Noch offene Zukunft für das „Karmel“ an der Domäne

Franziskarinnenkloster Bütgenbach schließt seine Pforte

Die in dieser Woche bekannt gewordene Entscheidung der Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von der heiligen Familie, das Haus „Jungfrau der Armen“ (ehemals Karmel) in Bütgenbach im November 2019 zu schließen, ist in Teilen der Bevölkerung mit einer gewissen Betroffenheit zur Kenntnis genommen worden.

Von Arno Colaris   (GrenzEcho vom 15.03.2019)

Über Jahrzehnte hinweg hat sich das religiöse Zentrum auf der Domäne einen Namen gemacht. So nachvollziehbar die Entscheidung mit Blick auf das Alter der noch in Bütgenbach verbliebenen Ordensschwestern auch erscheint, wird die Schließung des Karmels auf jeden Fall eine große Lücke im sozialen Gefüge der Eifel hinterlassen.


Altarweihe im Karmel Bütgenbach am 07. Dezember 1949

Eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit sehr vielfältigen Anliegen.

Dazu der Pfarrer des Pfarrverbandes Bütgenbach, Lothar Klinges, der jede Woche montags, donnerstags und sonntags jeweils um acht Uhr die in der Bevölkerung sehr beliebte Frühmesse in der Kapelle des Karmels liest: „Diese Entscheidung war bereits seit einiger Zeit erwartet worden, weil die Schwestern aus Altersgründen nicht mehr in der Lage sind, das Haus noch über einen längeren Zeitraum zu unterhalten“, erklärte Lothar Klinges gestern auf Nachfrage.

Er selbst sehe das natürlich mit einem weinenden Auge, denn der frühere Karmel, der 1985 von der Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von der heiligen Familie übernommen und im Geiste eines Gebetszentrums weitergeführt wurde, sei im Laufe der Jahrzehnte zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden, „wo viele Menschen mit ihren Anliegen hingehen können“.

Andererseits wisse man mit Blick auf andere Klöster, die bereits geschlossen wurden, darunter zuletzt das Kloster St. Raphael in Montenau, dass auch der ehemalige Karmel auf Dauer nicht zu halten war. „Nur wenn die Entscheidung dann mal da ist, kommt es für die Betroffenen aber immer zu schnell und plötzlich.“

Als Seelsorger ist Lothar Klinges dem Karmel nicht nur über die wöchentlichen Gottesdienste seit vielen Jahren eng verbunden. So kann sich der 58-jährige Priester noch gut erinnern, als 1985, im Jahr seiner Priesterweihe, bekannt wurde, dass die Franziskanerinnen von der heiligen Familie das von den Karmeliterinnen verwaiste Kloster auf der früheren preußischen Domäne übernehmen würden: „Diese Nachricht wurde damals von der Bevölkerung mit großer Freude aufgenommen, da der Karmel seit der Nachkriegszeit eine wichtige Anlaufstelle für die Bevölkerung war und die Franziskanerinnen sich bereit erklärten, das Kloster als geistliches Zentrum aufrechtzuerhalten.“

Die Bevölkerung beteiligte sich aktiv am Bau und der Einrichtung des Klosters.

Namentlich war es der Ordensfrau Damiana, mit bürgerlichem Namen Margareta Lenges aus Deidenberg, zu verdanken, dass nicht damals bereits die Lichter an der Domäne ausgingen. Zusammen mit Schwester Beatrix (Luise Majeres aus Ouren) und Schwester Franziska (Gertrude Winters aus Peer) zog sie als erste Oberin in das verlassene Kloster ein. Für die Franziskanerinnen war dies damals ein „Sprung ins Ungewisse“, da ihre Schwerpunkte eher im karitativen als im kontemplativen Bereich lagen. „Die Not vieler Menschen macht uns zu schaffen. Als Franziskanerinnen wollten wir einen Beitrag in der Eifel leisten, damit die Menschen mit ihrer Not eine Stätte finden, wo sie abladen können“, begründete die heute 95-jährige Schwester Damiana vor einigen Jahren gegenüber dieser Zeitung die damalige Entscheidung.

Die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Haus habe aber noch tiefere Gründe, so Lothar Klinges weiter. Dafür müsse man bis in die unmittelbare Nachkriegszeit zurückblicken, als die Karmelschwestern, die 1941 nach Bütgenbach kamen und erst eine Bleibe im Kloster St. Josef und anschließend im Haus Alard in der Büllinger Straße fanden. 1948 erwarben sie dann ehemalige Verwaltungsgebäude der Domäne. „Nur dank einer Hilfsaktion seitens der Bevölkerung konnten die nahezu mittellosen Ordensschwester das vom Krieg schwer getroffene und quasi nicht mehr bewohnbare Gebäude wieder so herrichten, dass am 8. September 1949, die Weihe des Altars und die Segnung des Hauses vorgenommen werden konnte. Die Bevölkerung selber bzw. viel zupackende Hände haben den Karmel also gebaut“, erfuhr Lothar Klinges aus den Archiven.



Kloster Karmel 1948-1949

1973/74 kam es zu einem Anbau, wieder durch die Bevölkerung. Sechs Jahre später, am 16. Mai 1980, wurde mit der Ausschachtung zum Kapellenbau begonnen. Und es waren wieder viele freiwillige Helfer, die sich nach Feierabend an den Bauarbeiten beteiligten. Am 27. September 1981 folgte schließlich die Weihe des Altars und der Kapelle durch den damaligen Lütticher Bischof Wilhelm-Maria van Zuylen.

Damals war noch nicht abzusehen, dass das Kloster nur vier Jahre später, am 1. Dezember 1985, wegen Nachwuchsmangels offiziell geschlossen und das Gebäude den Franziskanerinnen von der heiligen Familie überantwortet wurde, die es im Sinne ihrer Vorgängerinnen weiterführten.

So laden die Franziskanerinnen bis heute jedes Jahr Mitte Juli zum Karmelfest ein und wird das Kloster „Jungfrau der Armen“ an der Regionalstraße von Bütgenbach nach Büllingen zum viel besuchten Pilgerort. „Bis heute werden das ganze Jahr über die vielfältigsten Anliegen an die Schwestern herangetragen“, weiß Lothar Klinges, „auch von Menschen, die nicht unbedingt einen Bezug zur Kirche haben: Dazu gehören der Verlust eines nahestehenden Menschen, Krankheiten, schwere Unfälle, Probleme in der Partnerschaft oder im Freundeskreis, Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes und vieles mehr. Häufig wird der Wunsch geäußert, dass die Ordensschwestern sie in ihr Gebet einschließen.“

Daniel Franzen: „Ein Haus mit hoher Symbolkraft für unsere Gemeinde.“

Zugleich ist das Kloster auch Ort vieler Versammlungen, ob des Seelsorgerates auf Dekanatsebene, der ostbelgischen Regionalkirche oder der Firmtreffen, um nur einige Beispiele zu nennen. Beliebt sind ebenfalls die Anbetungen zu Karneval und die monatlichen Anbetungen für geistliche Berufungen. „Mein persönlicher Wunsch wäre es natürlich, wenn das Kloster zumindest teilweise als religiöses Zentrum erhalten bleiben könnte“, so Lothar Klinges.

Bütgenbachs Bürgermeister Daniel Franzen wurde bereits vor einigen Wochen von der Entscheidung der Generalleitung des Ordens informiert, das Haus „Jungfrau der Armen“ aufzulösen. „Es hat auch schon ein erstes Gespräch stattgefunden, wobei es aber vor allem auch um eine Klärung der Eigentumsfrage ging, da das Gelände des Klosters etwa jeweils zur Hälfte Eigentum des Ordens ist und es sich bei der zweiten Hälfte um Eigentum der Gemeinde handelt.“

Von der Generalleitung sei der Wunsch an die Gemeinde herangetragen worden, dass das Kloster in öffentliches Eigentum übergeht bzw. einer öffentlichen Nutzung zugeführt wird. „Das haben wir zur Kenntnis genommen und prinzipielles Interesse signalisiert, die Gebäulichkeiten zu übernehmen. Für eine Entscheidung ist es aber noch zu früh, denn wir müssen natürlich zunächst den Bedarf ausloten und ohne einen konkreten Nutzungsplan ergäbe ein solcher Ankauf natürlich keinen Sinn.“ Ein wichtiger Faktor sei zum Beispiel auch, dass sich das Gelände außerhalb der Bauzone und abseits einer Ortschaft befinde, so Daniel Franzen. „Fakt ist aber auch, dass es sich um ein geschichtsträchtiges Haus mit großer Symbolkraft für unsere Gemeinde handelt.“ Auch das müsse bei einer möglichen Kaufentscheidung berücksichtigt werden, so der Bürgermeister abschließend.

 

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