Vor 70 Jahren: Gedenken an Jean Ferrire und Henri Triest

Die beiden Beamten waren durch Pistolenkugeln erschossen worden

Bei einem Grenzkontrollgang am 23. August 1946 kamen vor genau 70 Jahren der Wachtmeister Jean Ferrire (36 Jahre), Vater von zwei Kindern, in Begleitung seines Kollegen Henri Triest (23), der erst wenige Wochen vorher geheiratet hatte, einige hundert Meter unterhalb des Bauernhauses am Grünen Kloster, nahe des Steinbruchs bei Küchelscheid ums Leben.

Die beiden Beamten, die in Elsenborn gewohnt hatten, waren durch Pistolenkugeln erschossen worden. Da diese gesamte Gegend noch nicht entmint war, kamen bei den Nachforschungen zwei weitere Gendarmeriebeamte bei einer Minenexplosion ums Leben.

Das Gendarmerie-Denkmal von Oktober 1956, das im August 2009 durch einen neuen Gedenkstein ersetzt wurde, erinnert daran. Seit 2012 erinnere ich jedes Jahr in einer Messintention im Gottesdienst an den Todestag.

 

Pressebericht von Lothar Klinges von Samstag, 6. Oktober 2012

Letzte Ehre: Gedenkstätte gibt der Trauer einen Raum

Erinnerung an Elsenborner Gendarmen wachhalten

Elsenborn

Am Samstagnachmittag wurde Geschichte lebendig. In einer würdigen Gedenkfeier wurde am Elsenborner Gendarmerie-Denkmal, das im Oktober 1956 errichtet wurde und im August 2009 durch einen neuen Gedenkstein ersetzt wurde, der beiden Gendarmen gedacht, die bei einem Grenzkontrollgang von zwei Schmugglern aus Brüssel erschossen worden waren. 

Gegen das Vergessen setzte diese Feier einen Kontrapunkt. 66 Jahre sind es her, seitdem diese dramatischen Ereignisse geschahen, die damals in der gesamten Gegend tiefe Trauer und große Bestürzung hervorgerufen haben. Daran erinnerte Bürgermeister Emil Dannemark zu Beginn der Feier, an der neben Distrikt-Kommandant André Desenfants, der Chef der Polizeizone Eifel, Daniel Keutgen, Polizeibeamte, das Gemeindekollegium und der Büllinger Bürgermeister Friedhelm Wirtz teilnahmen.

Es war nicht zuletzt auch deshalb eine beeindruckende Gedenkfeier, nahmen doch mehrere Familienangehörige eines der beiden getöteten Gendarmen daran teil. Die jüngste Schwester, Enkel- und Urenkelkinder von Jean Ferrire sowie ehemalige Kollegen der Getöteten erinnerten sich bei einfühlsamen Klängen des Blechbläserseptetts „Verdissimo“ unter der musikalischen Leitung von Walter Schäfer der Gendarmen, die in Ausübung ihres Dienstes ermordet wurden. Die Gedenkstätte gibt der Trauer einen Raum.

Der Bütgenbacher Polizeikommissar Edgard Schmit ging näher auf die Geschehnisse der Nachkriegsjahre ein, als die Gendarmeriebrigade Tag und Nachstreifen im Grenzgebiet ausführte, um entflohene Kriegsgefangene und Schmuggler aufzuspüren.

Bei einem solchen Kontrollgang am 23. August 1946 kamen der Wachtmeister Jean Ferrire (36 Jahre), Vater von zwei Kindern, in Begleitung seines Kollegen Henri Triest (23), der erst wenige Wochen vorher geheiratet hatte, einige hundert Meter unterhalb des Bauernhauses am Grünen Kloster, nahe des Steinbruchs bei Küchelscheid ums Leben. Die beiden Beamten, die in Elsenborn gewohnt hatten, waren durch Pistolenkugeln erschossen worden.  Da diese gesamte Gegend noch nicht entmint war, kamen bei den Nachforschungen zwei weitere Gendarmeriebeamte bei einer Minenexplosion ums Leben.

Einige Wochen später wurden die beiden Täter, ein 22- und ein 24-jähriger Mann in Düsseldorf und Brüssel gefasst und zu zwanzig Jahren Zwangsarbeitet verurteilt. Polizeikommissar Edgard Schmitt erinnerte an die Errichtung der Gedenkstätte zehn Jahre nach den furchtbaren Ereignissen. „Die Bilder der zwei Kollegen werden in unserer Einheit immer in Ehren gehalten.“

Raymond Dahmen, Vorsitzender der Vereinigung für Kultur, Geschichte und Folklore (VK) erinnerte an den Werdegang bei der Neugestaltung des Mahnmals. Vor fünf Jahren musste eine dreißigköpfige Gruppe bei einer Dorfbegehung im Rahmen der Örtlichen Kommission zur Ländlichen Entwicklung (ÖKLE) feststellen, dass das im Jahre 1956 erstellte Denkmal stark beschädigt war. „Es bedurfte entweder einer Renovierung, oder aber ein neues Denkmal musste ins Auge gefasst werden“, erklärte der VK-Vorsitzende.  Ein Jahr später wurden die Anrainer und Gemeindevertreter zur Vorstellung  des Vorprojektes eingeladen.

Im August 2009 schließlich wurde ein neuer Gedenkstein aus der Steingrube Nelles (Xhoffraix) aufgesetzt und im August 2011 durch eine Infotafel, einen Rastplatz und ein Willkommenschild ergänzt.

Raymond Dahmen dankte der Polizeizone Eifel  für die finanzielle Hilfe bei der Errichtung des neuen Denkmals. Er dankte dem Gemeindedienst (Abriss des alten Denkmals, Ruhebank, Baumarbeiten), dem Verkehrsverein Elsenborn-Nidrum (Zaun und Eingangsschild), den Nachbarn, den freiwilligen Helfern, den Mitgliedern der VK und nicht zuletzt dem Polizeikommissar Edgard Schmit für die Gestaltung der Feier.

Vor der Segnung des Denkmals wurde an die Aufgabe der Polizei erinnert. Auch ein Polizist in Uniform bleibt ein Mensch. Polizisten erleben oft Situationen, die „ans Lebendige gehen“. In Stresssituationen müssen sie die richtige Entscheidung treffen.  Ein Polizist muss sich auch damit auseinandersetzen, dass er in Ausübung seines Amtes getötet werden kann.  In den Fürbitten wurde für die Polizeibeamten gebetet, die manchmal zur Zielscheibe von Aggression und Gewalt werden. Auch heute geraten Polizisten in Situationen, die ihre Gesundheit an Leib und Seele bedrohen.  Auch dafür will diese Gedenkstätte ein Mahnmal sein.   Mit der Nationalhymne endete die Gedenkstunde, die bei strömendem Regen stattfand.

  Fotos von der Gedenkfeier 2012
 

HINTERGRUND

Blütezeit des Schmuggels

Grenzregionen: In Grenzregionen ist das Schmuggeln ein bekanntes Phänomen. Auch in unserem Raum war die illegale Ein- und Ausfuhr von Waren früher weit verbreitet und besonders im ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg ein alltägliches Geschäft.

Grenze: Die belgisch-deutsche Grenze blieb nach dem Krieg noch bis 1956 geschlossen und wurde deshalb scharf bewacht. Unser Gebiet sollte politisch und kulturell auf Belgien ausgerichtet und der Kontakt zu Deutschland möglichst unterbunden werden. Es war die Blütezeit des Schmuggels.

Not: Neben dem professionell betriebenen Schleichhandel – manchmal in gut organisierten Schmugglerbanden – gab es auch die Geschäfte der kleinen Leute, die oft aus reiner Not schmuggelten. Als sich die Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg langsam besserten, entwickelte sich das Schmuggeln zum „Volkssport“, dessen Attraktivität vor allem im Reiz des Verbotenen und Abenteuerlichen lag.

Waldarbeiter: Unter den Elsenbornern waren es vorwiegend die Waldarbeiter, die Schmuggel trieben. In den Nachkriegsjahren wurden hauptsächlich Kaffee und Zigaretten, aber auch Betttücher und Kleidung nach Deutschland geschmuggelt, im Tausch gegen Werkzeug, Besteck und allerlei Haushaltswaren. (Quelle: Walter und Raymond Dahmen, VK Elsenborn)

Filme: Am 16. Oktober wird auf Einladung der Lupe VoG im Pfarrheim Weywertz der Dokumentarfilm „Auf verbotenen Pfaden“ über das Schmuggeln in der Nachkriegszeit von 1945-1953 gezeigt. Dabei kommen ebenfalls Zeitzeugen zu Wort. Am 30. Oktober wird ebenfalls im Pfarrheim Weywertz in einem weiteren Film über die harten Nachkriegsjahre in der Eifel berichtet.

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