Eine Ära geht zu Ende

Ordensschwestern verlassen Bütgenbach

An diesem Samstag, 9. November 2019, findet im Beisein von Bischof Jean-Pierre Delville der Abschiedsgottesdienst mit unseren Franziskanerinnen im Kloster Jungfrau der Armen in Bütgenbach statt.  Sr. Emiliana, Sr. Monique, Sr. Damiana (die erste Oberin) und Sr. Gilberte von der Kongregation der Franziskanerinnen von der hl. Familie verlassen Bütgenbach, nachdem Sr. Florentine bereits vor einigen Wochen das Haus verlassen hat. Mit ihrem Weggang geht eine Ära von 70 Jahren (1949-2019) auf der Domäne zu Ende. Die Ordensfrauen kehren in das Eupener Mutterhaus zurück und keine wird ihnen nachfolgen. Die verbleibenden Schwestern wollen eigentlich nicht zu viel darüber nachdenken, wie es sein wird - am letzten Tag in Bütgenbach, am Freitag, 22. November 2019. Es wird traurig sein, Tränen werden fließen...

Wie so vielen Ordensgemeinschaften fehlte auch den Franziskanerinnen der Nachwuchs. Am Samstag findet die offizielle Verabschiedung statt. Nicht nur den Ordensfrauen, auch vielen Menschen in unserem Pfarrverband und in der ganzen Eifel fällt der Abschied sehr schwer, schließlich konnte sich jeder auf die Hilfsbereitschaft, die guten Worte und das Gebet der Schwestern verlassen. Als Pastor des Pfarrverbandes bedauere ich es sehr, dass die Schwestern Bütgenbach verlassen, denn sie haben über Jahrzehnte mit ihrer Herzlichkeit und auch ihrem Glauben das Leben in unserer Gemeinde mitgeprägt.

Nachdem am 19. Oktober 1985 die letzten Karmelitinnen das Kloster verlassen hatten, kamen Ender November 1985 drei Franziskanerinnen nach Bütgenbach, um hier den Dienst der Karmeltinnen fortzuführen. Bereits 1941 kamen die Karmelitinnen als Flüchtlinge aus Bonn nach Bütgenbach, wo sie bei den Vinzentinerinnen im Kloster und Krankenhaus St. Josef aufgenommen wurden.  1949 wurde ihnen das Haus auf der Domäne zugesprochen, das von der Bevölkerung mit viel Einsatz aufgebaut wurde, da es von den Kriegswirren sehr stark beschädigt war.

Liebe Schwestern, Ihr hinterlasst eine große Lücke. Wir werden Euch vermissen. Es fällt Euch nicht leicht zu gehen, denn Eure Verbundenheit mit der Bevölkerung ist tief verwurzelt. Es waren gute Jahre gewesen, die Ihr bei uns gewirkt habt. Das Wohlwollen der Eifeler Bevölkerung war Euch gewiss. Ihr habt viele Menschen in Sorgen und Leid begleitet, sowie Menschen, die vom Leben Abschied nehmen mussten. Zu vielen dieser Menschen hattet Ihr eine besondere Beziehung. Es sind viele Bindungen entstanden. Ihr habt Spuren der Liebe Gottes hinterlassen. Ohne Euch wird es in Bütgenbach dunkler, denn Ihr seid für Gott und für die Menschen da gewesen. Es wird ein Abschied voller Wehmut und Herzlichkeit, ein denkwürdiger Tag in der Geschichte unserer Gemeinde - kein Tag der Freude, aber einer voller Dankbarkeit. Zahlreiche Erinnerungen und Geschichten sind untrennbar mit Euch verbunden. In Eurem liebevollen Umgang, Eurer Treue und Schlichtheit seid Ihr vielen unter uns ein Vorbild gewesen.  Das alles ist nicht vergessen. Mit Euch geht auch ein Stück Seele aus Bütgenbach.

Ganz Bütgenbach sagt Danke, denn das Kloster auf der Domäne steht für so vieles. In Eurer Kapelle haben unzählige Gottesdienste zu den verschiedensten Anlässen stattgefunden. Viele Gebetsgruppen versammelten sich an diesem Ort, um miteinander das Wort Gottes zu meditieren. Zahlreiche Gruppen aus Ostbelgien und darüber hinaus trafen sich in Euren Räumlichkeiten, um zu planen und zu organisieren. Wie viele Menschen fanden sich zu Exerzitientagen bei Euch ein, um neu aufzutanken oder den Alltag zu reflektieren. Wie viele Jugendliche, Erstkommunionkinder und Firmlinge haben im Kloster über ihr Leben und den Glauben nachgedacht, usw... Euer Haus und die Kapelle waren eine echte Begegnungsstätte für Jung und Alt.  So manche Obdachlose fanden bei Euch zeitweilig Unterkunft. Not sehen und helfen, gehörte zu Eurer Grundregel.

Ihr habt in all Euren Diensten uns ermöglicht, glaubende und betende Menschen zu sein und uns geholfen, bei aller Äußerlichkeit zum inneren Gebet zu kommen.

Danke für Eure Gastfreundschaft, für Eure Offenheit, Dienstbereitschaft, Aufmerksamkeit und Herzlichkeit.  Euer Humor, das offene Ohr und das Lachen, sowie die Unkompliziertheit werden uns fehlen. Wir danken Euch, dass dieser Ort während 70 Jahren ein Anker in unserer Gemeinde war.

Euer Pastor Lothar Klinges

 

Abschiedsfeier

Am Samstag, 9. November 2019,  werden die Franziskanerinnen offiziell um 13.30  Uhr mit einer Messfeier in der Klosterkapelle und anschließendem Empfang im Kloster verabschiedet. Jeder kann sich persönlich von den Schwestern verabschieden. Hierzu sind alle herzlich eingeladen. Einlass ist um 13.00 Uhr.

Gottesdienstordnung

Bis zum 21. November finden die Gottesdienste am Sonntag, Montag und Donnerstag wie gewohnt um 8.00 Uhr statt.

Ab dem 24. November wird die Sonntagmesse um 8.00 Uhr in die Pfarrkirche St. Stefanus Bütgenbach verlegt. Die Frühmesse am Montag findet am dem 25. November um 7.45 Uhr in der Weywertzer St. Michaelskapelle statt. Wohin die Frühmesse am Donnerstag verlegt wird, steht noch nicht fest.


Klosterauflösung: Ein Abschied voller Wehmut und Herzlichkeit von den Franziskanerinnen

"Wir durften unseren Auftrag hier erfüllen"

Bütgenbach

Auf der Bütgenbacher Domäne geht ein Ära leise zu Ende. Die Franziskanerinnen von der hl. Familie verlassen den Ort. Sie sind die letzten Ordensfrauen in Bütgenbach, keine wird ihnen mehr nachfolgen.

von Lothar Klinges

  Fotos vom Abschiedsgottesdienst am 9. November 2019

Der Abschied von Bütgenbach fällt den vier verbliebenen Schwestern schwer. Während des offiziellen Verabschiedungsgottesdienstes im Haus "Jungfrau der Armen" kullerte die eine oder andere Träne über die Wangen der Schwestern. Viele Kontakte hatten sie während ihrer Zeit in Bütgenbach und in der Eifel geknüpft, viele Freundschaften waren entstanden. Unzählige Menschen kannten die Ordensleute. "Vielen Dank für das, was Sie alles für mich getan haben“, war während der Verabschiedung oft zu hören. „Vielen Dank, Ihr habt mir durch Euer Gebet und durch das Gespräch mein Leben erleichtert“, sagte ein Mann. „Wir haben uns so an das Bild der Schwestern gewöhnt“, erzählte eine Nachbarin. "An Hand der vielen kleinen Dienste werden wird Euren Weggang stark spüren."

Es gab viel Lob und Dank für die geleistete Arbeit, mehr noch für ihr Dasein „Mit Euch geht ein Stück Seele aus Bütgenbach“, hieß es am Samstagnachmittag. Am 28. November 2018 hat die Ordensleitung,  der Entscheidung des Generalkapitels vom 18 Mai 2018 folgend, beschlossen, die Niederlassung „Haus Jungfrau der Armen“, zum 22. November 2019 aufzulösen. Seit mehreren Jahren haben die Christen in Bütgenbach und Umgebung diesen Tag kommen sehen und befürchtet.

Seit Ende letzten Jahres wussten die Schwestern, dass sie Bütgenbach verlassen ürden und doch fällt ihnen der Abschied auch heute noch unheimlich schwer. Während 70 Jahren haben Ordensleute auf der Domäne ihre Spuren hinterlassen, davon seit Herbst 1985 die Franziskanerinnen in der Nachfolge der Karmelitinnen. "Man weiß, dass so etwas kommt. Doch in einem solchen Moment spürt man, was es heißt, Abschied zu nehmen", sagt Sr. Emiliana, die zusammen mit Sr. Florentine zuletzt die Koordination innehatte, in der Nachfolge der Regionaloberin Sr. Gilberte und der ersten Oberin Sr. Damiana.  Sie wollen eigentlich nicht darüber nachdenken, wie es sein wird – am letzten Tag in Bütgenbach. Jetzt jedenfalls noch nicht, weil der Gedanke daran traurig macht. Doch die Schwestern  sind sehr dankbar für die Zeit in der Eifel. Mehrere unter ihnen verbrachten viele Jahrzehnte hier, wohnten und wirkten auf der Domäne.  Jetzt wartet auf die sechs Schwestern etwas Neues im Eupener Mutterhaus.

Am Samstag konnten sich viele Menschen von den Schwestern persönlich verabschieden. Ebenso hieß es, Dank zu sagen für ihren Dienst an den Menschen, die hier ein und ausgingen und die Kapelle oder das Kloster zu den verschiedensten Anlässen besuchten.

Die große Wertschätzung und herzliche Zuneigung, die den Schwestern entgegengebracht wurde, zeigte sich nicht zuletzt auch daran, dass es zur Abschiedsmesse in der doch recht geräumigen Klosterkapelle sehr eng wurde. Zur Verabschiedung angereist waren auch weitere Schwestern aus der Kongregation in Eupen. Enge Vertraute, wie der aus Wirtzfeld gebürtige Pfarrer Dr. Alfons Brüls, der während 40 Jahren die Sonntagsmesse im Kloster gefeiert hat, Pastor Hermann Pint aus Rocherath als langjähriger geistlicher Begleiter der Schwestern, die beiden Dechanten Claude Theiss (St.Vith) und Helmut Schmitz (Eupen), sowie Bütgenbachs Ortspfarrer ließen es sich nicht nehmen, mit dem Lütticher Diözesanbischof Jean-Pierre Delville die hl. Messe zu feiern. Die bischöfliche Delegierte, Fina Keifens, Willy Margraff (1985-2003 Pfarrer in Bütgenbach) und Pastor Günter Weinand aus Amel fanden sich ebenfalls ein.

"Der Abschied der Schwestern und die Schließung des Hauses ist ein trauriger Moment. Es ist jedoch auch ein Anlass, uns dankbar zu zeigen für alles, was hier gelebt wurde, für die Menschen, die hierher kamen, um zu beten und sich zu treffen. Jeder einzelne von Ihnen trägt Erinnerungen an den Karmel in sich: Das alles lassen wir einfließen in unser Gebet", sagte der Bischof in seiner Ansprache.  Auch wenn das Kloster seine Türen schließt, so lebt die Kirche vor Ort weiter und alle sind aufgerufen, Zeugen Christi zu sein.  Die Schwestern haben dem Kloster den Namen "Jungfrau der Armen" in Erinnerung an den Erscheinungsort Banneux gegeben. "Viele  haben die Willkommenskultur der Schwestern im Geist des Franz von Assisi erlebt."

Der Abschied am Samstag brachte auch so manches Wiedersehen: Zur Feier waren viele gekommen, die sich in irgendeiner Weise mit dem Kloster verbunden fühlen, darunter auch nicht wenige Mitarbeiter(innen). Mit Karl Sarlette und Norbert Krings aus Weywertz waren sogar zwei Personen der ersten Stunde dabei, die 1948-49 beim Aufbau des zerstörten Gebäudes mitgewirkt haben. So war der Gottesdienst ein Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit und des Dankes dafür, dass die Ordensleute und die Menschen der Region hier einander eine Stütze sein durften. In diesem Sinne wurde auch der Gottesdienst gemeinsam mit den Sänger(innen) des Bütgenbacher Kirchenchors St. Stefanus unter der Leitung von Raymond Huynen gestaltet. 

Ein Abschied bedeutet, dass Menschen weggehen, dass etwas Liebgewonnenes endet und das schmerzt. Das jetzt sei mehr als ein Abschied, das sei ein tiefer Einschnitt, erklärte die Generaloberin der Franziskanerinnen von der hl. Familie, Sr. Marianne. Sie erinnerte an die Geschichte des "Unheils", als 1941 sieben Karmelitinnen aus Bonn-Beuel vor den Nazis in Bütgenbach Zuflucht fanden und 1949 das Verwaltungsgebäude ("Villa") der ehemaligen preußische Staatsdomäne, das in der Winteroffensive 1944-45, als Bütgenbach Frontgebiet war, stark verwüstet wurde, zu einem "Ort des Heils", zu "heiligem Boden" machte. "Eine Klosterauflösung ist kein Zuckerschlecken. Wir durften unseren Auftrag aber hier erfüllen", erklärte die Generaloberin voller Wehmut, aber auch dankbarer Freude. Sie dankte dem Lütticher Bischof, dessen Vorgänger damals die Zustimmung zur Ordensgründung gegeben hat, der Regionalkirche, darunter auch viele Priester, die hier gewirkt haben, der Zivilgemeinde, die dem Kloster das umliegende Gelände zur Verfügung gestellt hat und der Bevölkerung, die nicht nur die damalige Ruine aufgebaut hat, sondern die Ordensfrauen stets mitgetragen hat. "Bei der Zivilgemeinde Bütgenbach haben wir immer ein offenes Ohr gefunden. Danke für Ihre Wertschätzung und für das offene und ehrliche Miteinander", sagte Sr. Marianne mit Blick auf das Gemeindekollegium, das am Samstagnachmittag vollständig anwesend war, und auf den ebenfalls anwesenden vorigen Bürgermeister Emil Dannemark.

Bürgermeister Daniel Franzen konnte sich an die Zeit erinnern, als er als "kleiner Pimpf'" mit seinem Großvater und Vater, die als "Hauselektriker" im "Karmel" tätig waren, so manche Erkundungstour im Klostergebäude unternommen hat. "Dieses Haus hat für die Bürger(innen) der Gemeinde Bütgenbach eine sehr hohe Symbolkraft." Ein Umzug sei eine "Reise in die Vergangenheit", denn vieles was nunmehr in Kisten eingepackt wird, hat eine eigene Geschichte. Der Bürgermeister erinnerte an den Brauch, für schönes Wetter "Eier zum Karmel zu tragen." Die Schwestern haben sich nie als "Wetterschmiede" verstanden, aber gerne für das gute Gelingen eines Festes oder für eine glückliche Ehe gebetet, und dabei kommt es auf das Wetter nicht an. Daniel Franzen dankte für die vielen kleinen Dienste der Menschlichkeit und für die Freundlichkeit, welche die Schwestern ausgestrahlt haben.

Beim anschließenden Empfang wurde dann so manche Hand gedrückt, die Schwestern umarmt und viele Erinnerungen und Anekdoten ausgetauscht. Noch einige Tage werden einige Schwestern in Bütgenbach bleiben, um Abschied im Haus zu nehmen.  "Es gibt zwar zur Zukunft des Hauses noch keinen Vertragsabschluss. Die Zeit aber drängt, nunmehr aufzubrechen, denn das Alter der Schwestern mit zunehmendem Kräfteverlust und gesundheitlichen Beeinträchtigungen macht die Entscheidung unumgänglich.", sagte Sr. Marianne. Damit endet die Ära der Ordensleute in der Nordeifel.

HINTERGRUND

Auch von Eupen aus weiterhin im Gebet verbunden

Das ganze Jahr über sind es unterschiedliche Beweggründe, die Besucherinnen und Besucher ihre Schritte zum Karmel, wie er weiterhin im Volksmund heißt, lenken.  Eine Gemeinsamkeit gibt es bei den meisten: Sie möchten, dass die Ordensschwestern sie in ihr Gebet einschließen. Es sind Menschen in allen Lebenslagen, Männer wie Frauen, Junge und Alte, welche sich mit den Franziskanerinnen von der hl. Familie in Verbindung setzen. Für manche ist es der letzte Funke Hoffnung in ihrer Ausweglosigkeit.  

Die Vielfalt der Anliegen zeigt die unterschiedlichen Nöte der Menschen auf. Dazu gehören der Verlust eines nahe stehenden Menschen, Krankheiten und schwere Unfälle, Probleme in der Partnerschaft oder im Freundeskreis, Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes oder die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz, die Hoffnung auf den guten Verlauf eines Geschäftes, unfallfreie Ferien und vieles mehr. Dass das Vertrauen in ihnen und in das Gebet groß ist, zeigt die Offenheit, in welcher die Lebensgeschichten erzählt werden.

Manche kommen direkt zur Klosterpforte, andere nutzen das Telefon, schreiben einen Brief oder werfen ihr Anliegen in den Briefkasten an der Eingangstür. Auch jüngere Personen richten sich mit der Bitte um ein Gebet an die Ordensfrauen, um ihre Sorgen abzuladen.  

Was sie besonders freut, ist die Dankbarkeit der Menschen über die Hilfe aufgrund ihres Gebets. Solche positiven Rückmeldungen und das große Vertrauen, das sie erfahren dürfen, bestärkt sie, ihr Gebet auch vom Eupener Mutterhaus (Klösterchen) weiterhin in den Dienst der Menschen in der Eifel zu stellen. So finden die ihnen anvertrauten Sorgen und Nöte weiterhin Platz im fürbittenden Gebet der Franziskanerinnen, unterstrich Eupens Generaloberin, Sr. Marianne.

  Fotos vom Abschiedsgottesdienst am 9. November 2019

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