Küster, Organist und Chorleiter mit Leib und Seele

Nachruf: Peter Wirtz 93-jährig verstorben (1925-2018)

Nachruf zu Peter Wirtz (1925-2018): Küster, Organist und Chorleiter mit Leib und Seele
Ja, Peter, war ein Stehaufmännchen... mit seinem Rollator nach seiner Hüftoperation. Wenige Tage vorher, war er noch damit unterwegs.  Ja, Peter, war schon so etwas wie eine Sonderkonstruktion des lieben Gottes.  93 Jahre alt ist er geworden.

Ein freundlicher, liebevoller Mensch, ein sehr geduldiger Mensch, ruhig, gefällig, entgegenkommend, winkte den Menschen gerne zu, war Euch ein guter Ehegatte, Vater und Großvater, stand Euch immer wieder und gerne zur Seite. 

Am Donnerstagabend, in der späten Abendstunde, um 23.15 Uhr, ist er in unserem St.Vither Krankenhaus für immer eingeschlafen, nachdem ich ihm wenige Stunden vorher noch den Krankensegen und einige Tage vorher, am Montagnachmittag, die Krankensalbung gespendet habe.

PETER hat in der weiten Spanne seiner Lebensjahre die großen Umbrüche des vergangenen Jahrhunderts erlebt: geboren wurde er am 19. April 1925 als jüngstes von sechs Kindern der Eheleute Eduard Wirtz aus Honsfeld und Catharina Schmitz, von Beruf Hebamme, in Mürringen geboren. Der Erste Weltkrieg war gerade mal sieben Jahre Geschichte, glückliche und harte Zeiten, Loslassen und Abschied: all das hat er in fast einem Jahrhundert Lebenszeit erlebt.

Es war ihm gegeben, das Leben positiv zu nehmen: das hat ihn bis zuletzt jung und gesund gehalten. Er hatte Freude am Leben, vor allem gern Kontakt ge­pflegt im Kreis der Familie und mit Freunden und Be­kannten.

Bei aller Dankbarkeit über dieses lange Leben überkommt uns Trauer. Ich schätzte Peter wegen seiner steten ruhigen Natur, seiner Schlichtheit und Gelassenheit, seiner Friedfertigkeit und Harmoniefreude. Bei ihm war nichts gekünstelt, aufgesetzt. Er lebte im Einvernehmen mit den Menschen und mit Gott: Du, Edith, hast es möglich gemacht, dass er zusammen mit Dir in Eurem Haus bis zuletzt bleiben konnte.

Er wollte niemandem zur Last fallen.  So ist er auch am Donnerstagabend gestorben, nachdem alle, außer Edith, das Zimmer verlassen hatten.  Alle, außer seiner Frau, waren weg, nun konnte auch er gehen.  Das Atmen wurden immer leiser.

Eine Woche vorher, am Freitagmorgen, 19. Januar, kam er für Routine-Untersuchungen ins Krankenhaus.  Eigentlich sollte er danach wieder sofort mit nach Hause kommen, er musste aber in der Klinik bleiben, kam aufs Zimmer, alles schien normal, erfreute sich eines guten Abendessens, dann - in der Nacht - musste er auf die Intensivstation verlegt werden.  Und etwas weniger als eine Woche ist er gestorben... dabei habt Ihr Euch schon auf die bevorstehende diamantene Hochzeit im August 2018 gefreut.

PETER war Küster, Organist und Chorleiter mit Leib und Seele: Verbundenheit mit der Kirche ob in Nidrum, Mürringen oder St.Vith, denn in St.Vith war er auch Organist und Küster unter Pfarrer Olbertz als 16-Jähriger, nachdem er bei Organist Piette die Orgel gelernt hatte.

Sein Vater war ja auch schon Küster und Organist in Mürringen gewesen, so war ihm diese Aufgabe, die ihn später so erfüllen sollte, in die Wiege gelegt worden.  Schon als Kind, 10 Jahre, spielte er die erste Begräbnisfeier, unter Anleitung des Vaters. Mit seinem Vater saß er an der Orgel, oder lernte den Küsterdienst in der Sakristei und Pfarrkirche.

Peter, Jg. 1925,  wurde im Krieg eingezogen, als 17-Jähriger, zunächst im Arbeitsdienst, dann an der Ostfront, in Russland, kam in Kriegsgefangenschaft und unter abenteuerlichen Bedingungen sprang er aus dem fahrenden Zug, flüchtete. Nach einer Odysee durch Russland, die Ukraine, Polen und Deutschland kam er am 1. September 1945 zu Hause in Mürringen an. 

Wenige Monate später, am 1. Januar 1946 wurde er Küster und Organist in seiner Heimatkirche Mürringen und lernte die ebenfalls aus Mürringen stammende Kindergärtnerin Edith Langer kennen. Es war bei der Probe des Mädchenchors im Jahr 1954 in Mürringen, als er als Chorleiter das singende Mädchen erblickte, das er vier Jahre später heiratete, vor 60 Jahren, am 14. August 1958. Das junge Paar zog nach Nidrum, und Peter blieb noch drei weitere Jahre Organist und Küster in Mürringen. Ein Jahr später zogen sie in das neue Haus Zum Steg ein.

Am 1. Mai 1961 wurde er Küster, Organist und Chorleiter, damals noch zusammen mit Altdirigent Johann Noel in der Dreikönigskirche. Er begleitete den Verein an Orgel, Klavier oder Akkordeon. Bis zu seiner Pensionierung fast 30 Jahre später, im Jahre 1989.

Zusammen mit Dirigent Ludwig Willems gründete er 1972 die jährlichen Chortreffen auf Ebene der Gemeinde Bütgenbach.

1967 gründete unser Verstorbener einen Kinderchor, der bei allen Dorffesten auftrat. Ende der 60'er Jahre gründete Peter den Gemeinschaftschor, der sich aus Kinderchor, Kirchenchor und Sing- und spielgemeinschaft zusammensetzte und der erstmalig bei der Aufführung eines Jugendgottesdienstes im Juni 1969 auftrat.

Übrigens war er ebenfalls von Beruf Anstreicher, nachdem er die Lehre in Weismes gemacht hatte.

Auch nach seiner Pensionierung zog er sich nicht aufs Altenteil zurück, sondern war weiterhin noch bis über sein 80. Lebensjahr im Dienste sowohl in Nidrum als auch in der Lagerkapelle.

Ja, zahlreiche Ehrungen, darunter die goldene Lambertusmedaille des Bischofs und den Bene Merenti des Papstes zeugen von seinem Engagement für die Kirche.  Vielen Dank, Peter.  Deine Tätigkeit im Pfarr- und Vereinsleben kann nicht hoch genug gewürdigt werden.

Auf Wunsch des bisherigen Dirigenten Johann Noe, sollte Peter die Leitung der Sing- und spielgemeinschaft übernehmen, so dass er am 16. Oktober 1968 die erste Gesangprobe mit dem neuen Dirigenten Peter stattfand. Aus gesundheitlichen Gründen musste er den Dirigentenstab im April 1976 abgeben. 

Seinen 90. Geburtstag durfte er im Kreise seiner Familie und der Vereine feiern wie auch die Goldene Hochzeit 2008.

Vier Kindern hat er das Leben geschenkt und war der Mittelpunkt der Familie mit elf Enkelkindern und den beiden Urenkeln Nolan und Jouan.

Eine einfache und genügsame Lebensweise zeichnete ihn aus. Trotz - oder soll ich besser sagen: gerade wegen - dieses einfachen Lebens war PETERein von Herzen zufriedener und fröhlicher Mensch.

Mit seiner ehrlichen und bodenständigen Lebensart hat er Euch, seinen Kindern, ein gutes Vorbild für den Start ins Leben mit­gegeben und Euch zugleich gelehrt, wie wertvoll der enge Zusammenhalt in der Familie ist. Von diesem guten Zusammenhalt durfte unser Ver­storbener in den letzten Jahren selbst profitieren.

Ein langer, schöner Lebensabend: zusammen mit Dir, seiner Frau Edith, war er seit dem 14. August 1958 während 60 Jahren im Sakrament der Ehe vereint. Er war ein Familienmensch, zu dem man gerne hinging, weil er eben eine liebevolle Ausstrahlung hatte. Solche Menschen hat man gerne. Zurückhaltend, geduldig, freundlich, solche Menschen hat man gerne.

Er lebte im Einvernehmen mit Gott: ER war der tragende Grund seines Lebens. Trotz hohen Alters sprach er nicht vom Tod: ein Zeichen dafür, dass er sich im Leben wohl fühlte. Bis er nicht mehr ging, besuchte er immer unseren Sonntagsgottesdienst...

„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden" - so betet der greise Simeon, als er das neugeborene Jesus­kind in seinen Händen hält und in ihm den Messias erkennt. Simeon steht an der Schwelle zum Tod, in gesegnetem Alter, am Ende eines langen Lebens. Seine Lebensarbeit und Lebensleistung hat er längst hinter sich gelassen; nun - so heißt es - wartet er, dass er den verheißenen Retter persönlich sehen darf.

Liebe Familie, diesem Simeon aus der Bibel scheint mir Dein verstorbener Ehemann, Euer Vater, Schwiegervater und Opa wie aus dem Gesicht geschnitten. Er ist am Donnerstagabend im hohen Alter von 93 Jahren gestorben.

„Nun lässt du Herr deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden." Nach einem langen Leben, er­füllt von einem tiefen Glauben an Gott, hat PETER sein Leben in die Hand Gottes zurückgegeben, hat dieses erfüllte Leben seinen Abschluss gefunden. Lebenssatt und von Gott gesegnet wie der greise Simeon aus dem Evangelium.

Von diesem Simeon schreibt der Evangelist Lukas: „Er war ge­recht und fromm und wartete auf die Rettung Israels."  Der Glaube hat sein Leben geprägt, und er hat diesen Glauben konsequent gelebt, ihn auch seinen Kindern und Enkeln vor­gelebt. Selbst als es seine Gesundheit nicht mehr zuließ, wäre er zu gerne sonntags noch in die Kirche gekommen. Sein Gebet war für ihn selbstverständlich.

Von Simeon sagt der Evangelist: Als er Jesus erblickte, pries er Gott laut im Tempel. Seinen Herrgott laut und öffentlich zu preisen aus seinem eigenen gläubigen Herzen heraus, das war auch PETER nicht fremd.

Ein reiches Leben ist zu Ende: reich an Lebensjahren, reich auch an gemeinsamen Jahren in der Ehe, in der Familie, reich an Erfahrungen, an Be­gegnungen mit Menschen; reich an Freundschaften und Bezie­hungen, reich auch an Eindrücken von den Schönheiten unse­rer Welt.

Aber unser hiesiges Leben bricht ab - so reich, schwer oder schön es ist. Es verwelkt langsam. Beim Tod bleibt uns die Erinnerung an das Ge­wesene, das Innewerden des Wesentlichen. Es bleibt uns vor allem die Hoffnung, der glaubende Vorgriff auf das Kommende.

Pastor Lothar Klinges

Nidrum, 27. Januar 2018

Peter Wirtz an der Orgel im Franziskanerinnenkloster Jungfrau der Armen in Bütgenbach

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