noch einmal in einigen Augenblicken
vergegenwärtigen, wer er für jeden und jede von uns war. Wie
wir ihn er¬lebt haben? Was wir besonders an ihm gemocht und geschätzt
haben? Was seine besondere Art und Weise war, mit dem Leben und den Menschen
umzugehen?
Euch fallen wohl viele Bilder und Situationen ein, in denen Ihr mit ihm
zusammen gewesen seid. Es werden Erinnerungen wach an Gespräche und
Begegnungen mit ihm, die Euch durch sein plötzliches Sterben nicht
weggenommen werden. Sie werden Euch auch weit über den Tod hinaus
mit ihm verbinden.
„Neckels Men“, unter diesem Namen war er ja unter uns bekannt,
war ein Mensch, der die Zurückgezogenheit liebte und nicht gern im
Mittelpunkt stand. Von stiller Natur, war er kein Mann der vielen Worte,
lebte sein Leben in großer Zufriedenheit. Da wo er helfen konnte,
war er zur Stelle. Seine handwerklichen Fähigkeiten stellt er immer
in den Dienst an andere, ob es sich um Schreinerarbeiten oder um die mechanische
Dienste handelte.
Ja, obwohl er Landwirt war bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren,
hing sein Herz vor allem an der Schreinerwerkstatt, wo man ihn oftmals
antreffen konnte
Sein Leben lebte er für die Familie, für seine Kinder und zehn
Enkelkindern. Wenn die Enkelkinder ins Haus kamen, konnte er sich so richtig
freuen. Ja, er war ein Mensch von froher Natur. Nur wenige Stunden vor
seinem Tod hatte er es noch so gut gehabt als er die Kölsche Kappensitzung
am Fernsehen anschaute.
Gerne hätten wir es Euch gewünscht, im kommenden Jahr das so
seltene Fest der Goldhochzeit zu feiern.
Nun bleiben der Schmerz und die Trauer. Es ist all das in uns, was so
wehtut bei diesem Abschied. Versuchen wir in all dem, ein paar Augenblicke
innezuhalten.
Lassen wir uns dabei helfen von den Worten aus dem Evangelium des Matthäus,
die wir gehört haben. Vielleicht können sie uns etwas sagen,
was uns hilft und ermutigt: Wir werden aufgefordert, wachsam zu sein,
weil wir den Tag nicht wissen, an dem der Herr kommt. Wie plötzlich
und überraschend das sein kann, haben wir gerade jetzt beim Tod von
HERMANN-JOSEPH erlebt. So schnell kann alles ganz anders sein. Das kann
uns zu denken geben.
Die Worte aus diesem Evangelium klingen ernst und warnend. Sie wollen
uns aufmerksam machen auf die Gefahr, dass wir allzu leicht oberflächlich
in den Tag hinein leben. Sie wollen uns mahnen, uns nicht zu sehr in Beschlag
nehmen zu lassen von dem, was der Alltag von uns fordert. Sie wollen uns
warnen, nicht so sehr mit uns selbst oder unseren Aufgaben beschäftigt
zu sein, dass wir dabei unser eigenes Sterben und unsere letzte Stunde
verdrängen. Wir werden damit konfrontiert, wie sehr der Tod nicht
nur zum Leben allgemein, sondern zu unserem eigenen Leben gehört.
Wir werden aufgefordert, achtsam und wachsam zu leben. Wir können
aber aus den Worten auch heraushören, wie sehr es darauf ankommt,
in unserem Leben den Auftrag zu erfüllen, der uns übertragen
ist. Was in diesem Evangeliumstext von jenem treuen und klugen Knecht
gesagt wird, den der Herr als solchen antrifft, das dürfen wir auch
auf HERMANN-JOSEPH beziehen. Er war ein Mensch, auf den man sich verlassen
konnte. Mit ihm konnten alle reden und rechnen. Er war echt und treu.
Sein Geschick und seine Fähigkeiten hat er eingebracht für seine
Familie und für so viele, denen er geholfen hat. Das hat ihn beschäftigt.
Das hat ihn gefordert.
Dafür möge ihm Gott jetzt für immer die unvergängliche
Freude und das Fest des ewigen Lebens bereiten.
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Maria Peiffer-Brüls
Sterbetag: 09.02.2008
Auferstehungsamt: 14.02.2008
Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen,
Mit 101 Jahren ist Maria am Samstagmittag verstorben. Ein hohes Alter
hat sie erreicht – Gott sei Dank! In den letzten Jahren ist sie
von ihren Kindern und Schwiegersöhnen mit viel Liebe gepflegt worden.
Gott sei Dank, dass es so etwas gibt.
In den letzten Jahren habe ich die Verstorbene monatlich besucht, um
ihr die Kranken- und Hauskommunion zu bringen. Wir haben miteinander gesprochen
und miteinander gebetet. In der ersten Zeit konnte sie das Vaterunser
noch mit kräftiger Stimme mitbeten. Im Laufe der Zeit aber wurde
ihre Stimme schwächer – ihre Kräfte nahmen ab –
aber nicht ihr Vertrauen in Gott.
Maria wurde am 1. Januar 1907 als viertes von sieben Kindern der Eheleute
Johann Brüls und Johanna Langer im Haus „Lennertz“ in
der Hattenbach geboren. Von ihren sechs Geschwistern lebt noch ihre Schwester
Katharina Schröder-Brüls, die als heute 95-jährige in unserem
Seniorenheim „Hof“ in Bütgenbach lebt. Eine weitere Schwester,
Josefine Schnitzler, die vor fünf Jahren, am 19. März 2003,
verstarb, erreichte das gesegnete Alter von 91 Jahren.
Als junges Mädchen begab sich Maria Brüls in Stellung nach
Eupen und Lüttich und heiratete 1934 ihren Mann Jakob Peiffer aus
Nidrum, der 1989 im Alter von 87 Jahren verstarb. Mit ihm feierte sie
im Jahr 1984 Goldhochzeit. Die Eheleute Peiffer-Brüls schenkten drei
Kindern das Leben: Peter, Agnes und Irmgard.
Maria führte stets ein ruhiges und bescheidenes Leben, das sich
vor allem im häuslichen Rahmen abspielte, wo sie ebenfalls eine kleine
Landwirtschaft führte. Als Familienmensch lag es ihr vor allem daran,
für Harmonie und Frieden in der Familie zu sorgen. Bis vor einigen
Jahren verschlang sie regelrecht Hunderte von Büchern, darunter vor
allem (Heimat-)Romane, so dass Bibliothekar Aloys Lejoly sich genötigt
sah, schnellstens neue „Ware“ anzuschaffen, damit ihr Lesehunger
auch weiterhin gestillt werden konnte. Bis vor Kurzem war es noch der
Pfarrbrief, den sie bis in alle Einzelheiten regelmäßig studiert.
Zahlreiche Operationen und Krankenhausaufenthalte hat sie gleich einem
Stehaufmännchen mit Erfolg gemeistert, so noch im vergangenen Jahr,
als es um ihren Gesundheitszustand im Malmedyer Krankenhaus alles andere
als gut bestellt war.
Die gute Pflege, die sie bei ihren Kindern und Schwiegersöhnen erfahren
hat, haben wohl wesentlich dazu beigetragen, dass sie am Neujahrstag auf
101 Jahre zurückblicken durfte, wenn ihr auch das Gehen und Hören
mehr und mehr zu schaffen machten.
Besondere Freude kam bei ihr auf, wenn die drei Urenkeln Jara (8), Mika
(5) und Lina (3) ihr „Ömchen“ besuchen. Da leuchtete
ihr Gesicht und kam lautere Begeisterung auf.
Auf die Frage, was denn das Geheimnis ihres hohen Alters sei, antwortete
sie – als ich ihr die Frage bei ihrem 100-jährigen Geburtstag
stellte - mit dem Hinweis auf die gute Pflege, die sie bei ihren Kindern
erfährt, dass sie sich nicht mit immerwährenden Fragen gequält
habe, sondern sich bemühte, das Leben im Vertrauen auf Gottes Hilfe
so zu nehmen wie es ist, und dass sie immer das gegessen habe, was ihr
schmeckte, und das noch bis zum letzten Tag.
Vor 14 Tagen musste sie wegen eines Beckenbruchs ins Malmedyer Spital
eingeliefert werden. Bei allem Abschiedsschmerz empfindet ihr, die ihr
Maria bis zuletzt gepflegt habt, auch ein bisschen Erleichterung über
den Heimgang, aber sicher spürt Ihr noch mehr, wie sehr Ihr sie vermisst,
die kleinen Eigenarten, die Art, wie sie lebte. Maria hat es wie viele
dieser Generation nicht leicht gehabt. Geboren wurde sie zu einer Zeit,
als über unseren Landstrich noch der deutsche Kaiser regierte, das
Erlebnis von zwei schrecklichen Kriegen, die Sorge für ihre Kinder
in schlechten Zeiten. Wenn man im Leben überhaupt von Lohn reden
kann, dann nur in der Weise, dass Maria im Alter nicht allein sein musste,
dass sie für die Sorge um die Kinder durch deren Sorge für sie
belohnt wurde. Und dieses gute Miteinander macht es Euch, liebe Angehörige,
jetzt schwer. Ihr müsst schmerzlich erfahren, was es heißt,
jemanden gehen zu lassen, Abschied zu nehmen, ein letztes Anschauen, eine
letzte Berührung. Aber ihr werdet auch spüren, dass Eure Mutter,
Eure Großmutter zwar gegangen ist, aber dass sie dennoch da ist,
in Euren Erinnerungen, in Eurem Herzen.
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Odilia (Tilly) Margraff-Müller
Sterbetag: 17.02.2008
Auferstehungsamt: 21.02.2008
Ansprache
Es war ein schwerer und schmerzvoller Weg, der nun hinter Tilly und hinter
Euch, der Familie, liegt. Die Krankheit war medizinisch zwar mehr oder
weniger in den Griff zu bekommen, aber verschlimmerte sich doch zusehends.
Am Ende war es das Herz, das die Kraft entsagte, nach einer so schweren
Lungenkrankheit. Die Krankheit ließ sich etwas eindämmen, aber
nicht heilen.
Ihr ein und alles war ihre Familie, ihre Enkelkinder. Auf Harmonie und
Frieden immer bedacht, lag ihr das Wohlergehen der Familie am Herzen.
Wir haben sie als eine zurückhaltende Person gekannt. Gerne begab
sie sich zur Odilia-Quelle nach Berg. Bei ihrer Namenspatronin fand sie
oftmals Halt und fasste neuen Mut. Am Sonntagmorgen versäumte sie
es nicht, den Fernsehgottesdienst mitzuerleben. Gott sei Dank, dass es
diese Möglichkeit gibt für Menschen, die krank sind und denen
der Weg zur Kirche so beschwerlich, ja unmöglich war.
Bis zu ihrer Frühpensionierung, hatte sie als Raumpflegerin in unserer
Grundschule, dem damaligen Athenäum, gearbeitet, nachdem sie vorher
eine Fritüre in Malmedy betrieb, die sie auch einige Jahre, zusammen
mit ihrem Mann führte.
Schon vor mehr als 10 Jahren wurde diese schwere und seltene Krankheit
diagnostiziert und Tilly musste lernen im Leben vieles loszulassen, weil
ihr der Körper die Möglichkeit nicht mehr gab, am gesellschaftlichen
Leben teilzunehmen. Wie schwer muss es für sie gewesen sein, den
Abbau des Lebens mit ansehen und spüren zu müssen - Tag für
Tag - das schmerzt; es tut weh, helfen zu wollen, aber nicht zu können,
zu Ohnmacht und Hilflosigkeit ver¬dammt zu sein.
Was mag wohl alles in ihrem Kopf und in ihrem Herzen vorgegangen sein.
Vieles bleibt ein Geheimnis. Manchmal äußerte sie sich, wenn
sie Gleichaltrige sah, wie sie ihrer Arbeit nachgingen oder auch Menschen,
die älter als sie waren… und sie konnte nicht.
Ja, und ständig die Angst keine Luft zu bekommen, ständig mit
der Angst zu leben, ersticken zu müssen. Ständig ihr „Pümpchen“
dabei zu haben oder es griffbereit in der Nähe zu wissen und mit
diesen Angstgefühlen zu leben. Jeder Atemzug wurde ein Kraftakt,
so dass das Herz immer mehr gefordert war.
Gott sei dank war Tilly ein Mensch von Kämpfernatur, die sich so
schnell nicht aufgegeben hat, die immer wieder versuchte, mit ihrer Krankheit
zu leben und das Beste daraus zu machen und trotzdem mit ansehen zu müssen,
dass es immer schwerer wurde.
Gegen den Tod bäumt sich alles in uns auf und auch Tilly wehrte
sich bis zuletzt, sie kämpfte gegen ihre Krankheit an, bis die Kräfte
schwächer wur¬den. Am Ende fehlte ihr die Kraft des Durchhaltens.
Wer kann es ihr verdenken. Durch Euch, liebe Familie, treu be¬gleitet,
hat sie nun auch die letzte schwere Strecke ihres Lebens überwun¬den.
Der Tod markiert den Schlusspunkt ihres langen Leidensprozesses, aber
ist er auch der Schlusspunkt ihres Lebens? Endet alles Leben im Tod? Hat
der Tod das letzte Wort über all unser Mühen und Arbeiten, unser
Sorgen und Planen, unsere Freuden und Ängste, unsere Hoffnungen und
Zweifel? Wenn dem so wäre, welchen Sinne hätte unser Leben?
Würde alles Leben im Tod endgültig untergehen, so blieben die
Rätsel von Schmerz und Leid, Krankheit und Tod ohne Antwort. Wozu
unser Wille zum Leben, wenn am Ende doch alles auseinanderfällt,
im Nichts vergeht?
Tilly kämpfte gegen ihre Krankheit an in der Hoffnung, dass das Leben
mehr wiegt als Krankheit und Tod. Hatte sie Recht oder war ihre Hoffnung
vergebens?
Als Christen glauben wir an einen Gott, der das Leben von uns Menschen
will und nicht den Tod. Wenn wir auf Jesus Christus schauen, dann erken¬nen
wir: Nicht Tod und Sinnlosigkeit haben das letzte Wort, sondern der Gott,
der Ursprung und Ziel unseres Lebens ist. Vom Licht der Auferstehung fällt
ein neues Licht auf unser Leben, das im Tod nicht untergeht, sondern aufersteht
zu einem Leben, das keinen Tod mehr kennt, kei¬nen Schmerz und keine
Klage.
Getauft wurde Tilly auf den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Schon
in der Taufe ist sie, wie es der Apostel Paulus sagt, dem Tod gestorben
und mit Christus zum Le¬ben auferweckt worden. Das ist für uns
Grund zur Annahme, dass Tilly das Ziel ihres Lebens erreicht hat; ein
Ziel, das nicht Tod, sondern Leben heißt, nicht Untergang, sondern
Auferstehung. Möge bei ihm, dem Herrn unseres Lebens, alles, was
sie an Schmerz und Leid erleben musst, Antwort und Heilung finden.
Es ist tröstlich zu wissen, dass Tilly nicht nur in unseren Erinnerungen
fort¬leben wird, sondern dass ihr Leben dort Aufnahme und Vollendung
finden wird, von wo es ausgegangen ist: bei Gott selbst. Die¬sem Gott
des Lebens wollen wir darum Tilly anvertrauen.
Sicher vermag der Glaube Trauer und Schmerz nicht einfach auszulöschen.
Der Tod reißt eine Lücke; um uns ist es leerer geworden. An
dieser Tatsache ändert auch der Glaube nichts. Dennoch ver¬mag
er uns zu helfen, mit dieser Situation besser umzugehen.
So wollen wir inmitten aller Trauer die Hoffnung unseres Glaubens spre¬chen
lassen. Amen.
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Agnes Bastin-Peiffer
Sterbetag: 19.02.2008
Auferstehungsamt: 23.02.2008
Liebe Familie von Agnes, liebe Mitchristen,
Nur zwei Tage nach dem Fest ihres 91. Geburtstages, das am vergangenen
Samstagabend nachträglich im Kreise der Familie gefeiert wurde, hat
uns alle die plötzliche Todesnachricht völlig unvorbereitet
getroffen.
Für uns kam sie unvorbereitet, sollte sie sich doch an dem Dienstagmorgen
zu einer ärztlichen Untersuchung begeben, aber unvorbereitet sicherlich
nicht für unsere Verstorbene. Denn ihr Leben war ein Leben, das in
ständiger Verbundenheit mit Gott gelebt wurde. Und einen solchen
plötzlichen Tod hatte sie sich immer gewünscht und für
eine gute Sterbestunde hat sie demnach wohl immer gebetet.
Sie hat das schöne Alter von 91 Jahren erreichen dürfen. Gott
sei’s gedankt.
Wie oft habe ich, haben wir, sie gesehen bei ihren Spaziergängen.
Sie war kein Mensch, der sich ständig im Haus aufhielt. Sie wollte
immer in die Natur, Sauerstoff tanken, die frische Waldluft „tief
ein- und ausatmen“, wie sie es oftmals getan hat. Und ihre Naturverbundenheit
war wirklich offensichtlich, sah sie doch Dinge, an denen wir moderne
Zeitgenossen unbeachtet vorbeigehen und leicht übersehen: Sie sah
den Huflattich und konnte sich so richtig daran erfreuen, wenn der erste
Löwenzahn nach einem Winter zu sehen war. Diese Verbundenheit mit
Gottes Schöpfung zeigte sich auch darin, dass die in der Natur auch
„Gottes Hausapotheke“ erkannte, wenn sie aus Kräutern
Salben herrichtete.
Ja, Agnes, freute sich immer, in die Natur zu gehen, die Natur zu genießen,
sich an ihr zu erfreuen.
Wie oft habe ich sie vor „ihrem“ Wegekreuz an der Sourbrodter
Straße, unweit ihres Hauses gesehen. Das war eines ihrer großen
Anliegen, das Wegekreuz zu pflegen. Aber für sie war dieses Kreuz
mehr als irgendein Symbol. Gerade hier zeigte sich auch deutlich ihre
Verbundenheit mit dem Kreuz Jesu, war ihr der Glaube doch durch und durch
Richtschnur ihres Lebens. Das Wegekreuz, an dem man oftmals ohne Nachdenken
vorbei geht oder vorbei fährt, war für sie ein deutliches Zeichen,
das Jesus Christus uns auf all unseren Wegen begleitet. Vor allem in der
Karwoche und am Karfreitag, wenn sie das Kreuz mit einem weißen
Tuch hervorhob, um deutlich zu machen, dass mit Jesu Tod, der Tod für
uns alle besiegt ist.
Ohne ihren Christusglauben und ihre ständige Verbundenheit mit Gott,
kann man Agnes nicht verstehen. So auch ihre positive Lebenseinstellung,
die sich in einem tiefen Gottvertrauen in Gottes Fügung darstellte:
„Es kommt, wie es kommen soll!“, war ihre Lebensmaxime, die
es ihr ermöglichte, auch schwierige und leidvolle Zeiten zu überstehen.
In ihrem langen Leben hat sie vieles erlebt, was einen Menschen hart und
verbittert machen könnte. Aber das war bei Agnes niemals der Fall.
Durch das Leid ist sie stark geworden, weil sie es im Geist Jesu annahm
und tragen konnte.
Das Kreuz, ihr Kreuz annehmen und tragen, das war wohl eine Stärke,
die sie auszeichnete und worin sie uns Vorbild sein kann.
Sie war noch jung als sie Witwe wurde, nachdem ihr Mann im Alter von
nur 57 Jahren plötzlich verstarb. Aber sie hat sich, gleich einem
„Stehaufmännchen“, niemals hängen lassen, sondern
ist an schmerzlichen Situationen gewachsen und zeitlebens – bis
zuletzt – eine selbstständige Person gewesen, die ihr Leben
gemeistert hat.
Sie war ein Mensch, dem das Klagen ferne lag und aus einer großen
Zufriedenheit heraus ihr Leben lebte. Pilgerreisen und andere Reisen hat
sie zeitlebens gerne getan und wohl auch da gespürt, dass unser Leben
eine einzige Pilgerschaft ist. Nun ist sie am Ziel ihrer Pilgerschaft
angekommen. Sie kommt zum Vater durch den Weg Jesus Christus. In diesem
Vertrauen sind wir zusammengekommen, um sie mit unserem Gebet zu begleiten.
Nicht zuletzt möchte ich auch hier erwähnen, wie sehr ihr die
Familie am Herzen lag, für die sie sich immer interessierte. Ihr
wacher Geist hat es ihr erlaubt bis zuletzt so aktiv am Leben der Menschen
teilgenommen zu haben, was sicherlich nicht selbstverständlich ist
in diesem hohen Alter.
Am vergangenen Samstagabend beim Fest ihres 91. Geburtstages hat sie
sich noch, bevor sie ging, von allen verabschiedet. Wer hätte gedacht,
dass es ein so endgültiger Abschied sein sollte.
In dieser Stunde ist unser Grundgefühl Dankbarkeit, sie so lange
gehabt zu haben. Sie hat ein hohes Alter erreichen dürfen. Gott sei
Dank! Wenn auch der Abschiedsschmerz groß ist, so erfüllt uns
alle Dankbarkeit. Zufrieden und dankbar wie sie war, war es vor allem
die Gnade des Glaubens von der sie beseelt war. Wir dürfen vertrauensvoll
ihr Leben in Gottes Hand legen. Aus der österlichen Frohen Botschaft
heraus feiern wir nun mit ihr Auferstehung.
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Joseph Toussaint
Sterbetag: 21.02.2008
Auferstehungsamt: 25.02.2008
Liebe Familie,
68 Tage lang war Joseph auf der Intensivstation des Krankenhauses in
Malmedy, als er am vergangenen Donnerstag, in der Frühe, sein Leben
dem Schöpfer zurückgeben musste.
Nur wenige Tage nach seinem 75. Geburtstag am 11. Dezember, kam er am
16. Dezember, am 3. Adventssonntag, ins Krankenhaus und einen Tag später
ins künstliche Koma, da die Atmung ihm so sehr zu schaffen machte.
In all diesen langen Wochen habt Ihr, seine Familie, viel mitmachen müssen,
nicht zuletzt in der Gewissheit, dass eines Tages der Anruf aus dem Krankenhaus
kommen würde, der dann in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Euch
erreichte.
Seit Ende Oktober war er in unserem Seniorenheim, wo er– zumindest
anfangs – schwer tat, sich einzuleben. Ist ja auch nicht einfach,
im Alter eine solche tief greifende Umstellung der Lebensgewohnheiten
einzugehen.
Aber auch schon da, im Heim, spürte man sehr deutlich, dass ihm
der Lebensmut und die Lebensfreude abhanden gekommen waren. Er spürte,
wie die Kräfte immer mehr nachließen und ihm jeder Atemzug
schwer fiel. Wenn er zur Kirche kam, hörte man schon von Ferne, wie
er nach Luft rang.
Joseph war ein begeisterter Skatspieler, der gerne an Skatturnieren teilnahm
und dort mit Freunden zusammen sein konnte. In jungen Jahren war er aktiv
im Fußballclub, dessen Präsident er auch eine zeitlang gewesen
ist. Und das Autorennen am Sonntagnachmittag war ihm wichtig, war er doch
ein begeisterter Michael Schumacher – Fan gewesen.
Im Jahr 2000 übernahm er den Küsterdienst, den er nach vierjähriger
Tätigkeit Ende August 2004 im Alter von 71 Jahren aus gesundheitlichen
Gründen beendet hatte. Vor vier Jahren hatten wir ihn im Rahmen des
Sendungsgottesdienstes Anfang September verabschiedet. Dass er vor acht
Jahren den Dienst als Küster, den er immer sehr gewissenhaft und
vor allem mit Herz ausgeübt hat, verlangt unseren tiefen Respekt,
denn das war alles andere als selbstverständlich mit 67 Jahren dieses
Amt zu übernehmen, das er wirklich als einen echten Dienst an seiner
Pfarrgemeinde verstand. Er hat mir erzählt, dass er oft und ausgiebig
als Kind an „Hermesketten“ Messe gespielt hat. Diese Kindheitserinnerungen
haben ihn bei seinem Küsterdienst so manches Mal begleitet. Nun doch
noch im Alter in der Pfarrkirche zu dienen, war ihm eine besondere Ehre.
Aber auch sonst kam er oft zur Pfarrkirche, wo er keine Sonntagsmesse
verpasst hat. Schon früh saß er in der Kirche und betete den
Rosenkranz mit, oder auch um ganz einfach mit anderen Menschen zusammen
zu sein. Er war ein angenehmer Mensch, der gerne sprach und sich mitteilte,
wenn ich auch spürte, wie seine Freude am Leben und sein Lebensmut
zunehmend sanken.
Ihr, liebe Familie, habt einen – so finde ich – sehr passenden
Spruch ausgesucht, den Ihr über sein Leben und Sterben gestellt habt:
„Als die Kraft zu Ende ging, war es kein Sterben, es war Erlösung“.
Es war in der Tat ein schwerer Weg für Joseph gewesen, den er zuletzt
gehen musste. Wenn ich ihn auf der Intensivstation besuchte, so noch die
Woche vor seinem Tod, als er mich mit seinen traurigen Augen anschaute,
wie er zwischen sämtlichen Apparaten der modernen Medizin lag, und
nicht sprechen konnte, es zwar immer wieder versuchte und ich ihm die
Krankensalbung spendete, da tat es auch mir weh, ihn so liegen zu sehen.
Aber auch der erste Teil Eures Spruchs entspricht wohl auch ganz dem,
was Joseph erlebt hat: „Alle Höhen und Tiefen gingen über
dich hinweg“. Und wer Joseph gekannt hat, das sind die meisten unter
uns, wissen, welche Tiefen er erlebt und durchstehen musste, und dass
er sich aus großer Tiefe wieder herausgearbeitet hat.
Die Bibel erzählt von Menschen, die viel Leid, Tod und Enttäuschung
erlebt haben und nicht zerbrochen sind. Die Kraft, aus der sie gelebt
haben, ist ihr Glaube. Sie glauben, dass unser Leben eine größere
Di¬mension hat als die Zeit zwischen Leben und Tod.
Der Glaube der Christen lebt von einem Gott, dem wir Menschen nicht gleichgültig
sind, der aus dem Nichts die Welt geschaffen hat. Er kann aus dem Nichts
Le¬ben erwecken. Er wird aus dem Tod neues Leben erwecken. Aus diesem
Glauben haben viele Christen gelebt. Durch ihn haben sie Krankheit und
Tod ausgehalten. Nicht sehend, son¬dern glaubend sind sie ihren Weg
gegangen. In den Liedern und Gebeten dieses Gottesdienstes drücken
wir diesen Glauben an Gott aus. Wir sehen den Tod und spüren die
Trauer. Nicht sehend, aber glaubend sagen wir: Joseph bleibt nicht tot.
Gott wird ihn aus der Macht des Todes befreien. Nicht der Tod hat das
letzte Wort. Gott spricht das letzte Wort.
Deshalb beten wir: Sprich, Gott, zu Joseph. Rufe ihn zu dir. Wir glauben,
dass du die Macht hast, Tote, zu erwecken. Sprenge auf die Grenzen des
Lebens, die der Tod ist. Nimm Joseph in dein ewiges Leben hinein. Amen.
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Katharina (Trinchen) Schröder-Brüls
Sterbetag: 01.03.2008
Auferstehungsamt: 05.03.2008
Spruch: „Und doch ist das Einer, der dieses Fallen sanft in seinen
Händen hält."
Lesung: Ijob 19,1.25-27 (Aline); Evangelium: Mt 5,1-12a (Seligpreisungen)
und Schlussbetrachtung (Erinnerungen)
Liebe Familie von Trinchen, liebe Mitchristen,
Als ich Trinchen wenige Tage vor ihrem Tod das Sakrament der Krankensalbung
spendet, lag ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen, so auch noch am
vergangenen Donnerstag, nach der Krankensalbungsfeier in unserer Seniorenheimkapelle,
als ich beim Rundgang durch unser Heim, ihr das Sakrament nochmals spendete.
Vor mehreren Tagen sprachen wir miteinander über den Tod und sie
sagte, dass sie wohl bald sterben würde, aber dass sie noch „ein
bisschen bleiben möchte“, um – wie sie sagte –
„für die armen Seelen zu beten“.
In dieser Aussage drückte sie nochmals ihre tiefe Frömmigkeit
aus, die nicht aus großen Worten bestand, sondern die sie in Schlichtheit
und aus einem gläubigen Herzen heraus lebte. „Für die
armen Seelen beten“: Damit brachte sie wohl auch ihren innigen Wunsch
zum Ausdruck: Betet auch für mich, wenn ich mich sanft in Gottes
Hand fallen lasse, der mich in seinen Händen hält, wie es in
dem Leitgedanken heißt, den wir gleich auf dem Erinnerungsbild nachlesen
können.
„Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn
es dunkel wird.“, konnten wir in Eurer Anzeige nachlesen. Der Tod
ihrer Schwester, Maria Peiffer-Brüls, vor wenigen Wochen, am 9. Februar,
war der Auslöser, dass auch sie ihr Leben und Sterben nun in Gottes
Hand legen wollte. So hat sie auch in den letzten Wochen geäußert:
„Ich werde meiner Schwester folgen, sie nimmt mich mit!“ In
den letzten Tagen habt Ihr, liebe Familie, mehr und mehr gespürt,
dass Euch der Moment des definitiven Abschiednehmens bald bevorstehen
würde… und trotzdem erschrickt man, wenn es dunkel wird. Es
ist die Mutter, die Oma, mit der Ihr immer eine so innige Beziehung gelebt
habt, von der Ihr nun Abschied nehmen müsst: Ein sehr schmerzvoller
Augenblick, der euch noch lange begleiten wird. Sie hat Euch aber –
Gott sei dank - in den letzten Tagen die Gelegenheit gegeben, allmählich
von ihr Abschied nehmen zu können, was ihr auch - im Miteinander
- auf einer sehr menschlichen Art getan habt.
Welche bedeutsame Tage habt Ihr erleben dürfen, umso mehr, ihr die
Familie so am Herzen lag, die Tochter, die Enkelkinder und die drei Urenkeln:
Da ging die Sonne auf, wenn die drei kleinen Mädchen bei ihr auftauchten:
schöne Erinnerungen, die Euch mit der Mutter und Großmutter
verbinden.
Trinchen wurde am 13. November 1913 als Jüngste von sieben Kindern
der Eheleute Johann Brüls und Johanna Langer im Haus „Lennertz“,
im Weywertzer Ortsviertel „Kroonenoort“, geboren, zu einer
Zeit als noch der deutsche Kaiser über unseren Landstrich regierte.
Die Jüngste war sie und damit wohl auch diejenige, die von ihren
Schwestern und Brüdern, die sich besonders für sie verantwortlich
fühlten, am meisten behütet, ja „verwöhnt“
wurde, umso mehr als sie klein und zierlich war und auch blieb. In ihrem
Elternhaus wurde, wie in so vielen Familien, hart gearbeitet. Aber die
große Familie, die gute Nachbarschaft und viele Freunde brachten
auch viele frohe und heitere Stunden in ihr Leben.
Sie erlernte das Handwerk der Näherin in Malmedy und in Meyerode.
So war sie gewappnet und vorbereitet für das Leben, das so vieles
von ihr abverlangen sollte. Als Näherin zog sie, wie damals üblich,
von Haus zu Haus, flickte, änderte um, und wenn ein Fest in einer
Familie anstand, mussten neue Kleider genäht werden. Ihren Beruf
hat sie lange ausgeübt.
Während der Kriegszeit, am 15. November 1941, heiratete sie in Weywertz
ihren zwei Jahre jüngeren Mann, den Grundschullehrer Leo Schröder
aus Mirfeld, der aber kurze Zeit später zum Kriegsdienst nach Russland
eingezogen wurde und, wenige Male, für kurze Zeit auf Heimaturlaub
zurückkehren konnte. Von einem richtigen Eheleben konnte man in der
Zeit der Kriegswirren allerdings nicht sprechen. Als der Krieg in seiner
ganzen Grausamkeit wütete und auch unsere Heimat erreichte, wurde
1944 ihre Tochter geboren. Kurz nach der Geburt von Hildegard erhielt
Trinchen die Nachricht vom Tod ihres Mannes Leo, der mit 29 Jahren sein
Leben lassen musste. Glücklicherweise konnte sie ihm noch ein Foto
seiner Tochter zukommen lassen und erhielt weniger später seinen
letzten Brief, in dem er seine Freude über die Geburt des Kindes
ausgedrückt hatte.
Nun begann für sie eine grausame Zeit. Für die meisten von
uns ist das heute nicht mehr vorstellbar, welche Herausforderungen das
waren, die fast über die menschliche Kraft hinausgingen. Dem Mann
hat der Krieg das Leben genommen. So musste sie sich allein im Leben durchschlagen
und für die Existenz aufkommen und sorgen. So teilte sie mit vielen
anderen das schwere Los der Kriegswitwen, von deren es ja auch bei uns
viele gab und gibt. Wie all diese Kriegswitwen können wir uns nicht
ausmalen, was sie alles entbehren mussten durch die entsetzliche Last
des Krieges, die ihnen aufgebürdet wurde.
So sehr wir die menschliche Leistung dieser Kriegswitwen bewundern, so
sehr klagen wir jene an, die diesen Krieg und sein unendliches Leid zu
verantworten haben. Danken wir miteinander Gott für ihr Leben, ihren
Mut und ihre Tapferkeit. Sie haben das Leben gemeistert und bestanden,
weil sie sich in Gott aufgehoben wussten.
So wie Trinchen haben so viele dieser Kriegswitwen nach dem Krieg den
Frieden konkret zu leben versucht und dabei in Familie und Nachbarschaft
begonnen. Friedfertigkeit ist für sie stets gelebte Botschaft gewesen.
Ihr Engagement in der Missionsgruppe für die Nöte der Entwicklungsländer,
aber auch ihre weltoffene und unkonventionelle, tolerante Haltung reihen
sich sicherlich auch in dieser Haltung ein.
Mit ihrer Freundin Rosa Henz zieht sie dann von Elsenborn, wo sie in
der dortigen Schule wohnte, nach Bütgenbach. Die beiden ergänzten
sich vorzüglich und erlebten gemeinsam die Nachkriegswirren und unterstützten
einander. Es entstand eine tiefe Zusammengehörigkeit, die bis zum
heutigen Tag auch mit Rosa Tochter weiter bestand.
Die damalige Zeit war nicht nur in jeder Hinsicht hart, sie war auch von
einer großen Armut geprägt. Die Geschwister halfen Trinchen,
wo sie konnten. Mit Hilfe der Familie baute sie sich ein Haus und eine
bessere Zeit begann.
Mit ihren Freundinnen ging sie viel auf Wanderschaft, das Radfahren wurde
zu ihrem großen Hobby. So mancher unter uns wird sich noch an ihr
manchmal gewagtes Fahrverhalten erinnern.
Als zu ihrem Glück zwei Enkelkinder geboren werden, war sie rundum
glücklich und ging ganz in der Rolle der verwöhnenden Großmutter
auf, für sie, wie sie selber sagte, die schönste Zeit ihres
Lebens, was ihr die Enkelkinder auch vorbildhaft bei ihren zahlreichen
Besuchen gedankt haben.
Der letzte Abschnitt ihres Lebens vollzieht sich in unserem Seniorenheim,
wo sie seit dem 9. September 2005 lebte und wo sie sich ihres Glücks
voll und ganz bewusst war, was sie auch immer wieder erwähnte: die
ausgezeichnete Pflege, die sich aufopfernden Pflegerinnen, die fantastische
Animationsgruppe, die treuen Helferinnen, sei es für den wöchentlichen
Rosenkranz am Dienstagmorgen oder für den Kreuzweg jeden Freitag
in der Fastenzeit, aber auch die Freunde und Bekannte, die sie regelmäßig
besuchten. Das alles trug dazu bei, dass sie sich in unserem Heim wohl
fühlte, bis die Kräfte sie verließen und sie von Euch,
liebe Familie, von uns, ruhig und friedlich verstarb, genau drei Wochen,
nach ihrer Schwester Maria und genauso wie sie an einem Samstag.
Die Seligpreisungen haben wir eben aus dem Evangelium gehört. Wünschen
wir ihr genau diesen Seelenfrieden. Gott möge sie das Land erben
lassen, sie als seine Tochter aufnehmen in das Himmelreich. „Selig
seid ihr… Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß
sein.“
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Maria Willems-Weber
Sterbetag: 07.03.2008
Auferstehungsamt: 10.03.2008
„Zu Hause ist es noch am schönsten…“ Wer von uns
hat das nicht schon gesagt oder gehört. Für viele unter uns
ist das auch die eigene Erfahrung: „Zu Hause ist es noch am schönsten.“
Liebe Trauerfamilie, liebe Gisela, liebe Nachbarn und Bekannte, liebe
Mitchristen,
Wenige Stunden vor ihrem Tod, bevor sie sich am Donnerstagabend ins Bett
legte, sagte sie noch zu Ihrer Tochter: „Ich will nach Hause!“
Dass aus diesem „nach Hause gehen wollen“ ein neues, endgültiges
Zuhause wurde, konnten wir nicht ahnen. Als Christen glauben und vertrauen
wir darauf, dass sie nun bei Gott dieses endgültige Zuhause gefunden
hat.
Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen – sagt Jesus. Sie ist
nun aufgenommen in Gottes Wohnungen. Hier hat sie Wohnrecht für alle
Zeiten. Hier kann sie immer zu Hause sein. Zu Hause ist es immer noch
am schönsten.
Am 6. Februar 1919, nur drei Monate nach Ende des 1. Weltkrieges erblickte
Maria als älteste von drei Mädchen und zwei Jungen das Licht
der Welt. Sie sollte ihre Geschwister alle überleben.
Während des Krieges, am 29. November 1941 heiratete sie vor Pastor
Scheffen ihren Mann Willy Willems und schenkte zwei Kindern das Leben.
Im Jahr 1957 kauften sie ein Haus am Bahnhof und gründeten ein Kolonialwarengeschäft,
das ihre Tochter Gisela bis 1972 führte und alsdann von Maria bis
zum Jahr 2000 weiter geführt wurde.
Zwei Jahre später, am 1. Januar 1974, verstarb bereits ihr Ehegatte
Willy infolge eines Unfalls im Alter von 59 Jahren. Ein weiterer schwerer
Schicksalsschlag musste unsere Verstorbene erleben, als ihr Sohn am 21.
Mai 1992 im Alter von nur 49 Jahren starb.
Freude erlebte sie mit der Geburt der Enkelkinder Mario und Claudio und
dass sie mit 60 Jahren Großmutter werden durfte.
Aber vor allem ihrer großen Leidenschaft des Tanzens kam sie mit
Vorliebe nach: Tanzen wie zu alten Zeiten in Bütgenbach oder in Manderfeld,
das sie noch lang auf Trapp hielt.
Im Jahr 2005 wurde sie krank und kam im November in ein Lütticher
Krankenhaus, wo sie operiert werden musste und danach in das Seniorenheim
„Présidence de Liège“ kam.
Vor drei Wochen musste sie wiederum in das Citadelle-Krankenhaus, wo
sie zehn Tage verbrachte und dass sie am Freitag vor acht Tagen wieder
verlassen konnte und wieder ins Heim zurückkehrte, wo sich ihr Gesundheitszustand
aber weiter zusehends verschlechterte und in der Nacht von Donnerstag
auf Freitag friedlich eingeschlafen ist.
Wir dürfen glauben, dass sie nun in ihrem ewigen Zuhause angekommen
ist. Denn das hat uns Jesus Christus zugesagt, dass wir bei Gott Wohnung
finden werden und nicht ins Nichts fallen. Für Maria dürfen
wir annehmen, dass sie nun bei Gott ihre Heimat und Ruhe gefunden hat,
auf den sie ihr Leben lang vertraute, in guten und schlechten Zeiten.
Eine der bekanntesten Dichter der Romantik, Novalis, fasste es einmal
in einer Frage und einer Antwort, in einem Satz knapp zusammen: „Wo
gehen wir denn hin? Immer nach Hause!“ Eine wunderbare Aussicht,
bei Ihm zu Hause zu sein.
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Conny Küches
Sterbetag: 10.03.2008
Auferstehungsamt: 15.03.2008
Wie unendlich plötzlich kann sich das Leben verändern. Von
einem Tag auf den anderen. Morgens stehen wir noch ganz normal auf. Wir
verlassen mit unseren Aufgaben für den Tag das Haus und am Mittag
ist das Leben ein anderes.
Ein Mensch ist nicht zurückgekommen und kommt auch niemals wieder.
Der Platz ist leer. Eine Lücke entstand, die niemals mehr geschlossen
werden kann.
Ehe die Trauer überhaupt einsetzen kann, herrscht das Entsetzen
über diesen plötzlichen Tod. Die ersten Stunden nach der Nachricht
vom Tod eines Menschen, den Ihr geliebt habt, gehören zum Schlimmsten,
was Menschen erdulden müssen. Es tut so weh. Etwas, das trösten
kann, ist nicht in Sicht. Und die bohrende Frage stellt sich mal laut,
mal leise: Warum?
Wie Ihr, liebe Familie, mir gesagt habt, war er als Vater immer für
Euch da, für seine Kinder, die sieben Enkelkinder und das Urenkelkind.
Er war derjenige, der Eure Familie zusammenhielt und Euch mit Rat und
Tag zur Seite stand, mit dem ihr gut reden und diskutieren konntet, der
sich für Euch interessierte und sich an seinen Enkeln so richtig
erfreuen konnte.
Er wird Euch und vielen unter uns fehlen, das habt ihr mir immer wieder
gesagt: Ja, den Vater zu verlieren ist eine ganz tiefe Wunde, die tief
in Euch lebt und die niemand so schnell zu heilen vermag.
Conny hatte ein bewegtes Leben. Er war ein Mensch, der polarisierte und
so auch manchen Widerspruch hervorrief, ein Mensch, der manchen auch Rätsel
aufgab, dem es aber wichtig war, sich seine Freiheit im Denken und Handeln
zu bewahren. Conny war so wie er war, ob das einen gefiel oder nicht.
Danach fragte er nicht, wie komme ich bei anderen an, was denken die anderen
von mir.
Unser Verstorbener war jedenfalls ein Mensch, der das Leben liebte und
es in allen Zügen auskostete. Er reiste gerne und war gerne mit Freunden
zusammen. Seine Art das Leben zu leben kann man vielleicht am besten in
dem geflügelten Wort zusammenfassen: „Carpe diem“.
Carpe Diem kommt aus dem Lateinischen und bedeutet frei übersetzt
"Nutze den Tag". Carpe Diem ist die wohl kürzeste und bekannteste
Formulierung dafür, das Leben als Geschenk zu betrachten und sein
eigenes Glück in die Hand zu nehmen. Es ist die Aufforderung, die
Chancen des Jetzt zu erkennen, das Beste aus jedem Tag zu machen und den
Augenblick bewusst zu genießen. Das Leben ist so, wie du es siehst
und mache was draus. Lebe heute und jetzt. So war Conny: Er träumte
nicht sein Leben, sondern er lebte seinen Traum. Lebe den Tag so, als
wäre er dein letzter. Er lebte nicht wie manche Zeitgenossen in den
Tag hinein, sondern nutzte ihn. Und wie bei jedem Plan oder Vorhaben kommt
es entscheidend auf den ersten Schritt an. Incipe - Wage den Anfang!
Conny war ein Mensch der noch so vieles vorhatte, ein Mann voller Träume
und Pläne, von denen er sich davon auch nicht so leicht abbringen
ließ. Seine Pläne auf Morgen verschieben, war nicht seine Sache.
Heute das erledigen, was zu erledigen ist. „Lebe heute und jetzt“
war seine Lebensmaxime, die wohl nicht allen gefiel. Sein Humor und seine
Lebensfreude gingen dabei mit seiner Lebensart überein: „Ein
Scherz, ein lachendes Wort entscheidet über größte Dinge
oft treffender und besser als Ernst und Schärfe.“ Dieser Gedanke
stammt vom gleichen römischen Dichter Horaz, wie „Carpe diem“.
"Nutze die Zeit, die du hast" - ein Spruch, der leicht über
die Lippen geht, aber es ist nicht selbstverständlich, so zu leben
- und es fällt uns auch nicht leicht. Dahinter steht das Wissen um
die Kostbarkeit der Zeit, auch der 24 Stunden eines Tages.
Wie sehe ich eigentlich mein Leben? Normal, nichts besonderes, ein Zufall
unter sechs Milliarden anderen Zufällen? Eine Last aus vielen Pflichten,
Einschränkungen und Gesetzen? Oder als etwas Einzigartiges?
Ein Christ weiß, dass alle Zeit nur "geschenkte Zeit"
ist. Sie kommt aus Gottes Hand. Deshalb darfst du auch deine Zeit - die
"geschenkte Zeit" - wieder in Gottes Hand legen.
Es ist Gottes Zeit! Er ist es, der "die Zeit in Händen hält".
Und er ist es, der uns die Urangst nimmt angesichts unserer vergehenden
Zeit. Er nimmt uns auch den Schrecken vor dem, was nach dieser Zeit kommt.
Er öffnet uns die Augen für DEN, DER NACH UNSEREM TOD AUF UNS
ZUKOMMT - für Christus, der die Zeit überwunden hat, der in
Gottes Zeit eingegangen ist, der unser HERR ist.
"Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir
klug werden", formuliert die Bibel in Psalm 90,12. Diese Perspektive
hilft mir, den Tag zu nutzen, meine Zeit sinnvoll zu gestalten - im Wissen,
dass ich der Ewigkeit Gottes entgegen lebe, der mich gemacht hat.
Für uns alle kann der tragische Tod von Conny Anlass sein, das Wort
des Herrn „Haltet auch ihr euch bereit“ erneut ernst zu nehmen.
Niemand von uns weiß, wann und wie seine letzte Stunde schlägt.
Bei jeder Beerdigung beten wird für den, der als Nächster dem
Verstorbenen folgen und vor das Angesicht Gottes treten wird. Zu denken,
dass ich das sein kann, soll mich nicht mit Angst erfüllen, sondern
mir helfen, dass ich mich bereitmache für diesen Augenblick.
So wollen wir denn heute beten, dass der Herr unseren Verstorbenen aufnehme
in seine ewige Freude.
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Jean Baptiste
Sterbetag: 22.03.2008
Auferstehungsamt: 27.03.2008
Spruch: „Einmal geht der Tag zu Ende, jeder Schmerz klingt einmal
aus. Vater, Du hieltst meine Hände auf dem Weg zu Dir nach Haus.
Liebe Familie von Jean, liebe Nachbarn und Freunde unseres Verstorbenen,
liebe Mitchristen,
Wenige Stunden vor seinem Tod sagte Jean noch: „Zerbrecht Euch
nicht den Kopf, ich zerbreche ihn mir auch nicht!“
So als wollte er sagen, seinen Tod vor Augen: „Macht Euch keine
Sorgen, ich mache mir auch keine!“
Er legte sein Leben ganz in Gottes Hand, komme, was kommen mag: „Macht
Euch keine Sorgen, ich mache mir auch keine.“, so als leuchte ihm
am Karsamstag die Ostersonne am Horizont entgegen.
Am vergangenen Samstagmorgen verstarb Jean im Alter von 86 Jahren…
in wenigen Tagen, am 2. April wäre er 87 Jahre alt geworden. Geboren
wurde er in Lüttich als jüngster von drei Jungen der Eheleute
Martin Baptiste und Marie Gillis.
Während seines Militärdienstes im Militärlager Elsenborn
lernte er seine spätere Frau Margaretha Mallet kennen, die er am
24. August 1947 heiratete. Sie starb am 4. Januar 1991, vor 17 Jahren.
Er arbeitete zunächst im Straßenbau und wirkte am Bau der Wesertalsperre
mit, ehe er Berufssoldat wurde und es bis zu seiner Pensionierung im Jahr
1977 blieb. Im Militärlager war er für das Munitionsdepot zuständig
und als Lagerist tätig.
Da seine Frau gehbehindert war, hat er seine Aufgabe seitdem vor allem
im Haushalt gesehen.
Wir haben ihn als einen hilfsbereiten Menschen kennen gelernt, der eine
besondere Sensibilität für Menschen mit Behinderung entwickelte,
wie mir gesagt wurde, wohl auch deshalb wer er dies auch aus eigener Erfahrung
kannte, da er seiner Frau ständig zur Hand ging.
Diese Hilfsbereitschaft hat er auch immer im Malmedyer Seniorenheim „Les
Arcades“ an den Tag gelegt, wo er noch gebrechlicheren Menschen
stets zur Seite stand, ihnen beistand. Da er nicht mehr allein sein konnte,
hat er letztlich eingesehen, dass ein Aufenthalt in einem Seniorenheim
wohl die einzige Möglichkeit sei. So kam er Ende Juni des vergangenen
Jahres ins Seniorenheim nach Malmedy, wo er sich schnell einlebte und
sich auch gerne in der Stadt aufhielt.
Sehr zu schaffen machte ihm die dreimal in der Woche stattfindende Dialyse,
die viel Kraft von ihm verlangte.
Die einige Male, die ich Jean zu Hause besucht habe oder die ich ihm
begegnet bin, haben mir gezeigt, dass Jean sich gerne mit den Menschen
unterhielt und mit Humor das Leben anging.
Seine Kräfte ließen aber zusehends nach, und trotzdem ging
es am Ende sehr schnell, als er, wenige Stunden vor der Feier der Osternacht
starb, an einem Tag, an dem wir den Übergang vom Tod, von der Trauer
zum Leben, zur Auferstehung feierten. Wie ein Kerze, die ausging, für
die aber nun ein anderes Licht in der Osternacht entzündet wurde:
das Osterlicht, das von der Auferstehung kündet und auch für
ihn nun leuchtet.
Die meisten unter uns haben Jean gekannt, wie er mit der Fotokamera für
Hochzeiten oder Erstkommunionfeiern angefragt wurde, Landschaften fotografierte
oder sonst mit dem Fotoapparat zur Stelle war, wo ein Ereignis stattfand.
Das Osterfest, das wir vor wenigen Tagen feierten und das ja 50 Tage,
bis Pfingsten andauert, ist ein Fest der Tiefenschärfe, um den Begriff
des Fotografen zu verwenden.
Wir leben in der Zeit, in der die Optik auf den Vordergrund eingestellt
ist? Das Erlebnis hier und jetzt ist gefragt. Nicht wenige Menschen leben
heutzutage ohne Tiefenschärfe, weil ihre Kamera, ihr Herz, ihr Leben
nur am Vordergründigen und Oberflächlichen hängt.
Ostern stellt den Blick, die Optik unseres Lebens auf „unendlich“
ein. Wir schauen tiefer und weiter als nur das Vordergründige. Wir
schauen auf den Hintergrund unseres Lebens und dürfen erkennen: Mit
seiner Auferstehung hat Jesus unseren Blick auf „unendlich“
eingestellt, und wir sehen in der Tiefenschärfe des Glaubens, dass
es noch eine andere Dimension gibt.
Wenn Jean wenige Stunden vor seinem Tod sagt: „Zerbrecht euch nicht
den Kopf, ich zerbreche ihn mir auch nicht!“ hat er wohl seine Kamera,
sein einstiges Lieblingshobby, hat er seinen Blickwinkel auf „unendlich“
eingestellt, um sein Leben in der Tiefenschärfe Gottes zu sehen.
„Einmal geht der Tag zu Ende, jeder Schmerz klingt einmal aus.
Vater, Du hieltst meine Hände auf dem Weg zu Dir nach Haus.
Mit diesem Spruch, den Ihr ausgesucht habt, übergeben wir heute
Jean der Liebe Gottes, der seine Hände hielt und nun mit ihm in das
Ewige Haus Gottes einziehen darf.
Der Tag ist zu Ende gegangen: Karsamstag, die Trauer und der Tod und darauf
folgen das Leben und die Auferstehung.
Wenn Menschen sterben, dann bitte ich um die Kraft, sie Gott in die Hand
legen zu können. Wir alle dürfen hoffen, dass Gottes Hand ihn
nun auf den Weg nach Hause führe und dass am Morgen eines neuen Lebens
Gott ihm begegnet mit allen, die sich seiner Hand anvertraut haben.
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Ferdi Huby
Sterbetag: 04.04.2008
Auferstehungsamt: 09.04.2008
Lesung: Joh 17,5-9.12-13.
Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen,
Nach einem langen Leben ist Ferdi von uns weg zu Gott heimgegan¬gen.
Soweit wir das als Menschen beurteilen können, war es ein erfüll¬tes
Leben. Ich sage das bewusst, dessen wohl eingedenk, dass vor Gott ganz
gewiss andere Maßstäbe über die »Größe«
eines Menschen gelten als nach irdischem Empfinden. Für die Welt
ist groß, wer viel hat und laut redet. Vor Gott ist groß,
wer sich bescheiden kann, wer klein sein kann und seinen Mitmenschen dient.
Groß ist der, der vor Gott und vor den Menschen eine reife, menschenfreundliche
Persönlichkeit ist. Und das war Ferdi.
Am Ende seines Lebens ließen sich viele persönliche Daten
aufzählen. Nur ganz wenige möchte ich hier erwähnen und
seien mir gestattet. Wahrscheinlich bin ich der, der Ferdi am kürzesten
von Euch allen kannte. Und gerade ich habe diesen Dienst zu erfüllen,
in dieser Stunde, was uns bewegt und uns hier zusammengeführt hat,
im Licht des Evangeliums und der Osterbotschaft zur Sprache zu bringen
und zu deuten.
Vor gut fünf Wochen kam Ferdi für eine Operation ins Malmedyer
Krankenhaus. Die Operation hatte auch gut geklappt und er war bereits
auf dem Weg der Besserung als sich Komplikationen einstellten, so dass
er auf die Intensivstation verlegt wurde, wo er nach drei Wochen Intensivbehandlung
am vergangenen Samstag, zur Mittagszeit, sein Leben dem Schöpfer
zurückgeben musste.
Seine Wiege mit der Jahreszahl 1924 stand im kleinen Weiler Eibertingen,
wo er vor 83 Jahren, am 30. Mai 1924 in einer kinderreichen Familie als
drittes von neun Kindern der Eheleute Hubert und Margarete Huby-Pauels
in Eibertingen geboren wurde.
Im Jahr 1951 heiratete er seine Frau Elschen und zog nach Bütgenbach.
Seine Frau starb am 27. Dezember 1987, nach 36 Ehejahren.
Zum Zeichen der Verbundenheit mit seiner Frau wird seine Urne am Donnerstag,
nach der Einäscherung, im Grab seiner Frau beigesetzt. Seine Frau
war ja aktive Sängerin in unserem Kirchenchor, mit dem sich auch
Ferdi verbunden wusste und dessen Fahnenträger er gewesen ist.
Seit Juni letzten Jahres war unser Verstorbener in unserem Seniorenheim
zu Hause, wo er sich auch schnell eingelebt hat, auch wenn sein regelmäßig
ihn immer wieder zu seinem Hause führte, wo er nach dem rechten schaute.
In unserem Heim habe ich ihn als einen Menschen kennen gelernt, der eher
still und unauffällig lebte, wenn er am Gottesdienst in der Heimkapelle
teilnahm und wir uns grüßten, als er an der Sakristeitür
vorbei kam. Unaufdringlich war er zur Stelle, wo er gebraucht wurde. Jetzt
erst, wo er nicht mehr unter uns ist, werden wir merken, dass er unter
uns war und wie sehr er uns fehlt.
Ferdi war ein Mensch, der viel in seine Familie investiert hat. Selber
hatte er keine Kinder, dafür suchte er aber den Kontakt zur Großfamilie,
mit der er immer eine gute Verbindung hatte und Verbundenheit lebte. Die
Familie war ihm wichtig
Er war ein ausgesprochener Hausmann, der bis zuletzt, ehe er ins Seniorenheim
kam, in den über 20 Jahren wo er Witwer war, gut allein klar kam.
Wir bitten Gott, unseren Verstorbenen anzunehmen, der so unaufdringlich
unter uns versucht hat, zu leben, wie er gelebt hat. Wir bitten Gott,
er möge ihm die Freude des Himmels schenken und uns zur Freude des
Nächsten werden lassen, wenn wir füreinander da sind, solange
es noch Zeit ist.
Die Stunde seines Todes – ist die Stunde seiner Auferstehung. Was
er geglaubt hat, dar er leben, denn Gott ist nicht ein Gott der Toten,
sondern der Lebenden.
Wir sterben alle einmal ins Licht der Auferstehungssonne hinein. Dieses
Licht ist unser Trost.
Jesus empfiehlt alle, die ihm anvertraut waren, dem Vater: „Jetzt
gehe ich zur dir!“ Diese Abschiedsworte des Herrn könnten auch
die von Ferdi sein.
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Paula Grün-Franzen
Sterbetag: 18.05.2008
Auferstehungsamt: 22.05.2008
Evangelium: Mt 11,28-30
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.
Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von
mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr
Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und
meine Last ist leicht.
Liebe Familie von Paula, liebe Mitchristen,
Der Tod kam nicht überraschend und unvorhergesehen in das Leben
von Paul und in Euer Leben. Ihr habt gespürt, dass Euch dieser Augenblick
irgendwann bald bevorstehen würde.
Ihr, die Familie unserer Verstorbenen, spürt von uns allen am deutlichsten
das Loch, das das Sterben der Mutter, der Großmutter in Euer Leben
gerissen hat. Ja, der Tod hat in ihrem Sterben ein Stück aus Euch
gerissen. Ihr spürt den Schmerz und die Trauer.
Ihr dürft aber auch dankbar sein. Sie war Euch lange geschenkt.
Sie ist immer gebrechlicher, immer schwächer geworden. Ihr habt ihr
in den letzten Jahren Pflege und Geborgenheit geschenkt. So hat ihr Leben
so enden dürfen, wie es be¬gonnen hat: angenommen, umsorgt und
gepflegt. In den letzten Tagen war sie schon weit weg. Sie konnte nichts
mehr sagen.
Es ist schwer, wenn wir jetzt endgültig erfahren müssen: Sie
ist nicht mehr unter uns. Auch wenn man sie aus dem Gedächtnis nicht
verlieren wird, das Persönliche fehlt uns ganz einfach.
Paula starb am vergangenen Sonntagabend, am Dreifaltigkeitssonntag.
An dem Sonntag hörten wir im Evangelium in allen Kirchen der Welt:
„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn
hingab.“ Gott wurde Mensch und zwar so sehr, dass er sich sogar
in Leiden und Tod mit uns Menschen solidarisierte. Gerade seine Hingabe
im Leiden und Sterben hilft uns Menschen, denn wir wissen, dass dieser
Gott unsere schwierigsten Zeiten verstehen kann! Er trägt die Last
mit, er stellt sich durch seine Hingabe neben die sterbenden Menschen.
Wenn an ihrem Sterbetag zu hören war, dass das Leben Jesu auch seinen
Tod beinhaltet und wir dadurch Erlösung erfahren, dann ist das für
mich auch der Aspekt der Dreifaltigkeit, der mir am nächsten ist.
Ja, einem solchen Gott kann ich glauben. Ich weiß nicht, was aus
uns Menschen würde, ohne den mitleidenden Gott, ohne einen Jesus,
der in den dunkelsten Stunden bei mir war und hoffentlich sein wird.
Paula gab ihr Leben zurück im Marienmonat Mai. Wie oft hat sie zur
Muttergottes gebetet, gerade dann wenn sie es schwer hatte, fand sie in
Maria eine Stütze. Zu ihr hatte unsere Verstorbene immer eine innige
Verbundenheit, gerade im Monat Mai, hat sie doch immer einen Mai-Altar
aufgebaut, um die Gottesmutter zu ehren.
Paula wurde als 7. von 11 Kindern der Eheleute Hubert Franzen und Maria
Knott geboren. Vor drei Monaten verstarb ihre Schwester Fina, vor wenigen
Tagen ihr Bruder Erich, so wie sie geboren wurden, haben sie die Welt
wieder verlassen. Miteinander fühlten sie sich auch immer sehr verbunden.
Der Tod ihres Mannes Leo im Januar 1997 nach 45 Ehejahren hat sie stark
getroffen, wenn sie auch danach ihr Leben wieder angepackt hat.
Bevor sie ins Raerener St. Franziskus-Heim kam, wurde sie 15 Monate lang
zu Hause liebevoll betreut. Dadurch konnte sie auch so lange wie möglich
zu Hause bleiben gerade durch die Hilfe, die sie von Menschen erfahren
hat und die für die Familie eine große Stütze waren.
Im Februar 2007 kam sie nach Raeren, wo sie gut aufgehoben war und in
einer familiären Atmosphäre liebevoll umsorgt wurde. Das Pflegepersonal
war aber nicht nur für sie immer da, auch ihre Familie fand dort
stets ein offenes Ohr und eine gute Hilfe und Unterstützung.
Für uns Christen ist der Tod nicht das Hinabsinken in ein Dunkel
oder in ein Nichts, sondern ein Hinübergehen zu einem neuen, anderen,
ewigen Leben. So vom Tod zu reden, ermächtig uns der, der als erster
vom Tod zum Leben gekommen ist.
Auf seinen Namen war unsere Verstorbene getauft. Wir dürfen die Hoffnung
haben, dass er sie vollenden wird.
Dankbar dürfen wir Paula loslassen, sie in dem Frieden lassen, den
Gott ihr versprochen hat.
Darum stehen wir hier einerseits als Trauernde, die das Loslassen und
Abschiednehmen lernen müssen, aber auch als Glaubende und Hoffende:
Wir Menschen warten nicht nur auf unseren Tod – nicht der Tod wird
uns holen, es ist der lebendige Gott, der uns die Tür zum ewigen
Leben öffnen.
Der heutige Donnerstag, der 2. Donnerstag nach Pfingsten ist in der Kirche
der Tag des Fronleichnamsfestes.
Gerade im hl. Brot, das Paula in der Eucharistie so oft empfangen durfte
und das wir am Sonntag durch unsere Straßen tragen werden, macht
uns Christus selbst deutlich, dass Gott kein Interesse am Tod, nicht an
unserem Tod hat, dass er das Leben will und dass er will, dass wir dieses
Leben in Fülle haben, über den Tod hinaus.
Die Eucharistie ist das vorzüglichste Bild unseres Glaubens, eines
Glaubens, der lebensbejahend ist, der den Menschen in den Mittelpunkt
stellt, jener frohen Botschaft, die selbst den Tod in den Schatten stellt.
(kli)
Amen.
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Emma Gehlen-Michels
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 04.06.2008 in Elsenborn
Liebe Familie von Emma, liebe Trauernde,
Es ist der sicher schwerste Moment im Leben eines Menschen, von der Gattin
und Mutter Abschied nehmen zu müssen. So bringt ihr es auch in dem
Spruch zum Ausdruck, den wir in der Todesanzeige lesen konnten: „Viele
Menschen gibt’s im Leben aber nur eine Mutter eben, die voll Liebe
früh und spät, fühlende, sorgend mit uns geht. Ihr Gehen
erfüllt uns mit tiefem Schmerz, doch ruhe sanft, Du gutes Herz.“
Mit großem Schmerz spürt ihr, dass die innige Vertrautheit,
wie zwischen Euch bestanden hat, nun abgebrochen ist. Und bestimmt kommen
euch Situationen in den Sinn, in der sich ihr Liebe besonders ausgedrückt
hat, die so sprechend und gleichzeitig so schlicht sind: Wie sie Euch
umsorgte, liebte und Anteil nahm an eurem Größer- und Erwachsenwerden.
Das HERZ einer Mutter ist grenzenlos LIEBE; Diese Liebe hört niemals
auf. - Und darin verkörpert sie — erstaunlich genug! - etwas
von dem, wie Gott selbst ist. Es gehört wohl zum Wichtigsten unseres
Glaubens, dass die Liebe Gottes niemals an ein Ende kommt. Dass Gott in
ganz besonderer Weise eben auch wie eine „Mutter" ist. Ihr
gutes Herz hörte am Tag nach dem Herz-Jesu-Fest, am Herz-Mariä-Samstag
auf zu schlagen.
„Von dem Menschen, den du geliebt hast, wird immer etwas in deinem
Herzen zurückbleiben, aber alles von seiner Liebe…. heißt
es in dem Spruch, den wir auf dem Erinnerungskärtchen gleich lesen
können.
Wir können uns nicht vorstellen, dass das HERZ einer Mutter jemals
aufhört zu schlagen... und es hört auch niemals auf für
ihre Lieben zu schlagen... auch jenseits der Grenze des Todes... schlägt
das Herz der Liebe einer Mutter weiter...
Liebe Familie,
So schnell kann es gehen... wer hätte es gedacht. Am Pfingstdienstag
kam sie ins St. Vither Krankenhaus und am vergangenen Mittwoch wieder
nach Hause. Alles schien auf dem Weg der Besserung und gut zu werden,
und dass sie wieder auf die Beine kommt. Und dann der Samstagmittag: Seitdem
ist für Euch nichts mehr, wie es vorher war: Das so plötzliche
endgültige Abschiednehmen kostet so viel Kraft, das wir damit oft
überfordert sind.
Wer von uns hat Emma nicht gekannt. Eine Frau voll Energie und Einsatzfreude,
die von Lebensfreude sprudelte, gerne lachte und voller Humor war. Ein
Mensch, der das Leben optimistisch und nach vorne schauend anging.
Sie hat in Eurer Familie und darüber hinaus Freundlichkeit, Aufmerksamkeit
und Wärme ausgestrahlt. Vor allem eine Kunst hat sie zu beherrschen
gewusst: die Gastfreundschaft und die zeigte sich vor allem darin, dass
sie das Haus und den Tisch „bestellt“ hat. Wenn sie für
die Familie kochen konnte, was sie von Herzen gerne tat, war sie in ihrem
Element. Bei ihr fühltet ihr Euch heimisch: Sie war für Euch
Heimat. Deshalb reißt ihr Tod auch eine solche tiefe Lücke
in Euer Leben.
Lieber Albert,
54 Jahre lange seid Ihr als Eheleute durch Höhen und Tiefen gegangen
und durftet bis zuletzt viel Gemeinsames erleben: die vielen Besuche bei
Verwandten und Freunden, das Pilgern zu verschiedenen Wallfahrtsstätten
und nicht zuletzt die vielen ruhigen, schönen Stunden miteinander.
Vor allem war sie der Mittelpunkt Eurer Familie, die stets darauf bedacht
war, für den Zusammenhalt und die Harmonie zu sorgen. Sie war ihrer
Familie eine gute Gattin, Mutter und Großmutter. Eine enge Verbundenheit
lebte sie mit ihren Enkeln.
Unser Glauben eröffnet uns eine neue, weite Sicht: Ein Mensch kann
100 Jahre in äußerstem Wohlergehen leben und in Wirklichkeit
doch von hinten her gesehen, nur kurz gelebt haben. Wirklich gelebt hat
er letztlich nur die Zeit, die er hergegeben hat, die Zeit, die er anderen
geschenkt hat. Nicht die Zeit, die wir für uns behalten, sondern
die Zeit, die wir hergegeben haben, ist erfüllte Zeit gewesen. Und
diese Zeit ist es auch, die Gott noch im Jenseits vollenden wird.
So soll auch nicht die Trauer das letzte Wort behalten, sondern die Zuversicht,
dass Emma am Ziel angelangt ist. Gott sieht auf die Hingabe des Menschen.
Leben in Fülle verheißt uns Christus. Bitten wir deshalb jetzt
um die Kraft, unser Leben neu aus der Hand Gottes anzunehmen. Bitten wir
um den Glauben, dass Gott nun auch ihr Leben zur Erfüllung bringen
wird.
Die Trauer über ihren Tod wird bleiben, das ist richtig. Die Verbundenheit
über den Tod hinaus weckt Erinnerungen und behält einen Menschen
lebendig.
Von ihr wird immer etwas in Eurem Herzen zurückbleiben: etwas von
ihren Träumen, etwas von ihren Hoffnungen, etwas von ihrem Leben,
aber alles von ihrer Liebe. Deshalb gesellt sich zur Trauer der tief empfundene
Dank hinzu: Danke, dass Du, Albert, Deine Frau, dass ihr Eure Mutter und
Großmutter haben durftet.
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Hermann Goffart
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 05.06.2008 in Elsenborn
Liebe Familie von Hermann, liebe Freunde, liebe Schützenbrüder,
Ein Foto von Hermann in der Uniform des Schützenvereins, den er
nach dem Krieg mitgegründet hat, dessen Mitglied er etwa 60 Jahre
lang war und die Ehrenpräsidentschaft anvertraut wurde, dieses Foto
auf dem Sarg war sein Herzenswunsch, den er vorher mal geäußert
hatte.
Damit bringt er selber an diesem Tag zum Ausdruck, wie wichtig ihm „sein“
Verein war, wie eng er sich mit den Schützen verbunden wusste, und
auch jetzt über den Tod hinaus. Hier werden wohl die meisten unter
uns viele Erinnerungen haben, seine frohe und lustige Art und Weise, wie
er bei Festen mit seiner Gabe zu reden, frei zu sprechen, durch das Programm
führte. Ihm lag der Zusammenhalt in seinem Verein am Herzen. Für
diese Dienst an der Gemeinschaft hat er sich mit all seiner Energie und
Ausdauer zur Verfügung gestellt. Das Bild des hl. Hubertus schmückt
die Vereinsfahne der Schützen. Mit seiner Art hat er versucht nach
dem Beispiel des Hl. Hubertus für den Glauben Zeugnis ablegen kann.
Wir nehmen heute Abschied von Hermann, der vor 84 Jahren als Drittes von
sieben Kindern am 11. Juli 1923 das Licht der Welt erblickte. Im vorigen
Jahr, am 12. Mai, durfte er das seltene Fest der Goldhochzeit feiern.
Betroffen sind wir hier beisammen, weil einer weggegangen ist, so plötzlich
und unerwartet, den wir gern hatten, der mitten aus der Familie und unserer
Dorfgemeinschaft gerissen wurde.
Das Sterben eines uns wichtigen Menschen macht uns hilflos. Niemand von
uns verliert gern, schon gar nicht einen Menschen, mit dem wir verbunden
waren und der mit uns verbunden war. Wir müssen erst geduldig lernen,
mit dem Tod umzugehen. Wir sind dabei auf Hilfe angewiesen.
Einmal mehr wird uns mit dem plötzlichen Sterben von Hermann eine
Wahrheit bewusst – es ist ein Gedanke, der, so selbstverständlich,
doch immer wieder verdrängt wird: Mitten im Leben klopft der Tod
an. Mittendrin! Ja, mittendrin können wir plötzlich ungefragt
gezwungen werden, unser Leben ohne ein abschließendes Wort liegen
zu lassen und zu gehen.
Aber, so wie er gestorben ist, hat er es sich gewünscht. Hermann
war ein Mensch, der nicht klagte, sondern zufrieden und dankbar auf sein
Leben, ja fast Gott ergeben blickte. Sie wie Gott es will, so wird es
gut.
Hermann hat in unserem Dorf in vielfältiger Weise Verantwortung
wahrgenommen, ob im Schützenverein oder im Kirchenvorstand, dessen
Mitglied er von 1966 bis 1995, als fast 30 Jahre lang war. So ist es mir
auch wichtig, im Namen der Kirche ihm für diesen Dienst an unserer
Pfarre zu danken. Aber auch bei seinen vielfältigen Diensten bis
vor einigen Jahren für Herzebösch, haben wir Hermann als einen
verantwortungsbewussten Menschen im Miteinander unseres Dorfes erlebt.
Was er anpackte, das übernahm er in verlässlicher Treue. Diesen
Dienst übte er nicht in äußerlicher Pflichterfüllung
aus, oder um im Mittelpunkt zu stehen. Das war nicht seines. Lieber packte
er mit an, schaute nach dem Rechten und tat so manchen Dienst, den keiner
bemerkte, schlicht und in Stille. Sein Engagement kam bei ihm von Innen
heraus. Er hat zu einem guten, wohltuenden Miteinander beigetragen, wie
sein Wesen, das auf Harmonie bedacht war.
Obwohl er mit Leib und Seele in seiner Familie zu Hause war, sich inmitten
seiner Enkelkinder, seiner Familie wohl fühlte, kreiste er niemals
nur ums eigene „Nest“, sondern erkannte seine Verantwortung
für unsere Gemeinschaft.
Leben im Sinne Jesus bedeutet Hingabe: Das ist das Einzige, was vor Gott
zählt. Indem wir selbstlos leben, solange uns die Zeit dazu gegeben
ist.
Wir spüren in dieser Stunde den großen Verlust. Aber es ist
auch tröstlich zu merken: Er hat uns etwas zu sagen, auch über
den Tod hinaus. Er ist auch weiterhin bei Dir, Maria, bei Euch, seiner
Familie, und bei uns allen.
In das Leben unseres Verstorbenen ist der Herr so plötzlich eingetreten.
Aber als Gläubige bleiben wir nicht dabei stehen und schauen weiter,
tiefer: Das Kommen des Herrn in seinem Leben beinhaltet für uns auch
die trostvolle Nachricht: Hermann, Du bist aufgenommen bei Gott. Du bist
am Ziel. Uns steht es noch bevor.
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Valeria Barts
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 30.08.2008
Liebe Familie von Valeria,
Menschen, die man liebt, sind wie Sterne: Sie können funkeln und
leuchten noch lange nach ihrem Erlöschen.
Ein solcher Stern ist Eure Valeria für Euch gewesen.
Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, heißt es beim „Kleinen
Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry, wird es dir sein,
als leuchteten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich
auf einem von ihnen lache... Und wenn du dich getröstet hast, wirst
du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen...
Ein glückliches Leben wünscht sich jeder Mensch. Doch worin
das Glück besteht, darin unterscheiden sich unsere Einstellungen.
Was macht ein Leben wertvoll, was ist erstrebenswert. Viele werden sagen:
beruflicher Erfolg, eine eigene Familie gründen und sich selbst verwirklichen.
Wenn wir heute Abschied nehmen von Valeria und auf ihr Leben schauen,
dann sind wir alle herausgefordert, dieses Leben im Licht des Glaubens
zu sehen.
Alle, die Valeria gekannt haben, wissen, dass ihr durch ihre geistige
Behinderung nicht vergönnt war, eine eigene Familie zu gründen,
sich eine eigene Existenz aufzubauen. Aber sie hatte etwas, was sie trotz
allem wie ein Stern, wie eine Sonne strahlen ließ und glücklich
machte. Ihr, liebe Familie, habt sie ja als „Sonnenschein“
in Eurer Familie bezeichnet, weil ihr wusstet, dass durch ihr Wesen etwas
durchscheint, aufscheint, was uns oftmals fehlt.
Sie konnte sich über die einfachen Dinge des Lebens freuen und diese
Freude anderen weiterschenken. Ohne Schwierigkeiten nahm sie Kontakte
auf, obwohl sie auf eine eigene Art mit der Umwelt kommunizierte. Sie
umarmte die Menschen, ihre Familie oder Freunde, grüßte jeden
freundlich und fragte nicht lange, ob der andere mich auch grüßt.
Sie hatte ein so freundliches, zuvorkommendes und hilfsbereites Wesen,
das Ihr, liebe Familie, von ihr sagtet: „Sie ist unser Engel!“
und habt hinzufügt: „Wären wohl alle Kinder so!“
Und humorvoll und lustig konnte sie sein, wie Ihr mir sagtet und schlechte
Laune war nur von kurzer Dauer. Mit Herz und Freude war sie bei der Musikgruppe
„La Recherche“, wo sie die Konzerttrommel spielte oder seit
über vier Jahren als Köchin auf Griesdeck.
Das alles sind doch Werthaltungen und Einstellungen, die Valeria für
Euch zu einem Sonnenschein, zu einem Stern in Eurem Leben gemacht hat.
In den Augen einer Leistungs- und Spaßgesellschaft mag ihr Leben
nicht erfolgreich gewesen zu sein, aber in Euren Augen, in den Augen der
vielen Menschen, die sie gekannt und bedingungslos geliebt haben, und
auch in den Augen Gottes, und das ist der Grund unserer Feier, war ihr
Leben kostbar und – wie Ihr mir selber sagtet – einzig, einzigartig.
Wir durften Valeria als einen Menschen erfahren, von dem viel Glück
und Freude ausging. Sie hat auf ihre Weise Euer Leben reicher und glücklicher
gemacht und dafür dürfen wir ihr dankbar sein, so wie sie ja
auch immer sehr dankbar war.
Ein solcher Stern am Himmel ist und bleibt Valeria für uns, von
wo sie weiter in unseren Herzen leuchtet.
Ihren Stern möchte ich versuchen bis zu dem großen Stern zu
führen, der unser aller Leben erleuchten will.
Da möchte ich zunächst einen kleinen siebenjährigen Jungen
zitieren, der sich auch in die Kondolenzliste für den plötzlich
verstorbenen Oberbürger¬meister der Stadt Köln, Harry Blum
(er war im Jahre 2000 nach nur 169 Tagen im Amt an einer schweren Herzkrankheit
gestorben), eingetragen hatte. Der Junge hatte geschrieben: „Ich
war mit meinem Fahrrad und du warst mit deinem Fahrrad. Wir hatten fast
einen Zusammenstoß. Du sag¬test, beinahe hätten wir beide
Sternchen gesehen, und hast gelacht. Meine Mama erzählt nur, du bist
der Oberbürgermeister von Köln. Ich hoffe, du kannst jetzt die
ganz großen Sterne sehen. Ich werde für dich beten."
„Ich hoffe, du kannst jetzt die ganz großen Sterne sehen",
schrieb der Junge.
In der Lesung haben wir eben Genaueres über den großen Stern
erfahren: „Seine Stimme war wie das Rauschen von Wassermassen, und
in seiner Rechten hielt er sieben Sterne, und sein Gesicht leuch¬tete
wie die machtvoll strahlende Sonne" (Offb l,15b.l6).
Diese Sonne ist gemeint, von der es bei Johannes heißt: „Ich
bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis
umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben" (Joh 8,12).
Wir wissen heute, dass alle Sterne selbst Sonnen sind. Wir danken heute
Valeria für die Leuchtkraft, die sie in unsere Welt gebracht hat.
Aber auch sie - wie wir - brauchen die Leuchtkraft der Sonne, die wir
in Jesus Chris¬tus suchen und finden können. Seine Auferstehungssonne
leuchtet gegen alle Finsternis, die ihr als Familie und viele unter uns
zurzeit erleben.
Als sie am 14. August von Euch Abschied nahm, war es auf eine besonders
herzliche Art und Weise, wie ihr mir sagtet, so als hätte sie etwas
gespürt und dann am Fest Mariä Himmelfahrt als sie einen epileptischen
Anfall bekam und ins Klinikum kam, wo sich ihr Gesundheitszustand zunächst
verbesserte, sogar wieder nach Hause kommen sollte, dann aber am Freitag
dramatisch verschlechterte und am vergangenen Sonntagabend verstarb.
„Ich werde für dich beten!" schrieb der Junge ins Kondolenzbuch.
So wie wir für Valerie jetzt beten. Wir haben am Sternenhimmel eine
neue Freundin, von wo aus sie weiter für uns leuchtet und für
uns bei der ewigen Sonne bittet.
1. Einen Stern, der deinen Namen trägt
Einen Stern der deinen Namen trägt
Hoch am Himmelszelt
Den schenk ich Dir heut' Nacht
Einen Stern der deinen Namen trägt
Hoch am Himmelszelt
Den schenk ich Dir heut' Nacht
Einen Stern der deinen Namen trägt
Alle Zeiten überlebt
Und über unsere Liebe wacht
Seit Jahren schon leb ich mit Dir
Und ich danke Gott dafür
Das er mir Dich gegeben hat
Als Erinnerung an unser Leben
Möchte ich Dir heut' etwas geben
Ein Geschenk für alle Ewigkeit
Einen Stern der deinen Namen trägt
Hoch am Himmelszelt
Den schenk ich Dir heut' Nacht
Einen Stern der deinen Namen trägt
Alle Zeiten überlebt
Und über unsere Liebe wacht
Irgendwann ist es vorbei
Und im Himmel wird Platz für uns zwei
Doch Dein Stern bleibt oben für immer und ewig stehn
Und auch noch in 1000 Jahren
Wird er deinen Namen tragen
Und immer noch der schönste von allen sein
Einen Stern der deinen Namen trägt
Hoch am Himmelszelt
Den schenk ich Dir heut' Nacht
Einen Stern der deinen Namen trägt
Alle Zeiten überlebt
Und über unsere Liebe wacht
Fünf, Vier, Drei, Zwo, Eins, Zero
Einen Stern der deinen Namen trägt
Hoch am Himmelszelt
Den schenk ich Dir heut' Nacht (Einen Stern)
Einen Stern der deinen Namen trägt
Alle Zeiten überlebt
Und über unsere Liebe wacht
(Einen Stern, einen Stern)
Einen Stern der deinen Namen trägt
Hoch am Himmelszelt
Den schenk ich Dir heut' Nacht (Einen Stern)
Einen Stern der deinen Namen trägt
Alle Zeiten überlebt
Und über unsere Liebe wacht
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Albert Mertes
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 03.09.2008
Liebe Trauerfamilie,
Wir nehmen heute Abschied von einem Menschen, der sein Leben in den Dienst
der anderen gestellt hat, ja man kann sogar sagen, der sein Leben für
viele seiner Mitmenschen aufgeopfert hat.
Der plötzliche Tod von Albert hat uns alle schmerzhaft berührt.
Sehr viele in unserem Dorf und in der gesamten Region konnten es gar nicht
fassen, als sie von seinem Tod hörten. Der Tod zeigt uns unsere Grenzen
auf.
Vor einigen Tagen war er noch mit Menschen mit Behinderung während
einer Woche in den Urlaub ins Sauerland gereist und kehrte froh zurück.
Er kam nach Hause und erfreute sich seiner robusten Gesundheit, wenn ihm
auch die Beine viel zu schaffen machten.
Wer hätte das gedacht, dass das Leben so abrupt abgerissen würde:
Am Mittwochabend ereilte ihn ein Gehirnschlag, völlig unvorhergesehen.
Und dabei sollte er am Donnerstag, zusammen mit Ketchen, mit der er 52
Jahre verheiratet war, an der Ostbelgien-Wallfahrt nach Banneux teilgenommen
haben. Am Freitagabend ist er auf einer anderen, auf der letzten Pilgerreise
aufgebrochen, die ihn dahin führte, wohin er bestimmt noch nicht
aufbrechen wolle, denn dafür lebte er noch viel zu gerne. Er ist
am Ziel seiner Pilgerreise angekommen.
Was hat Albert nicht schon alles mitgemacht in den letzten Jahren: Im
vergangenen Jahr war er mehrere Monate im Malmedyer Krankenhaus, dann
in der Rehaklinik in Borgoumont, wo er auch noch weiterhin in Behandlung
war. Soll das jetzt alles umsonst gewesen sein, all diese Strapazen im
Krankenhaus und bei der Nachbehandlung.
Wenn ich Albert im Malmedyer Krankenhaus fragte, wie es ihm gehe, antwortete
er immer: „Mir geht es gut!“. Die vielen Monate, liegend,
im Krankenbett: Das alles ertrug er mit Geduld, mit einer Ruhe und Ausdauer,
die schon außergewöhnlich war.
Wenn er unterwegs sein konnte, für die vielfältigen Dienste
für die er sich mitverantwortlich wusste, war er froh und zufrieden,
ob als Präsident der CVIB, der er mitgegründet hat und deren
Präsident er während rund 35 Jahren war, oder für das Rote
Kreuz, für die er lange Jahre das Ambulanzfahrzeug fuhr und dann
als Sozialbeauftragter für die Lebensmittelbank zuständig war
oder für die Krebshilfe.
Was ihn dabei auszeichnete war seine Ruhe, die er bewahrte und seine
Verschwiegenheit, was ihn dann auch zu einer Vertrauensperson für
viele Menschen machte: Die Rechte wusste nicht, was die Linke tat. Die
Menschen wussten, dass sie ihm etwas anvertrauen konnten und das ging
dann auch nicht weiter. Und so manchen Papierkram hat er für Menschen
erledigt… still und ohne viel Aufheben. Es ist wohl sein Geheimnis,
das er mit ins Grab nimmt, wie vielen Menschen er beigestanden hat.
Denn das war etwas, was Albert besonders prägte: Er sah, wenn Menschen
in Not waren… und da ergriff ihn dann auch sein soziales Gewissen,
das ihn immer zu den Menschen in Not führte.
Albert war ein überaus pflichtbewusster und gewissenhafter Mensch,
auf den Verlass war, zuverlässig zur Stelle, wo Menschen ihn brauchten.
Er organisierte Fahrten, Feste und war ein Mensch, der in seiner Kontaktfreudigkeit
auf andere zuging. Sein Leben war ein Leben für andere.
Aber auch seinen Kindern war er ein guter Familienvater und ihnen eine
Hilfe in vielfältigen Anliegen. Chauffeur war er aber nicht nur für
Menschen, die auf seine Fahrdienste zurückgriffen, auch für
seine Enkelkinder war das „Opilein“, wie sie ihn gerne nannten,
der Privatchauffeur.
Er ist zeitlebens, bis vor einigen Jahren, gerne gereist, in alle vier
Himmelsrichtungen, hat er viele Länder bereist und kennen gelernt,
damals auch noch mit dem Wohnmobil. Am vergangenen Freitagabend ist er
zu seiner letzten Reise aufgebrochen.
Wir verneigen uns heute in Dankbarkeit vor einem großen und immer
wieder auch mit Mühen beladenen Leben. Und dankbar dürfen wir
Albert auch loslassen, ihn in dem Frieden lassen, den Gott ihm versprochen
hat. Und dessen bin ich gewiss und diese Hoffnung wünsche ich Euch,
liebe Familie, und uns allen: Seine Werke begleiten ihn. Denn sie sind
angenommen von Gott und angekommen bei Gott.
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Marie-Louise Faack-Greten
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 11.09.2008
Liebe Trauerfamilie,
Vor fast drei Jahren, am 17. Dezember 2005, hatten wir uns an dieser
Stelle eingefunden, um Abschied zu nehmen von Eurem Vater, Albert, der
im Alter von 88 Jahren nach längerer Krankheit im Alter von 88 Jahren
in Borgoumont sein Leben Gott dem Schöpfer zurück gab. Ihn hatte
Eure Mutter viele Jahre zu Hause gepflegt, denn seit mehreren Jahren litt
er an der Alzheimer-Krankheit und kam, nachdem es nicht mehr ging, am
11. September 2004, nach Borgoumont.
An dieser langen Krankheitsgeschichte hat Eure Mutter, und auch Ihr, sehr
gelitten.
Marie-Louise Faak, geb. Greten wurde vor 83 Jahren am 11. August 1925
hier in Bütgenbach als Älteste von zwei Kindern geboren. Sie
heiratete ihren Mann Albert im Jahr 1949 und war 56 Jahre lang mit ihm
in der Ehe verbunden.
Vor einigen Wochen, am 14. Juli, kam sie ins Krankenhaus, obwohl sie es
ja nicht wollte, aber sie merkte selbst, dass es nicht mehr ging. Zu sehr
war sie eine Person, die die Unabhängigkeit liebte und deshalb so
lang wie möglich zu Hause bleiben wollte. Sie war eine willensstarke
Frau und wollte niemandem zu Last fallen.
Am vergangenen Montag (8. Sept., am Fest Mariä Geburt) ist sie dann
nach 83 Lebensjahren verstorben, da sich ihr Gesundheitszustand zusehends
verschlechterte.
Anfangs wollte sie – als sie im Krankenhaus war – nicht zum
Senioren- und Pflegeheim, bis sie dann selbst einsah, dass sie von ihrer
Wohnung loslassen musste und bereit war nach Stavelot, ins dortige Pflegeheim,
zu kommen, um – wie sie sagte – ihre beiden Enkelkinder, und
auch die beiden Urenkeln im Alter von 4 ½ Jahren und 18 Monaten,
regelmäßig zu sehen. Aber dazu sollte es nicht mehr kommen.
Marie-Louise wäre in ihrer Jugendzeit gerne Lehrerin geworden, hatte
auch bereits das Studium begonnen, jedoch beendet der Weltkrieg abrupt
ihr Studium, so dass sie verschiedene Arbeiten annahm, so auch auf der
Gemeinde, wo sie ihren späteren Ehemann Albert kennen lernte.
Der Zweite Weltkrieg hat sie bis zuletzt in Alpträumen begleitet,
hatte sie doch schreckliche Szenen erlebt, von denen sie aber nur wenig
berichten wollte, zuletzt von der Bombardierung Malmedys, wo sie evakuiert
war und der anschl. Feuerkatastrophe. Diese Szenen kamen bis zuletzt immer
wieder zurück.
Ich durfte Marie-Louise mehrere Jahre die Kranken- und Hauskommunion
bringen und habe sie immer als eine interessierte Frau geschätzt,
die gerne und viel las und… - das ist wahrscheinlich vielen unter
Euch aufgefallen – an Freud und Leid der anderen Menschen, nicht
nur ihrer Familie, großen Anteil nahm. Immer wieder berichtete sie
mir auch davon, wie sehr sie unter diesem und jenem Leid von Menschen
aus ihrer näheren und weiteren Umgebung litt.
Sie war ein Mensch, der für andere lebte, zunächst sicherlich
als Mutter für ihre beiden Töchter und der Familie, aber auch
für so viele anderen Menschen, an die sie immer dachte.
Sie war ein Mensch, der mutig das Leben anpackte, energiegeladen und geistig
fit war, und sich nicht unterkriegen ließ oder jammerte. Sie interessierte
sich für ihre Pfarre und fragte immer nach, bei jedem meiner Besuche,
auch als sie zuletzt im Krankenhaus lag, wie es mir und meiner Arbeit
ging, wobei sie auch da so manches Mal mit mir litt, bei den Schwierigkeiten,
denen ich begegnete. Sie freute sich immer riesig, wenn ich ihr die Kommunion
brachte oder sie im Krankenhaus besuchte und sagte dabei: Dass sie noch
Zeit finden, mich zu besuchen. Da war sie so dankbar.
Ein offenes Ohr und viel Verständnis brachte sie ihren Mitmenschen
gegenüber auf.
Als Lesung hat die Familie den Text vom hl. Paulus aus dem Hohelied der
Liebe im ersten Korintherbrief ausgesucht, weil er so sehr auf Marie-Louise
zutreffe. In der Liebe zu ihrer Familie und zu vielen Menschen hat sie
den Sinn ihres Lebens gefunden, denn sie war ein Mensch, der viel Liebe
gegeben hat. Gerade in der Liebe hat sie die Beschwernisse des Lebens
besser tragen können. Ja, mit Liebe kann man alles schaffen. So war
ihr Leben.
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Christian Held
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 25.09.2008
Liebe Trauerfamilie,
Am 21. Juni des vergangenen Jahres begann für Christian und auch
für Euch, liebe Familie, eine Zeit des Bangens und großer Unruhe,
als seine Krankheit festgestellt wurde.
In den 14 Monaten, die seither vergangen sind, hat Christian wohl insgesamt
5 Monate im Krankenhaus verbracht und musste immer wieder mit Rückschlägen
fertig werden.
In der Nacht von Freitag auf Samstag habt Ihr mich in der Nacht gerufen,
ihm das Sakrament der Krankensalbung zu spenden. Miteinander haben wir
gebetet, auch Christian hat sich ganz bewusst am Gebet beteiligt.
Und dann die Todesnachricht am Sonntagmorgen, in der Frühe, als
er sein Leben nach langer Krankheit Gott in die Hände zurückgab.
Christian wurde als Ältestes von fünf Kindern vor 78 Jahren
in Verviers geboren.
Vor 55 Jahren, am 3. Okt. 1953, habt Ihr Euch, damals in Montenau bei
den Steyler Patres das Sakrament der Ehe gespendet. Chistian war damals
in Montenau in der Sägerei beschäftigt und Ketty war dort –
in der gleichen Sägerei – als Haushälterin tätig.
Dort hattet ihr euch kennen gelernt.
Danach kam er zur Gendarmerie, einen Beruf, den er bis zu seiner Pensionierung
im Jahre 1983 ausübte. Seit gut 30 Jahren bewohnt ihr beide das Haus
in der Mühlenstraße.
Nach seiner Pensionierung mit 53 Jahren begann für ihn eine neue
Zeit. Er wandelte sich vom Gendarm zu einem ausgesprochen fähigen
und begeisterten Gärtner. Um das Haus herum arbeiten und vor allem
den Garten bestellen, wurde zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Sein
Treibhaus erlaubte es ihm zudem, diesem Hobby mit viel Liebe nachzugehen.
Viele unter uns haben Christian als einen hilfsbereiten Menschen kennen
gelernt, der eher die Ruhe und die Stille suchte, wenngleich er bis vor
etwa 3 Jahren in der Winterzeit das wöchentliche Kartenspiel in Gesellschaft
sehr schätzte.
Er ist Euch ein guter Ehegatte, Vater und Großvater gewesen, dem
die Familie sehr wichtig war.
Auch wenn der Tod eines lieben Verstorbenen uns mit Schmerz und Trau¬er
erfüllt, wollen wir doch nie vergessen, was für eine wunderbare
Hoffnung wir Christen haben. Aus dem Glauben an die Überwindung des
Todes und die Auferstehung Christi können wir auch jetzt in dieser
Abschiedstunde Kraft, Trost und Zuversicht schöpfen. »Unsere
Heimat ist im Himmel«, heißt es in der Bibel; wir alle sind
unterwegs dorthin. Unser Verstorbener hat seinen Lauf vollendet und ist
in Gottes Hand. Wir dagegen gehen weiter auf unse¬rem Lebens- und
Glaubensweg und wollen uns bemühen, den Glauben zu be¬wahren
und die Liebe, die Jesus Christus gebracht hat, überall, wo, wir
sind, auszubreiten und weiterzuschenken. Dann dürfen auch wir uns
freuen auf den Himmel, auf die ewige Glückseligkeit bei Gott und
das ewige Zusammensein mit denen, die uns vorangegangen sind, wie es in
Eurem Spruch heißt: „Ich habe die verlassen, die ich liebe,
um die wieder zu sehen, die ich geliebt habe.“
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Maria Schoffers-Lejoly
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 07.10.2008
Liebe Familie von Familie, liebe Nachbarn und Freunde,
Am Ende eines langen Prophetenlebens sitzt Elija müde unter einem
Ginsterstrauch, so haben wir eben in der Lesung gehört. Und mit einem
Herzensseufzer sagt er: „Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben."
Dieser Satz des Propheten Elija ist Maria, Deiner Frau und Eurer verstorbenen
Mutter wie aus dem Herzen gesprochen, die als eine verschwiegene Frau,
wie die Mutter Gottes alles in ihrem Herzen aufbewahrte und wenig darüber
sprach.
Mit ihren 76 Jahren, nach einem nicht leichten Leben, hatte auch unsere
Verstorbene das Gefühl: „Herr, nun ist es genug." So hatte
sie sich auch mehrfach geäußert: „Herr, nun ist es genug,
lass mich in Frieden sterben.“
Am Freitagmorgen, in der Frühe, ist ihr Wunsch in Erfüllung
gegangen.
„Herr, nun ist es genug. Nimm mein Leben." Dieser ausgesprochen-unausgesprochene
Satz unserer Verstorbenen ist nicht aus Ent¬täuschung gesagt,
voller Verbitterung etwa oder Resignation über das Leben, sondern
lebenssatt, aus dem tiefen Herzensgefühl heraus: Ich habe mein Leben
zu Ende gelebt. Das Maß ist für mich voll. Es wäre besser
für mich, beim Herrn zu sein. Denn von diesem Glauben, dass ihr dort
beim Herrn eine Wohnung bereitet ist, davon war Maria erfüllt. Sie
hat wohl gespürt, dass diese ewige Wohnung für sie nun fertig
hergerichtet ist. Und so ist sie nun in diese ewige Wohnung Gottes umgezogen.
Maria wurde am 20. April 1932 als Einzelkind der Eheleute Louis und Anna
Lejoly-Heinen in Weywertz geboren.
Mit 14 Jahren kam sie für kurze Zeit nach Verviers „in Stellung“,
musste diese Arbeit aber beenden, da ihre Mutter an den Folgen eines Schlaganfalls
gelähmt war. Damit änderten sich schlagartig die Berufsaussichten
für die damals Fünfzehnjährige, die nunmehr ihre Mutter
fast 15 Jahre lang bis zu deren Tod mit 64 Jahren pflegte.
Weitere einschneidende Ereignisse in ihrem Leben, auf die ich nicht näher
eingehen möchte, habe ihr Leben ebenfalls zutiefst geprägt.
Wir erinnern uns aber noch an ein frohmachendes Ereignis vor zwei Jahren,
als Maria und Walter das Fest der Goldhochzeit feierten, da sie sich am
15. September 1956 in unserer Pfarrkirche das Sakrament der Ehe gespendet
hatten und wie beide in den vielen Jahrzehnten nur äußerst
selten ein Fußballspiel „ihrer“ Mannschaft, des KFC
Weywertz, verpassten, wo sie das älteste (weibliche) Mitglied der
KFC-Fangemeinde war.
Dass Maria ausgerechnet im Oktober, dem Rosenkranz-Monat, gestorben ist,
das passt zu ihr. Sie war eine stille Beterin und hat dabei wohl auch
den Rosenkranz gebetet haben, wo es da heißt „…jetzt
und in der Stunde unseres Todes“.
Im stillen Gebet, wenn sie am Fenster ihres Hauses saß, hat sie
Halt gefunden für ihr Leben.
Maria hat in ihrem Leben die schmerzhaften Geheimnisse Jesu geteilt:
der für uns Blut geschwitzt hat; für uns gegeißelt und
mit Dornen gekrönt worden ist; der für uns gekreuzigt worden
ist. Da gehört so vieles zu den Verwundungen, die das Leben Eurer
Mutter zuge¬fügt hat und die Fragen, wie es nun wei¬tergehen
soll, waren wie Dornen in ihrem Leben.
Auch dass sie im Alter wegen ihres Gebrechens nur mehr selten aus dem
Haus gehen konnte und vom Leben draußen weitgehend ab¬geschnitten
war. Aber trotzdem hat unsere Verstorbene Anteil am Geschehen draußen
und am Leben ihrer Bekannten genommen.
Liebe Familie, nicht nur beim Rosenkranzbeten, sondern auch in ihrem
eigenen Leben hat Eure verstorbene Mutter die Lebens¬geheimnisse Jesu
geteilt. Wir dürfen zuversichtlich glauben, dass sie nun nach ihrem
Sterben auch an den glorreichen Geheimnissen des Lebens Jesu teilhaben
darf: der von den Toten auferstanden; der in den Himmel aufgefahren ist.
Dass Jesus sie in den Himmel aufgenommen hat und sie mit ewigem Leben
krönt.
Denn, liebe Mitchristen, auch wenn wir hier auf Erden sagen hören:
„Herr, nimm mein Leben", ist im Himmel statt dessen zu hören:
„Der Herr gibt dir Leben" - ewiges Leben.
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Nikla Küpper
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 11.10.2008
Liebe Familie von Nikla, liebe Freunde, Nachbarn und Bekannte, liebe
Mitchristen,
Nikla konnte sich froh erzählen von den Bergen in Österreich
oder vom „Engelhof“, dem Hotel, wo er kein Unbekannter war.
Einmal im Jahr zog es ihn dorthin, und nach seiner Rückkehr aus dem
Urlaub in den Bergen, erzählte er noch lange und gerne von seinem
Aufenthalt. Vor der Größe und Majestät eines Berges hatte
er große Ehrfurcht. Der „Engelhof“ war für ihn
fast so etwas wie das Paradies auf Erden. Am vergangenen Dienstagmorgen
haben ihn nun Engel begleitet auf seinem letzten Weg zum Hause des Vaters
im Himmel.
Vor etwa zwei Wochen kam Nikla wegen einer schweren Lungenentzündung
auf die Intensivstation des St. Vither Krankenhaus.
Dort habe ich ihm noch die Krankensalbung und das Sakrament der Eucharistie
spenden können, so wie ich ihm auch die Eucharistie nach Hause brachte,
für ihn immer ein sehr emotionaler Augenblick, der ihm sehr nahe
ging. Und nun im Spital haben auch wir wieder miteinander gebetet und
auf Heilung gehofft.
Aber er spürte sehr wohl, dass sein Gesundheitszustand sehr bedenklich
war, sagte er doch, dass es so oder auch so ausgehen würde.
Am vergangenen Dienstagmorgen hat er dann sein Leben Gott dem Schöpfer
zurückgegeben, es war der Tag, an dem die Kirche das Fest U.L.F.
vom Rosenkranz beging. Und der Rosenkranz war auch sein ständiger
Begleiter, schon damals als er noch arbeitete.
Bis zu seiner Pensionierung im Alter von 65 Jahren war er von Beruf Briefträger,
einen Beruf, den er mit Leib und Seele ausübte. Entsprach dieser
Beruf doch auch ganz seinem Naturell, denn er war kein „Kind von
Traurigkeit“. Sich mit Leuten unterhalten, die neuesten Informationen
erfahren oder mitteilen und dabei auch schon mal gerne ein Schnäpschen
mit den Leuten trinken, denen er die Post brachte. Aber auch nach seiner
Pensionierung blieb er aktiv und arbeitete gerne, packte mit an. Ob es
am Haus etwas zu tun gab, oder im Wald mit Holz oder bei Schmiedearbeiten:
Nikla war ein richtiger Bastler, praktisch veranlagt, erfinderisch und
kreativ in seinem Tun.
Nikla war aber auch ein richtiges Stehaufmännchen: Wie oft hätte
er schon tot sein können, wie oft war er schon im Krankenhaus, nicht
zuletzt auch durch Unfälle, so dass die Familie auch meinte, dass
Nikla „sieben Leben“ hatte.
Er war ein Mensch von Kämpfernatur, auch in den letzten zwei Jahren
als er ständig am Sauerstoff hing. Aber zuletzt hatte er keine Kraft
mehr, wollte, ja konnte nicht mehr.
Der Tod von Hedwig am 17 Juli 1981 im Alter von 53 Jahren war ein Ereignis,
das Nikla in ein tiefes Loch stürzte und zutiefst erschütterte.
Mit Hilfe seiner Familie und guter Freunde, hat er wieder Mut gefasst
und das Leben beherzt angepackt. Und so fand er dann den Weg zum „Wanderverein“,
zu den Wanderfalken“, wo er aktives Mitglied war. An diesem Verein
hing er sehr, und er wurde für ein sein „ein und alles“.
Was unseren Verstorbenen aber vor allem auszeichnete, war sein Mitgefühl
mit anderen Menschen, da er ein sehr sensibles, empfindsames und mitfühlendes
Herz hatte. Er litt am Leid anderer Menschen, da er im Grunde ein Mensch
war, der Gefühle hatte und auch nicht bang war, sie zu zeigen. Seine
Tränen kamen aus einem Anteil nehmenden Herzen, das tiefe Emotionen
und Gemüt lebte. Damit hing er auch sein Bedürfnis nach Harmonie
zusammen, das er durch seine Friedfertigkeit immer suchte.
Nun, am vergangenen Dienstag, hat der Vater im Himmel ihn gerufen und
zu sich heimgeholt. Ein tiefer Abschiedsschmerz, Euren Vater, Nikla, nun
gehen zu lassen. Aber auch ein große Hoffnung, dass er nun da angekommen
ist, wo er seine Lieben wieder findet.
Er fehlt uns, er fehlt auch unserer Gottesdienstgemeinde, die sich in
der Kirche einfand, wo er immer dabei war und mit uns die Messe feierte.
Behalten wir Nikla in guter Erinnerung. Danke wir ihn für all das
Gute, das er uns und anderen getan hat.
Ihr trauert um Nikla. Wir alle trauern um einen lieben Menschen, der
von uns gegangen ist. Wir vermissen ihn und doch können wir uns trösten
mit dem Gedanken: Er ist nun zu Hause, wohin er gerufen wurde und hat
nun eine Wohnung bei Gott. „Und sind wir einmal müde, dann
stell ein Licht uns aus. O Gott, in deiner Güte, dann finden wir
nach Haus.“
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Leo Stoffels
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 06.11.2008
Liebe Familie Stoffels,
diesem Simeon aus der Bibel scheint mir Euer Vater, Schwiegervater und
Opa wie aus dem Gesicht geschnitten. Er ist am Sonntag, am Allerseelentag,
2. November im hohen Alter von 88 Jahren und sieben Monate gestorben,
ruhig und still, so wie er gelebt hat: still, ruhig, bescheiden, zufrieden.
Eingeschlafen, nachdem er auf Euch gewartet hat und ihr von ihm und er
von Euch Abschied nehmen konnte. Er hat gewartet, bis Ihr am Sonntagmittag
um ihn versammelt ward, so als hat er den Tod selbst kommen sehen. Im
gleichen Jahr wie sein Bruder Nikla ist er gestorben.
Seine Lebenskraft war aufgebraucht, und so ist er friedlich eingeschlafen,
in unserem St. Vither Krankenhaus, umgeben von seiner Familie, ohne Angst
oder Todesleiden. Das ist doch ein Segen. Er spürte, dass seine Familie
bei ihm war und das hat es ihm erleichtert, loszulassen, so dass er still
und ruhig einschlafen konnte.
Das ist - mit anderen Worten gesagt - doch nichts anderes als der Satz
des Simeon: „Nun lässt du Herr deinen Knecht, wie du gesagt
hast, in Frieden scheiden." Nach einem langen Leben, er¬füllt
von einem tiefen Glauben an Gott, hat Leo am Sonntag sein Leben in die
Hand Gottes zurückgegeben.
Begonnen hat dieses Leben vor 88 Jahren in Holzheim. . Zusammen mit acht
Geschwistern, er war der fünfte von neun, ist er dort groß
geworden und in die Landwirtschaft hineingewachsen. Und Landwirt ist Leo
zeit seines Lebens bis zu seinem 72. Lebensjahr mit Leib und Seele geblieben.
Nach der Zeit des Kriegsdienstes in Russland, 1942 wurde er, wie viele
andere als Zwangssoldat der Wehrmacht eingezogen und kehrte nach einem
Heimaturlaub nicht mehr an die Front zurück. Damit ist ihm vieles
erspart geblieben und so musste er nicht das gleiche Schicksal erleiden
wie sein Bruder, der gefallen war. Die Kriegszeit hat ihn sehr geprägt
und davon hat er oft gesprochen.
Am 4. Juni 1955 heiratete er seine Frau Maria Schumacher.
Auf dem kleinen Hof am Struck hat er seine Familie ernährt.
Eine einfache und genügsame Lebensweise und harte, fleißige
Arbeit - zum Teil zusätzlich zur Landwirtschaft als Bauarbeiter und
schließlich auch in der Steingrube in Boussière - haben es
möglich gemacht. Trotz - oder soll ich besser sagen: gerade wegen
- dieses einfachen Lebens war Leo ein von Herzen zufriedener und bescheidener
Mensch. In aller Frühe hieß es aufstehen: zunächst die
Landwirtschaft, dann zum Baufach, bzw. zur Steingrube.
Mit seiner einfachen und bodenständigen Lebensart hat er Euch, seinen
Kindern, ein gutes Vorbild für den Start ins Leben mit¬gegeben
und sie zugleich gelehrt, wie wertvoll der enge Zusammenhalt in der Familie
ist. Von diesem Zusammenhalt durfte unser Ver¬storbener in den letzten
Jahren selbst profitieren.
Ein langer, schöner Lebensabend, ganz ohne Zwänge konnte er
erleben, bei dem er seinen Lieblingsaufgaben nachgehen konnte, zusammen
mit seiner Frau Maria., mit der er 2005 Jahr sogar die Goldene Hochzeit,
den 50. Hochzeitstag feiern konnte, umgeben von seinen Kindern und seinen
5 Enkeln. Solange es ging, war er immer noch draußen im Garten,
auf dem Feld, wo er noch Porree gepflanzt und die Kartoffeln geerntet
hat, und in der Werkstatt, wo er gerne mit Holz gearbei¬tet hat, und
das noch bis zuletzt. Ihr erinnert euch Ende August, als er es sich nicht
nehmen ließ, Roger bei Holzarbeiten zur Hand zu gehen. Gott sei
Dank hat Gott ihm eine lange Gesundheit geschenkt, auch als er im 83.
Lebensjahr einen Herzschrittmacher erhielt und ihm damit das Leben um
weitere sechs Jahre geschenkt wurde.
Zu seiner robusten Gesundheit verhalfen ihm, wie er meinte, auch die vielen
Tee-Sorten oder das Salat-Öl, was er für vieles brauchte.
Am Sonntagmittag hat dieses erfüllte Leben seinen Ab¬schluss
gefunden. Lebenssatt und von Gott gesegnet wie der greise Simeon aus dem
Evangelium.
Von diesem Simeon schreibt der Evangelist Lukas: „Er war ge¬recht
und fromm und wartete auf die Rettung Israels." Auch darin, meine
ich, gleicht Euer verstorbener Vater seinem bib¬lischen Vorbild. Der
Glaube hat sein Leben geprägt, und er hat diesen Glauben konsequent
gelebt, ihn auch seinen Kindern und Enkeln vor¬gelebt. Der Weg zur
Messe gehörte selbstverständlich dazu. Nun bleibt sein Platz
auf der Bank für immer leer. Wenn es um sei¬nen Herrgott ging,
mochte er keine faulen Kompromisse, von wegen mal Ausschlafen, oder diesen
Sonntag schreib ich mir mal eine Messe an, oder man nimmt das nicht so
genau.
Vom greisen Simeon aus der Bibel heißt es: „Ihm wurde vom
Heiligen Geist geoffenbart, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den
Messias des Herrn gesehen habe." Diese Gewissheit, einmal von Angesicht
zu Angesicht sehen zu dürfen, woran er glaubt, hat auch unseren Verstorbenen
er¬füllt und das am Tag der Verstorbenen, am Allerseelentag,
als wir hier miteinander Gottesdienst feierten und für unsere Verstorbenen
beteten.
Liebe Familie Stoffels., liebe Schwestern und Brüder, der greise
Simeon, dem unser Verstorbener in so vielem gleicht, ist zwar nie offiziell
heilig gesprochen worden. Und doch zweifelt niemand, dass er unter den
vollendeten Gerechten ist, die Gott von Angesicht zu Angesicht schauen
dürfen. Das gleiche dürfen wir ganz zuversichtlich auch für
unseren Verstorbenen glauben. Denn von ihm können wir ganz sicher
sagen, was der Apostel Paulus in der Lesung so zusammengefasst hat: „Wenn
du mit deinem Mund bekennst: Jesus ist der Herr' und in dei¬nem Herzen
glaubst: ,Gott hat ihn von den Toten erweckt', so wirst du gerettet werden."
In dieser herbstlichen Zeit habt Ihr das Bild vom Baum, der seine Blätter
verliert, verwendet.
Ich darf hierzu ein sehr bekanntes Gedicht zitieren, das unseren Blick
über den Horizont dieser Welt hinaus weitet. Es stammt von Rainer
Maria Rilke:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln
ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den
Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist
in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in
seinen Händen hält.
Ich habe genau nachgezählt: Sieben Mal steht da das Wort „fallen".
Inso¬fern hat der Dichter die Trauer über den Verlust nicht abgekürzt.
Aber dann folgt die letzte Doppelzeile, die so viel Hoffnung ausströmt:
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen
hält.
Der Dichter glaubt also an eine große Hand, die alles auffängt,
was sich auffangen lassen will.
Was hier mit Blick auf Gott gesagt ist, wurde in Jesus Christus Wirklich¬keit.
Er, der uns schon in der Taufe an die Hand nahm, der der Dritte im Ehebunde
mit Maria sein wollte, der uns in jedem Sakrament ganz nahe kommt, der
hat uns auf das Gleichnis vom Weizenkorn hingewiesen: Es gibt keinen Tod,
es gibt nur Verwandlung: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde
fällt und stirbt, d.h. genauer: sich verwandelt, bleibt es allein.
Wenn es sich aber verwandelt, bringt es reiche Frucht!" Der Auferstan¬dene
bezeugt es an sich selber: Er wurde vermeintlich tot wie ein Samen¬korn
in die Erde gelegt. Das aber spross an Ostern ins Leben und gibt uns Hoffnung
über den Tod hinaus.
Trösten wir so einander: Der Tod hat nicht das letzte Wort! Es wartet
die große barmherzige Hand Gottes auf uns. Wir fallen, das ist unser
Men¬schenschicksal, aber wir fallen in Seine Hände.
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Bruno Heinen
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 13.11.2008
Liebe Trauerfamilie,
So plötzlich kann alles ganz anders sein. Nichts, aber auch gar
nichts ist mehr, wie es war. Der Schock sitzt tief und macht vielen von
uns schwer zu schaffen. Das so überraschende Sterben von BRUNO lässt
uns nicht los und beschäftigt uns zutiefst.
Bitter und schlimm ist das, was am Sonntagmittag gesche¬hen ist.
Der Tod hat ihn aus Eurem und Deinem Leben, aus unser aller Leben herausgerissen.
Beim Wandern ist er tot zusammengebrochen, dass, was er sich immer gewünscht
hat: Beim Wandern plötzlich zu sterben. Der Wanderverein und das
Wandern waren seine Leidenschaft. So auch am vergangenen Sonntagmorgen
als er mit seiner Frau und zwei Enkelkindern nach Namür aufgebrochen
war, um seinem Hobby nachzugehen, wie er so oft in seinem Leben getan
hat.
Urplötzlich hat die Wanderung aber eine andere Richtung genommen.
Es wurde ein anderes, viel endgültigeres Aufbrechen daraus. Ein ganz
an¬deres Ziel trat ihm vor Augen.
Die Stunde des Aufbrechens war so rasch, so un¬vermittelt da, dass
wir es bis jetzt kaum begreifen können. Wir alle hier in dieser großen
Trauergemeinde fühlen Euren Schmerz, liebe Familie Heinen. Sehr viele
hier am Ort denken an Euch.
Bruno war erst 67 Jahre alt und hätte noch gerne gelebt. Er hat das
Leben geliebt. Aber der Tod kennt keinen Kalender. Oft kommt er unerwartet,
ohne vorher anzuklopfen. Ein schöner Tod: so denkt mancher von uns.
Aber für die Angehörigen ist es schlimm, wenn es so plötzlich
geht.
Der Tod von Bruno geht uns auch deshalb so nahe, weil wir erahnen —
mehr noch als sonst im eilig dahin fließenden Leben —, dass
wir alle nur einen Herzschlag weit vom Tod entfernt leben. Ich sage das
nicht, um Ängste zu wecken, sondern um bewusst zu ma¬chen: Wir
tun gut daran, nichts, was wir heute untereinander klären könnten,
auf morgen zu verschieben. Wir sollten nicht auf die lange Bank schieben,
was wir schon gleich beherzt anpacken, lösen, heilen, zurecht bringen
können.
Denn so meint es wohl Jesus auch mit seinen Gleichnisworten vom Herrn,
der alle Verantwortung den Dienern übertrug und mit seiner Herausforderung:
„Seid wachsam!“
Ein Stück eigenen Lebens ist da aus Ihrem und Deinem Leben herausgerissen
worden. Was soll ich jetzt sagen? Am liebsten würde ich, würden
wir alle wohl schweigen. Dieses Schweigen könnte aber missver¬standen
werden, so als ob wir vor dem Tod kapitulieren wür¬den, als ob
wir ihm das Feld räumen würden. Zuallererst sind wir jetzt alle
Fragende: Warum? Warum so? Warum so un¬vorbereitet? Das macht unsere
Trauer, unser Leiden nicht kleiner. Wenn wir aber so fragen, dann stellen
wir diese Fra¬gen nicht ins Leere, wir stellen sie Gott: Warum läßt
du den Tod so grausam, so willkürlich herrschen? Wir klagen, wir
fragen an, und wir hören keine Antwort.
Darum wollen wir uns zunächst in einigen Augenblicken ver¬gegenwärtigen,
wer BRUNO für jeden und jede von uns war. Wie wir ihn er¬lebt
haben? Was wir besonders an ihm gemocht und geschätzt haben? Was
seine besondere Art und Weise war, mit dem Leben und den Menschen um¬zugehen?
Euch fallen wohl viele Bilder und Situationen ein, in denen Ihr mit ihm
gefeiert und gelacht oder gearbeitet und geplant haben. Es werden Erinne¬rungen
wach an Gespräche und Begegnungen mit ihm, die Euch durch sein plötzliches
Sterben nicht weggenommen werden. Sie werden Euch auch weit über
den Tod hinaus mit ihm verbinden.
Dennoch bleibt der Schmerz und die Trauer. Es ist all das in uns, was
so wehtut bei diesem Abschied.
Lassen wir uns dabei helfen von den Worten aus dem Evangelium des Matthäus,
die wir gehört haben. Vielleicht können sie uns etwas sagen,
was uns hilft und ermutigt: Wir werden aufgefordert, wachsam zu sein,
weil wir den Tag nicht wissen, an dem der Herr kommt. Wie plötzlich
und überraschend das sein kann, haben wir gerade jetzt beim Tod von
BRUNO erlebt. So schnell kann alles ganz anders sein. Das kann uns zu
denken geben.
Die Worte aus diesem Evangelium klingen ernst und warnend. Sie wollen
uns aufmerksam machen auf die Gefahr, dass wir allzu leicht oberflächlich
in den Tag hinein leben. Sie wollen uns mahnen, uns nicht zu sehr in Be¬schlag
nehmen zu lassen von dem, was der Alltag von uns fordert. Sie wol¬len
uns warnen, nicht so sehr mit uns selbst oder unseren Aufgaben be¬schäftigt
zu sein, dass wir dabei unser eigenes Sterben und unsere letzte Stunde
verdrängen.
Wir werden damit konfrontiert, wie sehr der Tod nicht nur zum Leben allgemein,
sondern zu unserem eigenen Leben gehört. Wir werden aufgefordert,
achtsam und wachsam zu leben. Wir können aber aus den Worten auch
heraushören, wie sehr es darauf ankommt, in unserem Le¬ben den
Auftrag zu erfüllen, der uns übertragen ist. Was in diesem Evangeliumstext
von jenem treuen und klugen Knecht ge¬sagt wird, den der Herr als
solchen antrifft, das dürfen wir auch auf BRUNO beziehen. Er war
ein Mensch, auf den man sich verlassen konnte. Mit ihm konnte man rechnen.
Sein Geschick und seine Fähigkeiten hat er eingebracht für seine
Familie, seinen Betrieb, seine Lebensaufgabe. Das hat ihn beschäftigt.
Das hat ihn gefordert. Das hat ihn Kraft gekostet. Dafür möge
ihm Gott jetzt für immer die unvergängliche Freude und das Fest
des ewigen Lebens bereiten.
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Maria Heinen
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 25.11.2008
„Leg alles still in Gottes ewige Hände: das Glück, den
Schmerz, den Anfang und das Ende.“
Dieser Spruch steht auf einer kleinen Holztafel geschrieben, der in der
Küche bei Scheele Maria zu lesen ist.
Leg alles still in Gottes Hände. Das war wohl auch ihre Lebenseinstellung
als tiefgläubige Frau, die so oft mit uns in der Kirche oder in der
Seniorenheimkapelle mit uns den Gottesdienst mitgefeiert hat. Hier hat
sie die gute Nachricht vom gekreuzigten und auferstandenen Christus gehört.
Diese Botschaft ist ihr vom Ohr ins Herz gegangen.
Wir nehmen heute Abschied von Maria Heinen, die als jüngste von
vier Kindern der Eheleute Christian und Marianne Heinen-Jates geboren
wurde. Vor 85 Jahren hier in Bütgenbach hat sie das Licht der Welt
erblickt und ihr ganzes Leben in unserer Pfarre verbracht.
Nach dem Tod ihres Vaters Christian vor dem Krieg, Maria war 17 Jahre
alt, blieb sie mit ihrer Mutter und den drei Geschwistern zurück.
Dann kam der Krieg und ihr Bruder Josef wurde eingezogen und wird seit
dem 31. August 1944 an der Ostfront vermisst.
Mit ihrer Mutter und ihrer Schwester führten sie die Landwirtschaft,
wobei Maria für die Außenarbeiten, die Stallarbeiten immer
zuständig war, immer in der Hoffnung, dass der vermisste Bruder eines
Tages wieder zurückkommen würde. Die Mutter verstarb vor dreißig
Jahren am Ostersonntag, dem 26. März 1978. Gut zehn Jahre später,
am 2. Fastensonntag, dem 15. März 1989, verstarb ihre Schwester Trinchen.
So blieb sie allein zurück und packte das Leben an.
Bis zu ihrer Pensionierung war sie mit Leib und Seele Landwirtin, worin
sie ihre ganze Kraft investiert hat.
Viele unter uns kennen Scheele Maria als eine bodenständige, bescheidene
und anspruchslose Frau, die gerne unter Menschen war und als kontaktfreudige
Person geschätzt war. Die Nachbarschaft war ihr immer wichtig gewesen.
Da sie nicht mehr alleine im Haus bleiben konnte, kam sie im März
2007 in ein Seniorenheim nach Raeren, wo sie bis November blieb und dann
in unser Seniorenheim nach Bütgenbach kam, wo sie nun am vergangenen
Freitag ihr Leben in Gottes Hand zurück gab, nachdem sie im Oktober
eine Woche lang in unserem St. Vither Krankenhaus verbracht hatte.
Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend, anfangs sprach
sie noch mühsam, dann hat sie aber immer wenig auf die Außenwelt
reagiert.
„Einmal geht jeder Tag zu Ende, jeder Schmerz klingt einmal aus.
Vater, du hieltst meine Hand, auf dem Weg zu dir nach Haus.“
So heißt es in dem Spruch, den Sie, liebe Familie, über ihr
Leben geschrieben haben.
Mir ist dazu eine kleine Ge¬schichte in den Sinn gekommen: „Ein
Hirt saß bei seiner Herde am Ufer eines großen Flusses, der
am Rande der Welt fließt. Wenn er Zeit hatte, schaute er über
den Fluss und spielte auf seiner Flöte. Eines Abends kam der Tod
über den Fluss herüber und sprach: „Ich komme und möchte
dich mitnehmen. Ich möchte dich mitnehmen über die Brück
auf die andere Seite des Flusses. Hast du Angst? Warum Angst?, fragte
der Hirte, ,Ich habe immer hinübergeschaut, seit ich hier bin. Ich
weiß, wie es dort ist'.
Da legte ihm der Tod die Hand auf die Schulter, und der Hirt stand auf.
Dann nahm ihn der Tod an die Hand und fuhr mit ihm über den Fluss,
so als wäre nichts. Das Land am anderen Ufer war ihm nicht fremd,
dem Hirten. Und die Töne seiner Flöte, die der Wind hinübergetragen
hatte, waren noch da.“
Mein Eindruck: Diese Geschichte passt zum Leben der Verstorbenen.
„Hast du Angst vor dem Tod?" „Warum Angst? Ich habe immer
hinübergeschaut, seit ich hier bin." Maria hat immer hinübergeschaut;
sie vertraute darauf, dass es ein jenseitiges Ufer gibt. Sie vertraute
darauf, dass sie dort erwartet wird.
„Einmal geht jeder Tag zu Ende, jeder Schmerz klingt einmal aus.
Vater, du hieltst meine Hand, auf dem Weg zu dir nach Haus.“
Liebe Familie,
Es gibt nicht nur dieses Ufer, es gibt auch das jenseitige. Wie viel Kraft
und Hoffnung hat Frau N. empfangen, weil sie daran glauben konnte!
Weil Maria an ein Weiterleben nach dem Tode glaubte, hat sie den Tod
nicht totschweigen müssen. Sie hat mit Ihnen über ihn gesprochen
und ihre Wünsche äußern können.
Es ist gut, dass wir immer hinüberschauen. Wir müssen uns deutlich
machen, dass diese Welt nicht alles ist.
Es gibt ein jenseitiges Ufer. Dort steht Christus. Von ihm werden wir
erwartet, wenn wir einmal sterben. Er wird sich mit Liebe um uns sorgen
- immer - für alle Zeiten.
Amen.
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Ernst A. Burghartz
Sterbetag:
Auferstehungsamt: 20.12.2008
Liebe Familie von Ernst, liebe Mitchristen,
Vor gut zwei Jahren haben wir uns schon mal hier versammelt, es war im
Oktober 2006, als wir an dieser Stelle Abschied von seiner Frau und Eurer
Mutter Susanna genommen haben. „Meine Frau ist und war mir eine
gleich gesinnte Lebensgefährtin, die mich in meinen Angelegenheiten
nie zu beeinflussen versuchte.“ Die Weite ihres Herzens und ihres
Verstandes haben uns so viele friedliche, gemeinsame Jahre gewährt,
schrieb er im April 1989.
Nach dem Gottesdienst kam Ernst zu mir und teilte mir nochmals seinen
tiefen Schmerz mit, sagte mir aber gleichzeitig, dass der Gottesdienst
so tröstlich war.
Wir sind uns desöfteren begegnet, zuletzt mehrmals im Seniorenheim,
wo er eine neue Bleibe gefunden hatte. Immer freundlich und zum Gespräch
war stets bereit. Zwischen uns stimmte die Chemie, wie man so sagt, auch
wenn wir vom kirchlichen Standpunkt verschieden waren. Und trotzdem war
er vielleicht religiöser als so manch anderer, gerade durch seine
einfache Menschlichkeit und Schlichtheit.
Als es um den Bau der Totenkapelle ging, kam er zu mir und vertraute
mir seine Überlegungen und Pläne an, die von großer Kreativität
und tiefen theologischen Einsichten geprägt waren.
Ich erinnere mich an eine Dorfversammlung vor einem Jahr im Rahmen der
Ländlichen Dorferneuerung, wo jeder Teilnehmer eingeladen wurde,
die Stärken des Dorfes mitzuteilen und wo er ganz spontan und aus
ehrlichem Herzen meinte: Die Stärke ist unser freundlicher Pastor.
Das hat mich damals sehr gefreut, zumal es aus dem Munde eines Bürgers
kam, der nicht zu den treuesten Kirchgänger zählt, der aber
sein Herz sprechen ließ.
Auch erinnere ich mich gerne an eine Ausstellung über Pentegrafien
vor sieben Jahren, zu seinem 80. Geburtstag im „Hof Bütgenbach“.
Pentegrafien sind übrigens im Rathaus und im Pfarrheim zu sehen.
"Ich finde es äußerst spannend und innovativ, aus den
vorgegebenen Strukturen etwas eigenes zu entwickeln", erläuterte
Ernst Burghartz. "Das kommt vielleicht auch daher, dass ich durch
meinen Beruf ebenfalls häufig mit Strukturen umzugehen hatte."
Neben zahlreichen Pentegraphien, die mit Filzstiften gezeichnet wurden,
gab es auch Landschaftsaquarelle und Fotos von Kirchen, Siedlungen und
U-Bahnhöfen zu bewundern.
Ernst Albrecht Franz Xaver Maria Burghartz kam am Sonntag, dem 4. Dezember
1921, als ältestes Kind des Lehrers Norbert Burghartz und der Maria
Behnen in Aachen zur Welt. Ein halbes Jahr nach der Geburt starb seine
Zwillingsschwester Annemarie. In den nächsten zehn Jahren wuchs die
Familie mit Rudolf, Jürgen, Gabriele, Marita und Franziska um fünf
weitere Kinder. Alle seine Geschwister waren schon lange vor ihm verstorben,
seine Schwester Marita starb als letzte im Jahr 1984.
Obwohl die Familie trotz dreier Soldatensöhne und trotz der Bombennächte
im Krieg verschont blieb und obwohl die Mutter einundachtzig und der Vater
fünfundneunzig Jahre alt wurden, starben alle Geschwister vor dem
55. Lebensjahr. Eine Krebskrankheit hatte auch Ernst vor 21 Jahren, 1987,
befallen. Er konnte aber davon geheilt werden.
Als Kind war er „fromm“, wie er mal schrieb, spielte unter
einer über einen Stuhl geworfenen Decke Einsiedler, las Messen an
einem Spielaltärchen, war Messdiener bei den Franziskanern und war
beim Wechsel zur höheren Schule festen Willens Missionar zu werden
wie Franz Xaver, einer seiner Namenspatrone und wollte auf die Klosterschule
eines Missionsordens gehen.
Jeden Abend im Oktober stand in der Familie Burghartz das Rosenkranzbeten
an.
Als Kind erlebte er die unruhige Zeit der aufkommenden Nazidiktatur:
Straßenkämpfe zwischen Nazis und Kommunisten fanden vor seinen
Augen statt, wie auch die brennende Synagoge am 9. November 1938.
Seine Kindheit in Aachen war durch den Bildungsanspruch am Kaiser-Karl-Gymnasium,
durch frühes Entdecken der eigenen künstlerischen Interessen,
aber auch durch erzieherische Härten geprägt. In jenen Jahren
kam er zum ersten Mal mit der Familie in den Sommerferien nach Weywertz,
das in seinem späteren Leben einen wichtigen Platz einnehmen sollte.
Mit 19 Jahren nach Abitur, Arbeitsdienst und einem ersten Semester des
Kunstgeschichtsstudiums wurde Ernst als deutscher Soldat an die Ostfront
und nach einer Verwundung ab 1942 auf den Balkan geschickt. Die miterlebten
Greuel der Nazizeit und des Krieges haben bei Ernst zu einer ge¬wissen
Distanz gegenüber bürgerlichen Ordnungsvorstellungen und staatlichen
Ansprüchen geführt.
Die Ära des Friedens begann für ihn mit der Wiederaufnahme
des Studiums im Frühjahr 1946. Ernst war unterdessen 25 Jahre alt
und voller Tatendrang. Seine wirkliche Neigung galt der Kunst. Sein Vater
schlug ihm aber vor, an der TH Aachen die Architekturabteilung zu besuchen,
an der es auch kunsthistorische Vorlesungen gab.
1947 bekam er ein Stipendium an die Uni Zürich. Hier lernte er beim
Studium der Architektur seine spätere Frau Dr. Su¬sanna Preiswerk
kennen. 1953 heirateten Ernst und Susanna. Ihr erstes Kind starb kurz
nach der Ge¬burt. Die zweite Tochter Susanna und der Sohn Balthasar
wurden 1956 bzw. 1958 geboren. 1988 und 1992 kamen die vier Enkelkinder
Alienor, Gianna, Anna-Katharina und Kaspar zur Welt.
Sein Berufsleben als Architekt führte Ernst in den frühen 50er
Jahren zunächst nach Köln und dann zum Ruhrsiedlungsverband
nach Essen, wo er die nächsten 45 Jahre lebte und arbeitete. Seit
1956 hatte Ernst ein eigenes Architekturbüro. Neben Wohnsiedlungen
und Geschäftsbauten galt seine Lei¬denschaft vor allem Kirchen-
und Klosterbauten im Ruhrgebiet, die - wie auch der Entwurf von U-Bahnhöfen
- seiner künstlerischen Gestaltungsfreude Raum gaben. Rentenberechtigt,
gab er dreiundsechzig Jahre alt sein Architekturbüro auf und arbeitete
zu Hause an den Planungen für die Essener U-Bahnhöfe, der als
bestdurchgestylter U-Bahnhof in Deutschland gilt und mietete sich ein
kleines Atelier für sein Mal-Hobby.
Ernst Burghartz ordnet sich selbst in die Kategorie „homo ludens“,
der spielende Mensch, ein, sieht die Welt eher als Narrenhaus als ein
Tränental. Züge kindlichen Staunens sind ihm bis zuletzt geblieben.
Daher auch sein Widerwille gegen Wichtigtuerei und gesellschaftliche Abschließung.
Sein Umgang war simpel, wie er selbst schrieb, mit kleinen, überwiegend
sorglos heiteren Naturen, auf Spiel und Scherz ausgerichtet. Karneval
war für ihn die Hohe Zeit des Jahres, ausgelassenes Tanzen erfrischte
ihn.
Im Dezember 1988 trat Ernst Burghartz in Zusammenhang mit dem „Kölner
Ereignis“ vor dem Hintergrund der sich häufenden päpstlichen
Entscheidungen aus der Kirche aus. Ein Schritt, der ihm schwer gefallen
war, aber er sah bei der Verfasstheit der Kirche keine andere Möglichkeit
vor seinem Gewissen den Widerspruch mit den Entscheidungen des Papstes
mit Nachdruck zur Kenntnis zu bringen. Die Erfahrungen der Nazidiktatur
und die Kriegsereignisse gaben ihm die Chance die Fragwürdigkeit
von Gehorsam und schweigendem Sichfügen zu erfahren.
Seit 1963 besaß die Familie von Ernst ein Ferienhaus in Weywertz,
das 1999 Wahlheimat für ihn und seine Frau wurde. Im Alter vermisste
er besonders seine Geschwister, die er um ein bis zwei Gene¬rationen
überlebte, und seine geliebte Frau, die am 20. Oktober 2006 gestorben
ist.
Kurz vor seinem 87. Geburtstag verstarb Ernst Burghartz am 1. Dezember
2008 - ein außergewöhnlich vitaler, fröhlicher und unabhängiger
Mensch. Manches Mal umgetrieben von seinem Temperament war er Euch ein
guter und liebevoller Vater, Großvater und Ehemann gewesen.
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Sanny Linden-Reuter
Sterbetag: 06.12.2008
Auferstehungsamt: 10.12.2008
Lieber Herbert, liebe Kinder und Familie von Sanny,
So plötzlich kann alles ganz anders sein. Nichts, aber auch gar
nichts ist mehr, wie es war. Der Schock sitzt tief und macht vielen von
uns schwer zu schaffen. Das so überraschende Sterben von SANNY lässt
uns nicht los und beschäftigt uns zutiefst.
Bitter und schlimm ist das, was am Samstagvormittag bei Euch zu Hause
am Hügel gesche¬hen ist. Der Tod hat sie aus Eurem und Deinem
Leben, aus unser aller Leben herausgerissen.
Ihr habt ganz plötzlich einen Eurer liebsten Menschen verloren.
Euer großer Schmerz tut uns allen leid. Als Zeichen der Anteilnahme
möchten wir euch in diesen schweren Stunden des Abschieds ein Stück
begleiten. Die Alltagswelt draußen ist geprägt vom vorweihnachtlichen
Trubel. Er wird euch in diesen Tagen ganz fremd und lästig sein,
und Weihnachten selbst wird eure Traurigkeit wohl leider noch vertiefen.
Da ist es für euch besonders schwer, ein wenig Trost und innere Ruhe
zu finden.
Sanny war ein so liebevoller Mensch, das Haupt, die Mitte Eurer Familie.
Wie freute sie sich, wenn die Kinder und Enkelkinder zu ihr kamen. Sie
war das Herz der Familie und das Herz des Betriebes.
Für sie war Nachbarschaft mehr als ein frommes Wort: Es war gelebte
Wirklichkeit. Stets bereit zu helfen, wo Not am Mann oder an der Frau
war, ist sie vielen Menschen eine Stütze gewesen und hat nicht wenigen
Menschen beigestanden. Ein offenes Ohr, ein gutes Wort der Ermutigung
hat sie für viele Menschen gefunden.
Als ausgesprochener Familienmensch war sie um ihre Familie besorgt und
für ihre Familie, ihre Enkelkinder immer die fürsorgliche Oma.
Kein Wunsch war ihr da zuviel. Ihr lag das Wohlergehen der Familie so
sehr am Herzen.
Und gesellig, leutselig, gastlich war sie, mitteilsam und freundlich,
und resolut, energisch und arbeitsam.
Sanny wurde vor 60 Jahren am 18. Mai 1948 in Schoppen geboren. Die Eltern
hat sie früh verloren, ihr Vater Heinrich starb, da war Sanny gerade
mal 19 Jahre alt. Dann hat sie den Bauernbetrieb mit ihrer Mutter weiter
geführt. Ihr Bruder Erich war damals 16 Jahre alt. Als Sanny 25 Jahre
alt war, starb ihr Mutter, Maria Müller. Und dann vor 12 Jahren verstarb
ihr Bruder Erich im Alter von nur 45 Jahren.
Jetzt ist sie bei ihrem Bruder, mit dem sie sich immer eng verbunden gefühlt
hat.
Sanny’s Freude war es, wenn sie jemanden helfen konnte. Selbstlos
wie sie war, dachte sie an die anderen und zu wenig an sich selbst. Und
ein vorzüglicher Diplomat war Deine Frau, Eure Mutter, darauf bedacht,
Wogen zu glätten, zu schlichten. Die Harmonie in der Familie war
ganz wichtig. Anspruchslos und zufrieden, hat sie tief in ihrem Herzen
ihre Wurzeln in Schoppen nie vergessen: In einer landwirtschaftlichen
Familie aufgewachsen, war sie in ihrem Herzen Landwirtin geblieben und
konnte sich so richtig erfreuen, wenn sie eine Kuhherde sah, wobei sie
sich dann wieder zurück erinnerte an ihre Kindheit und Jugendzeit.
Auch die Arbeit ums Haus, der Garten, nichts war ihr zuviel. Sie packte
beherzt an, wo sie nur konnte.
Obwohl sie nach außen hin etwas hektisch erschien, war sie doch
Euer „Ruhepol“ im Geschäft, bei der die Fäden zusammenliefen.
In der Adventszeit hören wir in den biblischen Texten von Propheten,
die sagen, dass ein Erlöser komme, der gesandt sei, die Trauern¬den
zu trösten, zerbrochene Herzen zu heilen und alles, was öde
erschien, zertrümmert, ruiniert, würde sich wieder mit Leben
erfüllen.
Durch den plötzlichen Tod von Sanny ist es dieses Jahr für
Euch ein schwerer Ausgang des Advents und ein trauriges Weihnachtsfest,
das euch die schönen Erinnerungen miteinander und das Leid des Verlu¬stes
besonders schmerzlich in Erfahrung bringen wird.
Auf ihrem Grab werden Tannenkränze mit Blumen liegen. Mit ihrer
immergrünen Lebenssymbolik hängen sie eng zusammen mit unseren
Adventskränzen. Der Adventskranz will ein Sinnbild dafür sein,
dass der Advent, recht verstanden, das Sich-Aus¬breiten der Hoffnung
in kleinen Schritten, Kerze für Kerze aus dem Dunkel unserer Traurigkeit
heraus, auch als Erfahrung von Trost.
Ich wünsche Euch mit diesem grünen Kerzenkranz, dass ihr die
Hoffnung und das Licht und die Wärme für euer Leben, von der
ihr im Tod von Sanny nun soviel verloren habt, in der Erfahrung von mitmenschlichem
Trost wieder finden möget.
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Lina Flemmings-Weynand
Sterbetag: 06.12.2008
Auferstehungsamt: 27.12.2008
Liebe Familie von Lina, liebe Mitchristen,
Ein geflügeltes Wort sagt: „Krippe und Kreuz sind aus demselben
Holz geschnitzt". Krippe und Kreuz gehören zusammen. Mit Weihnach¬ten,
mit der Geburt Jesu, beginnt unsere Erlösung, die Christus uns am
Kreuz erwirkt hat. Gott ist nicht Mensch geworden, er hat seinen Sohn
nicht in eine armselige Futterkrippe legen lassen, um unsere romanti¬schen
Gefühle zu befriedigen, sondern um uns Menschen vom Tod zu erlösen.
Weihnachten ist der An¬fang unserer Erlösung, und die führt
über das Kreuz.
Der Apostel Paulus blickt in der Lesung, die wir eben gehört haben,
durch alle vordergründige Sentimentalität des Weihnachtsge¬schehens
hindurch auf den Kern dessen, was da an Weihnachten geschehen ist: Gott
hat uns seinen Sohn als Retter gesandt, damit wir das ewige Leben erben.
Am Kreuz und am leeren Grab ist zum Ziel gekommen, was an Weihnachten
begonnen hat. Darum gehören Krippe und Kreuz zusammen; sie sind tatsächlich
aus demselben Holz geschnitzt.
Liebe Familie Flemmings und Weynand,
Wie nahe Krippe und Kreuz beieinander liegen, das habt Ihr zwei Tage vor
dem Heiligen Abend Weise erfahren müssen. Es war schon alles für
den Heiligabend vorbereitet.
Seit fünf Jahren, von November an, lebte Lina in unserem Seniorenheim,
als sie am Montagmorgen auf die Intensivstation unserer St. Vither St.
Josef-Klinik kam, wo ich für eine andere Schwerkranke gerufen wurde
und so zufälligerweise – aber von Zufall sollte man nicht sprechen
– und somit auch Lina das Sterbesakrament spenden konnte –
und eine Stunde später gab sie ihrem Schöpfer das Leben dann
auch zurück.
So wenige Tage vor dem Heiligen Abend einen lieben Menschen zu verlieren,
das ist besonders hart, auch wenn Ihr selber sagtet, dass sie nun erlöst
ist und es sicherlich jetzt besser hat, als vorher.
In der Trauer über ihren Tod kommt uns vielleicht gerade von Weihnachten
her Hoffnung zu, wenn wir ein¬mal - jenseits aller weihnachtlichen
Romantik - auf Kerngedanken dieses Festes blicken, so wie es der Evangelist
Johannes im Prolog zu seinem Evangelium tut. „Das wahre Licht, das
jeden Menschen er¬leuchtet, kam in die Welt. Und das Licht leuchtet
in der Finsternis", so fasst Johannes das Weihnachtsgeschehen zusammen.
LINA hat in seinem Leben wahrlich Vieles an Finsternis auszu¬halten
gehabt. Sie hat Schweres ertragen müssen, ihr ist nichts erspart
geblieben, wie Ihr mir sagtet.
Schon früh musste sie, die am 1. September 1920 geboren wurde, als
Älteste von sieben Kindern, von denen noch ihre Schwester Frieda
lebt, für ihre Geschwister sorgen. Zwei ihrer Brüder mussten
ihr Leben im Krieg lassen.
Nach nur wenigen Ehejahren verstarb ihr Mann Joseph Flemmings im Alter
von nur 46 Jahren, Hilde war damals gerade mal drei Jahre alt, und Lina
musste für die fünf Kinder Sorge tragen.
Dann das Unglück, das Manfred (Fred) erfuhr, den sie gepflegt hat
und der Tod von Peter, Marcel, ihrer Schwester Clara.
Und bei all diesem Leid sagt sie in ihrer Gottergebenheit: „Dafür
bin ich auf der Welt!“ Das ist eben der Platz, der für mich
bestimmt war.
Das Licht Gottes leuchtet in der Finsternis dieser Welt - so bringt Johannes
das Weihnachtsgeschehen auf den Punkt. Mit seinem Kom¬men in die Welt
hat Gott nicht einfach alle Finsternis beseitigt. So einfach ist unser
Leben nun mal nicht, dass wir bloß den Lichtschalter umlegen müssten
und alles ist gut und schön. Auch nicht für den Glaubenden,
der weiß, dass Gott in seinem Leben da ist. Aber Gott hat uns in
der Geburt seines Sohnes ein Licht aufgesteckt, das in unsere Finsternisse
hereinleuchtet, dass wir die Dunkelheiten unseres Lebens aushalten können.
Liebe trauernde Angehörige, auch jetzt, in die Dunkelheit unse¬rer
Trauer, lässt Gott sein Licht hereinleuchten. In Jesus Christus hat
er uns das Licht der Hoffnung angezündet, dass uns durch den Tod
hindurch ein Leben in Fülle erwartet. Und darum beten wir heute für
unsere Verstor¬bene, dass ihr das ewige Licht leuchte.
An Weihnachten hat Gott uns dieses Licht der Hoffnung angezündet.
Damit wir in den Dunkelheiten unseres Lebens dieses Licht sehen, hat er
seinen Sohn in eine armselige Krippe legen lassen.
Wie Jesus ist auch Lina in ärmlichen Verhältnissen kurz nach
dem 1. Weltkrieg in eine Wiege gelegt worden und musste schon als junges
Mädchen Mitverantwortung in der Familie übernehmen. Hier hat
sie von klein auf den Sinn für die Familie gelernt, zufrieden, mit
dem bisschen, was sie besaß.
Ihre Familie war ihr das wichtigste; sie hat ein Leben geführt, bescheiden
und zurückgezogen.
Beim Tod bleibt uns die Erinnerung an das Ge¬wesene. Die Erinnerung
an Lina möchte ich in ein Bild fassen, das für das Leben von
Lina ganz wichtig gewesen ist: die Blume. Mit Blumen hat sie sich in Haus
und Garten umgeben. Der Garten und die Blumen waren ihre Leidenschaft.
Wer sich mit Blumen umgibt, der lernt, dem Vergänglichen zuzustimmen.
Die vollendete Pracht der Blüte und das ganze Elend des Verwelkens
ist manchmal an einem einzigen Tag zu erleben. Die Blüte ist nichts
Bleiben¬des. Das tut ihrer Schönheit keinen Abbruch, sie gewinnt
daran.
Betrachtet sie, sagt Jesus, und nehmt sie euch zum Beispiel. Lebt wie
die Blumen und bringt die Blüte, die heute zu erbringen ist. Blüht
auf in der Gestalt des Lebens, die euch heute ge¬schenkt oder abverlangt
ist. Was uns am morgigen Tag blüht, das weiß nur Gott allein.
Wir sollen ihm jeweils im Heute er¬blühen.
So hat jede und jeder von uns seine Erinnerungen an LIna, die allemal
sehr kostbar sind: „Du siehst den Garten nicht mehr grünen,
in dem Du einst so froh geschafft. Deine fleißigen Hände ruhen
nun in Frieden, weil der Tod ihnen nahm alle Kraft. Plötzlich heiß
es Abschied von Dir nehmen, schlafe und ruhe in Frieden, und hab’
von Herzen Dank“.
Welch schöner Gedanke, der wohl am deutlichsten das ausdrückt,
was Lina für Euch gewesen ist.
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