Während 62 Jahren ein Seelsorger, mit einem weiten Herzen

Nachruf: Pater Josef Timmermann SVD 89-jährig verstorben

Pater Joseph Timmermann SVD verstarb in den Morgenstunden des 7. Mai 2021 im Wendelinusheim der Steyler Missionare in St. Wendel. Die Beerdigung findet am Pfingstsamstag in seinem Heimatort Hauset statt.

von Lothar Klinges

Menschen mit besonderer Ausstrahlungskraft, mit einem feinen Gespür für Verantwortung und einem weiten Herzen sind selten und kostbar. Pater Joseph Timmermann war einer von ihnen. Joseph Timmermann war ein Mensch, der sich für die Menschen sorgte, wenn seine Würde in Frage gestellt wurde. Er hatte ein offenes Ohr und Herz für die ihm anvertrauten Menschen, in die er sich bestens einfühlen konnte. Er urteilte nicht über Menschen, sondern nahm sie so an, wie sie waren. Mit einem solchen Herzen war er geradezu "berufen", sein Leben für die Schwachen hinzugeben.

Fünfzehn Jahre lang stand der Seelsorger im alten Aachener Gefängnis, genannt "Moulenshöh", an vorderster Front. Straffällige erneut in die Gesellschaft einzugliedern, sie mit ihren Familien und dem Schicksal zu versöhnen, hielt er in der Rückschau für die wertvollste Arbeit seines Lebens. Nicht urteilen und schon gar nicht verurteilen, sondern den Menschen als Geschöpf Gottes annehmen, war seine Devise. Ihn zeichnete besonders die Nähe zu den Menschen aus. Stets fand er den richtigen Ton, auch weil er zuhören konnte. Er war ein Menschenfischer im besten Sinne des Wortes, denn er wollte das Leben der Menschen ein Stückchen menschlicher machen. Joseph Zimmermann war ein Seelsorger und Versöhner, der Brücken bauen konnte. 

So war er in vielen sozialen Brennpunkten mit Leib und Seele im Dienst am Menschen und half in der Drogenszene, im Dirnen- und Zuhältermilieu. Für diesen Einsatz wurde er 1987 von Johannes Rau mit dem nordrhein-westfälischen Verdienstorden ausgezeichnet. Der Verstorbene hat jungen Menschen neue Perspektiven eröffnet und Glaubensfundamente gelegt.

In zahlreichen Jugendgottesdiensten hat er (jungen) Menschen Wege zu Gott hin eröffnet. Er war Ratgeber in vielen Gruppen und leitete zahlreiche Ferienfahrten.

Joseph Timmermann wurde als drittes von sieben Kindern der Eheleute Peter Timmermann und Elisabeth van Weersth 1932 in der Brennhaag in Hauset geboren. Seine "wirren" Schuljahre, wie er schreibt, verbrachte er zunächst in der Volksschule in Hauset.  Dann brach der Krieg aus, und verschiedene Erlebnisse prägten sein Leben. Er weigerte sich zu lernen. Sein Vater schickte ihn nach Eupen in die Volksschule in der Hisselsgasse. Joseph Timmermann erinnert sich, dass es wohl Pfarrer Trenz war, der ihn zum Priestertum hinführte. Nach einem weiteren Jahr in der Schule in Hauset bei Hauptlehrer Jules Cravatte kam er durch Vermittlung von Pfarrer Becker ins Missionskolleg der Steyler Missionare nach Overijse. Das Noviziat und das Studium der Theologie absolvierte er bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin. Bei der Musterung in Brüssel entschied er sich für eine Missionstätigkeit im Kongo. Sein Traum "ich will nach Afrika" sollte wahr werden. 1959 wurde er zum Priester geweiht und feierte 1960 die Primiz in seinem Heimatdorf Hauset. Was danach folgte, war ein bewegtes Leben ganz im Dienste der Mitmenschen.

Er war zunächst als Missionar und Lehrer im Kongo tätig. Aber eine Viruserkrankung erzwang 1968 die Rückkehr. Während eines Jahres arbeitete er als Erzieher in Spa, wurde dann zum Kaplan in der Pfarre St. Joseph in Aachen berufen. Auf Straßen und im Knast kümmerte er sich um die Menschen am Rande der Gesellschaft. Als die neue Justizvollzugsanstalt in der Aachener Soers mit viel Beton und neuester Technik gebaut wurde, zog Joseph Timmermann einen Schlussstrich und ging 1993 als Pfarrer nach Berensberg (Kohlscheid). Seit dem Sommer 2003 war er Kurseelsorger in Burtscheid und half immer wieder gerne in umliegenden Pfarren aus.

Joseph Timmermann verbrachte seinen Lebensabend im Altersruhesitz der Steyler Missionare in St. Wendel im Saarland. Sein Augenlicht hat in den letzten Jahren sehr gelitten, er war nahezu erblindet. Bis zuletzt freute er sich über jeden Kontakt, besonders aus Hauset.

Die aus Hauset stammende Autorin Maryanne Becker-Hamel hat in  mühevoller Kleinarbeit die Notizen und Skripte von Pater Joseph Timmermann zu einem lesenswerten Büchlein aufbereitet. Die Lebenserinnerungen tragen den Titel "Der verkannte Mensch" und zeigen, wie Pater Joseph in den verschiedenen Etappen seines Lebens manchmal mit seinem Schicksal haderte, aber vor allem mit seiner Obrigkeit. Er fühlte sich stets falsch verstanden. Für ihn stand der Mensch im Mittelpunkt. So war es keine Überraschung, dass er gegen Ende seines Wirkens für seinen sozialen Einsatz und seine Verdienste im Bereich der Menschlichkeit von NRW-Ministerpräsident Johannes Rau und späteren Bundespräsidenten den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen erhielt.

Joseph Timmermann war ein Mensch, der nicht für sich lebte, sondern seine Fähigkeiten und Talente großzügig mit anderen teilte und sie verschenkte. Er war ein Seelsorger nach dem Herzen Jesu, der über sechs Jahrzehnte lang als guter Hirte die Menschen zu einem erfüllten Leben führen wollte.

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