"Wir saßen wie auf heißen Kohlen"

Freizeit: Trotz Corona Freude auf das gemeinsame Ferienlager

13 Wochen Isolation. So lange werden die Kinder und Jugendlichen zu Hause gewesen sein, wenn die Schulen wieder öffnen. Und nur wenige Wochen später beginnen schon die Sommerferien für neun Wochen. Nach so vielen Wochen und Monaten Homeschooling, könnten die Kinder und Jugendlichen im Sommer eine Auszeit gut gebrauchen.

Sommerferienlager für Kinder und Jugendliche haben in Ostbelgien eine lange Tradition. Der Höhepunkt des Jugendgruppenjahres stand lange vor dem Aus. Die Ferienlager in den Sommerferien gehören für die Leiterinnen und Leiter wie für die Kinder und Jugendlichen zu den absoluten Highlights der Kinder- und Jugendarbeit. In Zeiten von Corona sah es bis vor wenigen Wochen schlecht für dieses Angebot aus.  

Schon das normale Jugendgruppenjahr musste Mitte März jäh abgebrochen werden. "Alle Aktivitäten, wie Gruppenstunden, Zoobesuch und Ausflüge usw.", mussten abgesagt werden, erzählt Noémie Reinertz, die seit drei Jahren zusammen mit Elena Boemer die KLJ-Weywertz leitet. "Wir saßen wie auf heißen Kohlen, was die Lagerplanung betraf", erinnern sich die beiden Hauptleiterinnen. Als die Kontaktsperre immer länger anhielt, haben einige Leiter ein großes Dorfspiel organisiert, welches die Kinder einzeln oder als Geschwister mit viel Bewegung und Kreativität durchgeführt haben. "Viele Kinder haben an diesem Spiel zum Thema teilgenommen und wahre Wunderwerke geschaffen", berichtet Elena Boemer. Das Spiel endete mit einem Gewinnspiel. Bis zum Lagerbeginn findet noch ein Dorf-Quizspiel statt. Über verschiedene Whats-App-Gruppen wurden Bastelideen ausgetauscht, manche Gruppen haben einen Film gedreht oder ein KLJ-Lied geschrieben, das über die Facebook-Gruppe zu Hause fleißig geübt wurde.

Die Verantwortlichen im Büro der ostbelgischen KLJ-Zentrale in der Eupener Kirchgasse hatten die Leiterinnen und Leiter der verschiedenen KLJ-Gruppen gebeten, mit der Entscheidung, das Lager abzusagen, abzuwarten.  Mehrere Gruppen haben den Zeitpunkt der Entscheidung des nationalen Sicherheitsrates nicht abwarten wollen und ihr Lager abgeblasen, denn große Hoffnung machten sich nur noch die wenigsten. Inzwischen steht aber  fest, dass 13 Dorfgruppen der KLJ-Ostbelgien ein Lager durchführen, während sich sechs Gruppen entschieden haben, kein Lager zu gestalten. Manche unter ihnen stellen ein Alternativprogramm im eigenen Dorf zusammen.

"Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit mit den Kindern, miteinander Spaß zu erleben und auch selbst ein bisschen Abwechslung zu haben", erzählt Anne Populaire, seit drei Jahren Leiterin der KLJ-Elsenborn.  Der Leiterrat hatte zunächst beschlossen, das Lager abzusagen, und den Eltern einen erklärenden Brief geschrieben.  Dann kam die gute Nachricht, dass der Nationale Sicherheitsrat am 22. Mai beschloss, dass Jugendgruppen in diesem Sommer ins Lager fahren können. Natürlich wird dieser Lager-Sommer anders aussehen als die vorherigen, weiß die 19-jährige Leiterin aus Elsenborn. "Uns  gehen schon viele Dinge durch den Kopf, ob wir die Herausforderung schaffen, ob wir gut genug vorbereitet sind. Aber ich bin  mir sicher, wir werden das gut meistern und unser Bestes geben." Die Reaktion im Elsenborner Leiterrat auf die Entscheidung des Sicherheitsrates war positiv, und sehr bald sprudelten die Ideen hervor, als es darum gehe, das Lager bestmöglich stattfinden zu lassen.  

Viele Leiter befinden sich zurzeit in den Prüfungen, so dass für die Lagerplanung wenig Zeit bleibt. Daher wird so manches im Lager spontan entschieden. Annika Wintgens und Christina Recker vom KLJ-Büro Eupen nehmen den Leitern etwas den Druck: "Ihr müsst in diesem Jahr nicht mit dem Ziel ins Lager fahren, dass es das tollste Lager wird, denn die Kinder freuen sich schon allein, weil sie an einem Lager teilnehmen können."

Auch Elena Boemer von der KLJ-Weywertz freut sich auf die Gemeinschaft mit den Kindern und den Leitern. "Gottseidank gibt es für uns doch einen mehr oder weniger normalen Start in die Sommerferien", erklärt Noémie Reinertz, seit sechs Jahren Leiterin.  "Wird es trotz der Vorschriften zum Infektionsschutz, der Aufteilung in Kontaktblasen ein richtiges Lager mit echter Lagerstimmung?", fragen sich beide Hauptleiterinnen. Auch sie haben einige Bedenken und Ängste, wie sie reagieren würden, wenn ein Kind Krankheitssymptome aufweisen würde. "Werden wir eine Verbreitung vermeiden können, und wie wird dann der weitere Verlauf des Lagers sein?"

Trotz Unsicherheit in den letzten Monaten, liefen die Lagervorbereitungen bei der KLJ-Weywertz auf Hochtouren, auch wenn das obligatorische Lagervorbereitungswochenende der Leiter wegen Corona ausfallen musste.  Das Lager der KLJ-Weywertz findet in zwei Kontaktblasen von maximal 50 Personen statt. "Wir werden die maximale Anzahl Kinder und Leiter pro Kontaktblase erreichen und können daher keine weiteren Personen wie z. B. die Köchinnen einbeziehen", bedauert Elena Boemer und stellt sich die Frage nach dem Umgang mit Risikogruppen. Trotzdem seien die Corona-Regeln für Jugendlager, wie z. B. die Hygienemaßnahmen gut umsetzbar, erklärt die 24-jährige Noémie Reinertz.  "Es ist schade, dass einige Leiter nicht am Lager teilnehmen können, da sie die Kontaktblase wegen Arbeit oder anstehender (Arzt-)Termine nicht verlassen dürfen." Auch Anne Populaire aus Elsenborn bedauert, dass es keinen Besuch und keine Unterstützung durch ehemalige Leiter und aktive Leiter, die einer Arbeit nachgehen müssen oder seitens der Köche von außen geben wird. Noémie Reinertz bedauert, dass es keinen gemeinsamen Lagerstart und Lagerabschluss zusammen mit den Eltern geben wird.

In einem außergewöhnlichen Leiterrat bei Einhaltung der Abstandsregel im Pfarrheim stellten Elena Boemer und Noémie Reinertz anhand einer Power-Point die Lagerbestimmungen vor. "Nach dieser Präsentation hat sich die Stimmung im Leiterrat komplett gedreht, und die Begeisterung und Vorfreude war deutlich zu spüren", erklärt Elena Boemer. "Manche Leiter hatten mit noch strikteren Regeln gerechnet", ergänzt Noémie Reinertz.

Von unseren Gesprächspartnerinnen wollten wir wissen, wie die Eltern auf die Ankündigung reagiert haben, trotz Corona ein Ferienlager durchzuführen. "Die Eltern waren größtenteils froh, denn sie wünschen sich, dass ihre Kinder mit anderen zusammen etwas unternehmen und Spaß haben können", erzählt Anne Populaire. "Die Kinder freuen sich aufs Lager und die Abwechslung von zu Hause." Auch in Weywertz freuen sich die Eltern, dass ihre Kinder mit Gleichaltrigen einen "freien Kontakt" haben können. "Natürlich bringen Elena Boemer und Noémie Reinertz Verständnis für die Eltern auf, die ihre Kinder aufgrund der Situation nicht ins Lager schicken möchten. "Kurz nach dem Verteilen der Einladungen zur Teilnahme am Lager, flatterten bereits die ersten Anmeldungen bei uns ein."  Die Kinder zeigten großes Verständnis für die Aufteilung des Lagers in zwei getrennte Kontaktblasen. "Insbesondere unsere Jugendlichen sehnen sich nach sozialen Kontakten", weiß Noémie Reinertz.

 

HINTERGRUND

Das Ferienlager als Kontaktblase

  • Maximal 50 Personen: Das KLJ-Lager besteht aus einer Kontaktblase von maximal 50 Personen.  Innerhalb dieser Blase ist der gegenseitige Kontakt normal. So können die Kinder gemeinsam spielen, essen und schlafen, ohne dass eine Mundmaske getragen oder ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden muss. In einer Kontaktblase bleibt das regelmäßige Händewaschen unentbehrlich.
  • Mehrere Blasen: Sollte die Anzahl von 50 Personen überschritten werden, muss sich die Gruppe in zwei oder mehrere Blasen aufteilen.  Der Kontakt zwischen den Blasen muss auf ein Minimum beschränkt sein, das gilt insbesondere auch für die Leiter. Jede Blase verfügt über einen eigenen Schlafsaal oder ein eigenes Zelt, einen eigenen Spiel- und Essbereich, ein eigenes Sanitärgebäude und separate Materialkoffer. Wenn getrennte Essbereiche oder Sanitäranlagen nicht möglich sind, soll in Schichten gearbeitet werden. Alle Kontaktflächen werden zwischen den Schichten gründlich gereinigt.
  • Faustregel: Als Faustregel gilt, dass möglichst alle Aktivitäten unter freiem Himmel, auf dem eigenen Lagergelände oder in der Natur stattfinden.  Der Kontakt nach außen soll vermieden werden. Mehrtägige Wanderungen, bei denen die Teilnehmer die Nacht an einem anderen Ort verbringen, sind untersagt, ebenso Besuchstage und Aktivitäten, bei denen Außenstehende auf den Lagerplatz kommen. Um das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus zu minimieren, ist eine regelmäßig Hygiene entscheidend.
  • Leiterteam: Die Leiter bilden keine eigene Blase. Jeder Leiter gehört zu der entsprechenden Blase der Bezugspersonen, die er während des gesamten Lagers begleitet. Um einen Leiterrat abzuhalten oder mit anderen Leitern auszutauschen, gelten strenge Regeln. Hier muss die soziale Distanz unbedingt respektiert werden. Bei der Lagervorbereitung  muss klar sein, welcher Leiter zu welcher Blase gehört. Im Lager ist ein Wechsel von einer Blase in die andere nicht möglich.
  • Kontakt-Logbuch: An Material muss in diesem Jahr zusätzlich ein  Kontakt-Logbuch vorgesehen sein, in dem die Personen festgehalten werden, die während des Lagers mit einer anderen Blase in Kontakt stehen. Wenn sich herausstellt, dass jemand während des Lagers infiziert wurde, kann anhand dieser Liste herausgefunden werden, mit wem die infizierten Personen in Kontakt gekommen sind. Für jede Blase steht ein Erste-Hilfe-Koffer mit Handschuhen, Alkohol-Gel, Fieberthermometer, Desinfektionsmittel und Einweg-Mundmasken bereit
  • Lagercheck: Die KLJ-Zentrale verlangt einen Lagercheck, um zu überprüfen, wie die Gruppe die zusätzlichen Maßnahmen umsetzt. Spätestens zwei Wochen vor Lagerbeginn muss dieses Dokument im KLJ-Büro vorliegen. "Wir wollen vor allem sehen, dass die Leiter an den Corona-Maßnahmen arbeiten," erklären Annika Wintgens und Christian Recker vom KLJ-Büro Eupen. Dies geschieht, damit keine  unnötigen Abbrüche riskiert werden. "Wenn wir feststellen, dass keine zusätzlichen Vorkehrungen getroffen werden oder das Feedback nicht ausreichend berücksichtigt wird, kann die KLJ-National das Lager ablehnen." Wenn etwas schief geht, tragen die Leiter die volle Verantwortung selbst.

 

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