Predigten aus dem Leben gehalten von :

Pfarrer Lothar Klinges,
Lindenstraße 25, B - 4750 Weywertz
Tel. 003280446069; Telefax: 003280447769

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Kasualpredigten
Auferstehungsämter 2001

Auswahl Verstorbene:

Ansprachen 2004

Ansprachen 2003

Ansprachen 2002

Ansprachen 2000

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Auferstehungsamt für Herrn Hermann Mettlen
Eheg. von Marga Grieven

verstorben am 27. Dezember 2000
Weywertz, den 2. Januar 2001

Spruch: "Tretet her Ihr meine Lieben, nehmet Abschied, weint nicht mehr. Hilfe konnt ich nicht mehr finden, meine Leiden waren schwer. Nun zieh ich von dannen, schließ die müden Augen zu. Haltet ewig stets zusammen, gönnet mir die Ewige Ruh!" (Spruch in der Zeitung)

Spruch auf dem Totenzettel: "Weinet nicht, ich hab es überstanden, bin befreit von meiner Qual. Doch lasst mich in stillen Stunden bei euch sein so manches Mal. Was ich getan in meinem Leben, ich tat es nur für euch. Was ich gekonnt, hab ich gegeben, als Dank bleibt einig unter euch."

Liebe Trauerfamilie,

Die meisten unter uns haben Hermann gut gekannt. Sein ruhiges und bescheidenes, sein feines, zurückgezogenes Wesen haben viele unter uns geschätzt. Sein Einsatz im Kleintierzuchtverein, in dem er seit 30 Jahren Mitglied und seit etwa 20 Jahren Vorstandsmitglied und Kassenwart war. Da hat er sich für die Gemeinschaft eingesetzt, da hat er sich eingebracht und viele Freunde gefunden.

Er war nicht nur tiefliebend, auch erfreute er sich an den Pflanzen, die er gern züchtete und heranwachsen sah. Blumen und Pflanzen im Garten und im Haus, waren sein Stolz. Aber noch mehr freute er sich seiner Enkelkinder, für die er sich immer Zeit nahm, mit denen er lachte und Spaß hatte.

Aber was die meisten unter uns vielleicht nicht wissen, worüber man ja auch leider allzu selten spricht, weil manche sich deswegen schämen, ist dass er ein betender Mensch war. Das Gebet. Wie oft haben seine Familie ihn in Stille vor einem Kreuz im Haus stehen sehen, oder das Kreuz haltend und in Stille die Sorgen und Anliegen vieler Menschen vor Gott trug. Ja, betende Menschen, braucht unsere Welt. Wahrscheinlich wird er auch für DICH gebetet haben und Du weißt es nicht...

Die letzten Tagen, ja die letzten Wochen waren schlimm für Euch, liebe Trauerfamilie und die anderen, die ihn mochten, die ihn geschätzt und geliebt haben, Wochen, die Ihr sicher niemals vergessen werdet. Fast 3 Jahre sind es her, dass eine schwere Krankheit diagnostiziert wurde.

Im März wären es drei Jahre geworden, da der Kampf und Leben und Tod begann, ein Weg, der mit Leid, aber auch mit so viel Hoffnung verbunden war. Operationen, Bestrahlungen, Therapien, Krankenhausaufenthalte: Ihm und Euch ist wirklich nichts erspart geblieben. Ein Auf und Ab, Höhen und Tiefen, Leid und Hoffnung, all das habt Ihr erlebt. Und dann hieß es wieder: Ich habe es geschafft. Die Krankheit ist besiegt... Es geht mir wieder besser. So auch vor 23 Wochen, als Hermann wieder in die Uniklinik kam. Voller Hoffnung und Mut und mit der Gewissheit, in wenigen Tagen alles überstanden zu haben und bald wieder zu Hause sein zu dürfen. 23 Wochen sind darauf geworden. Ein Kampf um sein Leben, das die Fachärzte und Pfleger(innen) mit so viel Einsatz und Herz betrieben haben. Am Ende musste sich selbst der Professor Dr. Honoré geschlagen geben.

Gewiss, Hermann war schwer krank, wir alle wussten es, aber niemand dachte, dass es eines Tages dann doch so schnell gehen würde. Ihr habt ihn mit so viel Liebe und Geduld gepflegt, Mut zugesprochen, besucht, unterstützt, Kraft gegeben...

Wie sein Vater, vor 40 Jahren, verstarb auch Hermann am 27. Dez., am Fest des Hl. Johannes, des Lieblingsjüngers Jesu, der am Kreuze Jesu stand und dem Jesus seine Mutter anvertraute.

Hermann Mettlen hatte seit seiner Kindheit ein unerschütterliches Vertrauen in eine besonders Herz-Jesu-Kreuz, ein altes Kreuz, das er ständig mitführte, das ihn stets begleitete. Es war ein Kreuz, das ihm während der Ardennenoffensive als 7-jähriger Junge das Leben von einer damals lebensgefährlichen Krankheit rettete. Seitdem war das Kreuz mit der Abbildung des Herzens Jesu sein ständiger Begleiter... ja bis auf seinem Sterbebett auf der Lütticher Intensivstation.

Trotz der Schwere seiner Krankheit hat er und mit ihm, seine ganze Familie, immer die Hoffnung bewahrt, bis es nicht mehr ging und im Gebet sein Leben ganz Gott anvertraut wurde mit der Bitte "Erlöse ihn o Herr", Erlöse ihn von seiner Krankheit. Es war ein schwerer, ein bitterer, am Schluss ein aussichtsloser Kampf: das wissen alle, die ihn über die schlimmen Tage und Nächte begleitet haben. Es war ein Kampf mit der Hoffnung und der Medizin gegen den Tod; und doch war nie eine Trostlosigkeit oder ein Verzweiflung in diesem Kampf. Der Glaube, dass Gott hinter allem steht, war wie ein Lichtstrahl, wie ein Stern.

Nun ist sein Stern über Euch aufgegangen. Dieser Stern, wird auch Euch, liebe Trauerfamilie, weiter begleiten und vorangehen. Ein Stern, der leuchtet in der Dunkelheit, der den Weg in der Einsamkeit und Trauer, hell macht. Und diesen Stern habt Ihr jetzt mehr denn je nötig. Seid gewiss, er ist jetzt erlöst und befreit von Leid und Tod. Sein Stern leuchtet weiter über Euch.
Lothar Klinges

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Auferstehungsamt für Herrn Hans Heinen
Eheg.aus 1. Ehe von Helene Beurthier-Willems
Eheg. von Margarethe Heinen-Vilz

verstorben am 29. Dezember 2000
Weywertz, den 4. Januar 2001

Spruch: "Der harte Kampf hat nun ein Ende. Du bist erlöst von Erdenschmerz. Es ruhen still nun deine Hände, und still ruht nun dein gutes Herz."

Liebe Trauergemeinde,

Was die einzelnen von Euch, liebe Familienangehörigen, Freunde und Bekannte, mit dem Verstorbenen verbindet, dass weiß ich nicht. Jeder, der hier heute zur Beerdigung gekommen ist, hat mit Hans Heinen seine eigene Geschichte, seine eigenen Erlebnisse.

Wir sind an diesem Tag zusammen, um Hans zu beerdigen, der viele Jahre zu unserem Leben gehört hat. Als er vor 81 Jahren sein Leben in Heppenbach begann, als er ein Junge war und gespielt hat, wie Kinder eben spielen, als er heranwuchs und voller Hoffnung war, wie junge Menschen eben voller Hoffnung sind, da wusste er noch nichts von dem, was ihm das Leben auch abfordern würde. Er hat es begonnen wie Du und ich, im Vertrauen, dass er es gut meistern würde. Ganz sicher hat er sich darum bemüht, wie Du und ich, Gutes im Leben zu vollbringen und das, was er machte, gut zu machen. Wir alle wissen wenig um das innere Bemühen eines Menschen, auch wenn er vielen unter uns Weggefährte war auf langen Strecken gemeinsamen Lebens.

Hans wurde in einer Großfamilie als Jüngster von 10 Kindern in Heppenbach geboren. Von seinen Geschwistern lebt noch eine Schwester, Traudchen. Sein Vater starb mit nur 63 Jahren, seine Mutter mit 67 Jahren. Im elterlichen Haus kam er auch ganz natürlich zu seinem späteren Beruf. Wie sein Vater, wurde auch Hans Holzrücker. Als Kind mit Pferden aufgewachsen, lernte er sein Handwerk und den Umgang mit Pferden von klein auf kennen. Er konnte mit Pferden umgehen, verstand sie zu dressieren.

Seine Arbeit war für ihn mehr als Beruf. Es war sein Leben. Die Natur und der Wald, die Pferde, all das bedeuteten ihm viel. Das Venn und den Wald kannte er wie seine eigene Hosentasche Ein echter Fuhrmann war er... und ist er - wenn auch mit moderneren Mitteln bis fast zu seinem Tode geblieben.

Das letzte Essen, dass er noch vor seinem Tod zu sich nahm bestand aus Preiselbeeren aus unserem Wald. Da lachte sein Gesicht, da konnte er sich freuen.

Hans Heinen, die meisten unter uns kennen ihn als "Jeepen-Hans" weil er als erster - damals wohnte er noch in Sourbrodt - in der ganzen Gegend der erste war, der eine "Jeep" besaß. Er fuhr die Heuernte für so manchen Landwirt ein, ist Taxis gefahren. So hat er damals noch Menschen vom Bahnhof zur Pfarrkirche gefahren. Der Zweite Weltkrieg hat ihm sehr zugesetzt. 7 Jahre lang hat er die Uniform tragen müssen, davon 4 Jahren im Fronteinsatz an der russischen Front, wo er - wiedermals mit Pferden - als Meldereiter einen höchst gefährlichen Dienst zu leisten hatte. Wo andere sich nicht hintrauten, musste Hans hin, was ihm den Namen "Eiserner Hans" einbrachte. Malaria bekam er, wurde drei mal verwundet und kam immer wieder heil heraus, weshalb er - nach dem Krieg - von vielen als "Hans im Glück" bezeichnet wurde. Ja, vom Krieg wusste er immer viel zu erzählen und vor allem, dass er die Nase voll hatte von der Uniform. Nach dem Krieg fing er ganz bescheiden mit einem Pferd an, das ihm ein guter Mensch geborgt hat. Diese Erfahrung hat ihn wohl auch später geprägt, war er doch vielerorts als großzügig und hilfsbereit bekannt.

Zuerst als Kunde, und dann seit seiner Pensionierung, führte ihn jeden Tag der Weg zur Schmiede. Gegen 11.30 Uhr traf man ihn dort an. Selbst während seiner Krankheit tat er dies bis es nicht mehr ging.

Im Frühjahr sollte Hans für eine - an sich - Lappalie ins Krankenhaus. Dort wurde aber eine Krankheit diagnostiziert, die am vergangenen Freitag, 29. Dezember 2000 zum Tode führte.

Viele Höhen und Tiefen hat er mit dieser Krankheit erlebt, Auf und Ab, mehrere Krankenhausaufenthalte folgten bis es gar nicht mehr ging und er vom Malmedyer Krankenhaus nach Moresnet, ins Regina-Haus kam, wo er gute Pflege erfahren durfte.

Hans hat in seinem Leben viel Leid erfahren müssen: Schlimme Unfälle kosteten in seiner Familie viele Menschenleben. Seine Frau hat er sehr früh verloren... Trotzdem, trotz des Leids, ließ er den Kopf nicht hängen und bewahrte sich einen gewissen Humor und Lebensfreude. Ja, auch in seiner Krankheit, war die Hoffnung immer da, ließ ihn weiter leben und den Mut bewahren. Oftmals haben wir miteinander gebetet, hat er die Krankenkommunion und die Krankensalbung erhalten.

An dieser Stelle möchte ich als Pfarrer dieser Gemeinde all jenen danken, die ihn besucht haben, die ihn begleitet haben... bis zu seinem Tode, die die Schwere seiner Krankheit miterlebt haben und ihm Mut zugesprochen haben. "Einer trage des anderen Last..." so erfüllt ihr das Gesetz Christi, so heißt es doch in der Heiligen Schrift.

Das Pferd gilt in der Bibel als Symbol des endgültigen Sieges und findet sich daher auf frühchristlichen Grabsteinen. Damit weist es auf den endgültigen Sieg Christi in Tod und Auferstehung hin. Diesen Sieg über den Tod ist auch unser Glaube, der uns heute Morgen hier zusammengeführt hat. Der Lebenslauf von Hans zum ewigen Ziel und zum endgültigen Sieg dürfen wir hier miteinander im österlichen Glauben feiern.
Lothar Klinges

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Katharina Lejoly-Küpper
Eheg. von Paul Lejoly

verstorben am 14. Januar 2001
Weywertz, den 18. Januar 2001

Spruch: "Du warst so einfach und so schlicht in Deinem Leben voller Pflicht. Hast uns geliebt, umsorgt, bewacht und selten nur an Dich gedacht.Du hast ein gutes Herz besessen, nun ruht es still, doch unvergessen.Hab tausend Dank für Deine Müh, in unseren Herzen stirbst Du nie."

Psalm 63: Sehnsucht nach Gott
Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. Nach dir schmachtet mein Leib wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen. Denn deine Huld ist besser als das Leben; darum preisen dich meine Lippen. Ich will dich rühmen mein Leben lang, in deinem Namen die Hände erheben. Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen. Ich denke an dich auf nächtlichem Lager und sinne über dich nach, wenn ich wache. Ja, du wurdest meine Hilfe; jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel. Meine Seele hängt an dir, deine rechte Hand hält mich fest.

EINLEITUNG
Ihr seid hier zusammengekommen, um Abschied von Eurer Mutter zu nehmen. In den letzten Wochen habt Ihr es mehr und mehr geahnt, dass Euch diese schwere Stunde bevorstehen würde. Nun nehmt Ihr endgültig Abschied von einem Menschen, der Euer Leben geprägt und begleitet hat. Als Angehörige der lieben Verstorbenen steht Ihr hier zusammen. - Angehörige: Kein Wort kann besser ausdrücken, was Euch mit Eurer Mutter verbindet: Ange-HÖRIGE: Ihr gehört zu ihr, und sie gehört zu Euch.

In diesem Augenblick geht Euer Blick zurück auf all die Jahre, die Ihr mit ihr gelebt habt. An ihrer Hand habt Ihr die ersten Schritte getan, ihre Hand hat Euch getröstet und gestreichelt, als Ihr krank ward. Zu ihr kontet Ihr immer kommen, wenn Ihr mit einer Enttäuschung nicht fertig wurdet, auch später, als Ihr schon erwachsen wart und selbst Kinder hattet.

Ihr wusstet, eine Tür stand Euch immer offen. Zum Schluss seid Ihr es gewesen, die ihre Hand hieltet bis zu dem Augenblick, in dem Ihr diese geliebte Hand loslassen musstet. Am heutigen Tag spricht dieses Leben zu Euch deutlich wie nie zuvor. Eurer Mutter hat Euch etwas zu sagen. Sie war keine Frau, die große Reden liebte, in ihrer Einfachheit drückte sie sich in wenigen Worten aus. Der Platz in Eurer Mitte ist nun verwaist, kein anderer wird diesen Platz einnehmen können. Und das ist gut so. Wir dürfen den Verlust eines lieben Menschen durch nichts ersetzen. Nur so wird sie bei uns weiterleben. Wisst Ihr, eine Mutter - und mit Sicherheit Trinchen - wünscht sich nichts sehnlicher, als immer mit ihrer Familie verbunden zu sein. Ihr bleibt mit Ihr verbunden, wenn Ihr die Liebe, die Ihr von ihr empfangen habt, weitergebt... an Eurer eigenen Kinder und an die vielen Menschen, die sie gerade nötig haben.

PREDIGT
Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen,
Viele Monate ist Trinchen krank gewesen.. die letzten fünf Monate so sehr, dass sie das Haus, ja fast das Bett nicht mehr verlassen konnte... Eine schwere Zeit für Eure Mutter - Schwiegermutter - für Eure Verwandte und Bekannte.

Ich kann immer weniger allein tun ... Die Kräfte lassen immer mehr nach ... Das Aufstehen wird schwerer von Mal zu Mal... Die Hände und die Beine wollen immer weniger ... Eine schwere Zeit: Ja. Aber wer von uns hat Trinchen jemals klagen gehört. Trotz der Schwere Ihrer Krankheit, war sie zufrieden, still, dankbar. Auch keine Frage wie "Warum ich?" Warum muss ich hier liegen?" Warum trifft es mich?" Nein: Kein Jammern, keine Vorwürfe... Eine schwere Zeit auch für Euch - die Angehörigen. Alle Achtung: Ihr habt Eure Mutter und Schwiegermutter zu Hause gepflegt. Sie sollte zu Hause sterben. Mit viel Liebe und Mühe habt Ihr Euch um Trinchen bemüht. Ich denke, dass das ein sinnvolles "Dankeschön" an eure Mutter gewesen ist... Zu Hause, im Kreise ihrer geliebten Familie. Vor 79 Jahren wurde sie auf dem Brückberg als Älteste von 8 Kindern geboren. Als Älteste einer Großfamilie hieß es für sie mit anpacken und umso mehr als ihre Mutter früh starb und sie zusätzlich mütterliche Aufgaben zu übernehmen hatte.

Hinzu kam, dass sie mit bereits 14 Jahren in Stellung nach Verviers musste und bis zu ihrer Heirat mit 33 Jahren die verschiedensten Dienste übernahm.

In ihr haben sich sind jedenfalls Charakterzüge und Merkmale in ihrer Kind- und Jugendzeit entfaltet, die sie bis zum heutigen Tag als einen lieben Menschen auszeichnete. Ihrer Familie war sie eine herzensgute Mutter. Fünf Kinder hat sie groß gezogen. Ihren vielen Enkelkindern war sie eine gute "Oma Catherine". Vor allem ihr offenes Ohr und Herz zu dem man mit allen möglichen Anliegen hingehen konnte. Was sie weiterhin auszeichnete, das war ihre ruhige, sanfte und friedliebende Art. Das können die Nachbarn mir wohl auch alle bestätigen: Sie war ein liebenswürdige, hilfsbereite und angenehme Nachbarin. All das hat die Familie in einem Spruch zusammengefasst, den wir in der Zeitung nachlesen konnten und den wir gleich auf dem Totenzettel wieder finden. Ein nachdenklicher Spruch. (...)

Es ist kein Geheimnis: Sie war eine "stille Beterin". Die Verbindung mit Gott hat ihr innere Kraft geschenkt.

Als ich über ihr Leben und ihr Sterben nachgedacht habe, ist mir ein kurzer Text des verstorbenen Schriftstellers Ernst Ginsberg eingefallen. Selbst ans Bett gefesselt - kämpfend mit einer fortschreitenden Lähmung von Armen und Beinen -, findet er diese Worte:

Ich falte die Hände,
die lahmen,
im Geist und bete ins Dunkel
dass es zerreißt.

Genau das hat TRINCHEN getan: Sie hat ihre Hände zum Gebet gefaltet und sich mit ihrem Leiden, mit ihren Sorgen und mit ihren Klagen auf Gott hin ausgerichtet. Wenn ich ihr die monatliche Krankenkommunion brachte, konnte sie zwar nicht mehr viel mitbeten, aber die Hände, die konnte sie noch immer zum Gebet falten. In ihrer Krankheit und in ihrer Gebrechlichkeit hat sie sich stets Gott zugewandt. Es tat Trinchen ganz einfach gut, dass sie sich zuwenden konnte. Was wäre, wenn wir uns nur an Menschen wenden könnten und nicht an diesen geheimnisvollen Gott -, von dem wir kommen und zu dem wir gehen.

"Ich falte die Hände, die lahmen, im Geist und bete ins Dunkel dass es zerreißt." TRINCHEN hat immer wieder vertrauensvoll ihre Hände gefaltet. Sie hat gebetet, und ihr ist die Erfahrung geschenkt worden, dass dieses Dunkel immer wieder aufgerissen worden ist. Hinter dem Schleier der sichtbaren Welt liegt verborgen das Göttliche. Gerne hättet Ihr mit Ihr noch Ihren 80. Geburtstag feiern wollen... Das vergangene Weihnachtsfest sollte wohl ihr Verabschiedung von ihrer großen Familie werden. Und Ihr Todestag am vergangenen Sonntag (14. Jan. 2001) wurde zum Geburtstag für ein neues Leben. Ich wünsche von ganzem Herzen, dass Ihr die Verstorbene nun in einem neuen Licht sehen könnt, in dem Licht, das Ihr und uns leuchtet, in diesem ewigen Haus im Himmel.

Fürbitten

Herr, unser Gott, wir wagen es, uns dir zuzuwenden. Wir hoffen, dass du uns hörst und dass du für uns da bist. Wir bitten dich:

  1. Für TRINCHEN: Zerreiß das Dunkel des Todes und lass sie leben in deinem strahlenden Licht für immer und für alle Zeiten.
  2. Für uns selbst: Gib uns den Mut, dass wir uns dir, dem unbegreifbaren und geheimnisvollen Gott, voll Vertrauen zuwenden können.
  3. Für alle, die heute noch sterben werden: Komm ihnen entgegen in deiner barmherzigen Liebe.

Gott - Glauben und Unglauben - Sicherheit und Zweifel - Vertrauen und Misstrauen liegen oft eng beieinander in unserem Leben. Stärke du unser Vertrauen auf deine Hilfe - auf deinen Beistand. Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Lesung: Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja
Gott, der Herr, beseitigt den Tod für immer. Er wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen. An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Wort des Lebendigen Gottes

Fürbitten:

  1. Wir trauern um Oma Catherine und sind doch so dankbar für ihr Leben mit uns. Schenke Du, Herr, unserer Oma ewiges Leben bei Dir, wo sie weiter mit uns verbunden ist.
  2. Für Opa und unsere Familie: Lass uns immer dankbar bleiben für alles, was wir von Oma empfangen haben.
  3. Für Oma, deren Aufmerksamkeit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft wir an ihr so schätzen. Lass sie in der Ewigkeit deine Freundlichkeit und Güte erfahren.
  4. Abschiednehmen ist sehr schwer; aber unser Herz ist voller Dankbarkeit. Wir sind dankbar für alles, was sie uns als Mutter und Oma gegeben hat.
  5. Für alle, die krank, alt und hilflos sind: Lass sie deine Nähe im Gebet und durch die Güte und Freundlichkeit ihrer Mitmenschen erfahren.
  6. Für alle, die mit einer schweren Krankheit geschlagen sind, dass sie das Vertrauen in Gott nicht verlieren.

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Eugène Bouillon, Eheg. von Rosa Sarlette

verstorben am 15. März 2001
Weywertz, den 19. März 2001

Spruch: "Ich bin erlöst, ich bin geheilt! Gott hat mich in seinem Erbarmen aus meinem kranken, schmerzhaften Körper in seine ewigen, trostreichen Wohnungen berufen! Hoch erhebet meine Seele den Herrn; in Gott, meinem Erlöser, jubelt mein Geist. Und ihr, trauert nicht! Sondern ersehnt mit mir den Tag unseres Wiedersehens. Und werdet wie die Kinder..."

Lesung: (Melanie) Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser - Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade. Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!

Evangelium: Das Gleichnis vom Sämann: Matthäus 13,1-9 (Priester) An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.

Fürbitten:

  1. Unser Opa/Vater hat uns den Sinn und die Bedeutung von Familie vorgelebt. Gib, dass alle Kinder in der liebenden Sorge ihrer Eltern geborgen sind und lass die Eltern ihren Kinder Gottvertauen und Glaubenstreue vorleben.
  2. Unser verstorbener Vater/Opa war Lehrer mit Leib und Seele: Herr, wir bitten Dich, steh allen Lehrpersonen bei, die so manches mal in unserer Zeit wenig Verständnis finden oder enttäuscht sind, damit sie Ermutigung und frohmachende Hilfe in ihrem Dienst an den Kindern und jungen Menschen erfahren.
  3. Unser Opa/Vater hat sich viele Jahrzehnte im Öffentlichen Sozialhilfezentrum für die Benachteiligten unserer Gesellschaft eingesetzt. Gib, dass alle, die für andere verantwortlich sind, uneigennützig für sie sorgen.
  4. Unser Opa/Vater hat sich viele Jahre im Kirchenvorstand aktiv für das Leben unserer Pfarrgemeinde eingesetzt. Lass alle Gläubigen ihre Mitverantwortung und Mitsorge für das Leben unserer Pfarrfamilie erkennen.
  5. Unser Opa/Vater hat als Mitgründer des Fußballvereins um die Bedeutung der Jugendarbeit gewusst. Gib, dass wir den jungen Menschen in dieser komplizierten Zeit bei der Suche nach Sinn und Ziel ihres Lebens beistehen.
  6. Unser Opa war ein großer Marienverehrer und setzte sich für die Verehrung der Mutter der Kirche ein. Gib, dass wir mit Maria dankbar die Größe deines Erbarmes preisen.
  7. Zum heutigen Fest des hl. Josef, des Schutzpatrons der Sterbenden. Lass die Sterbenden in Frieden aus dieser Welt heimgehen zum Vater und stehe ihnen in ihrer Todesstunde zur Seite.
  8. Unser Opa/Vater hatte eine innige Beziehung zum barmherzigen Jesus, zum heiligsten Herzen Jesu. Mach durch deine Gnade unsere Herzen ähnlich deinem Herzen.
  9. Unser Opa/Vater hat in den letzten Jahren viel gelitten. Gib allen Kranken umsichtige und gütige Helferinnen und Helfer.

Text nach der Kommunion (Dominique) FORTGEHEN, DAMIT DER GEIST KOMME
Oftmals tut sich Gottes Geist in unserer Abwesenheit kund. Als Jesus am Abend vor seinem Leiden von seinen Jüngern Abschied nahm, sagte er: "Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand (der Geist) nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden... Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit einführen" Nur in Jesu Abwesenheit entdeckten seine jünger die volle Bedeutung seiner Anwesenheit. Nur in seiner Abwesenheit verstanden sie vollständig seine Worte und erfuhren sie die volle Gemeinschaft mit ihm. Und auch nur in seiner Abwesenheit konnten sie sich in einer Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe versammeln. Wenn wir selbst daran resthalten, dass wir zu unseren Freunden im Namen Jesu kommen - dass ihnen Jesus Christus durch uns gegenwärtig wird -, dürfen wir darauf vertrauen, dass durch unser Fortgehen zu ihnen auch der Geist Jesu kommen wird. So kann nicht nur unsere Anwesenheit, sondern auch unsere Abwesenheit eine Gabe für andere sein.

Ansprache:
Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen,

Am vergangenen Mittwoch Abend hat Eugène Bouillon sein Leben Gott zurückgegeben, ein Leben, das tief im Glauben verwurzelt war, und dass er aus einem großen und stillen Gottvertrauen heraus gelebt hat. Ruhig und friedlich ist er am frühen Abend von uns gegangen und wir dürfen aus tiefstem Herzen glauben, dass er jetzt glücklich ist. "Wir freuen uns, dass Opa jetzt erlöst ist", sagte ein Enkelkind, zum einen in tiefer Trauer; andererseits aber auch im Bewusstsein, dass er es jetzt besser hat.
Wir erinnern uns: am 12. August 1998 durften Eugène und Rosa auf 50 Ehejahre zurückblicken. Seitdem stellten sich immer wieder Gebrechen und Krankheiten ein, die das Leben in den letzten Jahren zu einem schmerzvollen, ja zu einem Kreuz-Weg werden ließen.
Eugène Bouillon wurde am 21. November 1921 in Hachy (Provinz Luxemburg) als 9. von 10 Kindern geboren. Nach dem Krieg, im Jahre 1946 kam er als Volksschullehrer zuerst für sechs Monate nach Bütgenbach und wurde Lehrer in der Gemeindeschule von Weywertz. Im Jahre 1970 wurde er Schulleiter der damaligen Knabenschule und seit 1975 Schulleiter der fusionierten Schule von Bütgenbach, Berg, Weywertz-Dorf und -Bahnhof.
Was ihn in all den Jahren als Lehrer auszeichnete, war sein Engagement mit Leib und Seele; aus tiefstem Herzen war er Lehrer und hat seine ganze Tatkraft bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1982 für die Kinder und jungen Menschen hergegeben. Etwa 650 Weywertzer(innen) hat er das Lesen und Schreiben gelehrt. Bei all dem hat er nie sich selbst in den Vordergrund gerückt, sondern die Werte, die er vermitteln wollte, den tiefen Glauben an den barmherzigen Gott, der uns alle liebt. Nicht um ihn ging es bei seinem Wirken, sondern um die Botschaft, die Werte, die er nicht nur durch Worte, sondern viel mehr durch sein Leben vermitteln wollte.
Die ausgesuchte Lesung aus dem Kolosserbrief bringt dies passend zum Ausdruck: "Bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander" Aber nicht nur die Aufgabe als Schulleiter wusste er mit innerer Einstellung und Leidenschaft auszuüben.
Er war während 30 Jahre Sekretär des ÖSHZ und Präsident der Wahlbüros. Im Jahre 1954 wurde er in den Kirchenvorstand der Pfarre gewählt, und von 1969 bis 1978 dessen Vorsitzender.
Er hat sich ganz eingesetzt beim Bau der Pfarrkirche und des Pfarrheims, deren Miterbauer unser Verstorbener war.
Ja, wir dürfen sagen, dass Weywertz Eugène sehr viel zu verdanken hat. Sein Dienst geschah vor allem im Diskreten. Da hat er versucht, Gutes zu tun, den Menschen zu helfen, wenn es z.B. darum ging Rentenangelegenheiten zu klären oder Steuererklärungen auszufüllen. Er gab Nachilfestunden und so manchem jungen Menschen in Weywertz hat er den Weg ins Berufsleben oder ins Studium geebnet und ermöglicht.
Er war wie der Sämann aus unserem Evangelium, der säte und säte und säte... Andere sehen die Früchte. Aber er hat gesät und so manches Bäumchen darf heute auf gute Früchte schauen. Am 12. August 1948 heiratete Eugène. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder und 13 Enkelkinder hervor.
Und hier möchte ich auf einen weiteren Wert hinweisen, dem Eugène sein Leben widmete. Die Familie. Die Familie war ihm sehr wichtig. Seinen Kindern hat er den Sinn und die Bedeutung der Familie als Kernzelle der Gesellschaft und der Kirche vermitteln können.
Er hat den heutigen KFC, den Fußballclub, mit gegründet, weil er um die Wichtigkeit der Jugendarbeit wusste. Gerade in einem Verein kann den jungen Menschen Werte mit Zuverlässigkeit, Gemeinschaft, Rücksichtnahme, Zuhören, Toleranz und Respekt voreinander vermittelt werden.
Sein Leben war stets gegründet und begleitet im Vertrauen zu Gott, zu seiner Güte und Barmherzigkeit. Die Mutter Maria und das Herz Jesu waren wohl seine ersten Ansprechparnter. Gerne zog er sich in die Stille zurück um zu beten, den Rosenkranz zu beten. Wie gut würde uns das auch heute tun, die wir meist nur beten, wenn es zappedüster um uns bestellt ist. Von der Sorte war Eugène nicht. Er wusste Gott zu loben, zu danken und zu preisen.
Und das kommt in dem Leitgedanken zum Ausdruck, den Eugène selbst mit zusammen gesetzt hat und in dem wohl sein Leben, in Höhen und Tiefen, in Freud und Leid, zum Ausdruck kommt: "Ich bin erlöst... ich bin geheilt." Jesus ist gekommen um uns sein Heil zubringen. Die letzten Jahren hat Eugène viel gelitten, aber in Stille hat er dieses Leid aufgeopfert, hingegeben. Er hat den Karfreitag seines Lebens erfahren. Nun darf er Ostern feiern und wir mit ihm.  

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Robert Feltes

verstorben am 22. März 2001
Weywertz, den 26. März 2001

Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen

Wir sind hier zusammengekommen um von Robert Abschied zu nehmen, der am vergangenen Donnerstag Morgen im Alter von 63 Jahren dem Schöpfer das Leben zurückgab. In unsere Trauer hinein wollen wir folgendes Wort der Heiligen Schrift sprechen:
"Der Herr, dein Gott wandelte dir den Fluch in Segen um; weil der Herr, dein Gott, dich lieb hatte." (5 Moses 23,6)

Liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde!
Wie ein Fluch kommt er uns vor, der Tod. Denn dieser Tod zeigt doch deutlich sein Gesicht. All die Tage und Wochen, wo er Menschen ans Bett fesselt, sie sprachlos, freudlos und hilflos macht. Es tut uns weh, das mit anzusehen, dass wir schon wieder von einer Erlösung sprechen, wenn der Tod sein Werk endlich vollbracht hat. Auch die Bibel betreibt keine Schönfärberei, wenn sie vom Tod redet. An Sterbebetten müssen wir unsere Hilflosigkeit dem Tod gegenüber eingestehen. Dem Sterbenden gegenüber sind wir hilflose Helfer, denn wir sehen in ihm doch nur unser eigenes Schicksal, dem wir einmal nicht entgehen.
Unser Bibelvers ruft uns heute am Sarg von ROBERT Gott in Erinnerung. Den Gott, der uns in unserem Leben nicht nur Gutes wünscht, sondern auch viel Gutes zukommen lässt. Das ist mit dem biblischen Wort vom Segen gemeint. Segen, der auch im Leben von Robert zur Entfaltung gekommen ist. Und dieser Segen tritt nun nicht einfach in Konkurrenz zu dem Schlechten, das uns im Leben auch zukommt. Gott wiegt uns das Leidvolle im Leben nicht einfach nur mit Gutem auf. Gott ist kein Krämer. Denn welches Glück kann den Tod aufwiegen? Und wer kann schon aus vollem Herzen Danke sagen für die letzten Jahre, in Krankheit, Einsamkeit und ohne rechte Freude am Leben? Nein, liebe Trauergemeinde, Gott ist am Werk, Fluch in Segen zu verwandeln. Er will nicht zulassen, dass der Tod das letzte Wort über unser Leben behält. Und was kann dem Tod Schlimmeres passieren, als das er uns Menschen letztendlich nicht in den Griff bekommt, sondern von Gott zum Türsteher degradiert wird, zum Türsteher an der Pforte zum Himmelreich. Kein größerer Spott für den Tod, als das der Glaube sogar singen kann: Sterben ist mein Gewinn. Gott kann den Tod nicht einfach abschaffen. Auch Gott muss in Jesus Christus den bittren Tod erleiden. Er muss ihn sich erst ans eigene Leben gehen lassen, um ihn zu überwinden. Er geht den Weg unseres menschlichen Leidens und Sterbens aus einem Grund: Weil er uns lieb hat. Er wandelte den Fluch des Todes in Segen, weil er uns lieb hat. Deshalb dürfen wir als Christen glauben und sagen. Der Tod Jesu Christi bedeutet für uns Heil, Segen und Leben. Kein größerer Spott für den Tod, als dass er am Kreuz Jesu zum Heil der ganzen Welt und ihrer Menschen dienen muss. Sicher, auch für Christen bleibt das Sterben und das Abschiednehmen von lieben Menschen schmerzlich. Und auch Christen tut es weh, anderen im Leiden und Sterben beizustehen. Aber wir dürfen angesichts von Leid und Schmerzen unseren Blick auf das Kreuz Jesu Christi richten und festhalten, dass der Tod als Fluch seine Macht verloren hat. Was er mit uns auch anstellen mag, er muss uns zum Besten dienen. Darauf wollen wir heute am Sarg von Robert fest vertrauen. Und in diesem Vertrauen werden uns heute zwei Dinge leichter fallen. Einmal das Abschied nehmen. Denn unsere Toten, sie gehen in den Tod und durch den Tod hindurch mit dem gekreuzigten Christus. Christen verschwenden deshalb keinen Gedanken an die Kälte und Dunkelheit eines Sarges. Und sie glauben auch nicht der Botschaft der Bilder von sterbenden Menschen, vom Fluch und von der Macht des Todes, auch wenn sie uns oft noch lange im Traum nachgehen. Wir dürfen auch diesen Bildern den Abschied geben im Blick auf den auferstandenen Herrn. Man läuft heute lieber vor dem Tod davon. Man redet nicht über ihn. Ja, man tut so, als gäbe es ihn gar nicht. Und deshalb machen viele lieber einen weiten Bogen um kranke, sterbende und trauernde Menschen.
Im Vertrauen auf den Gott, der Gott sei Dank keinen Bogen um uns vom Tod bedrohte Menschen macht, wird es Ihnen auch in Zukunft leichter fallen, sich um solche Menschen zu kümmern. Alle Menschen müssen sterben. Aber wohl dem, der dann eine helfende Hand, ein freundliches Wort nicht vermissen muss. Jene, die sich um Robert gekümmert haben, ihn gepflegt und besucht haben, haben nicht weniger getan als ihm ein Zeichen zu geben, wie auch Gott zu uns ist.
Sicher ein Abschied wie wir ihn jetzt von ROBERT nehmen wollen, hinterlässt immer etwas, was unfertig geblieben ist, was man sich schuldig geblieben ist, Worte, die man noch sagen wollte. Wir überlassen das alles Gott, in der Hoffnung, dass er auch unsere Unvollkommenheit und Schwachheit in Segen wandelt. Weil er uns lieb hat. Amen.  

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Johann Reinertz,
Wwer von Anna Reinertz-Rozein

verstorben am 27.03.2001
Weywertz, den 30.03.2001

Aus dem Buch der Psalmen: Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen? Dringen Frevler auf mich ein, um mich zu verschlingen, meine Bedränger und Feinde, sie müssen straucheln und fallen. Mag ein Heer mich belagern: Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht. Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des Herrn zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel. Denn er birgt mich in seinem Haus am Tag' des Unheils; er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, er hebt mich auf einen Felsen empor. Nun kann ich mein Haupt erheben über die Feinde, die mich umringen. Ich will Opfer darbringen in seinem Zelt, Opfer mit Jubel; dem Herrn will ich singen und spielen. Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig, und erhöre mich! Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, der Herr nimmt mich auf. Zeige mir, Herr, deinen Weg, leite mich auf ebener Bahn trotz meiner Feinde! Ich aber bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden. Hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn!

Evangelium nach Johannes:
Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen,

Die Menschen hier schätzen stets den einfühlsamen und persönlich gestalteten Gottesdienst und die gefühlvolle und anteilnehmende persönliche Ansprache in unserer Pfarrkirche. Immer wieder erreichen mich diesbezüglich sehr ermutigende Reaktionen von Menschen von nah und fern. Heute möchte ich aber eine Kurzgeschichte, ein Bild vortragen, dass wohl - wenn wir denn mal nachDENKEN - eine tiefe Einsicht zu Tod und Leben geben möchte.

Das Märchen beginnt so: Einmal kam der Tod über den Fluss, wo die Welt beginnt. Dort lebte ein armer Hirt. Ihm gehörte nur wenig; aber er hatte eine Flöte, auf der er immer spielte. Das machte ihn fröhlich. "Du weißt, wer ich bin?" fragte der Tod. "Ich weiß, du bist der Tod. Ich habe dich auf der anderen Seite hinter dem Fluss oft gesehen". "Fürchtest du dich nicht, weil ich ja gekommen bin, um dich zu holen ?" "Nein", sagte der Hirt. "Ich habe immer über den Fluss geschaut, seit ich hier bin ; ich weiß, wie es dort ist." Und als der Tod ihm seine Hand auf die Schulter legte und sagte: "Komm! stand er auf, ging mit, als wäre das nichts Besonderes; denn die andere Seite hinter dem Fluss war ihm nicht fremd. Er hatte Zeit genug gehabt, hinüberzu-schauen, und er kannte sich dort aus. Die Töne, die er immer auf der Flöte gespielt hatte, blieben zurück. Er war im Innersten zufrieden.

Mit dem Tod in guter Nachbarschaft leben können, ihm ins Angesicht schauen können, wenn er kommt, das ist nach diesem Kurzgeschichte Lebenskunst. Menschen, denen wie Johann jahrelang der Lebensmut und die Lebensfreude teilweise fehlte, haben den Blick oft genug über den Fluss werfen können und wurden so nach und nach mit dem Tod vertraut. "Wäre ich doch gut bei Mama, also bei Anna"... Wie oft hat er das gesagt im Auf und Ab seines Lebens und besonders der letzten 2 ½ Jahre seit dem Tode seiner Frau. Wer oft seinen Blick über den Fluss wirft, verändert vieles in seinem Leben: Wichtiges wird nebensächlich; Nebensächliches wird wichtig. Was schließlich bleibt, ist nicht der Schmerz des Leidens, sondern die Liebe. Für ihn war der vergangene Dienstag "Erlösung" "Jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben" sagt Jesus. Wer in den Leiden dieses Lebens den gläubigen Blick über den Fluss auf den wirft, der Leben ist und Leben will, der braucht wie der Hirte im Märchen keine Angst zu haben. Was jenseits des Flusses ist, ist ihm vertraut. Er weiß, dass ihn dort Leben, nicht Tod erwartet. Johann hat in seiner Zurückgezogenheit, so manchen Blick hinübergeworfen - einen Blick des Glaubens und des Vertrauens.
Er ist angekommen. Was zurückbleibt, sind die Töne, die er auf der Flöte seines Lebens gespielt hat Danken wir Gott, dass er drüben sein kann.
Bitten wir ihn, dass auch unser Leben eine Vorbereitung für diesen Übergang wird ! Lothar Klinges  

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Elly Michel-Heinen,
Eheg. von Bernhard Michel

verstorben am 29.03.2001
Weywertz, den 02. April 2001

Spruch: "Wir wollen nicht trauern, dass wir sie verloren haben, sondern Gott danken, dass wir sie so lange hatten."

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer. Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein. Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. - Wort des Lebendigen Gottes.

Evangelium: Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Nach anderen Textzeugen: Was mein Vater mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann es der Hand meines Vaters entreißen.

Liebe Trauerfamilie,
Beim Nachdenken über die letzten Lebensjahre unserer von Elly kam mir ein Bild in Erinnerung, das die Namenspatronin unserer Verstorbenen, nämlich der heiligen Elisabeth in einer Kapelle dargestellt. Während sie betet, legt sie ihren Schmuck ab, und unter dem Bild stehen ihre Worte: "Dir gehört alles".
Elly hatte keine goldenen Armreife und wertvolle Perlenketten abzulegen. Wir wissen, dass sie auf solche Äußerlichkeiten keinen besonderen Wert legte. Aber sie hat manches andere abgelegt, was wohl noch viel schwerer abzugeben war. Sie hat durch Alter und Schwäche ihre Arbeitskraft ablegen müssen. Eng mit diesem Verlust ihrer Kraft verbunden war der Verlust ihrer Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Elly musste verzichten auf ihre Wege durch unser Dorf und auf die damit verbundenen Begegnungen und Unterhaltungen. Und wenn es noch irgendwie ging, so kam sie zum Gottesdienst... Es war oft ein sehr mühsames Gehen... aber dieser Weg zu ihrer Heimatpfarrkirche war ihr bis zu letzt ganz wichtig. Aber was sie bis zu letzt nicht abgelegt hat, dass war ihr schlichtes und frohes Wesen.
Ich habe sie stets gut gelaunt gesehen und als eine sehr liebenswürdige Frau kennen gelernt. Sie strahlte Zufriedenheit aus, und dass war wohl auch ihre Grundstimmung: Zufriedenheit mit sich und er Welt.
Auf ihrem stets freundlichen und natürlichen Lächeln strahlte mir auch eine Harmonie entgegen, die gut tat. Ich habe sie als eine sehr kontaktfreudige und gastfreundliche Person geschätzt, aufmerksam für ihre Mit- und Umwelt.
Sie konnte sich freuen... auch über sogenannte Kleinigkeiten, an denen wir achtlos vorbei gehen. Und dankbar war sie Ihrer Familie war sie eine gute Mutter und Großmutter gewesen. Wenige Stunden vor ihrem Tod am Sonntag strahlte ihr Gesicht beim Anblick der Kinder.
Sie war ja auch - wenn man so will - zweimal Mutter: Zum einen für ihren leiblichen Kinder, andererseits auch für ihre beiden "adoptierten" Kinder Claudia und Reiner. Sie war froh mit Kindern und hat sich bis zuletzt für ihren Mann aufgeopfert.
Elly Michel war ein gläubiger Mensch. Der Glaube an Christus, den Auferstandenen, hat unserer Verstorbenen Hoffnung geschenkt. Darin hat sie die Kraft gefunden. Sie nahm bewusst am Leben unserer Pfarrgemeinde teil. Sie konnte zwar nicht mehr wie ein jüngerer Mensch am Leben der Christengemeinde teilnehmen. Aber sie war eine der ersten, die sich jedes Jahr meldeten als Firmbeterin für einen Firmling zu beten. Dabei sagte sie: "Herr, Pastor! Ich kann zwar sonst nicht mehr viel machen, aber beten für einen Firmling, das ich noch gut." Und in diesem Dienst an den jungen Menschen unserer Pfarre habe ich sie immer wieder bestätigt und ermutigt und gerade im Gebet einen ganz wichtigen Dienst gesehen. Ist das nicht eine Ermutigung und Einladung an alle älteren Menschen unseres Dorfes: Bietet Eurer Pfarrgemeinde den Dienst des Gebetes an. Am Gottesdienst nahm sie immer wieder gerne teil... auch werktags.
Auch die Verbundenheit mit Maria war offensichtlich. Jedes Jahr, wenn es mit unserem Dekanat auf Pilgerfahrt nach Banneux ging, war sie die erste - nachdem es im Pfarrbrief stand - die sich bei mir zur Anmeldung auf der Dekanatspilgerfahrt anmeldete.
Dabei habe ich immer ihre schlichte und tiefe Frömmigkeit geschätzt Elly hat in gläubiger Zuversicht gelebt und gelitten. In diesem Glauben ist sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gestorben, und zu unserer Erinnerung an sie gehört das Beispiel, das sie uns damit gegeben hat.
Ihr Leben war geprägt von gläubiger Hoffnung. Nehmen wir den Dank an Elly mit in diese Feier von Tod und Auerstehung Jesu.
Nehmen wir ihr Beispiel mit auf den Lebensweg, der noch vor uns liegt.

Einführung: - Vor 3 Wochen kam sie für ihren allgemeinen schwachen Gesundheits-zustand ins Krankenhaus. - Wir kennen sie als eine liebe Frau, die für ihre Mitmenschen ein frohmachendes Lächeln bereit hatte. - Vor fast 4 Jahren, am 29. November 1997, feierten sie das Fest der Goldhochzeit.  

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Gaby Spoden-Pinck,
Eheg. von René Spoden

verstorben am 02.04.2001
Weywertz, den 05. April 2001

Einleitung: Menschen begegnen uns, machen auf uns einen guten oder schlechten Eindruck, bewegen uns oder lassen uns gleichgültig ... Aber was wissen wir vom Menschen? von dem, was ihn in seinem Innersten quält? vom Dunkel, das ihn umgibt. Der Mensch bleibt in seinem Innersten ein Geheimnis, das wir nur annehmen und respektieren können. Aus dieser Annahme und diesem Respekt wird dann eine Haltung der Liebe, wenn wir sprechen : "Das Licht, das du in einem bestimmten .Augenblick deines Lebens nicht gefunden hast und das keiner von uns dir hat geben können, das gönnen wir dir in einer anderen Well. Was du gesucht und was kein Mensch dir hat geben können, das kann Gott für dich möglich machen Mit dem Psalmisten können wir dann beten : "Sei gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Lande der Lebenden." Und wenn wir schon von GOTT sprechen, dann werden wir wohl eingestehen, dass er der einzige ist. der das innerste Geheimnis eines jeden Menschen kennt; der weiß um seine innere Unruhe, um sein Dunkel und sein Suchen. Er hat das Kreuz getragen nicht einfach so, sondern vor allem auch für die Bedrückten, Beladenen und Verzweifelten. Und was wollte er damit anders, als dass wir Menschen in ihm das Glück und die Ruhe finden, hinter denen wir auf Erden manchmal so hoffnungslos her sind ! Er, der selbst am Kreuz geschrien hat "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" - er kann keinen fallen lassen, der sich in einer dunkle Stunde seines Lebens am Ende fühlt : er kann Jedem nahe sein, der in dieser Stunde sich quält mit der Frage "warum oder wieso ist das passiert?" Schenken wir GABY all unsere Liebe - sie hat sie verdient! Schenken wir ihr unser vertrauensvolles Gebet. Und holen wir Lebende aus diesem Vertrauen für uns selber die Kraft zu sagen : "Herr, ich verstehe nicht wieso und warum. Aber ich vertraue, dass du für sie und für uns Leid und Dunkel in Segen und ewiges Licht verwandeln wirst."

Lesung aus dem Buch der Psalmen:
Ein nachdenklicher Mensch betete einmal so in einer dunklen Stunde: Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen? Dringen Frevler auf mich ein, um mich zu verschlingen, meine Bedränger und Feinde, sie müssen straucheln und fallen. Mag ein Heer mich belagern: Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht. Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des Herrn zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel. Denn er birgt mich in seinem Haus am Tag' des Unheils; er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, er hebt mich auf einen Felsen empor. Nun kann ich mein Haupt erheben über die Feinde, die mich umringen. Ich will Opfer darbringen in seinem Zelt, Opfer mit Jubel; dem Herrn will ich singen und spielen. Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig, und erhöre mich! Mein Herz denkt an dein Wort: "Sucht mein Angesicht!" Dein Angesicht, Herr, will ich suchen. Verbirg nicht dein Gesicht vor mir; weise deinen Knecht im Zorn nicht ab! Du wurdest meine Hilfe. Verstoß mich nicht, verlass mich nicht, du Gott meines Heiles! Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, der Herr nimmt mich auf. Zeige mir, Herr, deinen Weg, leite mich auf ebener Bahn trotz meiner Feinde! Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis; denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf und wüten. Ich aber bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden. Hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn! - Wort des Lebendigen Gottes -

Evangelium nach Markus: Der Tod Jesu: 15,33-41
Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija! Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus. Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.

Ansprache: Liebe Trauerfamilie, Freunde und Bekannte unserer Verstorbenen,
Seit dem Bekannt werden von Gabys Tod am Montag Nachmittag steht für viele von uns diese Frage im Raum:
Warum musste das alles so kommen?
Hätte es nicht doch eine Möglichkeit gegeben, ihr zu helfen?
Haben wir Warnsignale übersehen?
Nach außen hin war ihr ja nichts abzusehen... obwohl, wenn man näher hinschaute, fielen einem ihre traurigen Augen auf. Gaby hat so manche Tiefpunkte erlebt... und kam wieder hoch. Sie hat Hilfe gesucht und Hilfe in Anspruch genommen. Ihr Hoffnung geheilt zu werden.
Auf und Ab - Hoffen und Bangen - immer wieder. Werde ich aus meinen Tiefpunkten wieder hochkommen? René hat ihr beigestanden in diesem Auf und Ab, in dieser angstvollen Zeit.
Ihr habt für Gaby getan, was Ihr tun konntet. Daran glaube ich ganz fest. Ihr letzter Schritt geschah aus einer tiefen inneren Not heraus - am Dienstag Nachmittag. Wie ein Sog, der sie in die Tiefe gezogen hat. Jene, die mit ihr vertraut gewesen sind, wussten um ihre innere Not, auch wenn sie sich nur schwer öffnete. Auf die Frage nach dem "Warum" gibt es keine Antwort. Es wird viele von uns in den kommenden Tagen und Wochen weiter beschäftigen - als bohrende Frage. Aber - Gott sei Dank! - ist das nicht alles, was zu sagen ist.
Es gibt nicht nur Fragezeichen im Angesicht dieses Todes - es gibt auch Ausrufezeichen.
Unsere Trauer - unser Leid und unsere Tränen können und dürfen wir vor Gott ausschütten. Bei ihm können wir unserem Herzen Luft machen. Ihm können wir unser Leid klagen. Es ist gut, wenn unsere Tränen nicht nach innen fließen, sondern nach außen.
Es ist gut, dass wir in unserem Leid eine Adresse haben, an die wir uns wenden können. Dort ist Christus zu finden - er, der das Leid am eigenen Leib durchlitten hat. Er weiß, wovon wir reden. Er weiß, wie uns zumute ist. Er ist nicht an Leid und Tod vorbeigegangen - er ist durch Leid und Tod hindurchgegangen. Sein Tod - ein bitterer Tod. Und aus diesem Tod ist er herausgekommen. Warum? Diese Frage wird uns weiter beschäftigen. Wer sein Herz bei Gott ausschüttet, wird leichter. Lasst mich noch ein zweites Ausrufezeichen anschließen. Ein Ausrufezeichen hinter das kleine Wort "danke".
Jeder von uns könnte hier und jetzt Gaby einen persönlichen Dank sagen. Dank sagen für Wertvolles, Gutes und Helles, das sie hervorgebracht hat. Dank sagen für das, wodurch sie unser Leben bereichert hat. Wofür Ihr dankbar seid, das wisst Ihr besser als ich - und darum möchte ich an dieser Stelle schweigen. Christus, nach der Dunkelheit des Karfreitags ist für dich die österliche Sonne aufgegangen. Lass Gaby leben für immer und alle Zeit in deinem österlichen Licht.

Fürbitten: Als Fürbittgebet möchte ich uns mit allem, was uns bewegt, hineinnehmen in folgendes Gebet von Kurt Marti:

  1. Manchmal kennen wir Gottes Willen, manchmal kennen wir nichts. - Erleuchte uns, Herr, wenn die Fragen kommen.  Herr, erbarme dich.
  2. Manchmal sehen wir Gottes Zukunft, manchmal sehen wir nichts. Bewahre uns, Herr, wenn die Zweifel kommen.  Herr, erbarme dich.
  3. Manchmal spüren wir Gottes Liebe, manchmal spüren wir nichts Begleite uns. Herr, wenn die Ängste kommen.  Herr, erbarme dich.
  4. Manchmal spüren wir Gottes Frieden, manchmal spüren wir nichts. Erwecke uns, Herr, dass dein Friede kommt.  Herr, erbarme dich.

P. Herr, unser Gott, nimm GABY und uns an und schenke ihr und uns dein Licht - durch Christus, unsern Herrn.

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Gretchen Schoffers-Sarlette
Ehegattin von Anton Schoffers

Gestorben am 26. April 2001
Auferstehungsamt am 30. April 2001

Spruch: "Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot, er ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen wird."
"Ich wäre so gerne noch hier geblieben mit Euch vereint, Ihr meine Lieben. Doch weil es Gott so haben will, geh' ich fort ganz leis' und still."
" Elle est sortie de la vie mais non de notre coeur. Pourrions-nous croire morte celle qui est si vivante dans notre souvenir. "

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer.
Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein. Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. - Wort des Lebendigen Gottes.
Einleitung
Ihr seid hier zusammengekommen, um Abschied von Eurer Mutter und Gattin, zu nehmen. In den letzten Wochen habt Ihr es mehr und mehr geahnt, dass Euch diese schwere Stunde bevorstehen würde. Nun nehmt Ihr endgültig Abschied von einem Menschen, der Euer Leben geprägt und begleitet hat. Als Angehörige der lieben Verstorbenen steht Ihr hier zusammen. - Angehörige: Kein Wort kann besser ausdrücken, was Euch mit Eurer Mutter verbindet: Ange-HÖRIGE: Ihr gehört zu ihr, und sie gehört zu Euch. In diesem Augenblick geht Euer Blick zurück auf all die Jahre, die Ihr mit ihr gelebt habt. An ihrer Hand habt Ihr die ersten Schritte getan, ihre Hand hat Euch getröstet und gestreichelt, als Ihr krank ward. Zu ihr kontet Ihr immer kommen, wenn Ihr mit einer Enttäuschung nicht fertig wurdet, auch später, als Ihr schon erwachsen wart und selbst Kinder hattet. Ihr wusstet, eine Tür stand Euch immer offen. Zum Schluss seid Ihr es gewesen, die ihre Hand hieltet bis zu dem Augenblick, in dem Ihr diese geliebte Hand loslassen musstet.
Am heutigen Tag spricht dieses Leben zu EUCH, DEUTLICH WIE NIE ZUVOR. Eurer Mutter hat Euch etwas zu sagen. Sie war keine Frau, die große Reden liebte, in ihrer Einfachheit drückte sie sich in wenigen Worten aus. Der Platz in Eurer Mitte ist nun verwaist, kein anderer wird diesen Platz einnehmen können. Und das ist gut so. Wir dürfen den Verlust eines lieben Menschen durch nichts ersetzen. Nur so wird sie bei uns weiterleben. Wisst Ihr, eine Mutter - und mit Sicherheit Gretchen - wünscht sich nichts sehnlicher, als immer mit ihrer Familie verbunden zu sein. Ihr bleibt mit Ihr verbunden, wenn Ihr die Liebe, die Ihr von ihr empfangen habt, weitergebt... an Eurer eigenen Kinder und an die vielen Menschen, die sie gerade nötig haben.

Ansprache:
Evangelium: Joh 19,25-27 - Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Immer dann, wenn ein Mensch von uns geht, den wir geliebt und geschätzt haben, sind wir tief betroffen. In einem solchen Augenblick wird uns mehr denn je bewusst, wie viel uns seine Nähe und seine liebende Sorge bedeutet haben. Vor unseren inneren Augen tauchen Szenen aus dem Leben unserer Verstorbenen auf, die wir festhalten möchten:
- ihr einfaches und liebevolles Wesen - ihre tiefe Verbundenheit zu ihrem Mann Anton, mit dem sie im Oktober dieses Jahres 55 Jahre das Leben in Höhen und Tiefen geteilt hat.
- Ihre tiefe Verbundenheit mit ihrer Familie als gute Mutter und Großmutter von sieben Enkelkindern - Ihre Art für andere da zu sein, für ihre Familie und für viele andere Menschen
- Ihre tiefes Gottvertrauen, dass ihr immer wieder Kraft gab, ihren Leidens- und Kreuzweg zu gehen
- Ihre Verbundenheit mit unserer Pfarrgemeinde im Gottesdienst, wo ihr Platz hier in unserer Kirche leer bleiben wird, wo sie oft gesessen und gebetet hat; hier vor dem großen Kreuz, das unübersehbar in unserer Kirche hängt. Hier wird sie wohl oft ihr Lebenspäckchen, ihre Sorge um Familie und Kinder, ihre Krankheit beim Kreuz Jesu abzuladen und Trost zu finden in ihrem Leid.
- Ihre Arbeit als Geschäftsfrau bis zu ihrem 73 Lebensjahr, nach 45 Jahren im eigenen Geschäft. Uns fallen so viele Dinge ein, die wir an dieser Stelle nicht alle erwähnen können... dafür ist jedes Leben viel zu groß und einmalig.

Im August vor 3 Jahren begann ihr Krankheitsweg, ein Weg zwischen Bangen und Hoffen, mit Höhen und Tiefen, der immer mehr zu einem Leidensweg wurde, vor allem im letzten Jahr. Aber: Hat jemand von uns Gretchen klagen gehört? Nein, mit welcher Geduld hat sie ihr Kreuz getragen. Den Mut hat sie behalten... ja trotz der Schwere ihre Situation, spendete sie eher noch anderen Mut. Und dann an ihrem Sterbebett, das Bild des leidenden Christus am Kreuz. Ja, wir haben keine andere Wahl: Entweder du trägst dein Kreuz, oder es wird dich erdrücken!" Sie hat ihr Kreuz getragen, weil sie den Sinn des Kreuzes begreifen lernte. "Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung" ... dieser Liedruf, den wir auf Karfreitag so oft gesungen haben. Dies ist wohl auch eines der bleibenden Lebenszeugnisse, die Gretchen uns hinterlässt. Gretchen war ein gläubiger Mensch. Sie fand in der Tat im Glauben Trost. Dieser Glaube an den Auferstandenen hat ihr Hoffnung geschenkt. In diesem Glauben ist sie gestorben, uns zu unserer Erinnerung an sie gehört das Beispiel, das sie uns damit gegeben hat. Ihr Leben, Leiden und Sterben war geprägt von gläubiger Hoffnung. Nehmen wir den Dank für dieses Vorbild mit in diesen Gottesdienst. Lothar Klinges.

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Otto Willems,
Eheg. von Therese Faymonville

Spruch: "Wie Gott es will, so wird es geh'n. Und wie es geht, so ist es gut. Und kann ich's jetzt auch nicht versteh'n, Gott will es so, das gibt mir Mut."
Lesung aus dem Buch der Offenbarung des Johannes:
Danach sah ich: Eine Tür war geöffnet am Himmel; und die Stimme, die vorher zu mir gesprochen hatte und die wie eine Posaune klang, sagte: Komm herauf, und ich werde dir zeigen, was dann geschehen muss. Sogleich wurde ich vom Geist ergriffen. Und ich sah: Ein Thron stand im Himmel; auf dem Thron saß einer, der wie ein Jaspis und ein Karneol aussah. Und über dem Thron wölbte sich ein Regenbogen. Und wenn die Lebewesen dem, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt, Herrlichkeit und Ehre und Dank erweisen, dann werfen sich die vierundzwanzig Ältesten vor dem, der auf dem Thron sitzt, nieder und beten ihn an, der in alle Ewigkeit lebt. Und sie legen ihre goldenen Kränze vor seinem Thron nieder und sprechen: Würdig bist du, unser Herr und Gott, Herrlichkeit zu empfangen und Ehre und Macht. Denn du bist es, der die Welt erschaffen hat, durch deinen Willen war sie und wurde sie erschaffen. - Wort des Lebendigen Gottes -

Einführung: "76 ist ein stattliches Alter" - so kann man oft hören. Und: "dann eines Morgens einfach nicht mehr aufwachen, das ist ein schöner Tod." Grundsätzlich mag das alles stimmen und sich schön anhören. Für Euch, liebe Therese, für Euch Kinder, Enkel und Verwandten stimmt es sicher nicht. Euer Ehemann und Vater fehlt Euch; er hinterlässt eine schmerzliche Lücke. Er ist nicht mehr da, wenn Ihr ihn braucht, Ihr können nicht mehr mit ihm reden, ihn nicht mehr um Rat fragen. Auch wir als Pfarre werden ihn vermissen, weil wir ihm nicht mehr begegnen werden auf den Wegen unseres Lebens. Otto WILLEMS wurde mitten aus dem Leben herausgerissen. Herausgerufen aus seiner Familie, seinem Haus und Garten, aus unserem Dorf. Für uns, die Zurückbleibenden, bleibt der Dienst des Gebetes und der Verbundenheit über den Tod hinaus. Wollen wir hier nun miteinander Eucharistie feiern, d.h. Danksagung und Gott Danke sagen für Otto's Leben und für alles, was er uns getan hat. Danke wir ihm und Gott. Am Ende, zum Rundgang hat jeder von Euch die Gelegenheit hier am Sarg persönlich Abschied zu nehmen, Danke zu sagen, dem Verstorbenen ein letztes kleines Zeichen der Dankbarkeit und Anerkennung auszudrücken.

Ansprache:
Liebe Trauerfamilie,
Der Tod hat sich am vergangenen Mittwoch dunkel und mächtig mitten in Eure Familie gestellt. Plötzlich sind 76 Lebensjahre zu Ende, unwiederbringlich abgeschnitten. Sicher, eine solche lange Lebensspanne zehrt einen Menschen auf. Und das Herz von Otto war schwach und müde geworden. "Man muss damit rechnen, dass ein Mensch in diesem Alter stirbt!", sagt man. Und "man muss froh sein, dass er so einschlafen darf!", sagt man.
Aber dann ist es doch plötzlich da, unheimlich, dieser Tod. Menschenleben, das merken wir, lassen sich in unserem Herzen nicht verrechnen. Wir müssen damit rechnen, sagen wir, einen Menschen, der uns nahe steht, hergeben zu müssen.
Unser Kopf weiß das, aber unser Herz rechnet nicht mit und weigert sich dann doch, ihn einfach loszulassen, herzugeben.
Otto war ein aktiver Vereinsmensch gewesen. Er hat ein Streichorchester mitgegründet, spielte im Musikverein mit und war aktiv im Verkehrsverein. Aber vor allem mit seiner Familie fühlte er sich verbunden, mit seinen Kindern und sieben Enkeln. Und sehr empfindsam und sensibel war er. Ein Mensch, dem das Leben nahe ging, der vom Leben mit seinen Höhen und Tiefen gezeichnet war Otto hat sich in seinem Leben aber auch über Familie und Dorfgemeinschaft für das Allgemeinwohl in unserer Gesellschaft eingesetzt.
Sein gewerkschaftliches Wirken zeichnete sich durch seinen Einsatz für Schwächere aus. Aber auch über dieses Wirken hinaus, fanden die Menschen bei ihm ein offenes und diskretes Ohr und wussten sich mit ihren Sorgen bei ihm gut aufgehoben.
"Ja, wenn die Stunde geschlagen hat!" Ja, diesen Spruch hörte ich einige male kurz nach Otto's Tod. Wen wir lieb haben, mit wem wir unser Leben teilen, wie Du, Therese, es fast 50 Jahre lang in hellen und dunklen Tagen getan hast, den können wir nicht einfach gehen lassen. Da stirbt ein Stück des eigenen Herzens. Und das tut weh. Wer uns so viel an Start ins eigene Leben ermöglicht hat, wie Euch, den Kindern, der Vater, ein solcher Mensch fehlt uns schmerzhaft. Da klafft plötzlich ein Lücke: Wer soll sie füllen? Die gewohnte Nähe, das liebe Wort. Wer wird da sein? Woran können wir uns festhalten bei diesem mühsamen und schmerzhaften Loslassen, woraus den Mut schöpfen für unser Leben? Wenn wir nur das hier hätten, diesen Sarg, dann stünde das Leid zu groß vor uns. Dann müsste die Trauer Euch den Lebensmut brechen. Wir haben aber diese frohe Botschaft, diese hoffnungsvollen Worte, dass uns der Himmel offen steht (siehe Lesung). Was alle Weisheit und Intelligenz der Welt nicht zu erklären vermag, das ist uns verkündet:
Das Grab ist nicht das Letzte. Jesus hat uns den Weg zum Vater geöffnet. Tot - aber! Dieses "aber" unseres Glaubens ist uns gegeben als Hilfe und als Antwort, wenn wir einen lieben Menschen loslassen müssen. Es ist Otto geschenkt: Gott wird ihn nicht enttäuschen. Gott, darauf hoffen wir, wird ihm diese großartige Vision erfüllen. Otto ist gestorben, aber er darf die Krone des Lebens erwarten: Er wird leben, weil der treue Gott seine Verheißung erfüllt. Dieses "aber" unseres Glaubens ist auch Dir, Therese, und Euch, den Kindern und der Familie, geschenkt. Gott möchte Euch in Eurer Trauer neue Lebenskraft schenken, indem wir unsern Blick auf seine Herrlichkeit lenken. Wir entlassen Otto nicht ins leere Irgendwohin und nicht ins dunkle Nichts. Wir hoffen ihn auf dem Weg in die erfüllende Wirklichkeit Gottes.
Ich wünsche Euch die Kraft aus unserem Glauben, Kraft, die Eurer Trauer hilft. Ich wünsche Euch, dass Ihr euch in dieser Hoffnung festmachen könnt, Hoffnung, die Euch zum Leben ermutigt, den Kopf heben und nach vorn schauen von vorn her, von unserer gemeinsamen Zukunft her, auch wieder froh werden lässt. Für jeden von uns hat das Leben einen endgültigen Knick. Aber die Reise dahinter führt weder in ein dunkles, noch in ein offenes Ende: Gott ist das Ende unseres Lebens. Er hält uns die Treue und hilft uns vorwärtsgehen im Leben. Lothar Klinges

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Willy Dannemark

gestorben am 16. Mai 2001
Auferstehungsamt am 19. MAI 2001

Spruch: "Gemeinsam haben wir gehofft. Gekämpft hat er allein. Verloren haben wir alle."

Evangelium (Mt 24,42-47) Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen.

Einführung: Betroffen sind wir hier beisammen, weil einer weggegangen ist, den wir gern hatten, der mitten aus dem Leben, der Dorfgemeinschaft, dem Beruf gerissen wurde. So plötzlich, ohne Warnung, ohne jedes Vorzeichen. - Verwandte und viele der hier Anwesenden sind bestürzt und fassungslos. Einmal mehr wird uns mit dem plötzlichen Sterben dieses Menschen eine Wahrheit bewusst, ja ins Herz gebrannt - es ist ein Gedanke, der, so selbstverständlich, doch immer wieder erfolgreich verdrängt wird: Mitten im Leben sind wir vom Tod bedroht. Mittendrin! Tag für Tag, wenn wir unseren scheinbar so wichtigen Dingen nachrennen, da, mitten im Tun können wir plötzlich ungefragt gezwungen werden, die Sache halbvollendet, ohne ein abschließendes Wort liegen zu lassen und zu gehen. Der Tod, der so plötzlich in unser Leben einbrechen kann, reißt uns mit einem Schlag das gediegen konstruierte Gefüge all unserer gewohnten Sicherheiten ein. Alle Stützen, innere und äußere, die wir uns zurechtgeschmiedet haben, fallen weg. Er trifft uns in allen und wir zu einem Weckruf, einem Alarmzeichen. Mit aller Dringlichkeit will uns damit (wiederum) gesagt werden, nicht so zu leben, als ob wir niemals sterben müssten, uns nicht gedankenlos mit engem Blickwinkel von Lebens unwichtigen Dingen treiben zu lassen. Was bleibt? Es bleiben wir, die sog. Hinterbliebenen, es bleibt das Gedenken der Familie, die gute Erinnerung. Das ist viel. Ist es aber genug? Zum Glück bleibt uns der Glaube, dass der Mensch beim Sterben niemals in ein Nichts stürzen kann, sondern in Gottes Hand aufgehoben sind Das gilt für alle, die in ihrem Leben nach bestem Gewissen das Gute gesucht und getan haben.

Ansprache:
Liebe Trauerfamilie,
Mit Trauer und Schmerz, in Betroffenheit und mit Fragen stehen wir in dieser Stunde am Sarg eines lieben Menschen, mit dem wir, liebe Angehörige und viele Freunde und Bekannte, bis vor wenigen Tagen noch in lebendiger Geselligkeit und Fröhlichkeit verbunden waren. Dieser Tod, so sagen wir, ist unfassbar - und es stimmt. Willy ist uns genommen. Der Tod hat menschliche Verbindungen zerbrochen. Der Tod zeigt uns schmerzlich unsere Grenzen. Beim Sterben von Willy Dannemark wird uns bewusst, wie wahr dieses Wort ist, das wir gehört haben: Ihr wisst die Stunde nicht und nicht den Tag. Niemand hätte daran gedacht. Es bleiben Trauer und Schmerz.
"So schnell kann es gehen!" sagte mir einer, und er meinte damit die Tatsache, dass der Tod unvermutet, unerwartet, unerklärlich so in unser Leben ein greift Seid wachsam, verschlaft Euer Leben nicht, achtet auf das, was Gott von uns will, zu jeder Zeit und zu jeder Stunde.
Und noch etwas sagt uns Willys Tod: Unser Leben ist nicht in unserer Hand, es liegt nicht in unserer Verfügungsgewalt. Es ist uns anvertraut. Deshalb kann es uns auch wieder genommen werden. Bleibt wach, bleibt in wacher Beziehung zu Gott. Selig der Knecht, den der Herr wach findet. Wir dürfen glauben, dass für Willy gilt, was die Botschaft des Himmelfahrtstages am kommenden Donnerstag uns sagt: Ich will, dass auch ihr dort seid, wo ich bin. Der Himmel hat sich am vergangenen Mittwoch in der Früh über Willy geöffnet.
Am vergangenen Sonntag bereitete er seinen LKW noch für die Fahrt vor. Dann hat diese Fahrt aber eine andere Richtung genommen. Ein anderes viel endgültigeres Ziel trat ihm vor Augen. Da neue Ziel ist zwar bekannt... Aber die Stunde des Sich-auf-den-Weg-machens war doch so unvorbereitet.
Wir alle fühlen Euren Schmerz, liebe Trauerfamilie. Der Tod von Willy geht uns auch deshalb so nahe, weil wir erahnen, dass unser Leben nur einen Herzschlag vom Tod entfernt ist.
So gerne wie Willy am W.E. auch feierte und in geselliger Runde bei vielen Menschen war, so beherzt packte er seine Arbeit an. Was er anpackte, das übernahm er in verlässlicher Treue. Seinen Dienst als Fernfahrer tat er nie nur in äußerlicher Pflichterfüllung. Es kam bei ihm von innen heraus. Willy war kein Mensch von Traurigkeit. Im Gegenteil: Wir haben ihn als einen frohen Menschen kennen gelernt, der aber auch offen für ein gutes Gespräch war. Wir alle haben Willy als einen frohen Menschen gekannt, der gerne Feste gefeiert hatte. Wenn wir uns heute beim Abschied sein Leben noch einmal vor Augen halten, dann fallen uns viele Anekdoten und Episoden ein.
Über Willys Leben könnten wir ein ganzes Buch schreiben. Lasst mir nur eine Episode abschließen herausgreifen und sinnvoll deuten: Manche unter uns erinnern sich vielleicht noch an Willys 55. Geburtstag als er als Geschenk einen Flug mit dem Heiß-Luftballon bekam und wie er sich - bevor er in den Korb des Luftballons stieg - sich bei den Umstehenden verabschiedete für den Fall dass er - wie er sagte - nicht mehr zurückkäme. Schon ein besonderes Gefühl: für einige Zeit vom Alltag mal abheben.
Seinen Alltag von oben mit einem gewissen Abstand betrachten. Etwas höher steigen, herumfliegen, nachdenken; seine Aufmerksamkeit auf Gott lenken, wie um ihn kreisen und ihn bitten um Kraft, um Lebensfreude. Abschließend kehrt man dann mit frischer Luft um die Nase wieder zurück in den Alltag mit etwas mehr Durchblick, was zu tun und was zu lassen, was ich tun und wo ich helfen kann. Es war für Willy beängstigend, denn ein Ballon ist Spielball des Windes.
Wir haben nie die Sicherheit, wohin die Fahrt genau geht. Aber es war auch faszinierend, wie der Korb des Luftballons an einige Fäden hing. Was hält uns im Leben? Uns halten die Fäden des Vertrauens zu Menschen, die uns etwas bedeuten. Willy hat in seinem Leben Fäden geknüpft.
Und da waren auch die Fäden nach oben... von denen er mir in so mancher nächtlichen Stunde erzählte, die Fäden des Vertrauens auf Gott. Diese Fäden nach oben hat er nie abgebissen... wäre doch der Absturz die Folge davon. Achten auch wir darauf, dass diese Fäden nicht zerreißen. Lothar Klinges.

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Ewald Schoffers
Ehegatte von Maria Benker

gestorben am 23. Mai 2001
Auferstehungsamt am 25. Mai 2001

Spruch: "Erloschen ist das Leben Dein. Du wolltest gern noch bei uns sein. Dein Wille war stark. Du wolltest die Krankheit bezwingen. Vergeblich war Dein Ringen. Wie schmerzlich war's vor Dir zu stehen. Den Leiden hilflos zuzusehen. Schlaf nun in Frieden, ruhe sanft und hab für alles vielen Dank."
"Es ist so schwer, wenn sich zwei Augen schließen, wie Hände ruhn', die stets so treu geschafft. Wie ist das Heim so öd und leer, auch Deine Liebe sorgt nicht mehr. Geschafft hast Du ob spät ob früh, hab' tausend Dank für Deine Müh'" Evangelium:

Der Schmerz der Trennung - Die Freude des Wiedersehens: Joh. 16,16-24 Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen. Da sagten einige von seinen Jüngern zueinander: Was meint er damit, wenn er zu uns sagt: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen? Und was bedeutet: Ich gehe zum Vater? Sie sagten: Was heißt das: eine kurze Zeit? Wir wissen nicht, wovon er redet. Jesus erkannte, dass sie ihn fragen wollten, und sagte zu ihnen: Ihr macht euch Gedanken darüber, dass ich euch gesagt habe: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen. Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Es ist die Rede von der Trauer der Jünger über das Leiden und den Tod Jesu und von ihrer Freude über das Wiedersehen mit dem Auferstandenen. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist.

Lesung aus der Offenbarung des Johannes
Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen : Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr. Er sagte zu mir: Sie sind in Erfüllung gegangen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt. Wer siegt, wird dies als Anteil erhalten: Ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. - Wort des Lebendigen Gottes -

Lied: "Wo findet die Seele die Heimat die Ruh? - Wo findet die Seele, die Heimat die Ruh? Wer deckt sie mit schützenden Fittichen zu? Ach, bietet die Welt keine Freistatt uns an, wo Sünde nicht herrschen, nicht anfechten kann? Nein, nein, hier ist sie nicht; die Heimat der Seele ist droben im Licht. Nein, nein, hier ist sie nicht; die Heimat der Seele ist droben im Licht.

- Verlasse die Erde, die Heimat zu sehn, die Heimat der Seele, so herrlich, so schön! Jerusalem droben, von Golde erbaut, ist dieses die Heimat der Seele, der Braut? Ja, ja, dieses allein kann Ruhplatz und Heimat der Seele nur sein. Ja, ja, dieses allein kann Ruhplatz und Heimat der Seele nur sein.

- Wie selig die Ruhe bei Jesu im Licht! Tod, Sünde und Schmerzen, die kennt man dort nicht. Das Rauschen der Harfen, der liebliche Klang, bewillkommt die Seele mit süßem Gesang. Ruh, Ruh, himmlische Ruh' im Schoße des Mittlers, ich eile dir zu. (nach einer schottischen Volksmelodie, bearbeitet von C. Schreiber)

Einleitung: Vor einigen Jahren geschah an einer Kirche folgendes: Der Küster ging nichtsahnend an der Kirche vorbei, da stürzte plötzlich ein Steinblock herunter und hätte ihn beinahe erschlagen. Voll Schrecken begann man nach den Ursachen zu suchen. Man stieg in die Fundamente hinunter und sah, dass der Bau auf riesige gewaltige Eichenpfähle stand, diese Pfähle zum großen Teil aber morsch geworden waren. Solange das Grundwasser sie umgeben hatte, waren sie hart wie Stein gewesen. Infolge der Wasserregulierung hatte sich das Grundwasser zurückgezogen, die Pfähle waren ins Trockene gekommen und verfault. Die Kirche steht zwar noch, aber die Fundamente sind zum Teil brüchig geworden und es kostet eine lange, mühsame Arbeit, bis die Kirche neu unterfangen und das morsche Holz durch Zement ersetzt war. Wenn die Fundamente ins Wanken geraten, kann es zum Einsturz kommen. Vieles spricht dafür, dass in unserer Gesellschaft das geistige und religiöse "Grundwasser" zurückgegangen ist, und dass bislang tragende Balken ins Trockene geraten sind und zu faulen beginnen. Ein Indiz dafür ist unsere zunehmende Sorge, mit den Belastungen des Alltags nicht mehr fertig zu werden. Es geht hektisch und aufgeregt zu. Wenn sich dann - plötzlich oder allmählich - in uns unser eigenes Ende ankündigt kann es uns vollends den Atem verschlagen. An den Grenzen unseres Lebens, wie eine schwere Krankheit oder der Tod wird am deutlichsten spürbar, wie es um die Tragfähigkeit unseres geistigen Fundamentes bestellt ist. Gerade hier zeigt sich, was zum Leben taugt. Die beste Vorbereitung auf den guten Tod ist ein gutes Leben. Hier ist der entscheidende Punkt berührt. Erfülltes Leben ereignet sich im Angesicht des Todes. Alle Einzelentscheidungen und Schritte richten sich auf dieses Ziel. Gelingen sie, kann sich tiefer Friede ausbreiten. Besonders der Tod uns Nahestehender rüttelt uns auf und mahnt uns, wachsam zu sein und so zu leben, wie wir in unserer Todesstunde wünschen werden, gelebt zu haben. In einem Lebensstil, der das eigene Sterben nicht ausgrenzt, sondern bewusst die Entscheidungen so trifft, dass wir sie im Angesicht des Todes nicht zu bereuen brauchen.

Einleitung:

Wer von uns kennt sie nicht, die gemischten Gefühle eines Abschieds? Wie schwer fällt es uns, bei einem Abschied die richtigen und passenden Worte zu finden! Wir spüren, wie leer und belanglos unser Reden dort wird, wo wir uns verabschieden und trennen müssen. Jesus beschreibt in seinen Abschiedsworten in diesen Tagen um Christi Himmelfahrt, was seine Jünger empfinden. Er nennt beim Namen, was auch Ihr heute bei diesem Abschied, der Beerdigung von EWALD empfindet: Schmerz und Ohnmacht, Weinen und Klagen, zugleich. Es tut so weh, es ist so schwer, hart, bitter. All das kommt in den Jüngern und in uns zusammen. Jesus greift auf, was die Jünger und Euch jetzt niederdrückt und belastet. Er spricht den Kummer an, begleitet und führt weiter. Er spannt den Bogen der Hoffnung über den Abgrund der Trauer und des Schmerzes. Er zeigt Euch eine Richtung, in die ihr schauen, denken und gehen können. Er bietet eine neue Perspektive, eine neue Sichtweise an. "So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen" dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude" (Joh 16,22). Es bleiben der Kummer des Abschieds, der Schmerz und die Tränen, das hilflose Davorstehen, das Nichtverstehen und -einsehen können. Aber es kommt eine neue Dimension hinzu; die Sackgasse des Abschieds und des Todes wird zu einem neuen Zugang; es gibt die Zusage, das Versprechen des Wiedersehens. Dann wird sich alles ändern, alles neu, alles gut werden. Der Schmerz wird sich in eine solche Herzensfreude verwandeln, die einem niemand mehr nehmen kann.

Ansprache:

Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen, Menschlich gesehen früh ist EWALD gestorben - auch wenn er seine Familie wohl ahnten, dass er schon länger gesundheitlich am Rande war. Und da er selber nicht die Natur war, Schwächen zu zeigen und aus sich herauszugehen, hat er sicher auf andere Menschen kräftiger gewirkt, als er innerlich war. Jetzt hat er zur letzten Grenze unseres Lebens Ja sagen müssen - und diesen Schritt, diesen schweren Schritt noch bewusst tun können. Ein schwerer Schritt, den wir hier miteinander gehen. Ewald Schoffers wurde 59 Jahre als er Gott, seinem Schöpfer, das Leben zurückgab. Schade, hört man überall, jetzt hätten beide es gut haben können, pensioniert, das Vieh abgeschafft, und dann diese schlimme Krankheit. Wir alle trauern um Ewald und tragen mit an Deinem Leid, Maria, und an dem Leid Eurer Familie und vielen Freunde. Genau das ist Pfarrfamilie: auch als Pfarre die Höhen und Tiefen miteinander tragen helfen. Ewald war Landwirt mit Leib und Seele, aus ganzem Herzen. Er liebte seinen Berufe, erliebt die ihm anvertrauten Tiere. Er schätze den guten Kontakt zu den anderen Landwirten unserer Pfarrgemeinde und darüber hinaus, gleich welchen Alters. Er lebte für seinen Beruf... Dass er ein guter Freund vieler Menschen war, zeigten die so vielen Besuche an seinem Krankenbett. Seit vergangenen Jahres wusste er um die Schwere seiner Krankheit. Trotzdem ging er bis in den Winter hinein seiner Arbeit nach. Eine schwere Zeit begann für ihn und für alle die ihn liebten und sich um ihn sorgten. Wie oft haben wir am Krankenbett gestanden, haben miteinander gebetet und habe ich die Sakramente gespendet. Und dann an über Krankenbett, das Bild des leidenden Christus am Kreuz. Wie oft wird er dieses Kreuz über ihn wohl angeschaut haben. Ja, Ewald hat sein Kreuz getragen. Als gläubiger Mensch fand er im Glauben Trost. Der Glaube an den Auferstandenen gab ihm Hoffnung. In diesem Glauben ist er gestorben. (siehe Leitgedanke: "Erloschen ist das Leben Dein. Du wolltest gern noch bei uns sein. Dein Wille war stark. Du wolltest die Krankheit bezwingen. Vergeblich war Dein Ringen. Wie schmerzlich war's vor Dir zu stehen. Den Leiden hilflos zuzusehen. Schlaf nun in Frieden, ruhe sanft und hab für alles vielen Dank." Um ihn herum sind in den letzten Monaten und Wochen viele gute und aufbauende Zeichen gesetzt worden, Zeichen echter Verbundenheit mit ihm. Die so wundervolle Hilfe und Mit-Sorge vieler Menschen z.B. aus der Nachbarschaft, aus dem Familien- und Freundeskreis. Wie viele Menschen haben ihn gestützt, haben für ihn und mit ihm gebetet. So etwas gab Ewald immer viel Mut. Viele unter uns konnten mit und von Ewald Abschied nehmen. Dieses Abschiednehmen ist schwer und trotzdem so wichtig und machbar, weil wir als gläubige Christen wissen, dass wir in Gottes Arme fallen, wenn wir sterben. Er fängt uns auf... er fügt auch die Bruchstücke unseres Lebens zu dem Bild zusammen, das er uns doch von sich selbst eingeprägt hat. Unser Leben ist nicht wie eine Sanduhr, die unerbittlich abläuft, sondern es geht einem Ziel entgegen - dem "neuen Himmel und der neuen Erde", wie die Offenbarung des Neuen Testaments sagt. Die Geheime Offenbarung sieht diese "Zukunft" im Bild der "heiligen Stadt". Die "Stadt" ist ja ein Symbol für die Gemeinschaft, die Fülle an Leben, die Gott gibt. Der Himmel kann nichts Langweiliges und Leeres sein, sondern wie das pulsierende Leben einer interessanten Stadt . . . Wer EWALD kannte, wird an seinen Beruf denken, den er gerne ausgeübt hat; er fühlte sich wohl in der Gemeinschaft, er hatte gern Leben um sich. Gott wird seine Sehnsucht nach Leben erfüllen. "Und Gott wird jede Träne aus ihren Augen wischen" - heißt es so tröstlich in der Heiligen Schrift. Gott sieht die vielen verborgenen Tränen, die Ewald geweint hat; er hört auch die vielen ungesagten Worte. Gott ist die Klammer, die uns über den Tod hinaus zusammenhält - und das Ziel, in dem wir uns so wiederfinden, wie Gott uns gemeint hat, als er uns ins Leben rief.

FÜRBITTEN:

Lasst uns beten zu Gott, unserem Vater, der seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt hat, damit alle den Weg zu ihm finden: ·
Für alle Kranken und Leidenden, die hoffnungslos sind: Lass sie erkennen, dass sie bei dir geborgen sind. - Gott, unser Vater. - Wir bitten dich, erhöre uns. ·
Für alle Sterbenden, die ihren Tod erwarten: Stärke sie durch deinen Geist und nimm ihnen die Angst vor dem Sterben. - Gott, unser Vater... ·
Für alle, die um EWALD trauern: Sei ihnen allen nahe in ihrem Leid und stärke sie im Glauben und in der Hoffnung, dass er bei dir seine Vollendung erfährt. - Gott, unser Vater... ·
Für Maria und für uns alle, die wir hier versammelt sind: Lass uns erkennen, dass wir unterwegs sind zu dem großen Ziel, der Vollendung unseres Lebens bei dir. Gott, unser Vater...
· Für alle Verstorbenen: Nimm sie auf in dein Reich und schenke ihnen das ewige Leben. Gott, unser Vater... Gott und Vater, erhöre unsere Bitten, die ausgesprochenen, wie die unausgesprochenen. Wir glauben, dass du letzten Endes alles zum Guten führst. Dafür danken wir dir und loben dich h Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

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Wolf Uellendahl

Urnenbeisetzung am Juli 2001

Ein ungewöhnliches Bild begegnet uns in der Lesung. Gott, der Herr, "wird alle Tränen von unseren Augen abwischen" (Offb 21,4 a), heißt es dort. Er will die Trauer von uns nehmen, uns durch die Trauer hindurch führen zu neuer Hoffnung und zu neuer Zuversicht. Es ist eine Zeit des Heiles und der Erlösung, die uns erwartet, so beschreibt es die Offenbarung des Johannes: "Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn alles, was früher war, ist vergangen" (Offb 21, 4 b).

Tränen sind mehr als nur bittere Wassertropfen. Sie sind mehr als Reaktion auf Leid und Schmerz. Tränen zeigen an, wie sehr wir unter einem Verlust, wie sehr wir unter einer Verletzung leiden. Mit den Tränen fließt gleichsam auch unsere Trauer nach außen. Doch obwohl Tränen unserer Trauer helfen, schämen wir uns ihrer. Denn sie gelten als Zeichen von Schwäche.

Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass Tränen ansteckend sind, ganz genauso wie das Lachen. Wenn wir einander anlacheln, dann erwarten wir auch Freude auf dem Gesicht des anderen. Keiner kann sich zurückhalten, wenn man in fröhlicher Runde zusammensitzt. Befreiend und erlösend wirkt das Lachen.

Die Trauer des anderen lässt auch uns nicht kalt und ungetrübt. Gefühle von Mitleid und Sorge werden in uns wach. Auch Jesus selbst hat geweint. Die Bibel berichtet für uns davon, als Lazarus, ein guter Freund Jesu, stirbt und Marta und Maria, die Schwestern des Lazarus, Jesus die Nachricht überbringen. Jesus lasst sich von der Trauer der beiden Schwestern anstecken. Tränen sind auch Zeichen der Zuneigung und der Liebe.

Manche Kritiker der Christen sagen: Wenn jemand wirklich daran glaubt, dass die Verstorbenen wieder auferstehen und bei Gott weiterleben und dass dieses Leben bei Gott herrlicher ist als dieses Leben hier auf Erden, dann dürften sie eigentlich nicht trauern, sondem sie müssten sich freuen darüber, wenn jemand zu Gott gehen darf. Darin liegt sicher viel Wahres. Und dennoch, so meine ich, ware es lieblos, Trauer und Abschiedsschmerz einfach zu überdecken und beiseite zu schieben.

Wir brauchen unsere Trauer, wir müssen unsere Not durch die Tränen nach außen fließen lassen. Wir können angesichts des Verlustes eines lieben Menschen nicht so weiterleben, als sei nichts geschehen. Die Tränen des Abschieds sind notwendig, sie sind erlösend und befreiend für uns. Selbst Jesus hat am Grabe seines Freundes geweint, obwohl er doch wusste, dass er ihn wieder auferwecken könnte.

Das, so denke ich, ist der einzige Grund, der uns in der Trauer helfen kann: dass unser Gott ein Gott des Lebens ist. Jesus ist am Kreuz gestorben und wie jeder andere Mensch begraben worden. Als Maria Magdalena ans Grab Jesu kommt, weint auch sie. Die Tränen nehmen ihr die klare Sicht, und so nimmt sie noch verschwommen wahr, was bald zu einer tiefen Gewissheit für sie wird. Der Engel kündet ihr davon: Christus ist auferstanden. Das Grab ist leer.

Durch die Trauer hindurch kommt Maria Magdalena zu neuem Glauben. Gott hat ihre Tränen von ihrem Gesicht abgewischt. Das mag auch uns Trost und Hoffnung geben: Unser Gott ist ein Gott des Lebens. Er wird auch unsern Verstorbenen bei sich aufnehmen und ihm ewiges Leben schenken.

Beisetzung der Urne

Guter Vater im Himmel?
Wir sind deine Kinder und wir glauben, dass nicht verloren geht, wer dich Vater nennt. Du hast uns ins Leben gerufen und du wirst uns am Leben erhalten.
Nach unseren Jahren auf Erden kehren wir heim zu dir. Den Leib, in dem wir gelebt haben, geben wir der Erde zurück. Er wird wieder zu Staub. So haben wir den Leib unseres Verstorbenen zu Asche werden lassen. Wir setzen ihn bei, um eine Stätte zu haben, an der wir uns besinnen, an der wir beten, an der wir uns erinnern, an der wir uns verbunden fühlen mit dem, der uns im Leben so nahe gestanden hat.
Segne die Gedenkstatte unseres Verstorbenen und erinnere uns daran, wie vergänglich das Leben ist. Wir wollen uns nicht einrichten, als dürften wir für immer hier auf Erden bleiben.
Lass uns Ausschau halten nach dir, der du das Ziel unseres Lebens bist.
Dein Sohn hat uns gelehrt, dass du unser Vater bist.
Auch unser Verstorbener hat es vernommen.
In seinem Namen wollen wir beten: Vater unser....

Fürbitten

Lasset uns nun mit kindlichem Vertrauen unsere Fürbitten Sprechen:
Vater, wir empfehlen Dir unseren Verstorbenen. Lass uns darauf vertrauen, dass wir uns wiedersehen, wenn wir allen daheim sind bei dir ... Lasset uns beten: Wir bitten Dich........
Sein Leib ist zu Asche, geworden. Erinnere uns daran wie vergänglich das Leben ist und lass uns Schätze sammeln, die nicht vergehen... Lasset uns beten: Wir bitten Dich....
Das Leben ist ein Geschenk aus deiner Hand. Erhalte uns die Ehrfurcht von dem Leben und bleibe unser treuer Begleiter in seinen Höhen und Tiefen... Lasset uns beten: Wir bitten Dich...
Unsere Verstorbenen werden uns nicht verlassen. Sie werden uns die Treue halten. Lass auch uns ihnen treu verbunden bleiben.... Lasset uns beten: Wir bitten Dich...
Jeder Tod ist ein Abschied nehmen und manchmal schmerzt er sehr. Stärke jene, die in Trauer leben und wecke ihren Lebensmut... Lasset uns beten: Wir bitten Dich...
Es segne unseren lieben Verstorbenen + und segne uns alle auf unserem weiteren Lebensweg + Der Vater, der Sohn und der heilige Geist AMEN.

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Maria Rothweiler-Esser
Witwe aus 1. Ehe von Herrn Keldenich; aus 2. Ehe von Gustav Rothweiler

gestorben am 23. Juli 2001
Auferstehungsamt am 26. Juli 2001

Liebe Trauerfamilie, liebe Freunde,
Wer von uns kennt sie nicht, die gemischten Gefühle eines Abschieds? Wie schwer fällt es uns, bei einem Abschied die richtigen und passenden Worte zu finden! Wir spüren, wie leer und belanglos unser Reden dort wird, wo wir uns verabschieden und trennen müssen.

Vor unseren inneren Augen tauchen Szenen mit unserer Verstorbenen auf, die wir festhalten möchten: bestimmte Worte, Gesten, ein bestimmtes Verhalten in einem bestimmten Moment, Gesprächsmomente, der Platz, wo sie immer gesessen hat.

Jeder von uns trägt ein Bild, trägt sein Bild von Maria im Herzen. Und jeder möge seinen Dank für das sagen, was er erfahren hat, und im Herzen und in der Erinnerung lebendig erhalten.

Was ein Mensch für uns bedeutet, wird uns oft erst bewusst, wenn wir ihn nicht mehr in unserer Nähe haben, wenn er uns verlassen hat.

Frau Maria Rothweiler wurde am 3. September 1919 in AC-Forst geboren. In der Nacht von Sonntag auf Montag, 23. Juli 01 gab sie Gott ihr Leben zurück. Während 43 Jahren ihres Lebens hat sie in der Rochusstraße gewohnt, und seit Anfang März befindet sie sich hier im St. Josef-Stift.
Im 2. Weltkrieg hat sie ihren 1. Ehemann verloren. Eine wahre Odyssee durch Deutschland begann. Sie teilte das Los mit den vielen Kriegswitwen. Mit ihrem 2. Ehemann war sie 31 Jahre verheiratet, bis er plötzlich und unerwartet im Alter von nur 54 Jahren verstarb.
Bis zu ihrem Tod lebte sie von da an 25 Jahre lang als Witwe.
Sie hat das Leben gemeistert und bestanden, weil sie sich in Gott aufgehoben wusste Aber sie wusste sich auch umsorgt von ihren 4 Kindern, 8 Enkelkindern und 6 Urenkeln, die ihr ganzer Stolz waren.

Ihren 80. Geburtstag konnte sie in geistiger und körperlicher Frische im Kreise der Familie erleben.

Was wir vor allem an ihr schätzten, war ihre positive Lebenseinstellung und ihre Frohnatur. Den Humor bewahrte sie stets bis in ihre letzten Stunden auf Erden hinein. Dann kamen die Schlaganfällen, von den letzten hat sie sich nicht mehr erholt.

Mit großer Fürsorge und Liebe haben sich die Schwestern und das ganze Personal hier im St. Josef-Stift um sie gekümmert und ihr Beistand gegeben bis zum Tod. Ihre Kinder fühlen sich dem Haus in großer Dankbarkeit verbunden. Ich darf Ihnen hier im Namen der Kinder von Herzen danken für alles, was Sie für die Mutter getan haben!

Wir dürfen alle hoffen und beten, dass MARIA am Ziel ist und Ihr Lebens- und Kreuzweg für sie zu einem Hinübergang ans andere Ufer geworden ist. Heute nehmen wir Abschied von Ihr. Das macht Euch, liebe Familie, und uns alle traurig. Doch ich wünsche Euch, dass ein anderes Gefühl nach und nach wachsen und Euch stärken möge: das Gefühl großer Dankbarkeit. Sie hat viel für Euch getan... und Ihr habt viel für Sie getan. Diese Dankbarkeit wird für Euch weiterhin mit Maria die Verbundenheit sein. Ist es die Dankbarkeit, die die Erinnerung an sie in eine stille Freude verwandelt.

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Hedwig Dahmen-Marx
Witwe von Ewald Dahmen

gestorben am 24. Juli 2001
Auferstehungsamt am 28. Juli 2001

Chère famille dans le deuil, chers amis et connaissances de Hedwig,

Qui de nous n'a pas connu les sentiments mélangés d'un départ ? Quand une peine nous attriste lourdement, il nous est difficile de trouver et de dire les mots qui conviennent au moment de la séparation. Notre parole, nous la sentons alors comme vide et insignifiante

Liebe Trauerfamilie, liebe Freunde,

Wer von uns kennt sie nicht, die gemischten Gefühle eines Abschieds? Wie schwer fällt es uns, bei einem Abschied die richtigen und passenden Worte zu finden! Wir spüren, wie leer und belanglos unser Reden dort wird, wo wir uns verabschieden und trennen müssen.

En nous-mêmes, nous revoyons cette présence active que nous avons eue avec notre défunte et nous voudrions ne pas oublier les mots, les gestes, les situations, les moments de conversation qui ont rempli la vie de celle qui nous quitte. Une image reste également : le souvenir de la place où elle était toujours assise.
Chacun de nous est imprégné de cette figure, celle de Hedwig ; elle est dans notre coeur. Chacun peut dire son merci pour ce qu'il a reçu d'elle et il lui garde une place vivante dans le coeur.

Vor unseren inneren Augen tauchen Szenen mit unserer Verstorbenen auf, die wir festhalten möchten: bestimmte Worte, Gesten, ein bestimmtes Verhalten in einem bestimmten Moment, Gesprächsmomente, der Platz, wo sie immer gesessen hat.
Jeder von uns trägt ein Bild, trägt sein Bild von Hedwig im Herzen. Und jeder möge seinen Dank für das sagen, was er erfahren hat, und im Herzen und in der Erinnerung lebendig erhalten.

Ce qu'un être cher signifie pour nous, nous le comprenons encore mieux au moment de son absence, au moment où la proximité physique disparaît.
Nous savons tous que Hedwig, depuis que son mari est décédé en 1996, a souvent pleuré ; discrètement, dans le silence, elle a souvent senti la peine l'envahir. Combien de fois elle a souhaité suivre rapidement son mari disparu, même si ce souhait n'était plus si fort les deux dernières années.
C'est ainsi, que sa famille a choisi cette pensée directrice que nous pouvons relire dans le journal : "Je laisse ceux que j'aime pour retrouver ceux que j'ai aimés. "

Was ein Mensch für uns bedeutet, wird uns oft erst bewusst, wenn wir ihn nicht mehr in unserer Nähe haben, wenn er uns verlassen hat.
Wir wissen alle, dass Hedwig seit dem Tode von Ewald oft geweint hat, im Stillen geweint hat. Wie oft hat sie sich gewünscht, dass sie ihrem verstorbenen Mann bald folgen würde, wenn auch die beiden letzten Jahre dieser Wunsch nicht mehr so stark in ihr lebte.
So hat die Familie dann auch den Leitgedanken ausgesucht, den wir in der Zeitung nachlesen konnten: "Ich habe die verlassen, die ich liebe, um die wiederzusehen, die ich geliebt habe."

Sa vie a été marquée par des souffrances. Nous tous, nous savons très bien, qu'elle les a portées discrètement et les a acceptées dans le calme. Où a-t-elle puisé cette force ? Comment a-t-elle eu ce courage pour continuer à vivre, malgré les difficultés. Je pense que nous pouvons dire que c'était grâce à sa foi. Chaque jour, elle est allée à la messe. Chaque jour, elle priait le chapelet. Certes, ce sont des signes extérieurs, mais ils montrent qu'elle était animée par une foi profonde et intense. Elle a maîtrisé la vie parce qu'elle se sentait portée par Dieu.

Ihr Leben ist gezeichnet von Schicksalsschlägen. Wir alle wissen um das Leid, das sie stets diskret und in Stille getragen hat. Dieses Leid hat sie getragen, akzeptiert. Woher nahm sie wohl die Kraft dazu? Was gab Ihr Mut - trotz allen Leids - das Leben weiterhin beherzt anzupacken. Ich denke, dass wir uns alle darin einig sind, dass es ihr Glaube war. Wohl kein Tag verging, wo sie nicht zum Gottesdienst ging. Wohl kein Tag verging, wo sie nicht den Rosenkranz betete. Sicher: Das sind äußere Zeichen, die aber zeigen, von welch tiefem Glauben sie beseelt und getragen war. Sie hat das Leben in seinen Höhen und Tiefen gemeistert und bestanden, weil sie sich in Gott aufgehoben wusste

Parmi ses qualités, la plus visible était sa serviabilité. C'est pour cela que la famille a choisi l'évangile que nous venons d'écouter. Elle a servi discrètement les siens et ceux qui étaient sur sa route. Elle était simplement là où on avait besoin d'elle. Et dans le discours du dernier jugement (Mt 25,34-40), nous pouvons la compter aussi parmi ceux et celles qui sont assis à la droite du Seigneur. Une caractéristique de Hedwig était de faire plaisir à tout le monde, de rendre les gens heureux.

Zu ihren Wesenseigenschaften zählt wohl auch ihre Dienstbereitschaft. Deshalb hat die Familie auch das Evangelium ausgesucht, das wir eben hörten. Sie diente, diskret, ohne viel Aufhebens. Sie war einfach da, wenn man sie brauchte. Und in der Rede vom Endgericht, dürfen wir sie wohl auch unter jenen zählen, die zur rechten Seite des Herrn sitzen.
Damit hängt wohl auch ein weiterer Wesenszug von Hedwig zusammen, der in ihrer Fähigkeit lag, anderen Freude zu bereiten.

La première lecture de François d'Assise, conduit vers une qualité importante de Hedwig : Sa tolérance. Apprécier l'autre, accepter l'autre dans sa différence et non pas le condamner. Elle avait du respect pour autrui et a toujours cherché à le comprendre.

Die erste Lesung von Franz von Assisi (Herr mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens) verweist auf eine weitere Eigenschaft von Hedwig: Ihre Toleranz. Andere beurteilen, gar andere verurteilen lag ihr ferne. Sie respektierte die Verschiedenheit des anderen und suchte danach, den anderen in seiner Verschiedenheit zu verstehen.

Et pour terminer, je voudrais indiquer une dernière qualité de la vie de Hedwig. Si je la mentionne à la fin, ce n'est pas parce qu'elle est moins importante. Au contraire !
Les petits-enfants ont été mentionnés les premiers sur l'avis de décès. Cela est intentionnel. Les petits-enfants étaient tout pour elle. Elle avait toujours du temps pour eux. Elle leur a toujours offert toute sa bienveillance, sa proximité et son amour.

Und zum Abschluss möchte ich auf eine letzte Eigenschaft im Leben von Hedwig hinweisen. Wenn ich sie am Ende erwähne, dann nicht weil sie weniger wichtig wäre. Nein: Im Gegenteil. Die Enkelkinder wurden auf der Todesanzeige zu erst erwähnt. Und das hat einen ganz bestimmten Grund. Die Enkelkinder waren ihr ein und alles. Für sie hatte sie immer Zeit. Ihr schenkte Hedwig stets ihr ganzes Entgegenkommen und ihre Nähe und Liebe.

" Je pars avec l'ambulance pour revenir avec le corbillard! " C'est la phrase qu'elle a prononcée au début de ce mois, lorsqu'elle s'est rendue pour le traitement médical à l'hôpital. C'était un pressentiment.
Nous pouvons espérer tous que Hedwig a atteint le but de sa vie - et que son chemin et, les dernières semaines, son chemin de croix est devenu pour elle une marche sur l'autre rive.
Aujourd'hui nous disons ADIEU " à-DIEU " (= Vers DIEU) à Hedwig. Cela nous rend tous, tristes. Mais je souhaite que grandisse peu à peu un autre sentiment qui peut vous fortifier: le sentiment d'une grande gratitude. Elle a fait beaucoup pour vous... et vous avez fait beaucoup pour elle.
Que cette gratitude devienne pour vous, de plus en plus, la communion, (l'union profonde ) avec votre chère défunte!

"Ich fahre mit der Ambulanz fort und komme mit dem Leichenwagen zurück!" So sagte sie Anfang dieses Monats als sie sich in ärztliche Behandlung ins Krankenhaus begab. Als hätte sie es geahnt, gespürt !
Wir dürfen alle hoffen, dass Hedwig am Ziel ist und Ihr Lebens- und Kreuzweg für sie zu einem Hinübergang ans andere Ufer geworden ist. Heute nehmen wir Abschied von Ihr. Das macht Euch und uns alle traurig.
Doch ich wünsche uns, dass ein anderes Gefühl nach und nach wachsen und uns stärken möge: das Gefühl großer Dankbarkeit. Sie hat viel für Euch getan... und Ihr habt viel für Sie getan. Diese Dankbarkeit wird für Euch weiterhin mit Hedwig die Verbundenheit sein.

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Trinchen Wolff-Dannemark
Ehegattin von Joseph Wolff

gestorben am 31. Juli 2001
Auferstehungsamt am 3. August 2001

Lesung: Koh 3,1-5 (von Joseph ausgesucht)

Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen, eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen, eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz; eine Zeit zum Steine werfen und eine Zeit zum Steine sammeln, eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen, eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen, eine Zeit zum Zerreißen und eine Zeit zum Zusammennähen, eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden, eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen, eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden. Wenn jemand etwas tut - welchen Vorteil hat er davon, dass er sich anstrengt? Ich sah mir das Geschäft an, für das jeder Mensch durch Gottes Auftrag sich abmüht. Gott hat das alles zu seiner Zeit auf vollkommene Weise getan. Überdies hat er die Ewigkeit in alles hineingelegt, doch ohne dass der Mensch das Tun, das Gott getan hat, von seinem Anfang bis zu seinem Ende wiederfinden könnte. Ich hatte erkannt: Es gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es sei denn, ein jeder freut sich, und so verschafft er sich Glück, während er noch lebt, wobei zugleich immer, wenn ein Mensch isst und trinkt und durch seinen ganzen Besitz das Glück kennen lernt, das ein Geschenk Gottes ist. Jetzt erkannte ich: Alles, was Gott tut, geschieht in Ewigkeit.

Liebe Trauerfamilie,

Alles hat seine Zeit, alles hat seine Stunde - sei es die Geburtsstunde, sei es die Todesstunde. So die Lesung, die Du Dir Jesus spontan ausgesucht hat, um diesen Trauergottesdienst einen tieferen persönlichern Inhalt zu geben. Es gibt eine Klagezeit und eine Tanzzeit. Es gibt Sonne und Regen, Sonnenschein und Gewitter.

Auch in unserm Leben hat alles seine Zeit. Alles hat seine Stunde. So logisch dies alles aus dem Buch KOHELET auch klingen mag, so schwer tun wir uns doch damit. Kohelet lehrt uns auch die dunkelsten Stunden anzunehmen. Wir können nicht aussteigen aus der Zeit. Wir können uns nur der Zeit, die aus Gottes Hand uns gegeben ist, beugen.

In dieser Abschiedsstunde fallen Euch und uns neben den schweren Zeiten auch - wahrscheinlich weitaus mehr - schöne Stunden ein, die Trinchen erleben durfte. Gott hat ihr 73 Jahre geschenkt, davon 44 Jahre in Ehe mit Joseph. Gott hat einen Schlussstrich unter das zeiterfüllte Leben von Trinchen gezogen. Es ist jetzt Zeit zum Abschiednehmen. In unserer Zeit des Weinens fällt es uns allen schwer die Auferstehung als Mitte unseres Glaubens anzunehmen. Jeder Tod bleibt eine Stachel die weh tut. Wir alle müssen mit ihrem Fehlen fertig werden.

Für uns Christen bleibt es Gott sei Dank nicht bei der schweren Zeit des Trauerns. Ich wünsche uns allen, dass wir bald bekennen können:: Ja, TRINCHEN ist hineingestorben in das Licht der Auferstehung, wo sie ewigen Zeiten der Freude erleben darf.

Ja, lieber Joseph, liebe Trauerfamilie,

Die letzten Tage waren schlimm für Euch, zwei Wochen, die Ihr sicher nicht so schnell vergessen werdet. Dieser Moment des Abschieds hier ist vielleicht noch schlimmer, und man wundert sich, wie alles doch irgendwie vorbeigeht und man es überlebt, wie einem der Atem stockt, wenn man an Trinchen denkt, an ihr bescheidenes, einfaches, freundliches Wesen, an ihre einladende und umgängliche Art, wenn sie für so viele Menschen nähte und schneiderte.

Gewiss Trinchen erlitt am Montag 16. Juli einen sehr schweren Herzinfarkt, aber niemand dachte, dass es so schnell gehen würde. Jetzt kann man sich gar nicht vorstellen, dass es sie nicht mehr geben soll, ja dass man Gedanken und Erinnerungen an sie sogar weg schieben muss, damit es nicht mehr so weh tut.

Und was das Schlimmste von allem ist, dass es keinen Trost geben wird, dass zwar gute Menschen da sind, dass viele helfen, die Zeit zu überbrücken und die ersten Tage zu überstehen, aber dass man letztlich doch allein damit fertig werden muss. Das ist bisweilen sehr hart, und man könnte daran verzweifeln, wenn man nicht doch den einen Gedanken hätte, nämlich, dass unser Gott nicht den Tod will, sondern das Leben, und dass es TRINCHEN jetzt gut geht.

In jeder Messfeier bekennen wir Christen uns zum Glauben an die Auferstehung Jesu Christi, und hier im Gottesdienst für Trinchen tun wir es wieder. Wir denken dabei fest an Trinchen, und irgendwie ist da auch das sichere Gefühl, dass bei ihr nicht alles aus sein kann. Hoffen und beten wir, dass TRINCHEN jetzt in Jesus Christus das Leben findet. Amen.

Fürbitten
Herr Jesus Christus, der du ein Mensch warst wie wir und der du gestorben bist, wie wir alle einmal sterben, wir richten unsere Augen auf dein Kreuz. Im Glauben an deine Auferstehung tragen wir unsere Fürbitten vor:

  • - Gütiger Gott, schenke TRINCHEN nun die Freude und den Frieden deines ewigen Lebens.
  • - Befreie ihn von allem Bösen und führe sie in dein ewiges Leben, wo es keine Trauer, keine Klage und vor allem keine Schmerzen mehr gibt.
  • - Gedenke auch derer, denen der Tod des Verstorbenen besonders nahe geht, und gib ihnen Mut und Hoffnung zum Weiterleben, auch ohne sie.

Gott, unser Vater, getragen von deinem Geist, gehen wir den Weg unseres Lebens bis hinein in dein ewiges Leben. Schenke uns für diesen Weg deinen Segen. Wir bitten dich darum durch Jesus Christus, der mit dir lebt in Ewigkeit. Amen.

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Rudolf (Rudi) Hermann

gestorben am 7. September 2001
Auferstehungsamt am 11. September 2001

Lesung: Röm 14,7-9.12; Joh 12, 24-26

Lesung: Römerbrief Keiner von uns lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende. Also wird jeder von uns vor Gott Rechenschaft über sich selbst ablegen.

Evangelium: Johannes Amen ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.

Liebe Trauerfamilie,

Wenn jemand stirbt, werden wir nachdenklich, überlegen, denken nach, wer dieser Mensch war, der da gestorben ist, erinnern uns an so manches gemeinsam Erlebte, an so viele Worte, die der Verstorbene gesprochen hat.

Von Pfarrer Krebsbach ist Euch allen der Spruch bekannt: "Die Weywertzer haben eine harte Schale, aber einen guten Kern" Und jemand - der Rudi bestens gekannt hat - hat mir gesagt, dass dieser Spruch sehr treffend auf unsern Verstorbenen passt. Eine raue Schale, aber ein gutes Herz, einen guten, weichen Kern.

Gerade auch so habe ich Rudi in den fast 9 Jahren meines Dienstes hier in Weywertz kennen gelernt. Rudi war ein Mensch mit einem weiten Herzen.

In jungen Jahren, mit gerade mal 14 Jahren, ging er an die Arbeit bei Lang in Malmedy und war dort bereit nicht nur zu arbeiten, sondern die schmutzigste Arbeit zu verrichten, um 2 Franken mehr nach Hause zu seiner Mutter und zu seiner Familie zu bringen, die - wie so viele nach dem Krieg - in ärmlichen Verhältnissen lebte.

Ja, Rudi gehört auch zu jener Generation, die - wir jüngere können uns das gar nicht vorstellen - die nicht danach gefragt wurden, was sie einmal werden möchten, die nicht - wie wir jüngere Menschen heute - die Chance haben, dass man auf unsere Wünsche und Sehnsüchte einging. Ich habe Rudi in den letzten drei Jahren seit seiner Krankheit, die im Juni vor 3 Jahren ausbrach - gerade mal 2 Jahre nach seiner Frühpensionierung - oft besucht, zu Hause oder in den Krankenhäusern, oder in der Palliativpflege.

Bei meinem Gesprächen mit ihm - wo es nicht nur ums Wetter ging - spürte man einen Menschen, der vom Leben enttäuscht ist. Natürlich wird jetzt der eine oder andere in selbstgerechter Überheblichkeit sagen: "Er war es ja selbst schuld!"

Es ist ja so, das erlebe ich in den vielen Jahren, die ich hier bin immer wieder an dem was die Menschen äußern, dass ein Junggeselle nur halb so viel wert ist. Ich selbst als Junggeselle, bekomme das auch nicht selten zu spüren. "Wer wollte so einen auch..." so heißt es dann verletzend, verächtlich und überheblich. Und genau daran hat Rudi gelitten. So manche haben sich über ihn lustig gemacht, so dass sich an seinem Leben wohl auch noch andere versündigt haben.

Er wäre auch ein guter Familienvater geworden... wenn da nicht so manches andere dazwischen gekommen wäre. Aber nur die wenigsten fragten nach dem Warum. Weshalb ist es so gekommen? Was hat erlebt?

Es ist ja auch heute leider noch so, dass - wenn man ein "Mann" sein will - man rauchen und trinken muss. Je mehr umso besser. So mancher Mensch wurde in der Jugend dazu verführt. Rudi sagte mal: Als Kind und junger Mensch hat mir niemand gesagt, dass Rauchen und Trinken gefährlich sein kann. Aber nicht nur das, auch so manch andere Dinge haben dazu geführt, dass ihm viele Wege durch eine verbaute Jugendzeit verschlossen waren.

Muss sich nicht auch heute so mancher Mensch unter uns, in eurer kleinen Dorfgemeinschaft, verkannt und abgeschoben fühlen. Aber, wer denkt schon nach?

Ja, Rudi hat drei Jahre lang gekämpft, hat Chemotherapie und Bestrahlung, zahlreiche Krankenhausaufenthalte über sich ergehen lassen. Er hat Höhen und Tiefen mit erlebt bis er dann am vergangenen Freitag Morgen sein Leben Gott zurück gab und von seinem Leid erlöst wurde. Wie oft hat er gesagt: Ich bin noch zu jung zum Sterben. In der Tat: Mit 65 Jahren zu sterben, wer von uns wir ihm da widersprechen.

Dann kamen auch immer wieder Momente, vor allem wenn er liebe Freunde auf dem Friedhof besuchte, wenn er dann sagte: Die haben's gut. Die sind glücklich. Wäre ich wohl auch gut erlöst.

"Rudi ist erlöst!". Diesen Satz habe ich in den letzten Tagen oft gehört. Auch Ihr, seine Angehörigen, habt das gesagt, und das kann auch wohl jeder bestätigen, der in den letzten Wochen das Leiden von Rudi mit erlebt hat. Unaufhaltsam ging das vor sich, Schritt für Schritt, und alle, die das mit ansahen, bekamen ihre Hilflosigkeit und Ohnmacht zu spüren. Am Ende schließlich war der Tod wirklich eine Erlösung, nicht nur für Rudi, sondern auch für alle, die seinen letzten Weg mitgegangen sind.

Sicher: Unser Glaube tritt nie an die Stelle des Leids und der Trauer, sondern ist eher so wie Licht inmitten der Dunkelheit. Der Glaube gibt uns die Kraft, dass keiner an seinem kleinen irdischen Leben um jeden Preis kleben muss, dass nicht irdisches Leben unendlich verlängert werden muss, vor allem nicht dann, wenn die Verlängerung eigentlich nicht mehr Leben zu nennen ist. Im Evangelium heißt es: "Wer an seinem Leben hängt, verliert es. Wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben." Das ist unser Glaube, der uns vor der Angst befreit, zu kurz zu kommen oder etwas zu verpassen. Wir können Menschen sein, die nicht nur für ihr eigenes kleinkariertes Glück und auf ihren eigenen materiellen Vorteil bedacht sind, sondern die für andere leben und sich einsetzen. Wer sein Leben loslassen kann, nur der wird für andere Frucht bringen. So kann uns der Tod zum neuen Leben führen.

Was bleibt? Habt Ihr Euch schon mal diese Frage gestellt? Stärker als der Tod ist, was jeden einzelnen mit Rudi weiterhin verbindet: die Freundschaft, die Dankbarkeit für das, was er getan hat und was er uns bedeutet. Stärker als der Tod ist unser Glaube, dass unser Gott Leben schenken wird, dass der Tod nicht nehmen kann.

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Margarethe Reinertz-Schoffers - Wwe von Johann Reinertz

gestorben am 10. September 2001
Auferstehungsamt am 13. September 2001

Lesung: l Joh 3,1-2.14-16.18

Lesung aus dem 1.Johannesbrief Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Liebe Schwestern und Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder, und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt. Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben. Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit. - Wort des Lebendigen Gottes -

Liebe Trauerfamilie,

In einem Augenblick wie diesem sollte man am besten schweigen, denn alles, was gesagt wird, kann noch mehr weh tun, oder einfach an der Situation, in der Ihr jetzt hier seid, vorbeireden. Das liegt daran, weil ab jetzt ein Platz leer bleibt, weil Eure Mutter, (Ur-)Großmutter jetzt nicht mehr zum Fenster hinausschaut, weil sie gegangen ist, sie, mit der man seit so langer Zeit selbstverständlich zusammen war. Vielleicht werdet Ihr, liebe Angehörige, die Ihr Grete zuletzt gepflegt haben, auch ein bisschen Erleichterung verspüren über den Heimgang, aber sicher spürt Ihr noch mehr, wie sehr Ihr sie vermisst, die kleinen Eigenarten, die Art, über das Leben nachzudenken, ihre besondere Art. Frau Grete Reinertz, geb. Schoffers, hat es wie viele dieser Generation nicht leicht gehabt. Das Erlebnis von zwei schrecklichen Kriegen, der Partner an der Front, die Sorge für ihre Familie. Ihren Mann Johann verlor sie sehr früh. Er wurde nur 53 Jahre alt. Von Beruf war sie Näherin. Morgens um 7.30 Uhr verließ sie ihr Haus und ging in die Häuser, wo sie nähte, einen Beruf, den sie mit Begeisterung und Liebe ausübte. Wenn man im Leben überhaupt von Lohn reden kann, dann nur in der Weise, dass unsere Verstorbene im Alter nicht allein sein musste, dass sie für die Sorge um die Familie durch deren Sorge für sie selbst belohnt wurde. Und dieses gute Miteinander macht es Euch, liebe Angehörige, jetzt schwer. Ihr müsst ganz schmerzlich erfahren, was es heißt, jemanden gehen zu lassen, Abschied zu nehmen, ein letztes Anschauen, eine letzte Berührung, die Erinnerung an ein letztes Gespräch.

Das ist sehr hart, und im Grunde kann Euch niemand über diese Erfahrung hinweghelfen. Aber Ihr werdet auch spüren, dass Eure Mutter, Eure Großmutter zwar gegangen ist, aber dass sie dennoch da ist, in Eurem Bewusstsein, in Euren Erinnerungen, dass sie weiter lebt in Eurem Lebern. Und ich möchte Euch sagen.

Euer Gefühl trügt euch da nicht. Ihr könnt auf eure innere Stimme vertrauen, denn bestätigt sie nicht das, was uns in der eben gehörten Lesung aus dem Johannesbrief zugesagt wurde: "Wir wissen", so sagt Johannes, "wir wissen, dass wir schon jetzt aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben; wer nicht liebt, bleibt im Tod." Ihr seht: vom Tod zum Leben hinübergehen - das ist nicht ein Ereignis nach unserem Leben, nein, das kann jetzt schon hier beginnen. Ihr ward mit der Verstorbenen auf dem Weg. Es wird ihr jetzt gut gehen. Sie hat bereits in ihrem langen Leben ein wenig dieser ewigen Liebe erfahren dürfen und diese Liebe auch weitergegeben an Euch und ging so schon vom Tod zum Leben, sie bekam einen Vorgeschmack von Auferstehung. Jetzt erlebt sie diese Auferstehung ins neue Leben ganz. Darauf können wir hoffen, und darum wollen wir jetzt beten. Amen. (lk)

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Josef Sarlette

gestorben am 9. Oktober 2001
Auferstehungsamt am 13. Oktober 2001

Mt 6,26-34

Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!

Einleitung

Am 26. Oktober hätte sich zum drittenmal der Tag gejährt, an dem unser Verstorbener Josef Sarlette infolge eines Gehirnschlags zum Krankenhaus kam, dort mehrere Wochen verbrachte und schließlich ins Seniorenheim Arcades kam. Josef Sarlette wurde am 14. Okt. 1924 als ältestes von drei Kindern auf dem Brückberg geboren. Noch am Tag vor seinem Tod - am vergangenen Kirmesmontag, d.h. am Tag als er zum Krankenhaus kam - zog es ihn wieder nach Hause, zum Brückberg. Die beiden Krankenhaus-Seelsorger, Rektor Henri Dethier und Frère Joseph fuhren ihn zu seiner geliebten Heimat, zum Brückberg, da wo er so gerne war und so gerne wieder zurück nach Hause gekommen wäre. Dieser letzte Tag mit Josef auf dem Brückberg war wohl so etwas wie ein letztes Abschied nehmen von seiner geliebten Umgebung, er der so heimat- und naturverbunden lebte. Ich habe Josef, als ich vor 9 Jahren vom Bischof nach Weywertz versetzt wurde, in den allerersten Tagen gleich besucht - man sagte mir, dass das das Weywertzer Original sei. Ich habe ihn seitdem oft besucht, zu Hause und bei seinen zahlreichen Krankenhausaufenthalten oder im Seniorenheim in Malmedy. Ich habe Josef als einen Menschen kennen- und schätzen gelernt, der sich so gerne unterhielt und mit dem man leicht Kontakt bekam, was ja für unsere Eifeler Mentalität ja alles andere als Normal ist.

Ansprache

Manche betagte Menschen könnte man mit einem einsam dastehenden alten Baum vergleichen. Der Stamm ist knorrig. Man sieht, dass er den Witterungsunbilden getrotzt hat, dass die Rinde hier und da schon rissig geworden und Moos angesetzt hat. Ja, auch die Krone ist zerzaust.

Ja, abseits der Verkehrswege, lebte mutterseelenallein oben auf dem Brückberg Josef Sarlette, den wir alle "Bröckbergs-Jösef" nannten.

Als ich ihn im September 1993 - wenige Tage nach meiner Einführung als Pfarrer in dieser Gemeinde - zum erstenmal dort besuchte und begegnete zweifelte ich ein wenig, ob hier noch jemand wohnt. Die hohen Schatten spendenden Buchenbäume, die beim Haus stehen, tauchten die Umgebung in ein wohltuendes gedämpftes Licht. Die Haustür stand halbwegs offen. Als ich dort war, kam eine Gestalt von der anderen Straßenseite auf mich zu. Ich stellte mich vor und wir waren schon sofort auf Du, und irgendwie auf gleicher Wellenlänge und mitten in einem schönen Gespräch versunken. So sieht er also aus, Bröckbergs-Jösef, den sie alle das Original nannten und der sich selbst als Naturmensch bezeichnete. Da oben auf dem Brückberg war sein Reich. Das Haus, die Hecken und hohen Buchenbäume, seine Tiere, von denen er mir immer wieder sprach, wenn ich ihn - noch zuletzt in Arcades und im Krankenhaus - besuchte.

Josef Sarlette war ein zutiefst naturverbundener Mensch, der aus Respekt vor der Natur, alles der Natur überließ. So manche uneinsichtige Menschen legten das natürlich anders - auf ihre Art und Weise - aus: Sie sagten: Er sei faul ! Auch war er im Tiefsten ein tierliebender Mensch, ein Tieffreund, auch wenn andere wiederum, dies anders auslegten. Entsprechend habe ich ja auch das Evangelium ausgesucht. Ihr habt es wohl bemerkt!

Im Grunde wollte er nie Bauer werden.... wie er uns mal verriet. Mein Vater sagte: "Du geht's jetzt Mist spreiten und wirst Bauer". Gegen ein solches Wort durfte man sich nicht auflehnen. Aber er spürte in sich, dass er gerne anderes gemacht hätte. Nicht dass er etwas gegen den Beruf des Landwirten gehabt hätte, aber er spürte, dass seine Fähigkeiten anderswo lagen... und er hat auch gesagt: Wo er sie sah? Aber dies jetzt hier auszuführen, würde zu weit führen.

Was mir aber immer weh tat, in den Jahren, die ich "Jösef" hier erlebte, war, dass man sich über ihn lustig machte. .. selbst hier in der Kirche. Wenn Josef in die Kirche kam, dann schaute man sich um, schaute sich gegenseitig an und ein höhnisches, gehässiges Lachen kam über so manche Lippen. Auch bei Festen, wenn er sich dann traute zu kommen, habe ich ihn so manches Mal alleine am Tisch sitzen gesehen, weil sich sonst niemand an diesem Tisch setzten wollte. Wenn ich mich dann an seinem Tisch ging, war er so froh, dass er doch nicht ganz ausgeschlossen sei.

"Drecksferkel", so nannten ihn manche in selbstherrlicher Überheblichkeit... aber keiner hat gefragt, warum es so weit kam. Das interessierte dann keinen. Wie oft fühlte er sich einsam und abgeschoben, ausgeschlossen. Das hat ihm weh getan, dass sich so manche im eigenen Dorf über ihn lustig machten. Und je mehr man sich über ihn amüsierte, um so mehr ließ er sich gehen. Er, der so ein tiefes Bedürfnis hatte, mit Menschen zu sprechen, fühlte sich mehr und mehr dazu gedrängt, sich dann wirklich außerhalb der Gemeinschaft zu stellen, um noch irgendwie bemerkt zu werden... und sei es noch vom "fahrenden Volk", die bei ihm lagerten oder von Touristen, die ihn - wie einen Exoten - abfotografierten. In seinem tiefen Bedürfnis mit mir oder anderen zu sprechen, konnte man erkennen, dass das was er sagte auch Hand und Fuß hatte, also fundiert war.

Was ich aber in all den 9 Jahren, die ich Josef Sarlette kennen durfte, an ihn besonders schätzte, war seine gute Laune. Einen tiefen Glauben prägte ihn, auch wenn er - aus den eben genannten Gründen - nicht mehr und nur mehr sehr selten am Gottesdienst seiner Christenfamilie teilnahm. Das schlechte Wetter oder andere Schicksalsschläge lastete er dem Herrgott nie an... Wie oft, sagte er, richtet der Mensch sich selbst zu Grunde, in einer Welt der Technik und des Konsums, in einer Leistungs- und Zwangsgesellschaft. Da wo und wie er lebte, kannte er weder Zwang noch Stress.

Ich möchte abschließen mit einem letzten Hinweis zu seinem Leben, einem letzten Charakterzug, den ich an ihn - bei all seinen Fehlern und Schwächen, die wir ja alle haben - wer ohne Sünden ist, werfe den ersten Stein! - ein letztes Merkmal, das ich an "Jösef" schätzte. Das war sein Wortschatz: Ich habe nie über seine Lippen die primitive Fäkaliensprache gehört, deren sich ja manche in unseren Breitengraden gerne und schnell und unbedacht bedienen. Und wohl die meisten, die sich über ihn lustig gemacht haben, haben gar nicht gemerkt, dass er ihnen in Bildung und Wesen weit voraus war.

Lothar Klinges, Pfarrer in Weywertz und im Pfarrverband Amel.


Ein Eifeler Original wurde zu Grabe getragen

Von Kurt Fagnoul

Am 13. Oktober 2001 läuteten die Glocken für Josef Sariette aus Weywertz. Der Verstorbene war weit und breit als Bröckbergs Josef besser bekannt. Er war unter dem Sternzeichen Waage geboren worden und der Monat Oktober spielte in seinem Leben eine ganz besondere Rolle, denn am 14. Oktober 1924 wurde Josef als ältestes von drei Kindern auf dem Brück-berg in Weywertz geboren. Am 26. Oktober 1998 erlitt er einen Gehimschlag, und man überführte ihn nach Malmedy ins Krankenhaus. Am Kirmesmontag, den 8. Oktober 2001 brachte man ihn noch einmal zum Brückberg, einem Fleckchen Erde, das er so geliebt hatte. Die beiden Krankenhaus-Seelsorger Rektor Henri Dethier und Frere Joseph begleiteten ihn. Was bei diesem Abschiednehmen in ihm vorgegangen sein muss, das kann man sich nicht ausmalen! Im Juni 1990 hatte ich dem freundlichen Sonderling einen Besuch abgestattet. Ich erinnere mich noch gut an diesen sonnigen Sommertag. Als ich mit meinem Tonbandgerät aus dem Auto stieg und ein wenig zurückhaltend die Umgebung in Augenschein nahm, fragte ich mich, ob denn hier wohl noch jemand wohnen sollte. Die Haustür, die vor vielen, vielen Jahren vielleicht einmal frisch gestrichen gewesen war, stand halbwegs offen. Als ich mich dem Eingang näherte, löste sich eine gespenstische Gestalt aus dem dichten Gebüsch auf der gegenüberliegenden Straßenseite und rief mich an. Also doch! Bröckbergs Josef war zu Hause und hatte mich von seinem Späherposten aus beobachtet. Nun stand er leibhaftig vor mir. So sieht ein Mann aus, der mit der Einsamkeit kämpft und der sich als Naturmensch bezeichnet. Ein echter Struwwelpeter, so wie er in dem Kinderbuch dargestellt ist. Als ich ihm meinen Wunsch mitteilte, mit ihm vor dem Mikrofon ein persönliches Gespräch zu führen, willigte er ein und wir begaben uns ins Haus. Draußen an der Mauer stand ein Rind, das an einem Haken angebunden war. Als ich ihn fragte, ob er denn in seinem Alter noch immer aktiv sei, sagte er mit angehobener Stimme: "Ich muss doch die Zeit totschlagen. Die Langeweile ist mein schlimmster Feind!" Das hatte ich nicht erwartet, dass wir so schnell ins Gespräch kommen würden. Die Eifeler Mentalität ist doch eine ganz andere, misstrauisch und wortkarg. Bröckbergs Josef hatte eine sanfte, tiefe Stimme und seine Worte verrieten mir eine ihm nicht zugetraute Intelligenz! Im Grunde seines Herzens wollte Josef nie Bauer werden, doch als er herangewachsen war, hatte sein Vater zu ihm gesagt: "Du gehst jetzt Mist spreiten und wirst Bauer!" Er hatte nichts gegen den Beruf des Landwirten, doch in seinem Unterbewusstsein spürte er, dass auch noch andere Fähigkeiten in ihm schlummerten. Ja, so war das früher. Da durfte und konnte meist nur der lernen, der Pastor werden wollte. Zudem musste ja auch jemand den elterlichen Betrieb übernehmen und weiterführen. Früher war Josef auch einmal Mitglied des Weywertzer Junggesellenvereins gewesen, doch nun genügte es ihm, der älteste Junggeselle vom Brückberg zu sein, und dabei grinste er ein wenig verschmitzt, als ich ihn danach fragte. Meine Frage, ob er denn niemals auf Freiersfüßen gestanden habe, beantwortete er mit einer gewissen Trauer in der Stimme. "Liebe ist etwas Schönes, aber Liebe finden, das ist schwer. Ich bin schon mal hier oder dort gewesen, aber nie fand ich Gegenliebe. Immer stieß ich ins Nichts." Warum er beim weiblichen Geschlecht nie auf Gegenliebe stieß, das konnte er nicht verstehen. Er schrieb dies dem Umstand zu, dass man bei ihm zu Hause zu spät geteilt habe. Eilig hatte er es damals nicht, denn er wohnte ja im "Hotel Mama", und seine Mutter erreichte das stattliche Alter von 86 Jahren. Die Einsamkeit, so betonte er nochmals, war einer seiner gefürchtetsten Feinde. Damals kannte man noch die strengen Winter und dann sah man außer dem Briefträger eine Woche lang keinen einzigen Menschen oben auf dem Brückberg. Einmal in der Woche brachte der Postbote die Zeitung und wenn sich das Wetter anbahnte, kam hin und wieder auch das eine oder andere Ochsen- oder Pferdegespann vorbei. Als die Mutter noch lebte, braute sie dem, der Zeit für ein "Klääfchen" hatte, noch eine Tasse Tee. Die Kaffeekanne war schon so alt, dass man die Verzierungen auf dem dunklen Porzellan mit bloßem Auge nicht mehr erkennen konnte. Ich glaube, wenn der Besucher Abschied nahm, waren beide glücklich. Die Weywertzer Bevölkerung zeigte sich meist verständnisvoll für sein Anderssein und als seine Mutter ihm in die Ewigkeit vorausging, versorgte die Familie Mathieu ihn längere Zeit mit Essen, doch er wollte ihnen nicht immer zur Last fallen und so versuchte Bröckbergs Josef einmal selbst seine Kochkünste. Jeder, der schon mal in der Situation gewesen ist, weiß, wie schwer es ist, Mutters Rezepte auszuprobieren - und so ließ sich Josef eines Tages auf die Liste der Abnehmer für das "Essen auf Räder" setzen. Wie er mir verriet, war er nie mäkelig ("jelott") gewesen. Das hatte seine Mutter ihm abgewöhnt. Bei ihr musste alles gegessen werden, was auf den Tisch kam. Wenn es einmal nicht schmeckte, nahm sie kurzerhand den Teller vom Tisch, und es gab nichts anderes. Ich sehe noch heute seine Augen aufleuchten, als er sagte: "Das hättest Du sehen müssen, wenn bei der nächsten Mahlzeit der Teller wieder vorgesetzt wurde. Dann war der Appetit da" und dabei klopfte er mir leicht auf die Schulter. Als ausgesprochener Naturmensch und -freund kam die Hygiene leider bei ihm zu kurz. Unter diesem Fremdwort verstand er seinen Körpergeruch und, wie er bedauernd hinzufügte, gebe es Menschen, die sich selbst nicht mehr riechen könnten. Toilettenwasser oder gar wohlriechende Seifen waren für andere Leute. Er verzichtete sogar freiwillig auf Kamm und Bürste. Ob je ein Zahnarzt seinen Mund mal gesehen hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. Sein Mund glich nämlich einem alten Kamm, der nur mehr ein paar Zähne hat. Josef blieb im Leben nichts erspart. Als ausgesprochener Naturfreund kam er diesbezüglich sogar mit dem Gesetz in Konflikt. Es gibt nämlich eine alte Verordnung, die das Ausrotten der Disteln und das Schneiden der Hecken vorschreibt. Trotz wiederholter Verwarnung widersetzte sich Josef der Aufforderung, dem "Unkraut" mit Axt, Sense und Schere auf den Leib zu rücken. "Was du nicht willst, das man dir tut, das füg' auch keinem anderen zu!", so lautete sein Wahlspruch. Dass er sich jedoch gegen die Zahlung der Geldbuße sträubte, das war für die vorgesetzte Behörde nicht statthaft, und so musste er ins Gefängnis, um seine Schuld abzusitzen. Er nahm es von der guten Seite und sagte: "Ich war damals noch nicht so alt, doch wenn einer Familie hat, für den ist es hart. Für einen alleinstehenden Kerl wie mich? Sicher!?", und dann grinste er wieder verschmitzt. Gleichzeitig aber lobte er die gute Behandlung, die ihm im "Prison" zuteil geworden war. Man hatte ihm einen frisch gewaschenen Anzug ausgehändigt und die Hose hatte sogar eine Bügelfalte! Auch das Essen war nicht schlecht: Selten habe er so lecker gewürzte Erbsen und Mohren gegessen, versicherte er mir. Man übte Nachsicht mit ihm, denn im Vergleich zu den anderen Insassen war er doch nur ein kleiner Fisch. Es gibt aber auch schlechte Menschen auf dieser Welt. Drei Monate nach dem Tod seiner Mutter brach man bei ihm ein. Die Halunken ließen all seine Ersparnisse, die sich auf etwa 30.000 bfrs beliefen und die er zu Hause aufbewahrte, mitgehen. Doch die Einbrecher begnügten sich nicht damit und kamen nach einiger Zeit wieder. Beim zweiten Male entwendeten sie neben anderen Gegenständen auch noch die silberne Taschenuhr, die er von seinem Vater geerbt hatte und an der sein Herz so sehr hing. Aller guten Dinge sind drei, heißt es, und die Lumpen kamen auch noch ein drittes Mal. Als er sich zur Wehr setzen und sie verscheuchen wollte, haben sie ihn noch arg malträtiert. Nun war sein Glauben an das Gute im Menschen erschüttert. Seitdem räumte er gewollt nicht mehr fein säuberlich auf. "Denen mache ich den Weg nach oben nicht mehr so bequem." Im Hausflur standen schwere Säcke, an denen man sich vorbeizwängen musste und die Treppe nach oben glich einer Slalombahn. Auf jeder Stufe stand ein Hindernis! Die Einsamkeit um ihn breitete sich aus. Die Menschen ekelten sich vor seiner Nähe und so hielt er sich von ihnen fern. Als ich hörte, dass er, der so unter der Einsamkeit gelitten hat, im Seniorenheim "Arcades" in Malmedy eine Bleibe gefunden hatte, wusste ich, dass er nun in guten Händen war. Beim Segnen des Sarges vor der Kirche entdeckte ich ein neueres Foto von Josef. Wie ich feststellen konnte, war er wieder in unsere Zivilisation zurückgekehrt. Schade, dass er die vielen Menschen nicht mehr sehen konnte, die ihm, einem gutmütigen Menschen, die letzte Ehre erwiesen. Ich glaube dies hätte ihn mit großem Stolz erfüllt.

Quellanangaben:

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BRF-Interview vom 15.Juli 1990. - Eine Begegnung mit Bröckbergs-Jösef, in Senioren-Kurier, 1993, Nr. 2. - Text der Auferstehungsfeier für Josef Sarlette, verfasst von Pfarrer Lothar Klinges.

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