Migranten: Ausstellung von Willi Filz im "Hof Bütgenbach"

Flüchtlingen ein konkretes Gesicht geben

Migranten: Ausstellung von Willi Filz im "Hof Bütgenbach"
Vernissage am Freitag, 16. September 2016, um 19 Uhr im Hof Bütgenbach.
Öffnungszeiten der Ausstellung am 17.-18. und 24.-25. September, jeweils von 14 bis 18 Uhr

Künstlerführungen am 18. und 25. September um 16.30 Uhr.

Zusätzliche Führungen sind möglich nach Absprache auch in der Woche: philippe.reinertz@fedasil.be

  Fotos von der Ausstellung

"Es war uns wichtig, einigen der 850 Flüchtlingen, die wir im Laufe des Jahres aufgenommen haben, ein Gesicht zu geben", sagte Emmanuelle Chavet, die beigeordnete Direktorin des Fedasil-Zentrums im Lager Elsenborn, anlässlich der Vernissage der Fotoausstellung am Freitag, 16. September, im "Hof Bütgenbach".

Das Abenteuer im Fedasil-Aufnahmezentrum geht in Kürze zu Ende, erklärte die Direktorin. "Heute sind außer einer Frau und ihrer Tochter alle Familien fort. Es bleiben noch etwa 240 Männer übrig."  Die Stimmung habe sich dementsprechend gewandelt.

Trotz der bevorstehenden Schließung muss das Leben im Zentrum weitergehen.  Emmanuelle Chavet bedankte sich bei allen Mitarbeitern, die sich immer wieder eingesetzt haben.  Nunmehr gelte es die Wohnblocks in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.   Die Direktorin fand Dankesworte für Bürgermeister Emil Dannemark und Schöffe Daniel Franzen, sowie den Mitarbeitern von Verwaltung und Bauhof und der Polizei.  Sie dankte dem Lagerkommandanten De Condé und Major Pascal Thunus, sowie dem Präsidenten des Bütgenbacher Rot-Kreuz-Zentrums, Dr. Kurt Hoffmann, und den vielen ehrenamtlichen Helfern und weiteren Partnern.

Nicht zuletzt dankte Emmanuelle Chavet dem Künstler und Fotografen, Willi Filz, der sein Talent in den Dienst der Menschlichkeit gestellt habe.

 

„Jeder Mensch ist ein Fremder“

Von Allan Bastin  (GrenzEcho, 16.09.2016)

 „Flüchtling“: Das Wort des Jahres 2015 bezeichnet eine Person, die ihre Heimat gezwungenermaßen verlassen musste. Ein Teil dieser Menschen fand im abgelaufenen Jahr im Elsenborner Fedasil-Zentrum Asyl. Um diesen Personen ein Gesicht zu geben, porträtierte Fotograf Willi Filz 18 Bewohner und zeigt die Fotos ab morgen in Bütgenbach.

Die Ausstellung trägt bewusst den Namen „Migranten“. „Flüchtlinge sind eigentlich Menschen, die unterwegs sind aus den unterschiedlichsten Gründen. Sie sind unterwegs, sie sind hier, vielleicht gehen sie wieder zurück oder sie bleiben hier oder ziehen weiter“, schildert der freischaffende Fotograf und Künstler Willi Filz seine Ansichten. Damit liegt er gar nicht so falsch, denn einige der porträtierten Menschen sind schon weitergezogen – sei es, weil sie einen positiven Aufenthaltsbescheid bekommen haben, sei es, weil sie freiwillig in ihr Land zurückgekehrt sind, sei es, weil sie anderswo untergekommen sind. Schließlich soll das Elsenborner Aufnahmezentrum Ende des Jahres schließen (siehe Hintergrund). Dass diese Fotoausstellung angesichts der Schließung den Schlusspunkt des Abenteuers im Lager Elsenborn setzen wird, ist völliger Zufall: „Als wir das Projekt vor sieben bis acht Monaten angestoßen haben, konnte man noch nichts von der Schließung zum Jahresende ahnen“, erzählt der Fedasil-Koordinator für externe Kontakte Philippe Reinertz. „Dieses Projekt reiht sich in die sogenannten Viertelinitiativen ein, die zur Sensibilisierung dienen.“ Ziel war es, wie bereits eingangs erwähnt, von dem Begriff „Flüchtling“ wegzukommen: „Wir wollen den Menschen in den Vordergrund stellen.“ Das spiegelt auch die Art und Weise wider, wie Willi Filz die Menschen im provisorisch eingerichteten Fotoraum ablichtet. Schwarzer Hintergrund, künstliches Licht und andere Utensilien, wie man sie aus den klassischen Studios kennt. In einer Ecke steht am Fenster noch ein Tisch mit einem Mikrofon und einem Aufnahmegerät. Dort führt Willi Filz seine Interviews durch. Denn er möchte die Geschichte der Menschen nicht nur durch ein Foto vermitteln, sondern auch durch ein paar Zeilen. Besonders angetan haben ihn die Aussagen zweier Frauen. Während die eine die Aussage „Jeder Mensch ist ein Fremder“ tätigte, sagte eine andere Frau, dass sie „alle Erinnerungen an den Irak aus ihrem Gehirn verbannen möchte“. Das macht Willi Filz betroffen: „Was muss einem Menschen passiert sein, wenn er alles vergessen möchte?“

Einer seiner letzten Interviewpartner in dieser Woche war Ashequllah Marofkhel. Der 19-Jährige aus Afghanistan ist vor neuneinhalb Monaten nach Europa geflüchtet. Über den Iran, die Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn, Österreich und Deutschland ist er nach Belgien gelangt. Vielmehr als seine Route interessiert Willi Filz sich für Lebensgeschichten bzw. Erinnerungen. „Ich suche nicht die klassischen Statements. Daher gestaltet sich das Interview oft müßig, aber das ist notwendig, wenn man über die klassischen Aussagen hinausgehen will.“

So fragt er Ashequllah Marofkhel nach Geschichten, die ihm seine Eltern oder Großeltern erzählten, aus Zeiten, in denen dort noch kein Krieg herrschte. Oder er fragt nach Träumen. Hilfe leistet dabei ein Übersetzer. Immer wieder erzählt der junge Afghane vom Elektrikerberuf. In seiner Heimat hatte er eine Ausbildung begonnen. Nun möchte er, im Falle eines positiven Aufenthaltsbescheids, in Belgien zur Schule gehen und den Elektriker werden.

Insgesamt portraitiert Willi Filz 18 Menschen. Wichtige Kriterien zur Auswahl für das Projekt waren Offenheit und Akzeptanz sich ablichten zu lassen sowie die Möglichkeit zum sprachlichen Austausch. Außerdem wollte man einen möglichst realistischen Schnitt durch die in Elsenborn lebenden Leute präsentieren. Für Willi Filz sind diese Erfahrungen mit Flüchtlingen nicht neu. Er porträtierte bereits Menschen in Syrien und stellte dort aus. Damals ist er genauso wie heute vorgegangen, indem er den Menschen in den Mittelpunkt gestellt hat. „Ich hätte die Menschen in den Slums fotografieren können, wollte ich aber nicht. Daher habe ich sie vor völlig neutralem Hintergrund abgelichtet. So kann der Mensch auch wirklich wahrgenommen werden.“

Die Ausstellung „Migranten“ im Hof Bütgenbach ist am 17., 18., 24. und 25. September von 14-18 Uhr geöffnet. Führungen mit Willi Filz sind sonntags um 16.30 Uhr.

 

 

 

 

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