Predigten aus dem Leben gehalten von :Pfarrer Lothar Klinges,Lindenstraße 25, B - 4750 Weywertz Tel. 003280446069; Telefax: 003280447769 Zurück zur Predigtauswahl |
Predigten Österliche Bußzeit
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In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. (Lk 15,1-3. 11-32)Liebe Mitchristen, Wohl das schönste Gleichnis, das uns Lukas erzählt, ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Von dem russischen Schriftsteller Dostojewski wird berichtet, er habe sich das Gleichnis vorlesen lassen, als er im Sterben lag. Er soll gesagt haben: "Habt unbegrenztes Vertrauen auf Gott, und zweifelt nie an seiner Barmherzigkeit." Dieses Gleichnis will nicht informieren oder beweisen, es will uns zwingen, Stellung zu beziehen. Wir werden vor die Frage gestellt: Wo stehe ich? Bin ich mehr der jüngere oder der ältere Sohn? Oder bin ich beides? Kenne ich beide Seiten an mir? Wir haben in uns den jüngeren Sohn, der nur leben möchte, ohne Rücksicht auf Gesetz und Maß. Und wir haben den angepassten älteren Bruder in uns, der sich bemüht, alle Gebote zu halten. Eine Geschichte aus dem Leben, auch heute aktuell: Kinder, Söhne, Töchter gehen weg, Eltern leiden darunter ... Denkt bei diesem Gleichnis ruhig an Beispiele aus dem Leben, Eurem Leben, Eurer Familie. Fragen wir uns: Wo trifft die Geschichte mich? Ein Mann, zwei Söhne, ein reicher Landbesitzer mit Äckern, Vieh, Knechten und Mägden, Wohlstand und Arbeit; ein geordnetes, behütetes Familienleben. Dem jüngeren Sohn gefällt das alles nicht mehr: eintönig, langweilig, diese Ordnung, die Arbeit nach der Uhr. Er will fort, in die Welt, etwas erleben. Abenteuerlust, Freiheitsdrang. Einmal ganz ungebunden leben! Was mag in dem Vater vorgehen? ... Weshalb tut der Junge das? Er hat doch alles. Er rennt ins Unglück. Gib mir mein Erbteil! Der Vater gibt es ihm, er lässt ihm die Freiheit. In Gedanken geht der Vater mit seinem Sohn fort und bleibt bei ihm! Frei sein wollen - ein verständlicher Wunsch. Hat nicht jeder irgendwann die Sehnsucht nach Freiheit? Was hält denn viele daheim? Gewohnheit, Scheu vor dem Risiko, Bequemlichkeit ...? Mit viel Geld in der Tasche verlässt der junge Mann das Elternhaus. Endlich frei! Jetzt kann er leben. Er lebt, und wie! Der Phantasie oder dem Schrecken sind keine Grenzen gesetzt. Solange der junge Mann Geld besitzt, findet er viele Freunde. Doch eines Tages ist sein Geld ausgegeben, verspielt, verjubelt, vertan. Das Risiko der Freiheit. Arbeitslos und hungrig endet er bei den Schweinen. Für damalige Ohren das Entwürdigendste, das einem Menschen zustoßen kann. Tiefer kann keiner sinken. Bei den Schweinen ist er gelandet. Er hat sich und seine Würde aufgegeben. Im tiefsten Elend denkt er an seinen Vater. Er erinnert sich an die Zeit zu Hause: die behütete Kindheit und Jugend, die Liebe und die Geborgenheit in der Familie. Ich möchte wieder zu Hause leben, und sei es als Sklave. So macht er sich auf den Heimweg. Von weitem schon sieht ihn sein Vater. Er hat auf ihn gewartet. Da ist keine Frage, kein Vorwurf, keine Abrechnung, sondern: Willkommen zu Hause! Die Geschichte hätte auch anders verlaufen können. Vater: Aha, da bist du wieder. Hast Dir die Nase wohl aufgelaufen. - War wohl nichts mit deiner Freiheit. - Du wärst wohl besser daheim geblieben. - Du hast ja nicht auf mich gehört. - Geschieht dir recht. - Habe ich dich nicht gewarnt? - Das musste ja so kommen. - Du wusstest es ja besser ... Aber der Vater demütigt seinen Sohn nicht noch mehr, er drückt ihn nicht noch tiefer. Der Sohn soll sich nicht schämen müssen. Der Vater sagt: Ich freue mich, dass du wieder da bist. Jetzt feiern wir ein Fest. Alles könnte wie früher sein, wenn da nicht der ältere Sohn käme, der "ideale", der fleißige, zuverlässige, der zu Hause geblieben war. Er ist von seinem Vater enttäuscht. Er hat hart gearbeitet, in seinen Augen handelt der Vater ungerecht. Der ältere Sohn, der "ideale Christ"? Gibt es Christen, die immer daheim bleiben, die nie weggehen, die sich nie vergeben lassen müssen? Der Vater erklärt seine Handlungsweise: Manchmal braucht ein Kind mehr Liebe als ein anderes. Gott verhält sich wie der barmherzige Vater: Er lässt Freiheit. Er verlässt die Menschen nicht, auch nicht, wenn es in die Irre geht. Gerade dann nicht. Egal, was ein Mensch tut, Gott wartet auf ihn, er nimmt ihn auf - ohne Vorwurf und Abrechnung, ohne Demütigung. Man kann dieses Gleichnis nicht hören, ohne mit den eigenen Emotionen in Berührung zu kommen. Die beiden Söhne decken auf, was in uns selbst verborgen ist. Wir kÖnnen uns dem barmherzigen Gott zuwenden, ob wir nun der jüngere oder der ältere Sohn sind, der ausschweifende oder der korrekte, der waghalsige oder der angepasste. Beide waren auf ihre Weise tot: der eine in einem ausschweifenden Leben, der andere in ängstlicher Korrektheit und frommer Fassade. Der barmherzige Vater lädt uns zum Leben ein, zu einem Fest der Freude, dass wir das Leben in uns finden und uns daran erfreuen. Thema 2004: Wir verkünden eine Frohe Botschaft (Texte von Pfarrer Robi Kohnenmergen, Raeren) Einzug: Orgel Begrüßung und Einführung: Beginnen wir mit einem Lied, in dem die Rede davon ist, dass Jesus die Menschen zur Umkehr aufruft... 164,1+2 "Erbarme dich, erbarm dich mein..." L. Wir wollen uns weiter einstimmen mit folgender Erzählung: Die Entlassung eines Strafgefangenen nahte. Der Kontakt mit seinem Zuhause war immer spärlicher geworden. Würde man ihn wieder aufnehmen, in die entbehrte Geborgenheit? Er hatte richtige Angst vor einer verneinenden Antwort. Er wollte dann erneut und sofort aufbrechen, für immer, und das Zuhause vergessen. Er bettelte um ein Zeichen: Hängt in den Apfelbaum auf dem Hügel, den man vom Zug aus am ehesten sieht, ein großes buntes Tuch zum Zeichen, dass ich heimkehren darf. Er saß angespannt in der Bahn. Er starrte in die Kurve. Da erblickte er plötzlich den Apfelbaum auf dem Hügel. Er war mit tausend bunten Tüchern behängt. Sie winkten ihm restloses Verzeihen und willkommene Freude entgegen. (Hfs. I, 221, geändert) P. Wir wissen nicht, welche Schuld der Strafgefangene auf sich geladen hat. Wir kennen nur das Gefühl, das er gehabt haben muss:
Wir alle sind fehlerhafte Menschen, treffen falsche Entscheidungen, fügen anderen Schaden zu, missbrauchen ihr Vertrauen... Eines Tages wird unser Vergehen entdeckt oder unser Gewissen beginnt uns zu plagen. Das Geschehene tut uns leid. Jetzt bleibt eine einzige Sorge: Wie bringe ich das wieder in Ordnung? Wird alles wieder gut oder muss ich ein Leben lang dafür büßen, dass ich Dummheiten begangen habe? L. Schuld und Sünde belasten den Menschen und erschweren das menschliche Mit- einander. Seine Sünde trübt auch das Verhältnis zu Gott. Gerade im Unfrieden mit Gott liegt die Wurzel allen Übels. Wie aber verhält sich Gott? Jesus wird nicht müde, es in den schönsten Vergleichen zu erklären. Antwortgesang: 742,1 mit Ps 103 "Der verzeihende Gott" (Berg: 270,3+4 o. 857,1+2) Ruf vor dem Evangelium: 562 - L. - Vers im Lektionar Der Herr sei mit euch!... Lesung aus dem Evangelium nach Lukas... (15, 1-3.11-32 - Lektionar) L. Liebe Mitchristen, wir wollen auf dieses Evangelium eingehen. Es geht zunächst einmal um die Schuld des jüngeren Sohnes, der Jahre seines Lebens vertan und den Seinen viel Leid zugefügt hat. Das Leben hat ihn bestraft. Das ist immer so: Der Sünder bestraft sich selbst. Erkennt er aber, dass es besser ist, umzukehren, kann alles wieder gut werden. P. Er darf damit rechnen, sagt Jesus, dass der Vater sich nicht grollend zurückzieht. Der junge Mann erlebt sogar: Der Vater kommt ihm entgegen! Gott trägt nicht nach. Gott vergibt. Er freut sich, wenn seine Familie sich wiedervereinigt. - Wie können wir Gott da als den strafenden Vater hinstellen, der jede Sünde ahndet und Genugtuung haben will? Er weiß, dass der Sünder genug gelitten hat und öffnet seine Arme, um den Reumütigen wieder aufzunehmen. P. Einleuchtender hätte Jesus das Gleichnis nicht erzählen und die liebevolle Haltung des Vaters nicht besser schildern können. Der Vater hat seinen Sohn nie fallen lassen, er hat auf ihn gewartet, Ausschau nach ihm gehalten und sich tausend Mal gefragt: "Kommt er immer noch nicht zurück?" Und als er endlich heimkehrt, umarmt er ihn; er zieht ihm ein frisches Gewand an, damit er seine Würde wiedererhält. Lied: 164, 3+4 Herr, schau auf meine Sünde nicht... L. Es geht im Evangelium nicht nur um den jüngeren Bruder. Da ist auch der andere, der ältere, der vernünftigere, der weisere, der fleißige. Er ist sauer' über das Verhalten seines Vaters. Er kann ihn nicht verstehen. Sein Bruder war für ihn gestorben. Nun steht er wieder vor der Tür. Was tut der Vater? Er organisiert eine Party für den Gescheiterten. Das ist des Guten zuviel! P. Überlegungen des älteren Sohnes sind begreiflich. Wie oft wird der ältere den jüngeren Bruder vor dessen leichtsinnigem Schritt gewarnt haben: "Du machst einen Fehler! Du wirst scheitern! Du bist ein Sargnagel für deine Eltern! Du lässt uns alle im Stich! Komm nicht weinen, wenn es schief geht!... Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Jesus nicht müde wird, von der grenzenlosen Barmherzigkeit Gottes zu sprechen. Gott freut sich immer, wenn ein Sünder heimkehrt. Er will auch nicht, dass ich verloren gehe, wenn ich den Irrtum meines Lebens begehe. L. So spricht denn der Vater zu dem älteren Sohn : "Wir haben es immer gut zusammen gehabt, dein Bruder aber hat Lehrgeld für seinen Fehler bezahlt. Unser Glück war nie in Gefahr, er aber hat Schiffbruch erlitten. Wir sind so oft froh zusammen gewesen, er aber hat viele Male einsam weinen müssen. Du hast erkannt, was dich glücklich macht, er aber ließ sich blenden... - Wenn er sich auch von uns getrennt hat, so hat er doch nie aufgehört, mein Sohn zu sein. Komm, freu dich mit mir!" Lied: 261,2 Barmherzig ist er allen, die ihm in Ehrfurcht nahn... P. Der Vater war außer sich vor Freude. Er beeilte sich, die Frohe Botschaft nach Hause zu bringen. Noch bevor er daheim war, beauftragte er die Knechte und Mägde, ein Fest zu organisieren... Wer kann eine große Freude schon für sich behalten?! Es drängt ihn, sie weiterzusagen, sie von den Dächern zu verkünden und in die Welt hinaus zu rufen. L. Wer die Frohe Botschaft, die Jesus von Nazareth uns hinterließ, verstanden hat, der wird sie nicht in einen Panzerschrank einschließen. Sie bricht aus ihm heraus, sie ist nicht zu bremsen, sie will zu den Menschen gelangen. Lassen wir uns heute packen von dem Gedanken, dass der Herrgott auf uns wartet. Er hält Ausschau nach jenen,
Fürbitten: P. Darum singen wir im Anschluss an jede Fürbitte: 191,1 "Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung!"...
Lied: 165, 4,5,6 Denn wenn du ja sagst, kann ich leben... Gabengebet: Präfation: Es ist recht, Herr, dir ein Loblied zu singen. Du
willst nicht, dass wir unser Leben vertun und verstößt nicht, wer
sich von dir getrennt hat. Du hältst Ausschau, bis der Sünder umkehrt
und heimfindet. Die Wege sind oft steinig, die wir gehen müssen und die
Verlockungen vielfältig, denen wir so oft erliegen. Dein Sohn aber
ermutigt uns, zu erkennen, wie nachsichtig du bist. Hochgebet Nach der Wandlung: "Wir preisen deinen Tod..." Vater unser: normale Melodie Lamm Gottes: 161 (oder 924) Kommunion: Der Herr hält für uns ein Festmahl. Er lädt uns alle ein! (Du bist eingeladen!) Zur Kommunion: 160, 5+6 "Als Jesu Jünger seid ihr nun gesendet... + 036 Kommuniongedanke: Wichtig ist immer die Erkenntnis: Ich bin der verlorene Sohn, die verlorene Tochter. Ich darf umkehren!... Schlussgebet: Guter Vater im Himmel! Wenn wir in die Welt zurückkehren und verkünden, dass du dem Verlorenen entgegen gehst, dann wird sich das Bild der Welt verändern. In der Welt wird bestraft, wer sich einen Fehltritt erlaubt. In der Welt wird ausgegrenzt, wer sich schuldig gemacht hat. In der Welt wird nicht mehr ernst genommen, wer Dummheiten gemacht hat. Christen aber glauben, dass sie umkehren dürfen und aufgefangen werden. Amen. Schlusslied: 973, 1+2 "Du, Herr..." (oder 268,1+2 "Singt dem Herrn... Segen: |