Predigten aus dem Leben gehalten von :

Pfarrer Lothar Klinges,
Lindenstraße 25, B - 4750 Bütgenbach-Weywertz
Tel. 003280446069; Telefax: 003280447769

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Kasualpredigten
Auferstehungsämter/Exequien-Ansprachen 2009

Auswahl Verstorbene:

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Gredi Heinen-Vilz


Sterbetag: 28.12.2008
Auferstehungsamt: 02.01.2009

Liebe Familie von Gredi,

Die Wiege von Margarethe Heinen-Vilz, oder Gredi, wie sie hier in Weywertz genannt wurde, ihre Wiege mit der Jahreszahl 1923 stand in Mürringen, wohin sie auch im Alter von 86 Jahren, als sie im Seniorenheim St. Vith wohnte, immer wieder nach Hause kommen wollte. „Holt mich mit nach Hause“, hat sie immer wieder gesagt, und meinte damit ihr elterliches Haus in Mürringen.

Gerade zu Weihnachten zieht es viele Menschen nach Hause, zu den Wurzeln, zu den Eltern.

Vor 86 Jahren, am 8. Februar 1923 wurde sie in einer kinderreichen Familie als drittes von neun Kindern der Eheleute Johann Vilz und Maria Peters geboren. Von ihren Geschwistern lebt noch ihr Bruder Adolf und ihre Schwester, die in dieser Woche sich einer schweren Operation in Mont-Godinne unterziehen muss.

Schon als junges Mädchen kam sie als Küchengehilfin in das Eupener St. Josefsheim.
Sie gehörte zu der Generation, die in der Zeit des Zweiten Weltkrieges viele Jahre der Jugend verloren haben. So kam sie mit 19 Jahren zum Arbeitsdienst und ein Jahr später von 1943 bis 45 zum Kriegsdienst nach Koblenz, wo sie in amerikanische Gefangenschaft geriet und im August 1945 nach Hause zurückkehren konnte.

Alsdann ging sie, wie so viele andere junge Frauen unserer Gegend, in Stellung, zunächst während drei Jahren in Verviers, dann in Lüttich und schließlich nach Malmedy.
Eine wichtige Zeit in ihrem Leben begann als sie „Empfangsdame“ bei der Familie Van Zuylen in Angleur wurde, wo sie beim Bruder des damaligen Bischofs Wilhelm-Maria Van Zuylen während zwölf Jahren in der großen Kaffeezubereitungsfirma „Chat Noir“ tätig war, eine Zeit, von der sie immer wieder berichtete, noch zuletzt im St. Vither Altenheim.

Erst im Alter von 55 Jahren heiratete sie im Kloster St. Rafael in Montenau Johann Heinen und kam nach Weywertz.
Am 29. Dezember 2000 verstarb Ihr Ehegatte Johann und so blieb sie allein im Haus zurück, bis es dann nicht mehr ging und sie nicht mehr den Haushalt führen konnte, und ins Seniorenheim kam.
Zunächst vom 10. April 2007 bis zum 1. Oktober 2007 in Membach und seitdem während fünfzehn Monaten im Seniorenheim St. Josef in Sankt Vith, wo sie eine gute Aufnahme gefunden hatte

Fast auf den Tag genau, acht Jahre später, gab sie dann am vergangenen Sonntag, 28. Dez., am Fest der hl. Familie, ihr Leben dem Schöpfer zurück.

Eines der schönsten Weihnachtslieder, lässt uns mit folgenden Worten in diesen weihnachtlichen Tagen immer wieder an die Krippe treten: „Ich steh an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben.“

Die dritte Strophe ist für mich die schönste: „Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne… (141,3)
Wir alle kennen die Schatten des Todes in unserem Leben. Wir wissen aber alle auch, wie tröstlich in solcher Situation die Strahlen der Hoffnung und des Glaubens sein können. Beim Sterben, beim Aufbruch in die endgültige Begegnung mit Gott, geht es nicht in Richtung Finsternis und dunkles, kaltes Grab. Nein, es geht in Richtung Leben, in Richtung Freude und Licht in Fülle.

Diesen Glauben an das ewige Leben, an den Gott, der dieses Leben schenkt, den hat unsere Verstorbene ein Leben lang in sich getragen. Und so wün¬schen und erbitten wir ihr heute, dass auch die vierte Strophe des Liedes ganz Wirklichkeit geworden ist, dass sie ihren Gott nun schauen darf und dass sie unfasslich über diese Liebe und Zuneigung unseres Got¬tes, die auch ihr - wie uns allen - ganz persönlich gilt, staunen kann und für sich voll herzlicher Freude bekennen:

»Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen.
Und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund war
und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen!« (GL 141,4).

Wir alle dürfen uns mit unseren Verstorbenen über die Vollendung des Lebens freuen, wenngleich es uns schwer fällt loszulassen und herzugeben, wenn¬gleich wir unsere Verstorbenen gerne noch länger in unserer Mitte gehabt hätten. Sie bleiben uns nahe! Und sie werden die Ihren vom Himmel aus weiter lieben!

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Hildegard Sarlette-Schenk


Sterbetag: 31.12.2008
Auferstehungsamt: 05.01.2009

Liebe Familie von Hildegard, liebe Mitchristen,

Am 7. Juli 2007 hatten wir uns hier versammelt, um Abschied von Eurem Vater Joseph Sarlette zu nehmen. Nun sind wir wieder hier, 1 ½ Jahre später und nehmen von Eurer Mutter Hildegard, die am Silvesterabend, nach einem längeren Leidensweg, der mehr und mehr zu einem Kreuzweg wurde, Abschied.

Am 17. November 2008 kam sie nach Mont-Godinne, um sich einer Herzoperation zu unterziehen. Lange hatte sie überlegt, um diese Operation an sich durchführen zu lassen. Guten Mutes hat sie sich dafür entschieden. Alles schien auch anfangs gut zu laufen, als sie am Festtag der hl. Elisabeth von Thüringen an dieser Klinik operiert wurde. Am 4. Dezember kam sie von Mont-Godinne zu unserer St. Vither St. Josefsklinik. Aber der Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. „Es geht mir von Tag zu Tag schlechter“, hat sie mir mehrmals erzählt. In der Tat, sie schien sich von der schweren Operation nicht so richtig erholen zu wollen und ihr Lebensmut litt auch darunter. Eine weitere Operation am Donnerstag vor Weihnachten brachte auch keine Besserung, so dass sie am Montag vor Heiligabend einen schlimmen Herzstillstand erlitt, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte. Auch eine Rückführung nach Mont-Godinne brachte keine Besserung, so dass mich am Silvesterabend der Anruf von Michael erreichte: „Mama ist für immer eingeschlafen.“

Hildegard wurde als Jüngste von drei Kindern in Dalkingen in der Gemeinde Rainau in Baden Württemberg geboren, wo sie Filialleiterin der örtlichen Raiffeisenbank wurde, eine Aufgabe, die sie von ihrem Vater übernommen hatte.
Ihre Geschichte mit Weywertz begann nach dem 16. Dezember 1968 als Maria Reuter, die Frau von Joseph Sarlette, im Alter von nur 41 Jahren verstarb und eine Familie mit sechs Kindern hinterließ. Danach suchte der Joseph eine Mutter für die große Familie und inserierte zunächst in der Aachener Kirchenzeitung, wo man ihm aber nach einigen Versuchen mitteilte, dass er wohl in Norddeutschland niemanden finden würde, die für diese Aufgabe bereit wäre und er sich doch Richtung Süddeutschland orientieren sollte.
Er hat sich an den Neulandbund gewandt, ein von Pater Rupert Mayer gegründetes Institut, bei dem er inserierte. Auf der andere Seite gab es eine junge Frau, Mitte Dreißig, die sich die Frage nach dem Sinn ihres Lebens stellte. Wozu lebe ich eigentlich? Was ist der Sinn meines Lebens? Ich habe alles war ich brauche, einen festen Beruf, aber soll das alles sein? Hildegard reagierte auf die Anzeige von Joseph.

Und so kam es zu ersten Briefkontakten und zu ersten Besuchen in Robertville und bei Heimbach, wo Hildegard der Familie Sarlette begegnet ist.
Eine Aussage des damals kleinen Pascal hatte sie sehr bewegt: „Hildegard soll bleiben!“, hatte er damals gesagt.
Schließlich hat sich Hildegard entschieden, Joseph zu heiraten und Mutter der sechs Kinder zu werden. Keine leichte Entscheidung, die Heimat zu verlassen und diese Aufgabe anzugehen.
Aus einem tiefen Glauben heraus hat sie sich für diesen Auftrag entschieden, den sie überdies als „Fügung Gottes“ verstanden hat. „Komm und folge mir“, dieses Wort Jesu, hat sie damals im Herzen gehört. Drei Jahre nach dem Tod von Maria Reuter heirateten Joseph und Hildegard.

Ihren Auftrag hat sie erfüllt: für die Kinder zu sorgen und für ihren Mann, der seit langem an Demenz litt und den sie bis zuletzt gepflegt und umsorgt hat, den sie so schweren Herzens ein Stück abgeben musste als es nicht mehr ging und er ins Seniorenheim kam und dort weiterhin von Hildegard umsorgt wurde. Eine schmerzliche Zeit war das für Hildegard, die behutsam „seine" Dinge mit übernahm und ihm immer wieder versicherte: „Josef, wir machen das gemein¬sam!" Hildegards Gewissheit: „Auch wenn er gleich darauf wieder alles vergessen hat, muss er mei¬ne Liebe spüren, und ich stehe zu ihm, auch nach außen. Ich muss ihn so annehmen, wie er ist, auch wenn es weh tut." Den Schritt, Josef einem Pflegeheim anzuvertrauen, ist ihr sehr schwer gefallen, sagte Hildegard, aber die Pflege ihres Mannes war von Tag zu Tag beschwerlicher geworden, so dass sie keinen anderen Ausweg mehr sah.

„Es ist vollbracht“. Dieses letzte Jesus-Wort fiel mir ein, als ich über Hildegards Tod nachdachte. Ich brauche nicht die ganze Welt zu erlösen. Aber für mich gilt es, MEIN Lebenswerk zu tun. Ihr Lebenswerk hat sie vollbracht und erfüllt. Oder um es mit einem Wort des hl. Paulus zu sagen: „Ich habe den Lauf vollendet!“ Das dürfen wir von Eurer Mutter sagen: Sie hat „ihren Lauf“, ihren am Ende immer beschwerlicher gewordenen Weg vollendet. So sehr man die Mutter auf immer behalten möchte, niemand hätte ihre eine Verlängerung ihrer Leidenszeit wünschen können.
So liegt über ihrem Sterben, bei aller Trauer, auch Frieden. Es war für sie Hinübergang, Heimgang: „Ich habe den Lauf vollendet“. Die Worte des Paulus kommen mir vor wie eine Art Überschrift über dem Leben Eurer Mutter: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, die Treue gehalten.“ Die Treue zu ihrem Lebensauftrag in der Familie, in der Pflege ihres Mannes und die Treue zu ihrer und unserer Kirche. Das war der tiefste Lebensanker von Hildegard: Das Vertrauen in Gott. Vielleicht ist das das größte Kapital, das Eure Mutter und Großmutter Euch, den Kindern und Enkeln, mitgibt: der Glaube an Gott und die Treue im Leben.

Bei uns, ihrer neuen Heimat hat sich Hildegard in unserer Pfarrgemeinde engagiert. In den letzten 15 Jahren war sie uns in vielen Bereichen der Seelsorge eine wichtige Stütze. Ihre Aufgeschlossenheit und Bereitschaft sich zu öffnen für Neuerungen in der Kirche, nicht krampfhaft am Alten festzuhalten, das keine Zukunft mehr hatte, zeichnete sie aus. Bei der Liturgiereform gehörte sie zu den ersten, die den Lektorendienst (auch in vielen, vielen Wochenmessen), den Kommunionhelferdienst übernahm, damals noch unter großem Widerstand verschiedener Menschen, die die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hatten und meinten alles müsse so bleiben wie früher. In unzähligen Versammlungen und Gesprächen, bei Bibelabenden und Glaubensfortbildungen, beim Aufbau der Kontaktgruppen, wo sie für die Liturgie zuständig wurde, beim Aufbau der Pfarrverbandes vor fünf Jahren hat sie unserem Dorf und unserer Pfarrgemeinde so viele wertvolle Dienste erwiesen, für die wir dankbar sind.

Ihr Haus am Ende des Dorfes war ein „Haus für alle“, eine Anlaufstelle für viele Menschen. Gastfreundlich und immer ein gutes Wort, zuhörend und verständnisvoll, wie man es nur selten erlebt.

Ihr freundliches, gut gelauntes Wesen machte sie zu einer angenehmen Gesprächspartnerin. Man spürte, pflichtbewusst wie sie war, ihre Sorge um den Glauben und die Kirche. Sie würde nicht wollen, dass ich das jetzt genauer benenne, denn sie wirkte im Stillen. Nur Gott weiß um ihre vielen kleinen und größeren Dienste.

Sie hat ein Leben „für andere“ gelebt: Sich selbst stellte sie eher im Hintergrund. Ihre Dienstbereitschaft wurde ihr manchmal auch zu viel. Aber trotzdem machte sie sich immer wieder auf, um zu dienen.

Und viel gebetet hat sie. Ihr ganzes Leben war eine einzige Verbundenheit mit Gott: Sie lebte ständig in der Gewissheit, von Gottes Nähe umgeben zu sein.
Sie lebte aus einem tiefen Glauben heraus, ein Glaube nicht für Feiertage, ein Glaube nicht der frommen Worte, sondern ein Glaube durch und durch gelebt.
Die Kirche war ihr zweites Zuhause.

„Von guten Mächten wunderbar geboren, erwarten wir getrost, was kommen mag, Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Das, was Dietrich Bonhoeffer am Silvesterabend des Jahres 1944, also genau 64 Jahre vor ihrem Tod am Silvesterabend in Mont-Godinne, in der Gefängniszelle in Tegel als Ausdruck des Glaubens geschrieben hat, ermöglicht uns auch einen Blick auf den Grund, aus dem Hildegard gelebt hat.
„Und reichst Du uns den schweren Kelch den bittern, des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand“.
In dem Augenblick, in dem Hildegard für immer einschlief, sangen wir dieses Lied beim Jahresabschlussgottesdienst in unserer Kirche. Beten oder singen wir es immer wieder als Gebet unserer Hoffnung, am Todestag von Hildegard, der ihr Geburtstag zum unvergänglichen Leben wurde.
Lothar Klinges

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Agnes Heinen-Küpper


Sterbetag: 06.01.2009
Auferstehungsamt: 10.01.2009

Liebe Familie, liebe Mitchristen,

Ihr als Familie von Agnes, spürt von uns allen am deutlichsten das Loch, das das Sterben der Mutter, der Großmutter in Euer Leben gerissen hat. Ja, der Tod hat in ihrem Sterben ein Stück aus Euch gerissen. Ihr spürt den Schmerz, der so plötzlich am vergangenen Dienstagmorgen, 6. Januar, über Euch hereinbrach.

Ihr dürft aber auch dankbar sein. Sie war Euch lange, sehr lange geschenkt; als letzte ihrer Geschwister ist sie mit fast 90 Jah¬ren gestorben. Sie ist in den letzten Jahren immer gebrechlicher, immer schwächer geworden. Im März-April war sie viele Wochen im Krankenhaus, in St. Vith, in Mont-Godinne, dann wieder St. Vith. Sie und auch ihr habt viel mitgemacht. Damals sah es sehr schlecht um ihren Gesundheitszustand bestellt. Dann konnte sie wieder nach Hause kommen und führte wieder den Haushalt und kochen. Ihr habt ihr in den letzten Jahren auch viel Pflege und Geborgenheit geschenkt. Ihr habt ihr Zeit, Kraft, Liebe und Ge¬duld geschenkt. So hat ihr Leben so enden dürfen, wie es be¬gonnen hat: angenommen, umsorgt und gepflegt.

Und trotzdem ist es schwer, wenn wir jetzt endgültig erfahren müssen: Sie ist nicht mehr unter uns. Agnes wurde kurz nach dem 1. Weltkrieg, am 27. April 1919, als Jüngste von sieben Kindern der Eheleute Jakob Küpper und Maria Herbrand geboren.

In vielen Geschichten wird erzählt, dass die Tugend der Weis¬heit nur Menschen zuteil wird, die ein hohes Lebensalter er¬reichen. Durch die im Laufe vieler Jahre gesammelte Lebens¬erfahrung wird ein Mensch reif und weise.

Am Leben von Agnes kann uns etwas aufgehen von der Weisheit im Verständnis Gottes. Sie gehörte zu den Stillen im Land, zu jenen, die einen Sinn und ein ausgeprägtes Gespür für das Wesentliche hatte: das war für sie Gott; im Alltag mit ihm ver¬bunden zu sein; den Werktag dadurch zu heiligen; Gott in al¬lem zu suchen; in seiner verborgenen Gegenwart zu leben. Dafür nahm sie sich Zeit zum Gebet, für zahlreiche Pilgerfahrten ob nach Lourdes, Banneux oder Schönstatt, besuchte regelmäßig den Gottesdienst, nicht um nachher über andere herzuziehen, sondern um durch ihr stell¬vertretendes Dasein andere zu begleiten und zu unterstützen. Das war für sie wichtig.

Der Weg Jesu war für sie Maßstab und Ausrichtung. Sie erfuhr am eigenen Leib und in der eigenen Seele, wie hilflos und schwach, aber auch arm-selig sie als Mensch war. Indem sie auf das Kreuz geschaut hat, ließ sie sich davon prägen und führen.

Agnes hatte einen solch vertrauten Umgang mit ihrem Gott gepflegt. Auch das Religiöse des Menschen ist in Gefahr, zwischen Überängstlichkeit und totaler Vernachlässigkeit hin- und herzupendeln. In Eurer Mutter stellt sich uns ein Mensch vor Augen, der die Nähe des Gebets und die Ge¬borgenheit im Dasein Gottes gesucht und so Vertrauen für das eigene Leben gewonnen hat. Gerade auch in den schwe¬ren Zeiten, als ihr Mann Leo starb. Erst recht, als ihre Enkelkinder starben, Vanessa, im gleichen Jahr wie ihr Mann, 1983, und ihr Patenkind Oliver 1988.
In jener Zeit hat sie Standfestigkeit gezeigt, in¬dem sie gegen die Nöte und die Verzweiflung angekämpft hat im Vertrauen aus dem Glauben. Aus ihm hat sie Antworten gewonnen, die sie fähig machten, für ihre Familie zu sorgen und im geduldigen Hoffen die Nöte des Alltags zu meistern.

Agnes war stets besorgt, dass alle im Haus waren, besorgt um ihre Familie, um Nikla, um ihre Enkelkinder. Sie war ein gern gesehenes Mitglied im Pensioniertenbund, noch zuletzt bei der Weihnachtsfeier, als wir uns alle freuten, als sie eintrat und sich zu uns gesellte.
Gott hat ihr bis zuletzt einen klaren Verstand gegeben, der sich u. a. auch darin zeigte, dass sie viel las. Es gibt in unserer großen Pfarrbibliothek keinen Heimatroman mehr, den sie nicht gelesen hat, so dass der Bibliothekar über das Medienzentrum sogar für neuen Lesestoff sorgen musste. Selbst nach vielen Jahren erinnerte sie sich noch an das eine oder andere Buch, das sie gelesen hatte.

Am vergangenen Dienstag, am Fest „Erscheinung des Herrn“, 6. Januar, hat der Vater im Himmel sie gerufen und zu sich heimgeholt. Ein tiefer Abschiedsschmerz, Eure Mutter nun gehen zu lassen. Aber auch ein große Hoffnung, dass sie nun da angekommen ist, wo sie ihre Lieben wieder findet.

Sie fehlt uns, sie fehlt auch unserer Gottesdienstgemeinde, die sich in der Kirche einfand, wo sie immer dabei war und mit uns die Messe feierte.

Behalten wir Agnes in guter Erinnerung. Danke wir ihr für all das Gute, das sie uns und anderen getan hat.

Ihr trauert um Agnes. Wir alle trauern um einen lieben Menschen, der von uns gegangen ist. Wir vermissen sie und doch können wir uns trösten mit dem Gedanken: Sie ist nun zu Hause, wohin sie gerufen wurde und hat nun eine Wohnung bei Gott.
Agnes starb am Fest der hl. Drei Könige: Im Zeichen des Sternes dürfen wir hoffen, dass sie zu dem Ort gefunden hat, der das Ziel ist, an dem wir nicht mehr nur glaubend, sondern schauend anbeten, und wo ihr auch endgültig das Geheimnis aufgeht, wie der Stern von Betlehem sie geführt hat.

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Maria Halet-Afendoul


Sterbetag: 06.01.2009
Auferstehungsamt: 12.01.2009

Liebe Trauerfamilie,

Mit fast 91 Jahren (18. Feb.) ist Frau Maria Halet-Afendoul am vergangenen Dienstagabend, 6. Januar, verstorben.
Ein hohes Alter hat sie erreicht – Gott sei Dank! In den letzten Jahren ist sie von ihrer Tochter mit viel Liebe gepflegt worden.

Maria Halet wurde noch während des 1. Weltkrieges in der Ukraine, in Elizaviatowka in einer großen Familie von 11 Kindern in ärmlichen Verhältnissen geboren. Der Vater führte eine kleine Landwirtschaft, um die Familie zu ernähren.

Sie gehört zu jener Generation, die unter den Schrecken des Zweiten Weltkrieges äußerst hart leiden mussten. Mit dem sogenannten Barbarrossa-Feldzug, dem Überfall Hitlers auf Russland am 22. Juni 1941 begann der Leidensweg von Maria und ihrer ganzen Familie. Im Vordergrund dieses Falls Barbarossa standen die Eroberung von "Lebensraum" sowie die wirtschaftliche Ausbeutung der eroberten Gebiete und der dort lebenden Menschen als Zwangsarbeiter.

Ihr Heimatort wurde ausgelöscht und viele Menschen mussten sterben. Maria wurde mit ihrer Schwester als Zwangsarbeiterin nach Deutschland deportiert, wo sie hart arbeiten mussten. Sie wurde aber von ihrer Schwester getrennt, die sie später, wie ihre ganze Familie, nie wieder sehen sollte. Ein schreckliches Schicksal, selbst Versuche, die Familie über das Rote Kreuz ausfindig zu machen, schlugen fehl. Ihre Heimat sollte sie nicht wieder sehen. Wenn jemandem die Heimat genommen wird, dann wird er ein Stück weit seiner selbst beraubt.

Während des Krieges lernte sie ihren später Mann Camille Halet aus Heer sur Meuse (bei Dinant / Beauraing) kennen, der dort als belgischer Soldat gefangen war.
Nach Ende des Krieges kam Maria mit ihrem Mann Camille nach Belgien, wo sie 1945 heirateten und eine Tochter zur Welt brachten. Ihr Mann war Zollbeamter u. a. an der belgisch-deutschen Grenze.
Nach seiner Pensionierung lebten sie in Ayneux/Soumagne. Im Jahr 2001 erlitt sie einen Gehirnschlag und konnte den Haushalt, zusammen mit ihrem Mann, der an Demenz litt, nicht mehr selbständig führen, so dass beide zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn nach Weywertz kamen, wo so manche unter uns die Verstorbene kennen lernten. Wie oft haben wir sie gesehen, wie sie – bedingt durch den Gehirnschlag – mit einem Arm den Hof vor dem Restaurant kehrte.

Unsere Verstorbene war eine sehr bescheidene, einfache und anspruchlose Person gewesen, die in ihrem Leben immer viel und hart gearbeitet hat. Man denke nur an die Situation nach dem Krieg, als beide mittellos aus der Gefangenschaft und von der Zwangsarbeit heimkehrten und ihr Leben von Null an aufbauen mussten.

Vor zwei Wochen kam Maria ins Malmedyer Krankenhaus, wo sich ihr Gesundheitszustand zusehends verschlechterte und sie mit ihrem Leben mehr und mehr abschloss und am vergangenen 6. Januar, am Fest „Erscheinung des Herrn“, im Volksmund auch Hl. Drei Könige genannt, ihr Leben dem Schöpfer zurückgab.

Maria, die ihre Heimat verlassen musste, ist nun heimgekehrt. Bitten wir darum, dass wir uns alle einmal wieder sehen im Haus unseres göttlichen Vaters. Bitten wir darum, dass die Liebe zur himmlischen Heimat uns alle verwandelt in der Kraft Jesu Christi.

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Rosa Bouillon-Sarlette


Sterbetag: 21.01.2009
Auferstehungsamt: 26.01.2009

Liebe Trauerfamilie,

Nun ist Rosa im Frieden heimgegangen - getröstet und be¬gleitet von ihren Angehörigen, so wie man es auch sich selbst einmal wünschen möchte. Voller Dankbarkeit, habt Ihr, die Familie, von ihr jeder persönlich Abschied nehmen können, bevor sie am Mittwochnachmittag sehr würdevoll ihr Leben Gott, ihrem Schöpfer zurückgeben konnte. Mit ihren Händen griff sie nach oben, zu jemandem, den wir nicht sehen, den Rosa aber wahrscheinlich sehen konnte.
Ihr habt sie zu unserer Totenkapelle, in der Nähe ihres elterlichen Hauses gebracht, im Schatten des Lindenbaums, dem sie ihren Namen „Lonne Rös“ aus dem Haus „An Lonnen“ verdankt.

Der Tod war nun - im 90. Lebens¬jahr - kein Einbruch, sondern eher wie der Abend nach einem langen, erfüllten Tag. Ihr Lebensbogen, ihre Kräfte sind an das natürliche Ende gekommen. Dass das Aufblühen, das Reifen und auch das Verwelken und Vergehen Gesetz unseres Le¬bens ist, das wird uns ja im Bild der Natur, deren Teil wir selber sind, vor Augen geführt. Auch Rosa, die so gern den Garten und die Blumen pflegte, hat dieses Aufblühen und Verwelken immer wieder erfahren. Sie ist im Frieden gegangen - geborgen im Glauben, dass wir auch im Sterben gehalten sind von dem Gott, der spricht: Fürchte dich nicht, ich bin bei dir. „Helft mir, lasst mich sterben.“, sagte sie zuletzt. Und Ihr habt sie losgelassen, so schwer es auch ist, die Mutter loszulassen. Der Glaube gab ihr die Kraft, die Vergänglichkeit genauso anzunehmen aus Gottes Hand, wie sie das Leben angenommen hat - und gern gelebt hat und sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen konnte.

Sie war eine Frau voller Lebensfreude, die das Leben „genießen“ konnte, was sich auch darin zeigte, dass sie sehr begabt war, wenn es um die Zubereitung der Mahlzeiten ging, die immer pünktlich fertig gestellt waren. Und es heißt ja, nur wer das Leben genießen kann, ist auch genießbar. Und das war sie, unsere Verstorbene. Sie war ein Mensch mit großer Ausstrahlung, voller Herzlichkeit und Güte. Das Interesse für andere, Aufmerksamkeit für ihre Mitmenschen, war eine Stärke, die sie auszeichnete. Selbst von Schmerzen gezeichnet, selbst überall Schmerzen spürend, fragte sie, wie es den anderen geht. Ihre Sorge für die Anderen, das offene Ohr, das man bei ihr fand, hat auch mich beeindruckt, als ich ihr über mehrere Jahre die monatliche Krankenkommunion brachte und sie immer wieder nach den Kranken im Dorf fragte, sich für das Leben in der Pfarre interessierte.

Klagen lag ihr fern, die Situation, so wie sie sich anbot, annehmen und darauf hoffen, dass es morgen besser wird, ja positiv zu denken, aus einem tiefen Vertrauen heraus, dass Gott schon alles zum Guten lenken werde.

Rosa wurde am 15. Juni 1920 als 8. von 12 Kindern in Weywertz geboren. Ihr Vater Joseph war von Beruf Maurer und Landwirt und starb im Jahre 1960. Ihre Mutter Maria Willems war Hausfrau, Landwirtin und führte die Gastwirtschaft. Sie verstarb 1956. Rosa arbeitete in der elterlichen Landwirtschaft und Gastwirtschaft und war während mehrerer Jahre in Stellung in Verviers.

Unsere Verstorbene war ein richtiges „Steh-auf-Männchen“, eine Gabe, die sie auch an Euch, die Kinder, weitergegeben hat. Eine mutige, couragierte Frau mit Verantwortungsgefühl und Führungsstärke, die im Leben vieles bestehen musste und nie jemand zur Last fallen wollte, weshalb sie auch niemals klagte. Rosa hatte immer Ziele vor Augen, sich Ziele gesetzt: sicherlich auch ein Schlüssel, um zu verstehen, dass sie trotz ihrer Krankheit ein hohes Alter erreichen konnte.

Aus einer Gastwirtschaft stammend, war ihr die Gastfreundschaft immer sehr wichtig. Ihr Haus in der Bahnhofstraße war ein offenes Haus, offen für die Familie, offen für so viele, die hier ein und ausgingen. Und dabei lag ihr am Herzen, als gute Köchin, die Besucher gut zu bewirten, den Tisch zu decken. Ja, selbst die Tür ihres kleines Zimmer im Seniorenheim in Malmedy stand immer offen, froh Menschen bei sich aufzunehmen, sie zu sich einzuladen. Ein offenes Haus, eine offenes Zimmer, eine offenherzige Person. Im Heim, wo sie seit 1 ½ Jahren war und sich gut eingelebt hatte, wurde sie nicht nur optimal gepflegt, sondern hier wurde auch sehr menschlich mit den alten Menschen umgegangen, weshalb die Familie auch einen tiefen Dank dem Pflegepersonal gegenüber empfindet. Das Heim wurde für Rosa mehr und mehr zu ihrem neuen Zuhause. Die Pflegerinnen kamen gerne zu ihr. Wie sagte noch eine von ihnen: Wer ihr Zimmer betrat, wurde immer von einem freundlichen Lächeln begrüßt.

Ihr fünf Kinder und 13 Enkelkinder und ein Urenkel habt Eure Mutter und Großmutter als ein ausgesprochener Familienmensch erlebt, der - bis zuletzt von ihrem Sessel im Wohnzimmer aus - die Familie immer wieder zusammenführte, auf Harmonie bedacht war, auch über die engere Familie hinaus, zusammen mit ihren Geschwistern, gab es da einen echten Zusammenhalt. Ihr Beruf, ja ihre Berufung war „Mutter sein“. Von ihrer Familie geliebt, auch von vielen anderen Kindern (vgl. Markus/David) aus der Nachbarschaft, die Nachbarn, die immer wieder nach ihr schauten, ob die Rollladen nach oben gezogen waren. Wenn nicht, wurde gleich nach ihr geschaut.

Im Grunde wollte Rosa Krankenpflegerin werden. In ihrem Leben hat sie in der Tat so manche Seele gepflegt. Wenn sie draußen auf der Bank saß, ging wohl niemand an ihr vorbei, ohne ein Gespräch zu führen, um miteinander zu reden.

Mit ihrer Freigebigkeit hat sie mit Sicherheit viele Schätze bei Gott gesammelt, so dass sie wohl eine ideale Bilanz im Himmel vorweisen kann.

Mehrere Jahre habe ich ihr die Kranken- und Hauskommunion bringen können, und sie dabei als eine sehr gläubige Frau erfahren, die einen diskreten, bodenständigen und vor allem praktischen Glauben lebte. Die Messfeier, auch das Gebet für die Verstorbenen in der Messfeier war, ihr dabei sehr wichtig.

Im März 2001 verstarb ihr Mann Eugène, nach 53 Ehejahren (Eheschließung: 12. August 1948). Wenn sie auch nie darüber gejammert hat, so hat er ihr doch sehr gefehlt, was sich zuletzt auch in manchen Träumen äußerte.

Nun, da geht ein Mensch von dieser Erde, der auch zu unserem Leben gehört, der uns lieb und vertraut war - und mit ihm geht eine ganze Welt: ein Mensch in seiner Einmaligkeit, mit seiner Sehnsucht, mit sei¬nen Erfahrungen, die nur er gemacht hat; ein Mensch mit sei¬nen liebenswerten und vertrauten Seiten und mit seinem in¬nersten Geheimnis, das niemand ausloten kann als Gott selbst.
Rosa hat in der weiten Spanne ihrer Lebensjahre die großen Umbrüche dieses Jahrhunderts erlebt: glückliche und harte Zeiten, Loslassen und Abschied: den Tod ihres Mannes und schließlich den gesundheitlichen Einbruch, der ihr die letzten Jahre be¬schwerlich gemacht hat. Aber es war ihr gegeben, das Leben positiv zu nehmen. Sie hatte Freude am Leben, sie hat im guten Sinn etwas auf sich gegeben und vor allem gern Kontakt ge¬pflegt im Kreis der Familie und mit vielen Freunden und Be¬kannten.

Jetzt ist ihr Leben eingemündet in die Begegnung mit Gott, der uns durch Jesus Christus sagt: »Ich will, dass sie das Leben ha¬ben und es in Fülle haben.« Was ein Mensch gegeben, gehofft, ge¬liebt und durchkämpft hat wird in Gottes Händen zum vollen Glanz kommen.

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Paul Hehlemann


Sterbetag: 21.01.2009
Auferstehungsamt: 27.01.2009


Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen,
Das soeben gehörte Wort von Marta ist eine Mischung von Frage, Vorwurf und Hoffnung. Es trifft auch unsere Situation. Ähnlich möchten auch wir es sagen, wir Angehörige, Freunde und Bekannte von Paul: Wärst du hier gewesen, dann wäre es nicht so weit gekommen, wäre Paul nicht gestorben! -

Doch wir fragen weiter - müssen weiterfragen: Warum wurde dieser Tod nicht verhindert, wie konnte und durfte dies geschehen? Wo warst du, Gott? Kannst du denn nicht eingreifen, wenn Menschen keinen Ausweg mehr fin¬den, sich nicht mehr helfen können, verzweifeln und aufgeben - das Weiterleben aus eigenem Willen verweigern?
Ein solcher Tod wie der von PAUL wirft unmittelbare Fragen auf an Gott. Es sind aber auch Fragen an uns gestellt - wohl wie bei jedem Tod. Nur hier wird viel direkter gefragt. Wir haben uns damit auseinanderzusetzen, jeder für sich allein, aus seiner persönlichen Beziehung zu PAUL heraus.

Ich möchte mich an den Lebenslauf von PAUL erinnern, zurücksen¬den und versuchen, Zusammenhänge zu verstehen:

Am 5. Januar 1955 wurde PAUL in Eupen geboren. Er war ein unkomplizierter Junge, der sich mit kleinen Schritten seine kleine Welt erschloss und ebenso unkompliziert und positiv gestimmt in die Welt der Erwachsenen hineinwuchs.

Vor fast 19 Jahren heiratete er Anita Herbrand aus Nidrum. Zwei Jahre später wurde ihr gemeinsames Kind Fredy, schwerstbehindert, geboren. Paul ging seit über 27 Jahren seiner Arbeit in der Beschützenden Werkstätte Eupen nach. Gerne ging er zur Arbeit, wo er fleißig und gewissenhaft seinen Tätigkeiten nachging und bei seinen Arbeitskollegen sehr geschätzt war.

Am 16. Februar 2007 verstarb seine Frau Anita in der Lütticher Uniklinik „Citatelle“. Wir erinnern uns: Es war Heiligabend, als Anita über schlimme Bauchschmerzen klagte, weshalb der Arzt ihre sofortige Einlieferung ins Malmedyer Krankenhaus verordnete. Hohes Fieber, große Schmerzen und Zittern führten dazu, dass sie wenige Tage später in ein künstliches Koma gelegt wurde. Vierzehn Tage später wurde sie dann in die Lütticher Uni-Klinik verlegt, wo sie dann wiederum zwei Wochen später operiert wurde und einige Tage danach aus dem künstlichen Koma erwachte. Aber ihr Gesundheitszustand verbesserte sich nicht und die Ärzte machten auch keine großen Hoffnungen. Anita wurde 40 Jahre alt…

Der Tod von Anita hat ihm schwer zu schaffen gemacht: Jeden Tag führte ihn der Weg zur Urnenwand auf unserem Friedhof.
Wie oft haben wir Paul und Anita, zusammen mit Fredy, gesehen, wenn sie auf der Bahnhofstraße ins Dorf kamen, die beiden letzten Jahre, Paul und Fredy. Paul hat sich liebevoll um Fredy gekümmert. Bei dieser Aufgabe wurde er von seiner Schwiegermutter Maria und seinem Schwager immer unterstützt. Sehr zu schaffen machte ihm, dass Fredy nicht mehr zu Hause bleiben konnte und vor einigen Monaten ins Fabiola-Haus nach Eupen kam. Paul fand sich allein im Haus zurück.

Im Dorf beteiligte er sich am Vereinsleben und packte immer gerne an, wo Arbeit anstand, denn hilfsbereit haben wir ihn in Erinnerung: Wie oft haben wir ihn als Parkwächter z.B. am Weddemer Weg gesehen, wenn er die Fahrzeuge auf den Parkplatz verwies.

In der Woche vor Weihnachten wurde er am Bruch operiert und musste mehrere Wochen aussetzen, konnte seiner Arbeit in Eupen nicht nachgehen. Er freute sich sehr, vor einigen Tagen wieder zur Arbeit zu fahren.
Dabei erzählte er uns, dass er im Bus so manches Mal von Schülern gehänselt wurde, ausgelacht und mit gemeinen Worten benannt wurde. Das ist ihm sehr nahe gegangen und hat ihn zutiefst gekränkt. Deshalb hielt er sich, zum eigenen Schutz, am liebsten vorne beim Chauffeur auf.

Wir leben in einer Spaßgesellschaft, in der jeder immer gut drauf sein muss. Dass das Leben auch eine Last sein kann, manchmal sogar eine schier erdrückende Last, das wird weitgehend ausgeblendet. Dass es auch diese Seite des Lebens gibt, das spüren vielleicht besonders jene Menschen, die sich ein empfindsames Herz bewahrt haben. Die nicht leicht und oberflächlich über alles hinweggehen, die sich kein dickes Fell haben wachsen lassen, an denen Probleme nicht einfach abperlen wie Regentropfen auf einer frisch polierten Karosserie.

Nach dem Tod von Anita und der Einweisung von Fredy in das Fabiola-Haus kam seine Seele wohl nicht mehr nach. Das ganze Leben verlor allmählich seinen Sinn und Inhalt; der Lebens¬mut schwand, der tägliche Kampf und so manche Enttäuschun¬gen begannen ihm das Leben zu verleiden.
Die Auswege wurden immer enger, schließlich zugemauert. Es erging ihm so, wie dem in tiefster Not Klagenden, von dem wir in der alttestamentlichen Lesung gehört haben: „Er hat mich ummauert, ich kann nicht entrinnen, er hat mich in schwere Fesseln gelegt..." - nur war PAUL angesichts seiner Not, die ihm das Weiterleben bringen würde, ohne Hoffnung.

Er geriet, wie es so oft in schwerem Leid geschehen kann, in eine unaufhaltsame Vereinsamung. Die Einsamkeit hatte ihn eingemau¬ert. So ist Paul am Donnerstagmorgen von uns gegangen.

Von daher möchte ich, wenn ich von seinem Tod rede, nicht von einem „Frei-Tod" sprechen. Ich glaube nicht daran, dass er innerlich frei in diesen Tod gegangen ist. Der Schritt in den Tod geschah aus einer inneren Not heraus - wahrscheinlich war es eine Kurzschlusshandlung an diesem Donnerstag. Wie ein Sog, der ihn in die Tiefe gezogen hat.

Ich bin tief betroffen vom Tod von Paul. Es liegt soviel Dun¬kelheit über dieser Stunde; und ich weiß, dass viele, die jetzt hier sind, es ähnlich empfinden, besonders Ihr, seine Familie, seine Kollegen, Nachbarn und Freunde, wie auch die Verantwortlichen und Mitarbeiter der Dienststelle für Personen mit Behinderung, die so viel in die Begleitung dieser Familie investiert haben.

Lasst mich dies sagen: Ich glaube nicht daran, dass Paul durch seinen Tod jemanden verletzten wollte - jemandem wehtun wollte. Die Sogwirkung, die einen Menschen befällt und in die Tiefe zieht, ist nicht vom Verstand her zu steuern. So manche die mit ihm vertraut gewesen sind, wussten um seine innere Not. Aber dass diese innere Not so enden würde - nein: Daran hätte niemand gedacht.

Von daher sollten wir vorsichtig sein, wenn sich die Schuldfrage in uns meldet. Warum? Diese Frage lässt mich und viele von Ihnen und Euch nicht los. Warum? - eine bohrende Frage. Sie geht uns nicht aus dem Kopf. Mehr noch: Diese Frage bohrt in unseren Herzen. Warum? Ich möchte das kleine Wörtchen - warum - und das große Fra¬gezeichen dahinter einfach so stehen lassen. Es wird viele von uns in den kommenden Tagen und Wochen weiter beschäftigen - als bohrende Frage.

Was hat ihm in den letzten Stunden seines Lebens den Mut genommen, weiterzuleben? Was wäre gewesen, wenn jemand am Mittwoch und Donnerstag in seiner Nähe gewesen wäre? Warum hat keiner deutlicher gespürt, was in der letzten Zeit in ihm vor¬ging?

Die Antworten auf diese Fragen bleiben im Dunkel. Ich erkenne für mich im Tod von PAUL eine Mahnung. Entschei¬dend ist unter vielem, was wir zum Leben brauchen, das eine: Zeit füreinander zu haben. Nur so können wir die innere Not eines anderen erspüren.

So stehen wir da mit dem Ausruf: „Herr, wärest du hier gewesen, dann wäre unser Bruder nicht gestorben!" - Wir hören aber auch, was Jesus Marta zur Antwort gab: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wisse: Dein Bruder wird auferstehen." - Ein Wort, das uns von jemandem gesagt ist, dem wir vertrauen können: von Jesus Christus, der seinen Tod am Kreuz gestorben ist und von seinem Gott auferweckt wurde.

Christus kennt die Last, die ihn zu Boden gedrückt hat und nicht mehr hochkommen ließ. Und ich glaube, dass Christus seinen letzten Schritt versteht, den wir so schwer akzeptieren können.

Christus nimmt ihn auf, voller Verständnis für einen, der sich mit der Last seines Lebens geplagt hat. Und dass er ihm nun diese Last abgenommen hat und ihm jene Ruhe und jenen Frieden gewährt, die er hier nicht mehr finden konnte.

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René Feltes


Sterbetag: 03.02.2009
Auferstehungsamt: 07.02.2009

Über 30 Jahre lang, ja fast ein Leben lang körperbehindert zu sein, welch ein Kreuz. Und René hat es seit seinem 28. Lebensjahr geduldig ertragen, stets angewiesen auf die Hilfe anderer. Er wusste sehr wohl um sein körperliches Befinden. Aber sein freundliches Wesen, sein Lächeln und seine übergroße Willensanstrengung, waren Vorbild und Ansporn für andere - und dass er sich mit großer Aufgeschlossenheit dem Leben zugewandt hatte.
Können wir das von uns, die wir nicht behindert sind, auch so sagen?

Liebe Trauerfamilie und Mitchristen,

René Feltes wurde vor 64 Jahren, am 7. Dezember 1944 geboren, als bei uns die Ardennenoffensive wütete und viel Leid und Zerstörung gebracht hat. Als Baby erlebte er die Evakuierung, die seine Familie nach Breitfeld führte… und dann wieder zurück nach Elsenborn, wo sein Vater Jakob als Berufssoldat tätig war.

Seine Mutter Maria Boemer verlor er, da war er gerade mal drei Jahre alt. Zwei Jahre später heiratete der Vater Therese Sarlette, die ihm und seinen Bruder Robert, der am 22. März 2001, 63-jährig verstarb, zu einer guten Mutter wurde. Die Familie zog nach Weywertz, René war fünf Jahre alt.

Im Dorfleben war er überall geschätzt und beteiligte sich aktiv im Fußball, sportlich wie er war. Als er selber nicht mehr Fußball spielen konnte, hat er sich immer noch für den Fußball, insbesondere des KFC, interessiert… bis zuletzt, wenn er fragte: „Was hat Weywertz gemacht?“

Und seine Fußballfreunde haben immer zu ihm gehalten, zu ihm gestanden. Das war für ihn mehr als ein Zeichen von Menschlichkeit und Zuneigung.

Seit seinem 28. Lebensjahr litt René an Multiple Sklerose, eine Krankheit, die im Laufe der Jahre seine Bewegungsfreiheit immer mehr einschränkte. Ging er anfangs noch in Malmedy arbeiten, so musste er doch bald seine Arbeit aufgeben, weil es nicht mehr ging. Am Ende war es nur mehr der Kopf und sein Mund, die er steuern konnte.

Sein Vater starb vor 33 Jahren, am 27. Oktober 1976, im Alter von 69 Jahren, wohl nicht zuletzt zerbrochen am Schicksal seines Sohnes.

Im Jahr 1990 heiratete René Brigitte Freches, mit der er bereits seit 1981 das Leben teilte und die seit ihrem 16. Lebensjahr an der gleichen Krankheit leidet.

Am 4. März 2008 kamen beide zum Seniorenheim nach Bütgenbach, wofür beide tiefe Dankbarkeit empfunden haben, denn so selbstverständlich war das nicht, hier Aufnahme gefunden zu haben.
Unendlich viel Sorge haben viele Menschen eingesetzt, um ihnen beiden im Leben mit der Krankheit und Behinderung immer wieder Wege zu ebnen. Hier wurden sie gut aufgenommen und haben sich wohl gefühlt, begleitet von der familiären Zusammengehörigkeit und der fachlichen Hilfe im Heim.

Gewiss kamen in René die Fragen nach dem Warum auf. Warum? Warum er? Und trotzdem war er immer guter Dinge, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen und im Gesicht, mit einer bewundernswerten Zufriedenheit und Ergebenheit in sein Schicksal. So manches Mal zog er sich zurück, um zu beten.
Er war vollständig behindert im Leib - aber nicht in der Seele.

René war ein Mensch von Kämpfernatur, mit einem starken Lebensmut, denn wie hätte er sonst sein Leid so lange tragen können.
Ja, er hat bis zuletzt gekämpft. In den letzten Monaten war sein Körper so geschwächt, das er nicht mehr weiterkämpfen wollte und konnte. Und dann ging es schnell. Am Dienstagmorgen ist er friedlich gestorben. Und da konntet ihr sagen: „Jetzt ist er endlich erlöst!"
Die letzten Tage waren für Euch, für Brigitte, die Familie und Freunde, eine sehr intensive Zeit des Abschiednehmens mit vielen kleinen Zeichen der Zuwendung. Erst, wenn wir im Himmel dem Verstorbenen wieder begegnen, dann werden wir erfahren, was das alles für ihn bedeutet hat. Er hat von Euch Abschied nehmen können und ihr von ihm.
Und wenn es so etwas gibt wie einen Himmel für Märtyrer, dann ist ihm bestimmt dort eine Wohnung bereitet.

Wenn wir René in seiner totalen Hilflosigkeit und völligen Angewiesenheit auf andere so liegen sahen, sind uns allen wohl viele Gedanken durch den Kopf gegangen.
Alle, die ihn gepflegt, besucht und beigestanden haben, sie haben ihm geholfen. Aber wer kann helfen, dass Menschen erst gar nicht mehr in diese Situation der Abhängigkeit geraten? Was muss geschehen, dass das Schicksal des Leidens und der Schmerzen vom Menschen abgewendet wird? Wie kann es denn sein, dass Not und Tod den Menschen nicht mehr bedrängen?
Ist das einfach so, und muss das immer so bleiben, was wir beson¬ders bedrückend bei unserem Verstorbenen erlebten? Oder gibt es eine Hoffnung auf Heil, eine Zuversicht auf Glück, Erfüllung, Leben ohne Begrenzung durch Schmerz und Tod?

Die Gemeinde Jesu hat in den ersten Jahrzehnten nach seinem Tod - verständlicherweise - oft darüber nachgedacht: Was kann denn der Sinn dieses Leidens sein?
Eine Antwort hörten wir vorhin in dem Satz, den die Johannes-Gemeinde Jesus in den Mund legt, als er sterbend sein Haupt neigt: „Es ist vollbracht!" Auf den ersten Seiten der Bibel wird die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen beschrieben mit den Worten: „Staub bist du, und zum Staub musst du zurückkehren!" (Aschermittwoch)
So konnte man gut denken, wenn man den Kranken in seiner Hilflosigkeit daliegen sah: Ein Häufchen Elend! Staub, der wieder zu Staub wurde… hier in dieser Urne.

Aber nein, wir Christen denken anders vom Menschen. Und die Hilfe und Zuwendung, die er erfahren hat, zeigen deutlich: Wir denken nicht nur anders, wir handeln auch anders! Dieser Kranke, dessen Leben sich auf Herzschlag und schwaches Atmen zu beschränken scheint, er ist nicht nur ein Häufchen Elend, Staub, der wieder zu Staub wird.
Er ist ein Bruder Jesu, des menschgewordenen Gottes! Und im Leben und Sterben dieses menschgewordenen Gottes, der wirklich Mensch war, bis in Leid und Tod Mensch, in Jesus ist die uralte Sehnsucht der Menschheit Wirklichkeit geworden: „End¬lich erlöst!"
Was menschlicherseits getan werden konnte, das hat dieser Mensch aus Nazaret getan. Er hat den Armen und Kranken geholfen, er stand auf der Seite der Leidenden und Gequälten. Er solidarisierte sich mit den Leiden¬den, nahm ihr Schicksal auf sich bis in den Tod. „Es ist vollbracht!" sagt er sterbend. Mehr kann ein Mensch nicht tun! Dann aber zeigt sich in seiner Auferstehung, dass er Gottes Sohn ist, der sich ganz mit dem Schicksal der Lei¬denden identifiziert. Wir Christen glauben - und das ist Kern und Mitte unseres Glaubens: In Jesu Auferstehung ist auch uns Aufer¬stehung vom Tod geschenkt. Die Sehnsucht nach Erlösung ist in Jesu Auferstehung Wirklichkeit geworden. „Endlich erlöst!"

Ich danke allen, die unserem Kranken soviel Zuwendung und Hilfe geschenkt haben. Sie haben unserer ganzen Gemeinde ein laut rufendes Zeugnis gegeben. Der Mensch ist nicht nur Staub, der zum Staub zurückkehrt. In Jesus ist der Mensch endlich erlöst und end-gültig erlöst.
Und jedes gute Wort und jede hilfreiche Handreichung sind Zeichen unseres Glaubens: Der Mensch lebt sich nicht in den Tod hinein, er lebt durch den Tod hindurch ins ewige Leben. Amen.

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Martha Knott-Ritter


Sterbetag: 05.02.2009
Auferstehungsamt: 09.02.2009

Wir nehmen Abschied von Martha. Nach einem erfüll¬ten Leben von 88 Jahren ist sie heimgegangen. Ganz leise und in Frieden. Ihr, die Angehörigen, konntet Euch auf den Abschied vorbereiten, wenn er auch am Ende sehr plötzlich kam.
Die letzten Monate ließ die Kraft immer mehr nach, die Lebensenergie war ihr abhanden gekommen, sie verweigerte die Nahrungsaufnahme, sie wollte nicht mehr.
Klar im Geist, wusste sie um ihren Gesundheitszustand. Sie konnte sich nicht mehr selber helfen, war auf die Hilfe anderer angewiesen.
Ihr spürtet: Martha hatte den Wunsch, aufzubrechen und heimzu¬kehren.
Und doch: Der Abschied bleibt schwer und schmerzhaft für Euch, die Angehöri-gen, für Euch, die Frauen und Männer unseres Pflegeheims, wo sie seit letztem Jahr war, nachdem sie vorher mehrere Monate im Seniorenheim in Walhorn gewesen war.

Es ist Trauer in uns, aber es ist eine getroste Trauer. Dies klingt ganz gut zusammen mit dem Abschnitt aus dem Evange¬lium, den wir eben gehört haben: »Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden ...!« Der Greis Simeon, mit dem Kind Jesus auf dem Arm, spricht von sich als einem Knecht Gottes. Er sagt es nicht stolz und über¬heblich, sondern einfach und bescheiden und er drückt damit aus, dass er in seinem ganzen Leben der Weisung Gottes folgen wollte. Gerade das war auch unserer Verstorbenen in ihrem Leben wichtig. Aus der Verbundenheit mit Gott hat sie gelebt. Sie hat in den verschiedensten Lebenssituationen ganz bewusst auf Gottes Wort gehört und war für ihren Herrn bereit. »Nun lässt du scheiden« - das Wort, das die Heilige Schrift verwendet, be¬deutet so viel wie »entlassen«, »freilassen«. Simeon, der alt geworden ist und die Last und die Bürde des Lebens aushalten muss, sehnt sich danach, all das Belastende hinter sich zu lassen und aufbrechen zu dürfen in eine neue große und unvorstellbare Freiheit.
Das Ziel der Wanderschaft seines Lebens ist ihm zum Greifen nahe. Er bezeichnet dieses Ziel als Friede: Friede - Schalom - ist der Inbegriff eines gesegneten und erfüllten Lebens. Friede und Heil ist die große Sehnsucht seines Herzens. Simeon ist im Glauben ganz gewiss, dass er all das finden wird - im Blick auf Jesus, in der Verbun¬denheit mit ihm.

Was Simeon in so wunderbar getroster Sprache zum Ausdruck bringt, was er als das Resümee seines Lebens sieht, das finden wir auch im Leben und in der Lebensgeschichte von Martha wieder. Denn das Leben mit Gott, das Vertrauen auf ihn war der rote Faden ihres Lebens. Gewiss, auch ihr Leben hatte sein Auf und Ab. Es hatte seine schmerzlichen Seiten, wie zuletzt der Tod ihres Mannes Konrad am 17. Juli 2007, und seine Entbehrungen. Für unsere Verstorbene ist manche Sehnsucht und Erwartung ihres Herzens nicht in Erfüllung gegangen. Aber die innige Verbundenheit mit Gott hat sie bis zum Schluss bewahrt. Das war ihre Kraft.
Gehen wir in Ach¬tung und Wertschätzung ihrem Lebensweg entlang.
Am 28. September 1920, kurz nach dem 1. Weltkrieg wurde Martha als 2. von 5 Kindern (von denen noch Gerda und Maria leben) der Ehel. Ritter und in Bütgenbach geboren. Viele unter uns erinnern sich sicher, wie sie als Avon-Beraterin von Haus zu Haus ging, dass sie aktiv in der Landfrauengruppe mitmachte, so auch als Kassiererin, wie sie ihren Haushalt immer gut führte und mit Konrad so viele gemeinsame Lebensjahre verbringen durfte und jetzt zuletzt im Heim war, wo sie sich wohl gefühlt hat.

Beim Tod bleibt uns die Erinnerung an das Ge¬wesene. Die Erinnerung an Lina möchte ich in ein Bild fassen, das für das Leben von Martha ganz wichtig gewesen ist: die Blume. Mit Blumen hat sie sich in Haus und Garten umgeben. Der Garten und die Blumen waren ihre Leidenschaft, das Haus mit Blumen zu schmücken.
Wer sich mit Blumen umgibt, der lernt, dem Vergänglichen zuzustimmen. Die vollendete Pracht der Blüte und das Elend des Verwelkens sind manchmal an einem einzigen Tag zu erleben. Die Blüte ist nichts Bleiben¬des. Das tut ihrer Schönheit keinen Abbruch, sie gewinnt daran.

Betrachtet sie, sagt Jesus, und nehmt sie euch zum Beispiel. Lebt wie die Blumen und bringt die Blüte, die heute zu erbringen ist. Blüht auf in der Gestalt des Lebens, die euch heute ge¬schenkt oder abverlangt ist. Was uns am morgigen Tag blüht, das weiß nur Gott allein. Wir sollen ihm jeweils im Heute er¬blühen.

Und so ist sie denn aufgebrochen. Ihr Weg hat sich vollendet. Sie konnte gleichsam in ihrer Abschiedsstunde sagen: »Nun lässt du, Herr, deine Magd in Frieden scheiden.« (siehe auch Spruch) Sie konnte dies sagen - wie der greise Simeon - im Blick auf Jesus Christus, der ihr ein Leben lang Bruder und Herr war. Wir dürfen froh sein, dass sie jetzt bei ihm angekommen ist. Wir dürfen gewiss sein, dass er ihr Licht und Heil und Erfüllung bereithält.

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Auferstehungsfeier für Frau Trinchen Hermann-Heinen
                            Witwe von Leo Hermann     
(+ 05.03.2009) - Weywertz, 09. März  2009

Spruch: „Der Tod kann auch freundlich kommen, zu Menschen, die alt sind, deren Hand nichts mehr festhalten kann, deren Augen müde sind, deren Stimme nur noch sagt: „Jetzt ist genug, das Leben war schön.“
Lesung:
Lieder: Zwischengesang: „Wo findet die Seele…“

 

Wir nehmen Abschied von Trinchen. Ein trauriger Anlass, besonders für die ihr Nahestehenden, die ihr auch in den letzten Tagen und Näch­ten am nächsten waren, aber vor allem auch ein Anlass, in Liebe an sie zu denken und für ihr langes Leben zu danken.
Wir trauern — aber nicht wie jene, die keine Hoffnung haben. Trinchen hatte die Hoffnung, beim lieben Gott gut aufgenommen zu werden. In den letzten Wochen hat sie so oft gesagt: „Wäre ich doch gut im Himmel!“

In diesem Wunsch drückte sie ihre ganze Hoffnung auf Gott aus, auf den sie zeitlebens vertraute. Wir dürfen glauben, dass sie diese Ruhe und ewige Heimat im Himmel längst gefunden hat. Ein von ihr sehr geschätztes Lieder, das wir heute singen, ein altes, für uns vielleicht altertümlich klingendes Lied  drückt in den jeweils letzten Zeilen diese ihre tiefste Sehnsucht aus:

Wo findet die Seele die Heimat der Ruh?
Wer deckt sie mit schützenden Fittigen zu?
Ach, bietet die Welt keine Freistatt mir an,
Wo Sünde nicht kommen, nicht anfechten kann?
|: Nein, nein, nein, nein, hier ist sie nicht:
   Die Heimat der Seelen ist droben im Licht. :|

Montreal, 1827: von JÖRGENS, Franz Ludwig, ev. Pfarrer und Kirchenliederdichter, * 16. 1. 1792 in Gütersloh (Westfalen), + 1838/40 in Hermann (Missouri, USA).

Diese Liedgedanken erinnern uns an das, woraus Trinchen gelebt hat: letztlich aus dem Glauben an die Geborgenheit bei Gott, dem wir sie heute für immer anvertrauen.  „Wären wir doch gut im Himmel!“

Dieses Lied bezeugt die Sehnsucht von Menschen nach einer unverlierbaren Heimat: eine Heimat braucht der Mensch.
Und die Frage, die Trinchen heute an uns alle stellt, lautet: „Wo ist Deine Heimat?“ oder anders gefragt: „Was verstehen wir unter Heimat?“ Wir  Menschen sind ein Leben lang auf der Suche nach der Heimat... da, wo wir die Ruhe finden für unsere Seele.
Die Heimat – ist das dort, wo wir unsere Kinder- und Jugendjahre verbrachten?
Heimat, das sind die Menschen, die mich lieb haben und die ich liebe. Wenn Heimat da ist, wo ich mich daheim und verstanden fühle, so kann das sowohl ein Ort sein als auch Menschen, bei denen ich verwurzelt bin. Wo ich
Geborgenheit erleben, Rückhalt und Vertrauen. Denn das alles gehört zur Heimat dazu – dass ich mich vertraut fühle und dass ich vertrauen kann.
Heimat ist das, was Trinchen Euch, den Kindern mitgegeben hat, vor allem an Werte, die sie euch mitgab, die ihr ein Halt im Leben gaben, ein Orientierungspunkt, zu dem sie immer zurückkehren konnte.

Jeder Baum braucht einen Mutterboden, in dem er wurzeln kann und jedes Haus braucht ein Fundament, auf dem es ruht – genauso ist es doch auch mit uns Menschen: das, worin wir verwurzelt sind, das, was uns Halt gibt, das können doch nicht wir selbst sein!!“

Heimat, das war für Trinchen:
- Ihr Dorf und ihr Haus, wo sie ja bis zuletzt bleiben konnte.
- Ihre seelische Heimat, das waren die Menschen, die sie liebten und bei denen sie Sicherheit erlebte.
- Doch ihre tiefste, ihre größte Heimat, das war der Himmel. „Wäre ich doch gut im Himmel!“

Jetzt bleibt ihr Platz zu Hause leer.  Mit 88 Jahren ist Trinchen am Donnerstagnachmittag verstorben. Ein hohes Alter hat sie erreicht – Gott sei Dank. In den letzten Jahren, vor allem nach der schweren Herzoperation vor fünf Jahren, wurde sie von ihren Kindern mit viel Liebe gepflegt. Gott sei Dank, dass es so etwas gibt.
In den letzten Jahren habe ich ihr die monatliche Kommunion gebracht.  Wir haben miteinander gebetet und erzählt.  Sie war einfach froh, zu Hause sein zu dürfen.  In ihrem Leben hat es etliche Höhen und Tiefen gegeben: Fünf Kindern hat sie das Leben geschenkt. Auch hat sie nicht wenige Menschen, auch jungen Menschen aus ihrer Familie auf dem letzten Weg zum Grabe begleitet. Das waren für sie leidvolle Situationen. Wie sehr hat sie darunter gelitten!
Ihr, liebe Familie, die Ihr Eure Mutter zuletzt gepflegt habt, spürt auch ein bisschen Erleichterung, aber sicher spürt Ihr noch mehr, wie sehr Ihr sie vermisst, die kleinen Eigenarten, die Art, über das Leben nachzudenken, ihre Fröhlichkeit, ihr Humor, ihre gute Laune, ihr Lachen.  Ja, sie hat gerne gelacht. „Alles kann man mir nehmen, aber nicht den Humor“, war ein Wort, das sie gerne sagte.

Trinchen hat es wie viele dieser Generation nicht leicht gehabt. Geboren wurde sie als jüngstes von fünf Kindern am 17. Februar 1921 in Weywertz. ein Junge und vier Mädchen waren sie. Sie kam als erste und einzige Belgierin in der Familie an. Die anderen ware alle vier noch zu deutscher Zeit geboren.  Mit 13 Jahren ging sie in Stellung nach Amel in einer Bäckerfamilie.  Im Herbst, wenn die Arbeit wegen des Wetters oder Frostes eingestellt wurde, kam kein Geld mehr ins Haus, denn ihr Vater und ihr Bruder Willy waren Maurer.  So war sie der einziger Ernährer der Familie. Damals bediente sie im Bäckerladen in Amel, was sie dann auch später immer wieder machen sollte, bis 1970 als Geschäftsfrau.
Mitten im Krieg, 1943, heiratete sie ihre Mann Leo Hermann, der auf Kurzurlaub von der Kriegsfront zurückkam und krank und angeschlagen  nach dem Krieg heimkehrte. An den Folgen dieser Verletzung musste er dann viele Monate in ein Sanatorium in die Schweiz.  Das hieße für die arbeitssame Trinchen, allein für den Lebensunterhalt zu sorgen. Es war eine harte Zeit.  Am 14. Juni 1992 verstarb ihr Mann Leo im Alter von 72 Jahren. 
Familiensinn und Gastfreundschaft waren für Trinchen genauso charakteristisch wie ihre Sorge um die Kinder, besonders Enkelkinder.

Ihre letzten Jahren und vor allem die letzten Monate waren geprägt von ihrer Krankheit. Doch selbst dann war sie immer noch besorgt um die anderen.  Bei einem Menschen, der sich wie sie zeitlebens um die anderen gesorgt hatte, ist es eigentlich ja nur recht, wenn sich in Krankheit und Not dann die anderen um ihn kümmern.  Am Karnevalsdienstag kam sie dann ins Krankenhaus nach Sankt Vith, wo sich ihr Zustand zusehends verschlechterte und sie am Donnerstag, gegen 16.30 Uhr, Ihr Leben Gott zurückgab.

An uns ist es nun, sie den treuen Händen Gottes zu übergeben, dankbar zurückzugeben, weil sie Gottes Gaben an Euch alle war als gute Mutter und Großmutter. In seinen Frieden ruhe sie aus von ihren Mühen.  Amen.

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Auferstehungsfeier für Frau Maria Rauw-Heinen
                              Witwe von Aloys Rauw       
(+ 05.05.2009) - Weywertz, 09. Mai  2009

Spruch: „Der .“
Lesung: drei Texte: Lesung – Fürbitten – Schlusstext (Enkelkinder)
Lieder:

Liebe Familie von Maria, liebe Mitchristen,

„Sie ist nun endlich erlöst!“, hat Ihr, liebe Familie, in den letzten Tagen seit dem Abend des 5. Mai mehrfach gesagt. „Nun ist es genug, Herr, nimm mein Leben“.  Dieser Satz des Propheten Elija ist Eurer verstorbenen Mutter wahrscheinlich aus dem Herzen gesprochen.

Mit ihren 83 Jahren, nach einem schweren Schlaganfall am Abend nach der Taufe von Malko am 7. Dezember, nach monatelangen Krankenhaus- und Reha-Aufenthalten in Malmedy und Sankt Vith und seit Anfang Februar noch bettlägerig im Heim „Haus Katharina“ in Raeren, da hatten so manche unter Euch das Gefühl: “Herr, nun ist es genug.“
Es war ein Auf und Ab in den letzten Monaten, mal war sie besser, mal ging es schlechter.  Am Dienstagabend hat sie ihr Leben Gott in die Hände zurückgelegt.

Maria wurde am 15. Juni 1925 als viertes von neun Kindern der Eheleute Hubert Heinen und Elisabeth Hardy an Crütz-Wellems geboren.  Ihren Mann Aloys hatte sie schon am 6. November 1970 verloren, als er gerade mal 48 Jahre alt war.  Sei blieb als junge Witwe zurück und musste fortan alleine mit ihren Kindern das Leben meistern.

Einen besonders harten Schicksalsschlag traf sie, als vor 10 Jahren, im August 1999 ihre Tochter Ingrid verstarb.

Aber trotz aller Schicksalsschläge hat sie nie den Mut verloren.  Sehr viele Krankenhausaufenthalte hat sie über sich ergehen lassen müssen. 
Wenn sie mir dann bei der monatlichen Krankenkommunion, die ich ihr während sieben Jahren, seit 2002, bringen durfte, mit ihrer Gehhilfe entgegenkam, um mir die Haustür zu öffnen, kam mir immer ein freundliches Lächeln entgegen gegen, zufrieden und ohne Verbitterung oder Klage.

Und es ging in den Gesprächen immer um die Familie, die ihr ein und alles war.  Besonders wenn sich die Familie vergrößerte, war sie immer so froh und glücklich.  Für die Haus- und Krankenkommunion hatte sie immer alles perfekt vorbereitet und freute sich sichtlich, die hl. Kommunion zu empfangen. Sie interessierte sich für das Leben der Pfarre und fragte immer nach, wer denn so krank sei.
Gerne ist sie gepilgert, ob nach Lourdes oder während zehn Jahren nach San Damiano.

Dass Maria ausgerechnet im Mai, dem Marienmonat gestorben ist, das passt zu ihr. Sie war eine eifrige Beterin. Jedesmal wenn ich zur monatlichen Krankenkommunion zu ihr gekommen bin, hatte sie vorher schon gebetet, den Rosenkranz gebetet. Der Rosenkranz, nein mehrere Rosenkränze lagen immer in Reichweite, nicht nur griffbereit, sondern Maria hat immer wieder danach gegriffen und damit gebetet.

Mit den Ereignissen aus dem Leben Jesu, die sie dabei betrachtet hat, wohl auch den schmerzhaften Geheimnissen, hat sie ihr eigenes Leben verbunden.  Und darin Halt gefunden, für ihr Leben, weshalb sie trotz allen Leids, mutig, zufrieden und dankbar auf ihr Leben schauen konnte.
Auch dass sie wegen ihres Gehleidens nicht mehr aus dem Haus gehen konnte und vom Leben draußen weitgehend abgeschnitten war. Aber trotzdem hat unsere Verstorbene Anteil am Geschehen draußen und am Leben ihrer Bekannten genommen. Von ihrem Platz am Fenster aus beobachtete sie aufmerksam, was sich draußen tat. Und immer wieder erkundigte sie sich, wie es diesem oder jener gerade gehe. So habe ich Eure Verstorbene kennen gelernt: Trotz mancher Einschränkungen dem Leben positiv zugewandt.

Nicht nur beim Rosenkranzbeten, sondern auch in ihrem konkreten Leben hat Maria die Lebensgeheimnisse Jesu geteilt: die freudenreichen genauso wie die schmerzhaften. 
Deshalb dürfen wir zuversichtlich glauben, dass sie nun nach ihrem Sterben auch an den glorreichen Geheimnissen seines Lebens teilhaben darf: der von den Toten auferstanden; der in den Himmel aufgefahren ist.

Liebe Familie,
Auch wenn wir hier auf Erden sagen hören: „Endlich erlöst – Herr, nimm mein Leben“, ist bei Gott stattdessen zu hören: „Der Herr gibt Dir Leben – ewiges Leben. Amen.

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Auferstehungsfeier für Herrn Klaus Richter
                         Witwer von Lieschen Kreitz
(+ 07.05.2009) - Bütgenbach, 11. Mai  2009

Spruch: „Du siehst den Garten nicht mehr grünen, in dem du einst so froh geschafft. Siehst deine Blumen nicht mehr blühen, weil dir der Tod nahm alle Kraft. Schlaf nun in Frieden, ruhe sanft und habe für alles vielen Dank.“

Liebe Familie von Klaus, liebe Mitchristen,

In der Natur ist jetzt die Lebensfülle des Frühjahrs mit Händen zu greifen: das Wachsen und Blühen, die Blumen und Farben. Wir stehen am Sarg eines Menschen, der das Leben geliebt hat.  Der Tod, der das Leben zerstört und Menschen, die sich lieben, auseinanderreißt.
Noch wenige Stunden vor seinem Schlaganfall am Dienstag, der so überraschend kam,  hatte Klaus Blumen gekauft für seinen Garten.  Auf seinen Garten, auf seine Blumen war er stolz.  Auch der Gemüsegarten war  seine große Freude. Trotz seines hohen Alters hat er sich nicht davon abbringen lassen, zu pflanzen und freute sich wenn das Gemüse heranwuchs, um es dann an andere zu verschenken.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat er sein Leben dem Schöpfer zurückgegeben, ein Leben das am 12. August 1922, vor fast 87 Jahren in Hünningen bei Büllingen begonnen hatte, wo er als zweites von drei Kindern geboren wurde.
Ein reiches Leben ist zu Ende: reich an Lebensjahren, reich auch an gemeinsamen Jahren in der Ehe, konnte er doch mit seiner Frau Lieschen, die er mehrere Jahre bis zu ihrem Jahr im Jahr 2001 gepflegt hatte, am 24. November das Fest der Goldhochzeit feiern.
Sein Leben war aber auch reich an Begegnungen und Freundschaften mit Menschen.  Unser Verstorbener war ein Mensch, der sein Leben bis zuletzt eigenständig, selbstständig führte.  Dass er noch in seinem Alter Auto fuhr, bringt das auch zum Ausdruck.  Er war ein leutseliger, ein munterer und  geselliger Mensch, der immer gerne mit anderen zusammen war, gerne feierte.  Er war langjähriger Präsident der KG „Rot-Weiss“, eine Aufgabe, die er engagiert, und wie so vieles andere gewissenhaft ausübte.  Er ging auf die Menschen zu und fand, auch dadurch, dass er sehr gesprächig und mitteilsam war, leicht einen Umgang mit ihnen.

Wir haben unseren Verstorbenen gekannt als einen Menschen, der mit seiner Hilfsbereitschaft, anderen gerne einen Gefallen tat.

Bis zu seiner Pensionierung war er Hausmeister der ehemaligen staatlichen Schule, nachdem er vorher im Straßenbau einen schweren Unfall erlitt und verschüttet wurde, woraufhin er sich einem längeren Krankenhausaufenthalt unterziehen musste. Er war in seinem Leben oft als Patient im Krankenhaus, so dass man schon erstaunt sein kann, dass er sich immer wieder herausgekrabbelt hat.  Sein starker Lebenswille war wohl dabei entscheidend, dass er das schöne Alter von fast 87 Jahren erreichen konnte.

Die Aufgabe als Hausmeister an der Schule  hat er immer gerne ausgeübt und freute sich immer wieder, wenn die ehemaligen Schüler, sich an ihn erinnerten und ihn auch nach vielen Jahren noch immer kannten. Seine handwerklichen Fähigkeiten kamen ihm dabei zu Gute.  Gerne stand er an der Drechslerbank, um Schalen oder Krüge oder Beintische kunstvoll zu gestalten, oder die Schönheit heimischer Hölzer zu nutzen.

Klaus hielt bis zuletzt daran fest, am Gottesdienst unserer Pfarrgemeinde teilzunehmen. Davon ließ er sich durch kein anderes Ereignis abhalten. Ja, hier werden wir ihn sehr vermissen, wie übrigens auch so viele andere, die treu und konsequent  zu ihrem Glauben standen.
Die Erinnerung dieses Lebens und die Hoffnung auf die Voll­endung möchte ich in ein Bild fassen, das für das Leben des Verstorbenen wichtig gewesen ist: die Blume. Mit Blumen hat sie sich in Haus und Garten umgeben. Die Bibel spricht von den Blumen zuerst als dem Symbol der Vergänglichkeit: »Des Menschen Tage sind wie das Gras, er blüht wie die Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr« (Ps 103). Wer sich mit Blumen umgibt, der muss lernen, die­sem Vergänglichen zuzustimmen. Die vollendete Pracht der Blüte und das Elend des Verwelkens ist manchmal an einem einzigen Tag zu erleben. Die Blüte ist nichts Bleiben­des. Das tut ihrer Schönheit keinen Abbruch, sie gewinnt daran. Wir Menschen sind nach demselben Mu­ster geschaffen.

Die Bibel, Jesus selbst, spricht aber auch von der Pracht der Blumen. Sie sind schöner als Salomo in all seiner Pracht. Die Blumen nimmt Jesus als Beispiel der Sorglosigkeit und des Vertrauens in die Güte Gottes. Betrachtet sie, sagt Jesus, und nehmt sie euch zum Beispiel - ihre Schönheit und ihr  Gedeihen auf manchmal ganz kargem Land. Lebt wie die Blumen und bringt die Blüte, die heute zu erbringen ist. Blüht auf in der Gestalt des Lebens, die euch heute ge­schenkt oder abverlangt ist. Was uns am morgigen Tag blüht, das weiß nur Gott allein. Wir sollen ihm jeweils im Heute er­blühen.
Christus selbst, die Mitte unseres Glaubens und die Brücke zum Leben, besingen wir Christen als Blume, weil wir kein schöneres Bild haben.

In seinem Namen steht unser Hoffen und Be­ten in dieser Feier. Das alte Rituale Romanum bittet Gott im Bild der Blumen. Diese Bitte will ich am Schluss nachspre­chen: »Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, führe dich ein in die immer blühenden Auen seines Paradieses.«  Amen.

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Auferstehungsfeier für Herrn Martin Fickers
                         Eheg. von Cornelia Boemer
(+ 07.05.2009) - Weywertz, 11. Mai  2009

Spruch: „ Es ist so schwer, wenn sich des Vaters Augen schließen, zwei Hände ruh’n, die einst so viel geschafft. Doch lasset keine Tränen fließen, er ist von Gott zur Ruh‘ gebracht.“

Liebe Familie von Martin, liebe Mitchristen,

Es war schlimm für Euch, liebe Familie, die letzten 10 Wochen miterlebt haben zu müssen.  Es war ein Auf und Ab, ein Wechselbad zwischen Hoffen und Bangen.

Vor zehn Wochen kam Martin ins Krankenhaus nach Eupen und hat gekämpft: „Ich komme wieder hier raus“, hat er nicht nur einmal gesagt.  Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Und es bestand ja auch immer wieder eine berechtigte Hoffnung, denn es ging besser und dann kamen immer wieder die Rückschläge, wenn er daran denken konnte, nach Hause zu kommen, noch bis zuletzt.  Er hat, wie seine Söhne mir sagten, „als starker Mann alles getragen, selbst in den letzten Tagen, als er wusste, dass er sterben würde.

Es war schwer für Euch mit anzusehen, wie er immer weniger wurde und am Donnerstagmorgen sterben musste, und ihr seid nicht von seiner Seite gewichen.
Eure treue Hilfe und Pflege und die Art, wie Ihr es getan habt, hat mit dazu beigetragen, dass er mit seiner Situation zurechtkam, war er doch vorher nie in einem Krankenhaus gewesen.

Nun ist für Euch eine Leere eingetreten. Dieses enge Zusammensein mit ihm besteht aber auch über den Tod hinaus weiter.  Aber es wird nichts mehr so sein wie früher, weil er Euch überall fehlen wird, mit seiner Art zu leben, schlicht und bescheiden;  kein Mann vieler und großer Worte, dafür wusste er aber umso besser anzupacken.  Wo Hilfe gebraucht wurde, da packte er mit seiner Hilfsbereitschaft an.  In unserer Pfarrkirche hat er stets mit dafür gesorgt, dass wir zu Weihnachten im Chorraum immer einen stattlichen Weihnachtsbaum hatten, den er selbst aufrichtete.

Unser Verstorbener war mit Leib und Seele im Wald zu Hause.  Gerade der Wald mit seinen vielen Bäumen ist ein ansprechendes Sinnbild für sein Leben: Mit der Erde verwurzelt, steht er aufrecht und streckt sein Laubwerk, seine Äste oder Arme, zum Himmel. Eines Tages bricht er zusammen, aber seine Früchte leben weiter.
Unser Verstorbener wurde am 10. April 1933 als viertes von acht Kindern der Eheleute Christian und Margarethe Fickers geboren. Sein Lebensbaum zählt 76 Jahresringe, an denen man ja ablesen kann, wie das jeweilige Jahr war: So gab es im Leben unseres Verstorbenen enge Jahresringe, trockene Jahre, geprägt von leidvollen Ereignissen. Aber es gab auch die breiten Ringe, Zeiten wo er sich wohl fühlte.

Das war dann, wenn er im Wald arbeiten konnte oder seinen Garten pflegen konnte. Danach hatte er noch zuletzt nachgefragt, denn in der Natur ist ja jetzt die Lebensfülle des Frühjahrs mit Händen zu greifen: das Wachsen und Blühen.

Die innersten Ringe des Baumes sind die abgehärtesten, das Rückrat des Baumes. Trotzdem müssen auch sie beweglich bleiben, um im Sturm nicht abzuknicken.  Die innersten Ringe können für uns Christen der Glaube, die Hoffnung und die Liebe sein, das letztlich sich von Gott gehalten wissen.  Und seinen Glauben drückte er darin aus, dass er konsequent am Gottesdienst unserer Pfarrgemeinde teilnahm.

Unser Verstorbener war ein Mensch, der die Geselligkeit liebte, was sich gerade auch im Kartenspiel äußerte. In der Winterzeit traf man sich vierzehntäglich, um miteinander zu karten.  Und auch für das Fußballspiel konnte er sich begeistern lassen.  Er ließ nie ein Treffen mit den CSC-Senioren aus, weil er das Beisammensein, die Gesellschaft und Unterhaltung liebte.

Mit unserer Teilnahme am Gottesdienst möchten wir als Pfarre Euch, liebe Familie sagen: Wir fühlen mit euch. Euer Vater und Großvater, Dein Ehegatte, mit dem Du fünfzig Jahre alle Höhen und Tiefen geteilt hast, bleibt uns in liebevoller Erinnerung.  Seine Enkelkinder, für die er ein großes Herz hatte, können jetzt nicht mehr eben mal bei ihm reinschauen oder sich an Feiertagen bei ihm versammeln.  Der Tag seines Todes ist daher sehr einschneidend, der Gang zum Friedhof sehr schwer.

Auch wenn uns die Worte fehlen, so wollen wir mit Euch die Trauer aushalten. Und es tut gut, wenn ihr es nicht alleine aushalten müsst.

Unser Lebensbaum steht noch in manchen Stürmen des Lebens. Wir wissen nicht, wie viele Jahresringe wir noch bilden können.

Wir möchten heute Gott danke sagen für all die Früchte, die der Baum unseres Verstorbenen gebracht hat und von denen ihr noch lange zehren dürft.
Beten wir darum, dass er jetzt bei Gott neu seine Wurzeln ausstrecken kann und uns dabei weiter nahe ist, für uns betet – und wir für ihn.

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Auferstehungsfeier für Frau Änny Mathieu-Sarlette
                            Wwe von Rudolf Mathieu
(+ 28.05.2009) - Weywertz, 2. Juni  2009

Spruch: „Ihre Kräfte sind zu Ende, nimm Sie, Herr, in Deine Hände.“

Das hätte sie nicht gedacht, dass sie alle ihre Geschwister überleben würde, hat sie gesagt. Mit 96 Jahren ist Änny am Donnerstagmittag verstorben.  Ein hohes Alter hat sie erreicht – Gott sei Dank!

Liebe Trauerfamilie, liebe Mitchristen,

Als sie am 19. Oktober 1912 als fünftes von 6 Mädchen und einem Jungen der Eheleute Wilhelm Sarlette und Petronella Kirch geboren wurde, herrschte über unseren Landstrich noch der deutsche Kaiser.  Was ist nicht alles seitdem passiert, in der Welt, hier im Dorf, in der Familie.

„Ihre Kräfte sind zu Ende, nimm Sie, Herr, in Deine Hände“, so lautet der Spruch, den Ihr, liebe Familie, über ihr Leben und Sterben geschrieben habt. 
In der Tat: Anfang des Jahres fiel sie im Haus hin und brach sich die Hüfte, kam in unser St. Vither Krankenhaus. Die Operation hat sie gut verkraftet und viele staunten, wie sie das alles wegzustecken schien. 
Trotzdem war sie seitdem nicht mehr dieselbe.  Es folgten weitere Komplikationen, so zuletzt eine Bronchitis, die ihr das Atmen immer schwerer machte.

Am Donnerstag musste dann in aller Eile der Notarzt gerufen werden, der mit dem Hubschrauber kam, um ihr Leben zu retten, aber ihr Herz war dann doch zu schwach, so dass sie ihr Leben dem Schöpfergott  kurz nach dem Mittagsstunde zurückgeben musste.

Von der Familie, nicht nur von ihren Töchtern, sondern auch von den Enkeln und Urenkeln liebevoll als „Mutti“ bezeichnet, ist sie dann zu Hause, wo sie sich gerne aufhielt, gestorben.

Obwohl sehr hager und schmal, war sie eine Person voller Energie und Kraft.  Sie war eine starke, eine kräftige Person, die in ihrem Leben nie krank gewesen ist, sich bis dahin nur mal einer kleinen Operation unterziehen musste.

Ihr Vater starb sehr früh, Änny war gerade mal sechs Jahre alt, so dass die Mutter, übrigens eine sehr fromme Person, mit den sieben Kindern zurückblieb und auch Änny sehr bald für den Lebensunterhalt der Familie Mit-Sorge tragen musste. Sie kam in Stellung und trug mit dazu bei, dass die Familie in dieser harten Zeit und unter ärmlichen Verhältnissen, als es noch keine Unterstützung von öffentlicher Hand gab, überleben konnte.

Als Europa mehr und mehr in einen Krieg hineinstürzte, heiratete sie 1938 ihren Mann Rudolf, den sie in den letzten Jahren seiner Erkrankung bis zu seinem Tod am 24. April 1995 im Alter von 85 Jahren mit viel Liebe und Hingabe gepflegt hat. Mit ihm feierte sie im familiären Kreis 1988 das Fest der Goldhochzeit.  Die Baumschule auf dem Brückberg war ihr Leben: Der Wald, die Natur, den Garten, den Gemüsegarten.  Hier war sie über alles fleißig, säte den Samen in Kästchen, pflanzte sie um.  Immer hat sie gearbeitet, viel gearbeitet, sie hat geschafft im wahrsten Sinne des Wortes bei Tag und bei Nacht.  Das war ihre Welt. Sie hat wahrlich viel geleistet.
Den Haushalt hatte sie noch immer geführt und noch bis letztes Jahr im Haushalt mitgearbeitet und gekocht.  Und wenn die Enkel und Urenkeln kamen, strahlte ihr Gesicht.

Bei allem Abschiedsschmerz empfindet ihr, die ihr Änny bis zuletzt nahe gewesen seid, auch ein bisschen Erleichterung über den Heimgang, aber sicher spürt Ihr noch mehr, wie sehr Ihr sie vermisst, die Eigenarten, die Art, wie sie lebte. 
Änny hat es wie viele dieser Generation nicht leicht gehabt. Geboren wurde sie zu einer Zeit, als über unseren Landstrich noch der deutsche Kaiser regierte, das Erlebnis von zwei schrecklichen Kriegen, die schwierigen Verhältnisse in der Zwischenkriegszeit, die Sorge für ihre Kinder in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und danach, immer wieder in schwierigen Zeiten. 
Wenn man im Leben überhaupt von Lohn reden kann, dann nur in der Weise, dass Änny im Alter nicht allein sein musste, dass sie für die Sorge um die Kinder durch deren Sorge für sie belohnt wurde.  Und dieses gute Miteinander macht es Euch, liebe Angehörige, jetzt schwer. Ihr müsst schmerzlich erfahren, was es heißt, jemanden gehen zu lassen, Abschied zu nehmen, ein letztes Anschauen, eine letzte Berührung. Aber ihr werdet auch spüren, dass Eure „Mutti zwar gegangen ist, aber dass sie dennoch da ist, in Euren Erinnerungen, in Eurem Herzen.

In dieser Stunde ist unser Grundgefühl Dankbarkeit, sie so lange gehabt zu haben. Sie hat ein hohes Alter erreichen dürfen. Gott sei Dank! Wenn auch der Abschiedsschmerz groß ist, so erfüllt Euch Dankbarkeit. Wir dürfen vertrauensvoll ihr Leben in Gottes Hand legen. Aus der österlichen Frohen Botschaft heraus feiern wir nun mit ihr Auferstehung.

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Auferstehungsfeier für Frau Johanna Heinen-Weynand
                               Wwe von Leo Heinen
(+ 03.06.2009) - Bütgenbach, 8. Juni  2009

Spruch: „Ganz still und leise, so gingst Du von uns fort. Du warst so einfach und so schlicht in Deinem Leben voller Pflicht. Du hast ein gutes Herz besessen, nun ruht es still, doch unvergessen.“

EINLEITUNG
Wir nehmen Abschied von unserer verstorbenen Johanna Nach einem erfüll­ten Leben von 87 Jahren ist sie heimgegangen. Ganz leise und in Frieden. Ihr, die Angehörigen, konntet Euch auf den Abschied vorbereiten. Besonders in den letzten Tagen habt Ihr sie sorgfältig begleitet und ward ihr nahe. Ihr spürtet: Johanna hatte den Wunsch, mit Pfingsten aufzubrechen und heimzu­kehren. Und doch: Der Abschied bleibt schwer und schmerzhaft für Euch, die Angehöri­gen und für alle Bekannten aus der Gemeinde. Und schon jetzt spüren wir: Sie hinterlässt eine Lücke. Es ist Trauer in uns, aber auch viel Dankbarkeit.  Ihr Weg hat sich vollendet.  Wir dürfen gewiss sein, dass Christus ihr Licht und Heil und Erfüllung bereithält.

Liebe Familie von Johanna, liebe Nachbarn und Mitchristen,

Das Sterben eines lieben, uns wichtigen Menschen macht uns hilflos. Niemand von uns verliert gern, schon gar nicht eine Mutter, mit der wir verbunden waren und die mit uns verbunden war. Wir müssen erst geduldig lernen, mit dem Tod umzugehen.  

Während wir in der Kirche Pfingsten feierten, lag Johanna im Krankenhaus und man sah, dass der schwere Augenblick des Abschiednehmens immer Näher rückte. Von Pfingsten hatte sie gesprochen, dass sie sterben würde.  Da sind die Worte aus der Offenbarung des Johannes wie für sie geschrieben: „Ja, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen, denn ihre Werke begleiten sie.“  Möge der hl. Geist, der Tröster, Euch an diesem Tag und den folgenden Tagen Trost spenden, damit er unsere traurige Enge zu weiten vermag und der Dankbarkeit immer mehr Raum gebe.

Johanna wurde „a Wevesch“, einem der bekanntesten Bütgenbacher Häuser immten im Winter, am 8. Januar 1922 als Ältestes von sieben Kindern der Eheleute Wilhelm Weynand (Wevesch Wellem) und Maria Wey aus Wirtzfeld geboren. Während acht Jahren besuchte Johanna die Bütgenbacher Grundschule. Mit 15 Jahren kam sie in Stellung bei einer Herrschaft in Verviers, wie man damals sagte, und teilte bis 1940 das Los von so vielen jungen Mädchen unserer Eifeler Heimat.
1940 brach der Krieg los und Johanna kehrte nach Bütgenbach zurück, wo sie fortan und bis zu ihrem Hochzeitstag am 16. Und 17. August 1950 im elterlichen Betrieb beschäftigt war. Sie zog mit ihrem Mann in ihr neues Heim, dem ehemaligen Gemeindebüro an der Kirche ein, das Leo im Februar 1949 meistbietend gekauft hatte und das es nunmehr zu renovieren und einzurichten galt, ehe sie ihre beliebte Gastwirtschaft eröffneten.  Ein Jahr später, 1951, wurde das „Backes“ gebaut und die Bäckerei Heinen eröffnet.

An Arbeit hat es im Leben unserer Verstorbenen nie gefehlt: als Mutter von drei Söhnen und einer Tochter, als Hausfrau, als Gastwirtin und Bäckersfrau.
Sie war immer – so kann man doch sagen – die gute Seele eines Betriebes, der sich immer mehr ausdehnte. In diesem Betrieb haben sie und ihr Mann Leo nicht nur Brot gebacken, sie waren auch jahrelang Brotgeber für viele junge Leute, die bei ihnen einen Arbeitsplatz fanden. Das ist ein besonderes Verdienst.  Wir dürfen nicht vergessen, was uns diese Menschen in der Vollkraft ihres Lebens alles gegeben haben. Deshalb ist eine Trauerfeier auch immer die Gelegenheit zu danken.

Als der Ehegatte unserer Verstorbenen, Leo 70 Jahre wurde, übertrugen sie den Betrieb auf einen der Söhne und die Tochter. Seitdem konnten sie ein geruhsameres Leben führen.  Aber bis zuletzt interessierte sich Johanna für das Geschehen draußen und nahm am Leben ihrer Bekannten großen Anteil.
1994 zogen sie in ihr 1978 erbautes Haus in der Seestraße Nr. 36 ein.  Hier konnten sie sich über jeden Besuch der Kinder und der neun Enkelkinder freuen.  Wenn von ihren Kindern die Rede war, sagte Johanna mit berechtigtem Stolz: „Met Kener ha mer Jlöck jehat, de worten aaständesch on ha nos veel jeholpe.“
Es war am Ostermontag, dem 21. April 2003, als Leo sein Leben dem Schöpfer zurückgab, nach 53 gemeinsamen Ehejahren.

Wer Johanna gekannt hat, ich selber habe ihr die letzten fünf Jahre die Kranken- und Hauskommunion bringen dürfen, weiß, dass sie eine bis zuletzt besorgte Mutter und Frau gewesen ist.  Sie hatte ständig Sorge um die anderen. Und wenn ich zu ihr kam, erkundigte sie sich, wie es diesem oder jener gerade gehe. Selbst Stunden vor ihrem Tod, als ich sie am Sterbebett im St. Vither Krankenhaus besuchte und sie mich ansah, sagte sie sofort: „Herr Pastor, jetzt mache ich Ihnen auch noch Arbeit!“  So habe ich Eure Verstorbene kennen gelernt: trotz vieler Einschränkungen, nicht mehr sehen zu können, nur mehr im Rollstuhl nach draußen kommen, trotz alledem war sie dem Leben positiv zugewandt.  Dabei half ihr auch das Rosenkranzbeten.

So war unsere Verstorbene.  Immer besorgt um die anderen. Ein Mensch voller Energie und Lebenskraft, zäh und geduldsam, pflichtbewusst und arbeitssam. Sie war ein Mensch, die in ihrem Beruf aufgegangen ist.  Wie oft war sie schon im Krankenhaus oder gesundheitlich schwer angeschlagen, trotzdem hat sie sich immer wieder herausgekrabbelt, wie ein Stehaufmännchen.

Brot hat Johanna für uns gebacken oder es über den Tresen uns gereicht – viele Jahrzehnte. Sie hat vielen unter uns die Nahrung gereicht, und wir sind ihr dankbar dafür. Doch vor ihrem Sarg wissen wir: Allein vom Brot, so notwendig es ist und so dankbar wir dafür sind, können wir nicht leben, nicht ewig leben. Mit Brot allein können wir unsere Seele nicht nähren, wir brauchen das Brot, das Jesus uns verheißen hat: Jesus ist das LEBENSBROT für die Menschen. Und das habe ich ihr bei der Kranke- und Hauskommunion oftmals geben können.
Das Lebensbrot kann vieles bedeuten, je nachdem, welche Erfahrungen wir mit dem Brot gemacht haben. Die Sorge um das tägliche Brot beschäftigt uns heute nicht mehr in dem Maß, wie dies in früheren Generationen der Fall war. Brot ist für uns im Überfluss vorhanden: „Brot ist nicht hart. Kein Brot zu haben, das ist hart!“, so kann man es auf einer Tafel lesen, gerichtet an Menschen, die oftmals unzufrieden sind.

Jesus ist wie Lebensbrot. Wovon leben wir, was trägt uns im Leben? Dazu gehören Mitmenschen. Wir können für andere zum Lebensbrot werden.  Sich für andere einsetzen, kann Lebensinhalt werden.  Auch und gerade in dieser Form ist Johanna für Euch, liebe Familie, Lebensbrot gewesen.

Vor vierzehn Tagen, am Dienstag vor Christi Himmelfahrt, kam sie in unser Krankenhaus nach St.Vith und sollte letzten Freitag vor Pfingsten wieder entlassen werden, nach Hause kommen.  Aber es stellten sich dann doch Komplikationen ein und man spürte dann immer mehr, dass sie müde war, ohne Kraft. Sie wollte niemandem zur Last fallen.  Wie eine Kerze sich verzehrt, um Licht und Wärme zu spenden, hat sie ihre Kraft und Energie aufgebraucht.

Bei allem Abschiedsschmerz empfindet ihr, die ihr Johanna bis zuletzt nahe gewesen seid, auch ein bisschen Erleichterung über den Heimgang, aber sicher spürt Ihr noch mehr, wie sehr Ihr sie vermisst, die Eigenarten, die Art, wie sie lebte. 
Johanna hat es wie viele dieser Generation nicht leicht gehabt. Geboren wurde sie nur wenige Jahre nach dem 1. Weltkrieg, das Erlebnis eines schrecklichen 2. Weltkrieges, die schwierigen Verhältnisse in der Nachkriegszeit.
Wenn man im Leben überhaupt von Lohn reden kann, dann nur in der Weise, dass Johanna im Alter nicht allein sein musste, dass sie für die Sorge um die Kinder durch deren Sorge für sie belohnt wurde.  Und dieses gute Miteinander macht es Euch, liebe Angehörige, jetzt schwer. Ihr müsst schmerzlich erfahren, was es heißt, jemanden gehen zu lassen, Abschied zu nehmen, ein letztes Anschauen, eine letzte Berührung. Aber ihr werdet auch spüren, dass sie zwar gegangen ist, aber dass sie dennoch da ist, in Euren Erinnerungen, in Eurem Herzen.

In dieser Stunde ist unser Grundgefühl Dankbarkeit, sie so lange gehabt zu haben. Sie hat ein hohes Alter erreichen dürfen. Gott sei Dank! Wenn auch der Abschiedsschmerz groß ist, so erfüllt Euch Dankbarkeit. Wir dürfen vertrauensvoll ihr Leben in Gottes Hand legen. Aus der österlichen Frohen Botschaft heraus feiern wir nun mit ihr Auferstehung. Jetzt erlebt sie diese Auferstehung ins neue Leben ganz. Wir gönnen ihr die wohlverdiente Ruhe in Gott. „Ja, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen, denn ihre Werke begleiten sie.“

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Auferstehungsfeier für Herrn Herbert Berchem
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(+ 18.06.2009) - Weywertz, 22. Juni  2009

Einmal mehr wird uns mit dem plötzlichen Sterben von Herbert eine Wahrheit bewusst, ja ins Herz gebrannt - es ist ein Gedanke, der, so selbstverständlich, doch immer wieder erfolgreich verdrängt wird: Mitten im Leben sind wir vom Tod bedroht. Mittendrin! Tag für Tag, wenn wir unserer Arbeit nachgehen, da, mitten im Tun können wir plötzlich ungefragt gezwungen werden, die Sache halbvollendet, ohne ein abschließendes Wort liegen zulassen und zu gehen.
Der Tod, der so plötzlich in unser Leben einbrechen kann, reißt uns mit einem Schlag das solide konstruierte Gefüge all unserer gewohnten Sicherheiten ein. Alle Stützen fallen weg. Sein Tod wird zu einer lebendigen Mahnung, zu einem Alarmzeichen, dass mitten in unserem Leben aufblinkt.

Wir als Christen wissen aber etwas mehr über das, was nach dem Sterben bleibt. Es ist ein Wissen, das uns aus unserem Glauben zugewachsen ist, das uns nicht kapitulieren und verzweifeln lässt. Ob wir leben oder sterben, wir sind in Gottes Hand und bleiben in ihr aufgehoben auch nach dem Tod. Wir glauben, dass dieses Ja Gottes auch über dem Leben und Sterben von HERBERT gesprochen wurde und seine Gültigkeit über den Tod hinaus hat. Es gilt für alle. Für alle, die in ihrem Leben nach bestem Wissen und Gewissen das Gute gesucht, erstrebt und, soweit für sie möglich, auch getan haben.

Der Schock war groß am vergangenen Freitag, als ein Nachbar Herbert Berchem tot auffand. Es war am Herz-Jesu-Fest, dem dritten Freitag nach Pfingsten. Aber schon einige Stunden oder Tage vorher hatte sein Herz aufgehört zu schlagen. Und weil es so ruhig ums Haus war, machte sich der Nachbar Sorgen. Gottseidank gibt es das noch in unserer Zeit, Nachbarschaft.
Geboren wurde unser Verstorbener am 30. November 1941 als Sohn der Eheleute Leo Berchem und Barbara Alard.
Noch wenige Tage vorher freute er sich, wieder viel Holz verarbeitet zu haben. Bei dieser Arbeit oder im Garten und um das Haus sah man ihn öfters.
Jeden Sonntag, bzw. Samstagabend sah ich unseren Verstorbenen beim Gottesdienst in der Bütgenbacher Pfarrkirche.

Viele unter uns, besonders die Nachbarn haben ihn als einen eher schüchternen Menschen kennengelernt, der aber stets hilfsbereit und sehr gefällig war.
Er war ein stiller Mensch gewesen, liebte die Ruhe und die Zurückgezogenheit, machte nicht viel Aufhebens um seine Person und stand nicht gerne im Mittelpunkt.

Bis 1994 ging er noch der Arbeit bei Lang in Malmedy nach, eher er dann der Arbeit nicht mehr nachgehen konnte und schließlich pensioniert wurde.

So plötzlich kann alles ganz anders sein. Der Schock sitzt tief. Das so überraschende Sterben von Herbert wird uns wohl noch eine Weile nicht loslassen.
Die Worte aus diesem Evangelium klingen ernst und warnend. Sie wollen uns aufmerksam machen auf die Gefahr, dass wir allzu leicht oberflächlich in den Tag hineinleben. Sie wollen uns mahnen, uns nicht zu sehr in Be­schlag nehmen zu lassen von dem, was der Alltag von uns fordert. Sie wol­len uns warnen, nicht so sehr mit uns selbst oder unseren Aufgaben be­schäftigt zu sein, dass wir dabei unser eigenes Sterben und unsere letzte Stunde verdrängen. Wir werden damit konfrontiert, wie sehr der Tod nicht nur zum Leben allgemein, sondern zu unserem eigenen Leben gehört. Wir werden aufgefordert, achtsam und wachsam zu leben. Wir können aber aus den Worten auch heraushören, wie sehr es darauf ankommt, in unserem Le­ben den Auftrag zu erfüllen, der uns übertragen ist. Was in diesem Evangeliumstext von jenem treuen und klugen Knecht ge­sagt wird, den der Herr als solchen antrifft, das dürfen wir auch auf HERBERT beziehen. Dafür möge ihm Gott jetzt für immer die unvergängliche Freude und das Fest des ewigen Lebens bereiten.

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Auferstehungsamt für Frau Maria Schmidt-Küpper
Ehegattin von Emil Schmidt
Elsenborn, 3. August 2009

Spruch: „Nur eine Mutter gibt’s im Leben, viel Gutes hat sie uns gegeben. Erst wenn die Mutter fehlt im Haus, dann sieht es öd und traurig aus. Geduldig trugst du Leid und Schmerz, nun ruhe sanft, lieb Mutterherz.“

Lesung: Lesung aus dem Buch der Psalmen - Ps 27
Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; / sei mir gnädig und erhöre mich! Mein Herz denkt an dein Wort: „Sucht mein Angesicht!“ / Dein Angesicht, Herr, will ich suchen. Verbirg nicht dein Gesicht vor mir; / weise deinen Knecht nicht ab! / Du wurdest meine Hilfe. Verlass mich nicht, / du Gott meines Heiles! Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, / der Herr nimmt mich auf. Zeige mir, Herr, deinen Weg, / leite mich auf ebener Bahn! Ich bin gewiss, zu schauen / die Güte des Herrn im Land der Lebenden. Hoffe auf den Herrn und sei stark! / Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn! 
- Wort des Lebendigen Gottes

Evangelium: Johannesevangelium
Ich bitte für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.

 Liebe Familie von Maria, liebe Mitchristen,

 Vater und Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf. (Ps 27,10)

Der Beter dieses Psalmwortes hat eine Erfahrung gemacht, die nieman­dem erspart bleibt: Vater und Mutter verlassen mich.
Aber auch die andere Erfahrung drückt dieses Psalmwort aus: Obwohl die Eltern so wichtig für unser Leben und Werden sind und waren, bricht trotz deren Sterben die Welt nicht zusammen. Vielleicht hat er bei sei­nen Eltern diese Zuversicht und Gelassenheit gelernt, in denen er nun auch ohne sie voller Gottvertrauen weiterleben kann. Diese Erfahrung fasst er in dem einen Satz zusammen: „Vater und Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf."

Ihr habt, lieber Emil,  Hermann-Josef, Erwin, Melanie und die beiden Enkelkinder Christian und Stephan, seit Silvester 2006, als Maria den ersten von vier Gehirnschlägen bekam, sie gepflegt.  Ihr habt sie gepflegt, so wie sie elf Jahre lang ihre Schwiegermutter gepflegt hat.
Jetzt ist Eure Mutter gegangen. Aber ihr wisst, die Welt bricht damit nicht zusammen. Ihr seid erwachsen, ihr steht auf eigenen Füßen. Und auf diesen eigenen Füßen könnt ihr zuversichtlich und gelassen euren eigenen Weg weiter gehen, so wie ihr es zu Hause gelernt habt.
Eure Mutter hat euch ins Leben geleitet. Lange erscheint uns das wie selbst­verständlich, aber jetzt wisst ihr mehr denn je, wie viel ihr eurer Mutter auch da zu danken haben, dass sie sich so gemüht hat, um euch euren ge­wünschten Lebensweg zu ermöglichen.

Euch wird auch bewusst, wie stark eure Mutter euch geprägt hat, wie viel in euch von eurer Mutter lebendig ist. Jetzt merkt ihr noch mehr, wie viel ihr eurer Mutter verdankt, wie groß auch heute noch ihr Leitbild in Euch ist.

Maria wurde am 16. Januar 1931 als sechstes von acht Kindern der Eheleute Johann Küpper und Helene Bodeux in Weywertz geboren. Sie hat in der Lederfabrik gearbeitet, war lange Jahre als Landwirtin tätig. Überhaupt war sie zeitlebens eine immer fleißige Person gewesen, die vor der Arbeit nicht weglief.  Von der Ausbildung her war sie Näherin. Dabei hat sie exzellente Fertigkeiten (Stopfen) entwickelt, wie so mancher unter uns wohl aus eigenem Erleben weiß.

Als junge Menschen kann es manchen nicht schnell genug gehen, Vater und Mutter zu verlassen,... aber wenn man als Kinder älter und reifer wird, wollen wir das gar nicht mehr, Vater und Mutter verlassen.  Wir wollen die Mutter in uns behalten, das Gute und die Wärme, die wir von ihr emp­fangen haben. Und ihr spürt, dass davon viel Kraft und Orientierung für euch ausgeht, auch und gerade nach ihrem Sterben. Und doch: Jetzt ist diese Stunde des Abschieds da.

Maria, eure Mutter, die euch ins Leben gebracht hat, musstet ihr vor allem in den letzten Tagen, nach ihrem vierten Gehirnschlag am Samstag, dem 25. Juli, in das Sterben begleiten. Ihr seid Eurer Mutter auch und gerade in dieser Zeit sehr nah gewesen, habt ihr etwas von der Wärme und Liebe zurückzugeben, die ihr von ihr empfangen habt.

Ihr habt euch um sie gekümmert, für sie gesorgt. Und irgendwie empfindet ihr wohl, dass diese letzte Phase des langsamen Abschiednehmens mit der Mutter eine wichtige Zeit der Verbundenheit war.  Sie hat Euch damit eine Woche Zeit gegeben, um sie loslassen zu können.

Ihr Tod macht euch sehr traurig, und ihr werdet noch manches Mal wei­nen, wenn ihr beim Aufräumen der Wohnung die letzten Sachen eurer Mutter in der Hand habt, die reich mit Erinnerung getränkt sind.

Wenn es gut ist, werdet ihr euch Zeit für diese Trauer nehmen. Aber eure Trauer ist so auch voll Dankbarkeit.

Vater und Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf."
Ein Abschied macht traurig, aber ihr ahnt die Weisheit die­ses Psalmwortes: „Der Herr nimmt mich auf..."
Wir bleiben trotz des Abschieds von der Mutter getragen und behütet oder wie es der Psalm ausdrückt:  „Der Herr nimmt mich auf."
In solcher Trauer können wir vielleicht wagen, dieses Wort der Psalmen anders zu formulieren: Vater und Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt sie auf.
Ich denke, dass uns die Bibel zu solchem Glauben ermutigt: Die Mutter verlässt nun ihre Kinder, aber sie verlässt nicht die Ge­borgenheit in Gott. Darum können wir sie in Gottes Hand geborgen wissen, auch und gera­de im Tode.

Wir legen sie in die Erde unseres Friedhofs, Erde zu Erde. Aber das ist nur die eine, die sichtbare Seite. Die andere, die unsichtbare Seite, ist die, dass wir sie zuversichtlich in Gottes Hand zurückgeben. Der Herr nimmt sie auf. Gott sei Dank, Dank im Leben und im Sterben.

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Auferstehungsamt für Herrn Rudy Willems
Ehegatte von Maria Nicolet
Weywertz, 17. August 2009

Spruch: „Ruhe sanft und schlaf in Frieden, hab tausend Dank für Deine Müh. Wenn Du auch bist von uns geschieden, vergessen werden wird Dich nie.

Evangelium: Joh.  6,48-51 „Das lebendige Brot“
48 Ich bin das Brot des Lebens.
49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.
50 So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben.
51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt.

Liebe Familie von Rudi, liebe Mitchristen,

Es war ein schwerer und schmerzvoller Weg, der nun hinter Rudi und hinter Euch, der Familie, liegt.  Die Krankheit war medizinisch nicht in den Griff zu bekommen.

Vor etwa vier Jahren klagte er über Rückenschmerzen, die dazu führten, dass er aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf als Bäcker aufgeben musste und das Geschäft im Jahr 2006 geschlossen werden musste.  Kein einfacher Schritt für ihn, war er damals doch gerade mal 58 Jahre alt.
Dieses Loslassen ist sicherlich nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, auch wenn er nicht darüber sprach, sondern mehr in sich gekehrt, selber damit fertig werden wollte. 

War er doch Bäcker von Kind auf, machte eine Lehre in Malmedy, wo er Maria, seine Frau, kennenlernte und sie vor 40 Jahre geheiratet hat.  Dann übernahm er die Bäckerei von seinen Eltern und die Backstube wurde sein Leben.  Dort hielt er sich vor allem auf.

Nach diesem Loslassen seines Berufes, erlebte er auch den Abbau des Lebens. Und das selber mit ansehen zu müssen, Tag für Tag, wie seine Kräfte weniger wurden, das schmerzt.
Umso mehr als Rudi das Leben liebte, ein Sport begeisterter Mensch war ob beim Tennis und beim Fußball.  Er liebte das Leben und feierte auch gerne.
Er war immer so aktiv und nun musste er mit ansehen, wie er war… und schämte sich deswegen, so dass er sich mehr und mehr zurückzog.

Aber er klagte nicht und trug das Leid für sich, war er doch kein Mensch, der damit nach Außen ging, aus sich herausging.

Und für Euch, liebe Familie, tut es weh, helfen zu wollen, aber nicht zu können, zu Ohnmacht und Hilflosigkeit verdammt zu sein.

Er liebte nicht nur das Leben, auch die Natur und konnte sich daran erfreuen, wenn er die Vögel singen hörte.  Und so zog er sich auch gerne in die Natur zurück. Seit sechs Jahren, zog es ihn jeden Dienstag zur Mutter-Gottes-Statue im Wald an der Wallbrücke. Anfangs ging er noch zu Fuß dorthin, dann mit dem Auto, als die Kräfte er nicht mehr erlaubten und er ging das letzte Wegestück zu Fuß, bis auch dies nicht mehr ging und er in der Nähe der Mutter Gottes im Auto blieb, nachdachte, betete, dankte oder seine Trauer und seine Sorgen der Mutter Gottes anvertraute.

Am 2. August kam er dann wieder ins St. Nikolaus-Krankenhaus nach Eupen, wo sich sein Gesundheitszustand zusehends weiter verschlechterte und er am Mittwochmorgen in der Frühe sein Leben Gott, dem Schöpfer zurückgab.

Gegen den Tod bäumt sich alles in uns auf und auch Rudi wehrte sich bis zuletzt, er kämpfte gegen die Krankheit an, bis die Kräfte schwächer wurden und die Krankheit übermächtig.

Durch Euch, seine Frau Maria, die Kinder und Familie, treu begleitet, hat er die letzte schwere Strecke seines Lebens überwunden.
Der Tod markiert den Schlusspunkt seines langen Leidensprozesses, aber ist er auch der Schlusspunkt seines Lebens.  Wenn dem so wäre, welchen Sinn hätte unser Leben?  Vom Licht der Auferstehung fällt ein neues Licht auf unser Leben, das im Tod nicht untergeht, sondern aufersteht zu einem Leben, das keinen Schmerz und kein Leid kennt. Möge bei Christus alles, was bei Rudi an Schmerz, Leid und Unheil offen geblieben ist, Heilung finden.  Dieser österliche Glaube kann uns Trost spenden inmitten aller Trauer.  Sicher vermag er Trauer und Schmerz nicht einfach auszulöschen.  Der Tod reißt eine Lücke; um Euch, liebe Familie, ist es leer geworden.  Daran ändert auch der Glaube nichts.  Dennoch vermag er uns zu helfen, mit diesem Leid besser umzugehen.

Das Evangelium, das wir ausgesucht haben spricht von Jesus als das lebendige Brot. Er ist wie Lebensbrot für die Menschen.  Rudi hat in seinem Leben für unzählige Menschen Brot gebacken, auch für Dich und mich. Die Sorge um das tägliche Brot beschäftigt uns heute nicht mehr in dem Maß, wie dies in früheren Generationen der Fall war. Für uns ist Brot im Überfluss vorhanden, obwohl Brot zu haben oder nicht, entscheidet heute immer noch für viele Menschen über Leben und Tod.
Zum Lebensbrot gehören Menschen, die uns wohlgesonnen sind. Wenn wir spüren, dass wir angenommen sind, fällt es uns leichter, für andere einzustehen.   Für andere zum Lebensbrot zu werden ist unsere Christenpflicht.  Und das war auch für Rudi so.  Er hat sein Leben für seine Familie hingegeben. Leben im Sinne Jesu bedeutet Hingabe. Das ist das Einzige, was vor Gott zählt, denn im Tode sind wir alle gleich. Es kommt darauf an, für andere zum Lebensbrot zu werden

Möge Rudi Gott nun von Angesicht zu Angesicht schauen durch den, der für uns alle zum Lebensbrot geworden ist und der uns den Zugang zum Leben geöffnet hat: Jesus Christus, unser Herr.

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Auferstehungsamt für Frau Anna Ritter-Wey
Witwe von Karl Ritter
Bütgenbach, 14. September 2009

Spruch: „Nichts tröstet uns mehr, als dich geborgen zu wissen in der Hand Gottes.“

Liebe Familie von Anna, liebe Mitchristen,

Das Leben von Anna hat sich am Freitagmorgen vollendet. Es war schlicht und einfach, von offener Herzlichkeit und getragen von ei­nem stets anwesenden freundlichen Humor. Jetzt bleibt uns nur die Begleitung ans Grab. Den Menschen, der uns einmal an die Hand genommen hat, müssen wir nun aus unseren Händen geben. Die Toten sind unserer Hand entris­sen. Wir können nichts mehr tun für Hände, deren Werk es einmal war, unser Leben zu umsorgen und für uns tätig zu sein. Das eigene Leben in die Hand zu nehmen, ist das Ziel des Menschen.  Am Ende legen wir unser Leben zurück in Gottes Hand.  (s. Spruch)

Das Sterben ist ein Sich-Hineingeben mit letztem Vertrauen in die Hand des Vaters, der uns diesen Guten Hirten gegeben hat.

Mit den Händen kann der Mensch sich ausdrücken. Gerade in südlichen Ländern begleiten die Handgesten das Spre­chen. Hände können sich zur Faust ballen oder Einhalt gebieten. Mit den Händen können wir stehlen und schlagen, wir können mit ihnen aber auch helfen und andere liebkosen. „Er lebt von seiner Hände Arbeit", sagen wir. Die Hände älterer Menschen sind oft gezeichnet von dem, was ihr Leben aus­machte. Unermüdlich waren diese Hände in Bewegung. Keine Arbeit war zu schwer, kein Handgriff zu viel. Auch daran kön­nen wir denken, wenn wir heute die Ver­storbene zur letzten Ruhe geleiten: Was hat Anna mit ihren Händen alles für mich, für die Familie und für andere getan?

Wir begrüßen uns mit einem Händedruck. Wenn ein Mensch krank auf seinem Lager liegt, sich kaum noch bewegen kann, dann ist es gut, seine Hand zu nehmen und den leichten Druck zu spü­ren. „Ich bin bei dir", können wir damit sagen.

„Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand." Durch die Taufe wurde die Verstorbene mit Gott unlösbar verbunden. Gott hat sie ein Leben lang in seiner Hand getra­gen. Und mehr noch. Gott lässt uns auch dann nicht fallen, wenn wir sterben. „In den Augen der Toren sind sie tot", sagt das Buch der Weisheit. „Sie betrachten es als Unglück, dass sie uns verließen; doch die Gerechten sind in Frieden, ihre Hoff­nung ist voll Unsterblichkeit."

Auch wenn die Hände der Verstorbenen jetzt ruhig sind, Gott trägt sie über den Tod hinaus in seine Liebe hinein. „Die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe." Dies ist die tröstliche Botschaft unseres Glaubens.

Ein Jugendlicher hatte einmal ein kleines Entenküken davor gerettet, von einem Erpel tot gebissen zu werden. Er nahm das schnatternde Tier mit nach Hause. Die Meine Ente lief piepsend durch die Wohnung. Nachts wollte sie keine Ruhe geben. Da legte der Finder seine Hand über das Küken, so dass es ganz bedeckt war. Sofort beruhigte sich das Tier und schlief ein.
Gleichen nicht auch wir oft diesem Küken? Wir laufen rastlos und verloren durch diese Welt. Erst wenn wir uns von Gottes Hand umfassen lassen, uns ganz in seiner Liebe bergen, dann finden wir den inneren Frieden. „Die Seelen der Gerech­ten sind in Gottes Hand, keine Qual kann sie berühren."

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Auferstehungsamt für Herrn Jakob Weynand

Bütgenbach, 08. Oktober 2009

Spruch: „Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eins. Das Blatt, man merkt es kaum, denn eines ist ja keines. Doch dieses Blatt allein war Teil von unserem Leben. Drum wird auch dieses Blatt allein, uns immer wieder fehlen.“

Liebe Familie,

Es sind erst wenige Monate her, am 8. Juni dieses Jahres, da haben wir uns schon mal in der Kirche versammelt, um Abschied von seiner Schwester, Johanna, zu nehmen.
Vier Monate später, am heutigen 8. Oktober, nehmen wir Abschied von Jakob Weynand, der  mit seiner Schwester eine enge Beziehung hatte und einen guten Kontakt gepflegt hat.
Ihr Tod hat ihm stark zugesetzt, wahrscheinlich mehr, als uns bewusst war.  In den letzten Wochen hat er erstaunlicherweise oft und viel von ihr erzählt und um sie getrauert.
Aber auch umgekehrt wissen wir, dass Johanna sich immer wieder um ihren Bruder sorgte.

Nun ist er ihr gefolgt.  Am Dienstagmorgen wurde er tot im Sessel sitzend aufgefunden, friedlich eingeschlafen, so wie man sich das vielleicht auf für sich selbst wünscht, im Alter von 85 Jahren.

Noch in den letzten Tagen hat er von seinem Tod gesprochen, und dass er sich ein – wie er sagte - ordentliches Begräbnis wünscht… und das steht ihm – wie jedem Menschen – zu.

Viele unter uns kennen ihn, wenn er mit seinem Fahrzeug unterwegs war, wenn er auch dabei manchmal seine eigenen Verkehrsregeln folgte. Wie oft sah man sein Auto, auch auf dem Brückberg geparkt, wenn er sich dort ausruhte, so dass manche Passanten mal nach dem Rechten schauten, ihn dann aber im Auto ruhend vorfand.
Vielen Menschen tat er gerne einen Gefallen, sprang dort ein, wo Not am Manne war, wenn jemand Medikamente brauchte und er für diese Person zur Apotheke fuhr, um nur ein Beispiel zu nennen. Früher hat er ja auch im Geschäft ausgeholfen. Er kartete gerne und machte hier und da Besuche.

Um ihn zu verstehen, nicht zuletzt auch seine Verschlossenheit, wie er auf manche wirkte, ist es sicherlich auch wichtig zu wissen, dass er in jungen Jahren mit 18 Jahren zu jenen Menschen gehörte, die Schreckliches im Zweiten Weltkrieg erleben musste, wie er in Gefangenschaft geriet.  Als er von den Schrecken des Krieges und der Gefangenschaft zurückkehrte, war er nicht mehr derselbe, wie Johanna, seine Schwester, erzählte: „Er war nicht mehr der, der er vorher war. Das war nicht mehr unser Jakob“, sagte sie traurig mit Blick auf das Erlebte in den Kriegsjahren, von dem er selber nie oder sehr selten gesprochen hat und es für sich behalten hat.

Nun ist er eingeschlafen und war bis zuletzt umsorgt von seiner Familie, wo er im Kellergeschoss seine Wohnung hatte.

Ihr habt, liebe Familie, folgenden Spruch ausgesucht:
„Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eins. Das Blatt, man merkt es kaum, denn eines ist ja keines. Doch dieses Blatt allein war Teil von unserem Leben. Drum wird auch dieses Blatt allein, uns immer wieder fehlen.“

Sicherlich möchtet Ihr damit Eure Trauer bekunden. Diese Trauer dürfen wir auch nicht abkürzen. Aber da wir mit den Augen des Glaubens immer weiter schauen dürfen, möchte ich schon in dieser Stunde des Abschieds unseren Blick etwas weiten. Zunächst sind die Blätter nicht alles, was vom abgebrochenen Baum des Verstorbenen übrig bleibt. Denn unter dem Laub liegen die Früchte dieses Baumes. Darum darf ich zunächst dafür danken, dass wir JAKOB gehabt haben. Doch bleibt dieser Trost begrenzt. Er gibt Euch den lieben Verstorbenen nicht zurück. Darum darf ich ein sehr bekanntes Gedicht zitieren, das unseren Blick über den Horizont dieser Welt hinaus weitet. Es stammt von Rainer Maria Rilke:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten. Wir alle fallen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Der Dichter glaubt also an eine große Hand, die alles auffängt, was sich auffangen lassen will.
Was hier mit Blick auf Gott gesagt ist, wurde in Jesus Christus Wirklich­keit. Er, der uns schon in der Taufe an die Hand nahm, der uns in jedem Sakrament ganz nahe kommt, der hat uns auf das Gleichnis vom Weizenkorn hingewiesen: Es gibt keinen Tod, es gibt nur Verwandlung: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, d.h. genauer: sich verwandelt, bleibt es allein. Wenn es sich aber verwandelt, bringt es reiche Frucht!" Der Auferstan­dene bezeugt es an sich selber: Er wurde vermeintlich tot wie ein Samen­korn in die Erde gelegt. Das aber spross an Ostern ins Leben und gibt uns Hoffnung über den Tod hinaus.
Darum bewahrt Jesus Christus unser Leben bis ins ewige Fest, wo wir alle zur großen Völkergemeinschaft zusammenfinden und Leben in Fülle haben werden.
Trösten wir so einander: Der Tod hat nicht das letzte Wort! Es wartet die große barmherzige Hand Gottes auf uns. Wir fallen, das ist unser Men­schenschicksal, aber wir fallen in Seine Hände.

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Auferstehungsamt für Herrn Norbert Desenfants
Ehegatte von Maria Cremer
Bütgenbach, 08. Oktober 2009

Spruch: „Nun hast Du uns verlassen und Ruhe hat Dein Herz. Dich leiden sehen und nicht helfen können, das war für uns der größte Schmerz.“

Evangelium: Joh 15,9-15

Liebe Familie von Norbert,

Es sind gerademal sechs Monate her, da feierte Norbert mit Maria das Fest der Goldhochzeit.

Am Sonntag, dem 27. September, wir feierten in unserer Pfarre Erntedank,  fand dieses seltene Ehejubiläum noch einen glücklichen Nachklang bei einem frohen Beisammensein in der Familie.   Und nichts deutete darauf hin, dass nur wenige Tage alles anders sein sollte.

Am Donnerstag, am 1. Oktober, stellte sich bei Norbert Gehirnbluten ein und er fiel zeitweise ins Koma, kam ins Krankenhaus nach Malmedy, wo ich ihm am Abend noch die Krankensalbung gespendet habe.

Seitdem hat sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtert. Die Ärzte haben Euch seinen kritischen Gesundheitszustand nicht verschwiegen.  Ihr wusstet, dass er wohl nicht mehr gesund würde.  Am Dienstag, am frühen Abend, hat er sein Leben dem Schöpfer zurückgegeben.

Heute sind wir hier zusammen, um von ihm Abschied zu nehmen.

Norbert Desenfants wurde am 29. März 1933 als zweites von drei Kindern der Eheleute Eduard und Gertrud Desenfants-Löw an „Desenfangs“ in Elsenborn geboren. Mit vierzehn Jahren erlernte er im Familiebetrieb das Maurerhandwerk und blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994 dort tätig.  Während dreißig Jahren frönte er dem Hobby der Jagd, und seit seiner Pensionierung schätzte er vor allem ausgiebige Spaziergänge.

Aber seine Krankheit engte seinen Aktionsradius immer mehr ein und er war weitgehend auf Hilfe angewiesen, die er zu Hause erhalten hat.

Unser Verstorbener war mit Leib und Seele im Wald zu Hause.  Gerade der Wald mit seinen vielen Bäumen ist ein ansprechendes Sinnbild für sein Leben: Mit der Erde verwurzelt, steht er aufrecht und streckt sein Laubwerk, seine Äste oder Arme, zum Himmel. Eines Tages bricht er zusammen, aber seine Früchte leben weiter.
Sein Lebensbaum zählt 76 Jahresringe, an denen man ja ablesen kann, wie das jeweilige Jahr war: So gab es im Leben unseres Verstorbenen enge Jahresringe, trockene Jahre, geprägt von leidvollen Ereignissen. Aber es gab auch die breiten Ringe, Zeiten wo er sich wohl fühlte.
Das war dann, wenn er im Wald seinem Hobby als Jäger nachging oder auch seiner anderen Lieblingsbeschäftigung: das Kochen.

Die innersten Ringe des Baumes sind die abgehärtesten, das Rückrat des Baumes. Trotzdem müssen auch sie beweglich bleiben, um im Sturm nicht abzuknicken.  Die innersten Ringe sind für uns Christen der Glaube, die Hoffnung und die Liebe, das sich letztlich in allen Lebenslagen von Gott gehalten wissen.  

Die Natur,  wie wir sie zurzeit zwischen Herbst und Winter erleben, nimmt uns in diesen Tagen hinein in das Grundgesetz der Natur, dass mit der Ernte des Gewachsenen und Gereiften auch die Blätter welken und fal­len, die Lebenskräfte erschöpft sind.

In den letzten Jahren musste auch unser Verstorbener erleben, wie die Leistungskraft verzehrt wurde und die auszehrende Krankheit ihn zusetzte. Im Mitgehen eines solchen Weges geht uns auf, dass lebenslange Mühe einen anderen Lebenssinn braucht und findet als nur den blinden Kreislauf von Wachsen und Verwesen, von Aufbau und Zerfall der Natur. Natürlich zeigt uns der Tod zunächst einmal das ver­gänglichen Lebens in aller Härte vor Augen.

Als Christen geht uns auf, dass der Glaube über die Bahnen der Natur hinausgreift auf einen tieferen Lebenssinn hin.
Ich habe euch dazu erwählt, sagt Jesus, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibe. Der biblische Glaube wagt es also, angesichts der Realität des Todes, das Leben anders zu deuten, wagt es, vom Blei­benden und Unverweslichen zu sprechen — und dies aus dem Munde Jesu, an dessen Kreuz nur sehr wenige Menschen standen, dessen Grab keine Blumen zierten.
Nirgends wird die Frage nach dem Bleibenden so radikal gestellt wie unter dem Kreuz, und nirgendwo wird sie so glaubhaft beantwor­tet wie durch das Kreuz — dass nämlich nichts, was aus Liebe getan, ver­sucht, gewagt und auch erlitten worden ist, hinfällig sein kann, sondern eine Frucht hervorbringt, die bleibt.

»Ich habe euch dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt« - dieser Wille Gottes, dass unser Le­ben im letzten und ganzen Frucht bleibt, entbin­det uns von einem eigenmächtigen, hilflosen Berechnen und Verglei­chen, was wir ins Leben eingebracht und was wir davon profitiert haben. Dieses Wort befreit uns als Christen, bei all den Erfahrungen in Tod und Trauer, wie sie allen Menschen gemeinsam ist, zu einer Haltung der Dankbarkeit.

»Ich will, dass eure Frucht bleibt«, dieses Vermächtnis Jesu wird uns, wenn wir von diesem Ort weggehen, mitgegeben und stellt uns un­sere Berufung vor Augen. Wir dürfen uns als Christen durchaus zu den Empfindungen des Verlustes und des Schmerzes bekennen. Glaub­würdig können wir trauern, indem wir das Leben bejahen und das Ge­schenkte — alles, was uns durch Norbert an Gutem zuteil wurde — bewahren in der Haltung der Dankbarkeit.

Mit unserer Teilnahme am Gottesdienst möchten wir als Pfarre Euch, liebe Familie sagen: Wir fühlen mit euch. Euer Vater und Großvater, Dein Ehegatte, mit dem Du fünfzig Jahre alle Höhen und Tiefen geteilt hast, bleibt uns in liebevoller Erinnerung.  Seine Enkelkinder, für die er ein großes Herz hatte, können jetzt nicht mehr bei ihm reinschauen oder sich an Feiertagen bei ihm versammeln.  Der Tag seines Todes ist daher sehr einschneidend, der Gang zum Friedhof sehr schwer.

Auch wenn uns die Worte fehlen, so wollen wir mit Euch die Trauer aushalten. Und es tut gut, wenn ihr es nicht alleine aushalten müsst.

Unser Lebensbaum steht noch in manchen Stürmen des Lebens. Wir wissen nicht, wie viele Jahresringe wir noch bilden können.

Wir möchten heute Gott danke sagen für all die Früchte, die der Baum unseres Verstorbenen gebracht hat und von denen ihr noch lange zehren dürft.
Beten wir darum, dass er jetzt bei Gott neu seine Wurzeln ausstrecken kann und uns dabei weiter nahe ist, für uns betet – und wir für ihn.

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Auferstehungsamt für Herrn Stephan Koch
Ehegatte von Edith Dannemark
Weywertz, 31. Oktober 2009

Lesung: Gen 8,6-12
Evangelium: Mt 6,25-34; Joh 20,19-23: Der Auferstandene verkündet den Frieden.
Symbol der Taube:

Lesung aus dem Buch Genesis
Nach vierzig Tagen öffnete Noach das Fenster der Arche, das er ge­macht hatte, und ließ einen Raben hinaus. Der flog aus und ein, bis das Wasser auf der Erde vertrocknet war. Dann ließ er eine Taube hinaus, um zu sehen, ob das Wasser auf der Erde abgenommen habe. Die Taube fand keinen Halt für ihre Füße und kehrte zu ihm in die Arche zurück, weil über der ganzen Erde noch Wasser stand. Er streckte seine Hand aus und nahm die Taube wieder zu sich in die Arche. Dann wartete er noch weitere sieben Tage und ließ wieder die Taube aus der Arche. Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig. Jetzt wusste Noach, dass nur noch wenig Wasser auf der Erde stand. Er wartete weitere sieben Tage und ließ die Taube noch einmal hin­aus. Nun kehrte sie nicht mehr zu ihm zurück. Wort des lebendigen Gottes

Ansprache
Liebe Familie, liebe Trauergemeinde,
Wir nehmen heute Abschied von Stephan Koch, der vor fast 72 Jahren, am 6. November 1937, als siebtes von acht Kindern das Licht der Welt erblickte.

Vor genau drei Jahren musste er sich eine Operation unterziehen, von der er sich nie mehr ganz erholen sollte. Es folgten Höhen und Tiefen, Zeiten der Hoffnung, dann wieder der Angst um seinen Gesundheitszustand.
Nun kam er vor zwei Wochen wieder ins Krankenhaus nach St.Vith, wo er in der Nacht von Montag auf Dienstag sein Leben dem Schöpfer zurückgab.  Ruhig und friedlich ist er von uns gegangen, wie Edith mir sagte, so wie er Zeit seines Lebens gewesen ist, ganz für die Familie da.  Inmitten seiner Familie, seiner Frau und seiner drei Töchter, die sein ganzer Stolz waren, hat er die letzten Tage verbracht.  Nun heißt es vom Ehemann, vom Vater und Großvater Abschied zu nehmen.  Ein wahrhaft nicht leichter Weg, den ihr in diesen Tagen gehen müsst und den Euch niemand abnehmen kann.

In den letzten Tagen habt Ihr geahnt, dass Euch die schwere Abschiedsstunde bevorstehen würde. Euer und unser Blick geht zurück auf all die Jahre, die wir mit ihm gelebt haben.  Vieles möchten wir in guter Erinnerung behalten.
Den Garten immer in Ordnung halten, das wir eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Wenn die Pflanzen, die Blumen, ja die ganze Natur im Frühling aufblühte, konnte er sich darüber freuen.  Jetzt in dieser Herbstzeit erleben wir das Vergehen der Natur, die aber nicht stirbt, sondern gleichsam in einem Winterschlaf versinkt, um im nächsten Frühling wieder neu zu erblühen.  Dass was wir an der Natur jedes Jahr entdecken können, dürfen wir auch für glauben.  Aus dem Tod des Saatkorns in dunkler Erde wächst neues Leben ans Licht.  Als Christen dürfen wir einer solcher Botschaft trauen, dass aus dem Saatgut unseres Verstorbenen für Euch und für uns alle reiche Frucht wächst.

Als Pfarre können und möchten wir Euch eine Stütze und Hilfe sein:  Das ist nämlich eine wichtige Aufgabe der ganzen Pfarre, dafür gibt es vorrangig auch eine Christengemeinde, die Euch spüren lassen, dass Ihr in der Trauer nicht alleine seid, dass wir mit Euch beten und für Euch und für Stephan, der so lange unter uns gewohnt und gelebt hat und mit dem viele sich verbunden fühlen.

Seine Lieblingsbeschäftigung, sein Hobby, war die Taubenzucht (35 Jahre im KZV). Dabei musste ich an den hl. Franz von Asssi denken und an seine Vogelpredigt, wie er in dem Sonnengesang, der übrigens am Samstagabend beim MV-Jahreskonzert sehr beeindruckend in seiner Vielfalt musikalisch dargeboten wurde, vor den Vögel sagte: „Lob sei dir, mein Herr, durch unseren Bruder, den leiblichen Tod. Selig die, welche er einverstanden findet mit deinem heiligsten Willen.“

Euer Vater hat seinen Tauben nicht unbedingt gepredigt wie der hl. Franziskus, aber – wenn man ihn besuchen wollte, dann fand man ihn gerne in der Vogelvoliere, wo er seine gefiederten Freunde umsorgt, mit ihnen geredet und gepfiffen hat. .
Vielleicht spiegelt sich in dem Leben unseres Verstorbenen und in seinem Hobby etwas von dem Evangelium, das wir heute bei seinem Requiem gehört haben: das gläubige Vertrauen, dass Gott für uns und für unser Leben sorgt, mehr noch als für die Blumen des Feldes und die Vögel des Himmels, dass Gott uns in seiner Hand hält.  Gerade so wie Dein Mann, Euer Vater selbst die Tauben behutsam in der Hand gehalten hat und für sie gesorgt hat.

Nachdem Franziskus diejenigen selig gepriesen hat, die Bruder Tod einverstanden findet mit Gottes Willen, heißt es: „Ihnen kann der zweite Tod nicht schaden.“
Er spricht also von zwei verschiedenen Tode: den Tod des Körpers und den Tod als Ende ohne jede Hoffnung.
In einem Psalm (55,2-9) heißt es: „Meine Seele ist wie eine Taube dem Netz des Jägers entkommen“.   Der leibliche Tod, dieser Jäger, fängt zwar unseren Leib – aber unsere Seele, das was unser Leben im Innersten ausmacht, das kann er in seinem Netz nicht festhalten. Denn das Leben ist stärker als der Tod.
Stärker als der leibliche Tod ist, was Euch mit Eurem verstorbenen Mann und Vater, Bruder, Opa und Schwager verbindet: die Liebe und die Freundschaft, die Dankbarkeit für das, was er getan und Euch bedeutet hat.
Stärker als der leibliche Tod ist unser Glaube: dass Gott uns Leben schenkt, das der Tod nicht nehmen kann.

In der Lesung haben wir eben von der Taube mit ei­nem Ölzweig im Schnabel aus der Noach-Erzählung von der Sintflut gehört.   Die Taube war bei der Sintflut für Noach das Zeichen für „Land in Sicht“, das heißt: wir sind gerettet.  Die Taube also Zeichen für die Erlösung, für die Rettung vom Tod.

Für Euch, liebe Familie, wird in Eurer Trauer vor allem noch die Sintflut-Situation vorherrschen. Was vermag uns da am meisten zu trösten?  Es ist doch der Glaube, dass Stephan auch weiterhin unter uns ist. Er hat nur die Verwandlung schon vollzogen, die noch vor uns liegt, die mit dem Aufstieg der Taube in das Licht beginnt, um dann Gottes Liebe zu erfahren im ewigen Frieden.
Wo findet die Seele die Heimat der Ruh?
Wer deckt sie mit schützenden Fittigen zu?
Ach, bietet die Welt keine Freistatt mir an,
Wo Sünde nicht kommen, nicht anfechten kann?
|: Nein, nein, nein, nein, hier ist sie nicht:
   Die Heimat der Seelen ist droben im Licht. :|

Das Lieblingslied von Stephan bezeugt die Sehnsucht von Menschen nach einer unverlierbaren Heimat: eine Heimat braucht der Mensch.
„Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann flöge ich davon und käme zur Ruhe“, heißt es in dem Psalm von dem ich eben gesprochen habe.
Sanft wegschweben aus den Bedrängnissen dieser Welt, so wie die Taube ihre Flügel ausbreitet und abhebt und die wahre Heimat, die Ruhe finden.

Wir  Menschen sind ein Leben lang auf der Suche nach der Heimat... da, wo wir die Ruhe finden für unsere Seele.
Heimat, das sind die Menschen, die mich lieb haben und die ich liebe.
Heimat ist das, was Stephan Euch, seinen Kindern mitgegeben hat. Danken wir in dieser Stunde, dass wir den Verstorbenen in unserer Mitte haben durften
Doch seine tiefste, seine größte Heimat, das war sein Glaube an Gott.
Ich schließe mit den Worten dieses alten Liedes:
 „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh? Wer deckt sie mit schützenden Fittichen/Flügeln zu? Hier auf Erden ist diese Heimat nicht, die Heimat der Seele ist droben im Licht.“

Stephan hat die Verwandlung vollzogen, die noch vor uns liegt, die mit dem Aufstieg der Taube in das Licht beginnt, um dann Gottes Liebe zu erfahren im ewigen Frieden.

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Auferstehungsamt für Herrn Emiel Plouvier
Ehegatte von Elisabeth Houthoofd
Weywertz, 2. November 2009

Spruch: „Hab keine Angst, etwas von dem zu verlieren, was eure gemeinsame Zeit reich gemacht hat. Denn all das, was in deinem Innersten Spuren hinterlassen hat, bleibt in deinen Erinnerungen lebendig. Sie sind das Tagebuch deines Herzens, in dem du blättern darfst, wenn du dich nach jenen Blildern sehnst, in denen du Vergangenes wiederfinden kannst.“

Liebe Familie von Emiel, liebe Nachbarn und Mitchristen,

„Ihr müsst nicht weinen, das Leben ist dafür viel zu schön“, so sagte Emiel Plouvier immer wieder  „Ich gehe nur eine Stufe weiter“.   Noch auf dem Sterbebett sorgte er sich um seine Familie, um seine Frau.

Heute nehmen wir von ihm Abschied.  Die letzten Wochen waren für Euch, liebe Familie, sehr schwer, aber auch für Emiel, der viel, ja sehr viel mitgemacht hat und trotzdem nie geklagt hat, immer zufrieden war.

Die Pflegerinnen in den verschiedenen Krankenhäusern, ob in Malmedy, in Lüttich oder zuletzt in St. Vith können das bestätigen.  Die Schelle am Bett hat er niemals in Anspruch genommen. 

Und dabei hat er wahrlich viel über sich ergehen lassen müssen:  Man kann wohl sagen, dass die letzten neun Jahre mit insgesamt neun Operationen für Emiel ein Leidensweg gewesen sind, zuletzt wurde der Weg mehr und mehr zum Kreuzweg.  Ihm ist nichts erspart geblieben. Und trotzdem war er immer positiv eingestellt und sagte immer nur:  „Ich habe keine Schmerzen.“

Er war Euch, liebe Familie, ein herzensguter Vater gewesen, „ein Engel für die Kinder“, habt ihr mir gesagt.  Und auch für seine Frau, mit der er 57 Jahre verheiratet war, die Hochzeit fand am 21. August 1952 in Roeselare statt, und für die sieben Enkeln und für den einen Urenkel.
Er war immer sehr besorgt um seine Kinder gewesen.  Dabei habt ihr mir von so mancher Begebenheit erzählt, als ihr noch Kinder und Jugendliche gewesen seid.

Beim Erzählen ist Euch auch aufgefallen, dass Emiel niemals ein schlechtes Wort über andere gesagt hat: „Jeder hat seine Fehler“, hat er gesagt, und er war Freund mit jedem.

Sehr gerne hatte er Kinder:  In der Nachbarschaft wurde er von den Kindern liebevoll „Onkel Emiel“ genannt. 

Emiel wurde vor 81 Jahren, am 2. August 1928, in Roeselare, in Westflandern als jüngstes von  drei Kindern geboren.  Sein Vater Francis Plouvier verstarb bereits mit 46 Jahren, als Emiel gerade mal 16 Jahre alt war.  Schon früh musste er somit die Vaterrolle im Haus übernehmen.  Aber schon mit zwei Jahren kam er mit seinen Eltern nach Weywertz, die an Sankersborn wohnten, und er besuchte hier die Grundschule und hat sich gut integriert.  Vor 41 Jahren baute er sich mit seiner Familie ein Haus am Venn.
Wenn er sich auch hier zu Hause fühlte, so war er im Herzen doch – zu Recht  ein echter Flame geblieben, der sich seiner Wurzeln nicht schämte.   Seine letzten Worte im St.Vither Krankenhaus waren in Flämisch gesprochen.   Sein letztes Wort kurz vor seinem Tod war „Mam“ mit Blick auf seine Frau.

Wer Emiel gekannt hat, weiß, dass er ein lebensfroher, humorvoller Mensch war, der die Musik und den Tanz liebte.  Tanzen konnte er wie kein zweiter, habt Ihr mir erzählt.

Für die damalige Zeit war er sehr fortschrittlich eingestellt:  Er war der Hausmann zu Hause, kochte Euch das Essen, was er sehr gerne tat, besonders zu Weihnachten, wenn die ganze Familie versammelt war.

Neben dem Haushalt  hatte er anfangs auch in der Landwirtschaft bei Weber gearbeitet und war zusammen mit seiner Frau als Vertreter für Textilien unterwegs.  Hierbei haben ihn die meisten unter uns wohl kennen gelernt.

Er war vor allem ein Mensch für Draußen: Das Angeln liebte er über alles und die Gartenarbeit war seine Lieblingsbeschäftigung. Seine Naturverbundenheit kam auch darin zum Ausdruck, dass er vor allem viel Freude an den Vögeln hatte, die er immer gut versorgte, wie ihr mir erzählt habt.  Mit großer Liebe versorgte er im Winter die Vögel, die in dieser Zeit gut durchgefüttert wurden, was sich wohl unter seinen kleinen gefiederten Freunden rumgesprochen haben muss, wenn sie manchmal zu hunderten an seinem Haus saßen.   Vielleicht kam ihm beim Anblick der Vögel in den Sinn, dass sie dem Himmel etwas näher leben als wir: Gönnen wir ihm jetzt das neue Leben in Freiheit, zu fliegen wie ein Vogel zum Himmel. Er würde Euch auch sagen: Vögel singen nach einem Sturm.  Warum solltet Ihr das nicht auch tun?  „Der Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist“, sagt ein Spruch aus China.  Diesen Glauben wünsche ich Euch:  Auch wenn Ihr diese Abschiedsstunde wie eine dunkle Nacht der Trauer und des Verlustes erlebt, so dürft ihr wissen, dass unser Glaube an den Auferstandenen weiter schaut, eben wie ein mächtiger Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.

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Auferstehungsamt f. Frau Margarethe Henz-Sonnet
Witwe von Georges Sonnet
Bütgenbach,  3. November 2009

Spruch: „Ein liebes, treues Mutterherz schläft nun im stillen Grabe. Wir fühlen es im tiefsten Schmerz, was wir verloren haben.“

Liebe Familie, liebe Nachbarn und Mitchristen,
Ich habe schon öfter feuchte Augen bekommen, wenn in einer Kirche das Lied ertönt „Ich bete an die Macht der Liebe“. Ob Männerchor oder Solostimme – das Lied scheint einem direkt ins Herz zu gehen. Der Text stammt von Gerhard Tersteegen, einem „Mystiker, Dichter und Seelsorger“. Vor 240 Jahren ist er gestorben. Am Gründonnerstag 1724 hatte er ein „Bekehrungserlebnis“, das seine – wie er sagte „dunklen Jahre“ beendete. Was den Dichter aber unvergessen macht, sind etliche seiner Kirchenlieder. Der russische Komponist Dimitri Bortnjansky hat das Gedicht „Ich bete an die Macht der Liebe“ vertont.  Mir selbst ist diese Sprache nach über 200 Jahren eher fremd, auf der anderen Seite beschreibt der Dichter seine Liebe zu Jesus so innig, dass die meisten gar nicht wissen, dass es sich dabei um ein Gebet handelt.
Und um diese innige Liebe geht es auch heute, die Euch, liebe Familie mit Eurer Mutter und Großmutter verband und auch über den Tod hinaus verbindet.  Denn genau das ist unser Glaube:  Die Liebe kennt keinen Tod und die Liebe überlebt den Tod.
Gretchen ist am Freitagmittag im Kreis ihrer Familie gestorben.  Es ist bitter, es tut weh, es macht Euch und viele unter uns traurig. Lange war sie Euch geschenkt… fast 89 Jahre. Alt durfte sie werden, wenn es auch immer zu früh ist, von der Mutter Abschied zu nehmen, egal wie alt sie geworden ist.  Ihr Sterben am Freitag war wie das Fallen in die liebenden Hände Gottes… beim Anhören des Liedes: „Ich bete an die Macht der Liebe.“   Und die Liebe ist wirklich eine Macht, keine Macht mit Waffengewalt, sondern sanft und weich, eben mit Herz und Innigkeit.  Ihr habt es ihr möglich gemacht, ja es ihr geschenkt, dass sie „daheim“, im eigenen Haus, sterben konnte.  Heimat war für sie nicht nur die Wohnung, es war der Kreis der Familie.  Sie war Eure Mitte. Aus der Kraft ihres Lebens habt Ihr als Familie gelebt.  Sie hat ganz für Euch gelebt, wie Ihr mir gesagt habt, sie hat ihr Leben Euch, der Familie geschenkt.   Deshalb war das Lied auch so passend, es bei ihrem Hinübergang von diesem zum neuen Leben zu hören: Ich bete an die Macht der Liebe.
Auch das Evangelium habe ich entsprechend ausgewählt:  Das Weizenkorn ist ein wertvolles Symbol für die Art, sein Leben zu verschenken.  Wenn ein Weizenkorn nicht in die Erde fällt, wenn es sich also nicht hergibt, verschenkt, verbraucht, hat es seinen Sinn verfehlt.  Eure Mutter hat ihr Leben als Geschenk verstanden, dass sie zuerst und wesentlich Euch, ihrer Familie, gemacht hat.  Ihr wisst es am beste.  Ihr spürt es tief in Euch und in Eurem Leben, was alles von ihr darin steckt, wovon Ihr heute leben könnt, was Euch heute Kraft gibt und was sie durch ihre Lebensart aus Euch gemacht hat.
Ihr als Familie, seid die gute Frucht ihres Lebens. Und das ist, meine ich, die wesentliche Hinterlassenschaft unserer Verstorbenen.  Es steht auf keinem Papier, es ist lebendig eingeschrieben in die Tiefe Eures Lebens, in Euren Herzen.
Ihr habt sie zuletzt gepflegt.  Wenn man im Leben überhaupt von Lohn reden kann, dann nur in der Weise, dass sie im Alter nicht allein sein musste, dass sie für die Sorge um die Kinder durch deren Sorge für sie selbst belohnt wurde.
Und dieses gute Miteinander macht es Euch jetzt schwer. Ihr müsst schmerzlich erfahren, was es heißt, jemanden gehen zu lassen, Abschied zu nehmen, ein letztes Anschauen, eine letzte Berührung, die Erinnerung an ein letztes Gespräch.  Als ich sie am Montag in unserer St. Vither Josefsklinik besuchte kam sie mir noch so voller Leben vor, mit ihrem Humor, mit ihrem Lächeln, spontan.  Trotzdem wusste sie, wie es um ihren schlechten Gesundheitszustand.
Ihr werdet auch spüren, dass Eure Mutter, Eure Großmutter zwar gegangen ist, aber dass sie dennoch da ist, in Euren Erinnerungen, dass sie weiterlebt in Eurem Gefühl.
Und diese innere Stimme bestätigt sich in das, was uns in der eben gehörten Lesung aus dem Johannesbrief zugesagt wurde: „Wir wissen, dass wir schon jetzt aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Schwestern und Brüder lieben; wer nicht liebt, bleibt im Tod.“   Ich bete an die Macht der Liebe.
Gretchen wurde am 9. Januar 1921 als Älteste von fünf Kindern geboren. Von der Ausbildung her war sie Näherin und ging damals in jungen Jahren von Haus zu Haus, mit dem Fahrrad und nähte bei den Leuten, wie das damals üblich war. Nach dem Krieg, als die Armut groß war, musste sie schon  viel Fantasie aufbringen, um aus den Stoffen Kleider zu nähen.  Im Jahr 1949 heiratete sie Georges Henz aus Leykaul, der verwundet aus einem schrecklichen Krieg und der Kriegsgefangenschaft nach Hause kam, eine Autogarage führe und 1986 verstarb.
Die älteren Menschen unter uns erinnern sich sicherlich noch, wie sie als Tankwart die Kunden an der Tankstelle vor ihrem Haus bediente.   Eine Zeit, in der sie sehr gefordert war, hat sie doch lange Jahre ihre eigene Mutter gepflegt und den Haushalt geführt.
Nach dem Tod von Georges schloss sie sich dem Wanderverein an und entdeckte ihre Leidenschaft des Wanderns, nahm gerne an den sonntäglichen Ausfahrten des Wandervereins teil und sorgte mit für das leibliche Wohl der Wanderer.
Gesellig und humorvoll war sie stets, so auch bei den Treffen des Freundschaftskreises der Pensionierten.
Am 1. April kam sie ins Seniorenheim, wo sie sich auch gut eingelebt hat, wenn auch mit etwas Wehmut, denn ihr eigentliches Zuhause stand an der alten Linde.
Mit ihren acht Enkelkindern und sieben Urenkeln  hat sie viel Freude erlebt. „Sie war für uns wie eine Freundin“, sagten Alexandra und Sabrina.  Und je älter sie wurde, umso toleranter wurde sie auch der Jugend gegenüber.  Ihr Enkelkinder habt mit dazu beigetragen, dass sie im Geist jung geblieben ist, gerade durch euer gutes Verhältnis zur Oma.
Liebe Familie,
Sie war daheim, Ihr seid bei ihr gewesen, als sie sich aufgemacht hat, aus ihrem Leben Abschied zu nehmen. Sie hat jetzt die Heimat bei Gott gefunden, wo sie die Macht der Liebe, der Liebe Gottes, erleben darf.
Nach der Wanderschaft durch das Leben, ist sie am Ziel ihres Lebens angekommen; wir sind noch unterwegs, diesem Ziel entgegen.
Die Macht der Liebe verbindet Euch auch weiterhin untereinander und mit ihr. Amen.

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Auferstehungsamt f. Frau Ketchen Schauss-Reinertz
Witwe von Albert Schauss
Weywertz,  14. November 2009

Spruch: „Ich habe die verlassen, die ich liebe, um die wiederzusehen, die ich geliebt habe.“

Liebe Familie, liebe Nachbarn und Mitchristen,

Es ist der sicher schwerste Moment im Leben von Kindern, von den eigenen Eltern unwiderruflich Abschied nehmen zu müssen.  Vor 2 ½ Jahren, es war der 22. Juli 2007, musstet Ihr so plötzlich von Eurem Vater Abschied nehmen und ihn zu Grabe tragen und heute Eure Mutter. 

Von nun an hört Ihr endgültig auf, Kinder zu sein.  Niemand wir Euch mehr „Sohn“ oder „Tochter“ nennen, und Eure Anrede „Mutter“ bleibt ungehört.

Mit großem Schmerz spüren wir, dass die innige Vertrautheit, wie sie zwischen Eurer Mutter und Euch, den Kindern mit ihren Familien, bestanden hat, nun abgebrochen ist.
Es kommen Euch Situationen in den Sinn, in der sich die Liebe Eurer Mutter besonders ausgedrückt hat, wie sie Anteil nahm an Eurem Größer- und Erwachsenenwerden, wie sich um Eurer Gluck und Fortkommen sorgte.  Und wie sie, als Ihr selbst schon erwachsen ward und eine eigene Familie hattet, noch immer Eure Mutter blieb.

Was Eure Mutter Euch, was Ketchen uns an Liebe und Zuwendung geschenkt hat, ist weit mehr, als wir je verdient hätten.  Wir spüren das sehr genau.  Ein Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Meine schönste Erfindung, spricht Gott, ist die Mutter.“  Denn die Liebe einer Mutter ist grenzenlos; sie hört niemals auf – Und darin verkörpert sie etwas von dem, wie Gott selbst ist.  Und die Liebe kommt niemals an ein Ende.
Und was sie Euch geschenkt hat, das möge Gott jetzt ihr schenken: eine Liebe, die keine Grenzen kennt.  Eine Liebe, die auch vor dem Tod nicht Halt macht.

Die Wiege von Ketchen stand in Weywertz, wo sie am 11. Dezember 1932 geboren wurde. Sie wuchs als einzige Tochter der Eheleute Paul Reinertz und Margarethe Schoffers auf. Nach dem Besuch der Volksschule blieb sie zu Hause, um den Haushalt zu verrichten, da beide Elternteile berufstätig waren und insbesondere ihre Mutter als Näherin oft bis in den Abend hinein unterwegs war.

Im Jahre 1965 übernahm sie mit Albert die Bäckerei in der zweiten Generation, und so zog die junge Familie mit ihren drei Kindern in die Lindenstraße um. Während Albert sich um die Arbeit in der Backstube kümmerte, ging Ketchen ganz in der Rolle als Geschäftsfrau und Verkäuferin auf. Zusätzlich zu ihrer Arbeit im Haushalt half sie auch in der Backstube aus.

Wie viele Menschen hat sie über den Thekentisch das Brot gereicht, jahrzehntelang. Sie hat vielen Menschen die Nahrung gereicht, und wir sind ihr dankbar dafür.  Eine Aufgabe, die ihr so sehr lag und die sie mit so viel Freude und Leidenschaft, mit Leib und Seele zuverlässig, auf sie konnte man sich verlassen, ausübte und dabei immer ein freundliches Wort parat hatte.
Brot kann ja viel bedeuten. Die Sorge um das tägliche Brot beschäftigt uns heute nicht mehr in dem Maß, wie dies in früheren Generationen der Fall war. Brot ist für uns im Überfluss vorhanden: „Brot ist nicht hart. Kein Brot zu haben, das ist hart!“, so kann man es auf einer Tafel lesen. 
Wovon leben wir, was trägt uns im Leben? Dazu gehören Mitmenschen. Wir können für andere zum Lebensbrot werden.  Sich für andere einsetzen, kann Lebensinhalt werden.

Ketchen war eine Frau mit Lebensfreude, mit Humor und Liebe, eine Frau mit einer großen Leidenschaft für ihre Familie; für ihre Familie war sie da, zeitlebens.  Die Enkelkinder spürten dies auch bis zuletzt.

Leidenschaft und Lebensfreude auf der eine Seite, Traurigkeit auf der anderen Seite, zwei Seiten, die glaube ich, die letzten Jahre das Leben unserer Verstorbenen zutiefst geprägt haben.
Vor allem seit dem Tod von Albert. Eine besondere Beziehung lebten beide zur hl. Rita, die ja als Helferin in aussichtslosen Anliegen angerufen wird  und zum hl. Antonius. So manches Mal pilgerten sie zum Gnadenort nach Harre / Manhay, um Trost und Halt fand.
Mit ihm feierte sie am 16. September 2006 das seltene Fest der Goldhochzeit. Ihr Lebensmut, ihre Freude am Leben sanken zunehmend.

Vor über vier Wochen kam sie für eine Operation ins Eupener St. Nikolaus-Hospital und von dort zur Reha-Klinik nach St.Vith, wie sie dann auf der Intensivstation ihr Leben dem Schöpfer zurückgab.

Auf ihrem Nachttisch lag in einem Gebetsheftchen folgendes Gebet aus:

Gebet zu Maria, der gütigen Helferin
Heilige Maria, du Hilfe in allen An­liegen und Nöten, nimm meinen guten Willen auf! Hilf mir in meinem besonderen Anliegen, da du ja alle erhörst, die dich vertrauensvoll anru­fen! Sei du mir stets gute Mutter, wie auch ich immer dein treues Kind sein will im Leben und Sterben! Maria, du Immerwährende Hilfe, ich vertraue auf dich. Amen.

Und etwas weiter heißt es:
Lasst uns beten. Gott, Du Urquell allen Trostes, Du gabst in Deiner Barm­herzigkeit die Mutter Deines eingebo­renen Sohnes uns zur Trösterin. Wir bitten Dich, lass uns in aller Trübsal mit Vertrauen zu ihr flehen und durch ihre Fürbitte getröstet werden.

Dieses Gebet wird Ketchen nun weiter beten und Euch damit Trost in Eurer Traurigkeit geben. Gibt es einen größeren Trost als das Wissen, dass sie lebt und weiterhin mit uns verbunden bleibt?

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Auferstehungsamt für Maria Weynand-Schneider
Ehegattin von Heinrich Weynand
Berg,  11. Dezember 2009

Spruch: „Ganz still und leise, ohne ein Wort, gingst Du von Deinen Lieben fort. Du hast ein gutes Herz besessen, nun ruht es sanft, doch unvergessen.

Maria wurde als Jüngstes von drei Kindern der Ehel. Franz und Maria Schneider-Schmitz in Büllingen geboren und hat bis zu ihrer Hochzeit mit Heinrich am 8. Juni 1974 bei ihren Eltern ausgeholfen.
Dann führte sie die Landwirtschaft mit ihrem Mann bis 1989.  Vor einer Woche kam sie ins Spital für eine Darmspiegelung…  eine Woche später am Montagmittag verstarb sie.   Wir kennen sie als eine ruhige und stille Person.

Lesung: Psalm 130
1 Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: /
2 Herr, höre meine Stimme! Wende dein Ohr mir zu, / achte auf mein lautes Flehen!
3 Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, / Herr, wer könnte bestehen?
4 Doch bei dir ist Vergebung, / damit man in Ehrfurcht dir dient.
5 Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, / ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
6 Meine Seele wartet auf den Herrn / mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen /
7 soll Israel harren auf den Herrn. Denn beim Herrn ist die Huld, / bei ihm ist Erlösung in Fülle.

Gebet
Herr, was wir erlebt haben, ist für uns unbegreiflich. So plötzlich haben wir MARIA verloren. Jetzt fehlt sie. Leer sind unsere Hände. Leer ist unser Herz. Wir fragen »Warum?« und vernehmen keine Antwort. Jetzt stehen wir vor dir und spüren noch keinen Trost. Was wir sagen können: Wir sind dankbar, dass wir MARIA bei uns haben durf­ten. Wir merken, wie viel von ihr ausgegangen ist und was wir ihr ver­danken.
Wir rufen: Herr, nimm sie bei der Hand. Lass sie bei dir ankommen, auch mit allen Bruchstücken ihres Lebens, mit allem Unvollendeten. Gib ihrem Mann Heinrich und den Angehörigen die Kraft, die Aufgaben zu meistern, die sich durch diesen Abschied ergeben. Befähige sie, weiter Lebensmut zu schöpfen, und stärke in uns allen die gläubige Gewissheit, dass keine Tiefe, kein Abgrund uns von dir trennen kann, der du lebst und wirkst in alle Ewigkeit.

Ansprache

Der plötzliche Tod von MARIA hat uns alle schmerzvoll berührt. Sehr viele in BERG konnten es gar nicht fassen, als sie von ihrem Tod hörten. Sprachlos stehen wir da. Worte erscheinen wie ein Gestammel. Wir spüren unsere ganze Ohnmacht. Der Tod zeigt uns unsere Grenzen auf. Wir sind ganz am Boden.
Wie mag das erst für Dich, Heinrich, sein, die Nächsten, die Angehörigen? Wir ahnen, dass Ihr in Eurem Schmerz jetzt ganz »tief unten« sind.

So »tief unten«, wie es auch unser Psalmbeter ausdrückt: »Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir!« Tiefe des Schmerzes, Tiefe der Traurigkeit. Ganz tief unten - nur fassungslos, nur hilflos.
Unser Psalmwort von der Erfahrung der Tiefe weist aber weiter. Es stellt all unsere Tiefenerfahrungen unter die Zusage der Nähe Gottes: »Denn beim Herrn ist die Huld, bei ihm ist Erbarmen!« Es lädt uns ein, in allem Schmerz hinzuschauen auf den Gott, der treu ist, der uns auch in der Tiefe des Todes nahe bleibt, der ein Gott der Huld und des Erbarmens ist. Es lädt uns ein, von ihm alles zu erwarten.

Weder im Abgrund des Todes noch im Tal unserer Niedergeschlagenheit sind wir uns selbst überlassen. Das sagt uns die Botschaft des Glaubens zu. Dies soll heute ausgesprochen sein über dem Leben von MARIA, über dem Abgrund ihres Sterbens: Gott wird sie aufnehmen in den bergenden Schoß seiner Liebe. Diese Hoffnungsbotschaft soll auch ausgesprochen sein über dem tiefen Tal unserer Traurigkeit und Niedergeschlagenheit. Eine Einladung zum Glauben, gerade auch jetzt in dieser Stunde! Aber ob wir diese Hoffnungsbotschaft annehmen können, diese Botschaft von Got­tes Treue? Ob uns das erreicht in unserer Trauer? Vielleicht sind wir noch nicht so weit! Vielleicht sind wir noch zu tief unten! Vielleicht gelingt es uns nur schwer, der Treue Gottes so ganz zu trauen! Aber was uns heute schon möglich ist: dass wir im Blick auf das Leben von MARIA entdecken, wie spür­bar Gott sie immer schon geführt und mit Gaben beschenkt hat, und dass wir die Spuren Gottes in ihrem Leben finden können.

Wir schauen in Dankbarkeit auf sie und wir wollen sie gern in unserem Herzen bewahren. Möglicherweise kommen wir heute nicht weiter in unserem Schmerz. Wir können uns einfach nur miteinander an ihr Leben erinnern.

Vielleicht wird es uns später nach und nach fassbar, was die Botschaft des Glaubens sagt: Gott will MARIA noch viel mehr schenken. Er hält ihr die größte aller Gaben bereit: Das Ankommen im Schoß seiner Liebe. Denn un­ser Gott hat Jesus, seinen Sohn, aus der Tiefe des Todes gerufen. Was er ihm geschenkt hat, das hält er auch uns bereit, das wird er jetzt auch MARIA an­bieten.
Er wird ihr eine Brücke bauen, die herausführt aus den Tiefen des Todes. Uns aber eröffnet er mit dieser Brücke einen Weg aus den Abgrün­den der Traurigkeit. Er schenkt uns die Gewissheit: Das Leben von MARIA ist nicht verflogen. Es ist in Gottes Ewigkeit ge­borgen.

Heute lädt der Psalmbeter uns ein, Ausschau zu halten wie der Wächter am Morgen: noch ganz im Dunkeln, noch gefangen in den langen Schatten die­ser schweren Stunde. Aber doch schon wissend, dass der Morgen kommt; der Morgen von Gottes Treue. MARIA ist diesem Morgen ent­gegengegangen. Wir selbst sind noch auf dem Weg dorthin. Treten wir jetzt zu unserem Gott herzu. Rufen wir ganz aus der Tiefe, aus allem Drückenden und Unverständlichen heraus zu ihm und bitten um die Kraft, diese schwere Stunde des Abschiednehmens zu bestehen, um die Kraft, unseren Weg durch die Niederungen zu gehen.

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Auferstehungsamt für Rita Jansen-Dannemark
Ehegattin von Karl-Josef Jansen
Weywertz,  12. Dezember 2009

Spruch: „Dein Leben war ein großes Sorgen, war Arbeit, Liebe und Verstehen, war wie ein heller Sommermorgen – und dann ein stilles Von-uns-Gehen.“

Evangelium: Mt 24, 42-47
42 Seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43 Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
44 Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
45 Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen?
46 Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
47 Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen.

Gebet
Gott, geschockt und ratlos stehen wir hier. Wir können es nicht fas­sen, dass RITA so plötzlich gestorben ist. Sie wird vielen von uns fehlen. Wir wenden uns an dich mit unseren Fragen und unse­rem Verstummen. Vieles macht uns sprachlos und traurig oder auch ohnmächtig. Wir wollen bei all unserer Klage und unserem Ringen mit uns selbst und dem Tod von RITA nicht vergessen, für ihr Leben zu dan­ken. Wir danken für alles Wohlwollen, das sie uns entgegengebracht hat, für die Freundschaft, die von ihr ausging.
Wir bitten dich, lass nichts von dem, was RITA an Gutem in die Welt ge­bracht hat, verloren sein, sondern vollende ihr Leben in deinem ewigen Licht. Lass die Liebe, die sie gelebt und uns geschenkt hat, in unseren Her­zen lebendig und gegenwärtig bleiben. Hilf uns in unserer Trauer und schenke uns wahren Trost. So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Ansprache

So plötzlich kann alles ganz anders sein. Nichts, aber auch gar nichts ist mehr, wie es war. Der Schock sitzt tief und macht vielen von uns schwer zu schaffen. Das so überraschende Sterben von RITA lässt uns nicht los.

Darum wollen wir uns zunächst noch einmal in einigen Augenblicken ver­gegenwärtigen, wer RITA für jeden und jede von uns war. Wie wir sie er­lebt haben? Was wir besonders an ihr gemocht und geschätzt haben? Was ihre besondere Art und Weise war, mit dem Leben und den Menschen um­zugehen?

Euch fallen viele Bilder und Situationen ein, in denen ihr mit RITA gefeiert und gelacht, gearbeitet und geplant haben. Es werden Erinne­rungen wach an Gespräche und Begegnungen mit ihr, die Euch durch ihr plötzliches Sterben nicht weggenommen werden. Diese werden Euch auch über den Tod hinaus mit ihr verbinden.

Für Rita stand die Familie im Mittelpunkt ihres Lebens, für die Familie war sie da und an den Enkelkindern hatte sie ihre helle Freude.  Auch war sie da, wenn Not am Manne war und half in ihrer Hilfsbereitschaft gerne aus.
Seit vielen Jahren war sie auch ein begeistertes Mitglied des Schalke-Fan-Clubs. Kein Heimspiel ließ sie aus. Der Fußball bedeutete ihr viel. Unser Leben ist ja auch wie ein faszinierendes Spiel: Jeder ist wichtig an der Stelle, wo er/sie steht.
Wichtig ist dabei über das diesseitige Spielfeld hinauszuschauen.  Das sagen uns die Worte aus der hl. Schrift: Sie lenken unseren Blick über das Spielfeld hier auf Erden hinaus.  Gott hat in Jesus den Tod für immer besiegt.  Rita hat in der Liebe zu den Menschen auf dem Spielfeld ihres Lebens Einsatz gezeigt.

Dennoch bleibt der Schmerz und die Trauer. Es ist all das in uns, was so wehtut bei diesem Abschied. Versuchen wir in all dem, ein paar Augenbli­cke innezuhalten.
Lassen wir uns dabei helfen von den Worten aus dem Evangelium des Matthäus, die wir gehört haben. Vielleicht können sie uns etwas sagen, was uns hilft und ermutigt: Wir werden aufgefordert, wachsam zu sein, weil wir den Tag nicht wissen, an dem der Herr kommt. Wie plötzlich und überraschend das sein kann, haben wir gerade jetzt beim Tod von RITA erlebt. So schnell kann alles ganz anders sein. Das kann uns zu denken geben.

Die Worte aus diesem Evangelium klingen ernst und warnend. Sie wollen uns aufmerksam machen auf die Gefahr, dass wir nicht nur so in den Tag hineinleben sollen. Sie wollen uns mahnen, uns nicht zu sehr in Be­schlag nehmen zu lassen von dem, was der Alltag von uns fordert. Sie wol­len uns warnen, nicht so sehr mit uns selbst oder unseren Aufgaben be­schäftigt zu sein, dass wir dabei unser eigenes Sterben und unsere letzte Stunde verdrängen.

Wir werden damit konfrontiert, wie sehr der Tod nicht nur zum Leben allgemein, sondern zu unserem eigenen Leben gehört. Wir werden aufgefordert, achtsam und wachsam zu leben. Wir können aber aus den Worten auch heraushören, wie sehr es darauf ankommt, in unserem Le­ben den Auftrag zu erfüllen, der uns übertragen ist.

Was in diesem Evangeliumstext von jenem treuen und klugen Knecht ge­sagt wird, den der Herr als solchen antrifft, das dürfen wir auch auf RITA. beziehen.

Sie war ein Mensch, auf den man sich verlassen konnte. Mit ihr konnten alle reden und rechnen. Ihr Geschick und ihre Fähigkeiten hat sie eingebracht für ihre Familie und den Betrieb.
Dafür möge ihr Gott jetzt für immer die Freude und das Fest des ewigen Lebens bereiten.

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Auferstehungsamt für Mathieu Keus
Ehegatte von Netta Bodeux
Weywertz,  19. Dezember 2009

Spruch: „Arbeit war sein Leben und Wandern seine Freud, doch von Gottes ausgesuchter Strecke kehrte er nicht mehr heim.“

Liedwünsche:  Segne Du Maria; So nimm denn meine Hände; Von guten Mächten.
Fürbitten: Enkelkinder

Evangelium: Lk 24,13-21a.25-31; Joh 14,1-14
Lesung aus dem Buch der Psalmen.
Der Herr ist mein Hirte, / nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen / und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; / er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, / ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, / dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch / vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, / du füllst mir reichlich den Becher. Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang / und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.  - Wort des Lebendigen Gottes.-

 

Liebe Trauerfamilie,
Viele unter uns haben die Goldhochzeit von Mathieu und Netta am 19. September, also vor genau drei Monaten, noch in bester Erinnerung. Welch große Freude herrschte damals bei Euch und vielen von uns und wie schnell kann aus der Freude tiefes Leid und endgültiges Abschied nehmen werden.

Von Gottes ausgesuchter Strecke kehrte er nicht mehr heim, heißt es in dem Spruch, den ihr über das Abschied nehmen geschrieben habt. Er kehrte nochmals am Mittwoch aus dem Krankenhaus von Verviers nach Hause zurück. Mitten im Wohnzimmer, wo er sich gerne aufhielt, wenn er nicht bei der Arbeit war oder auf Schusters Rappen unterwegs, davor der geschmückte Weihnachtsbaum, den er noch gerne gesehen hätte und die Krippe und inmitten vieler Engel war Mathieu die letzten Tage aufgebahrt.

Rechts neben dem Fernsehgerät hängt das Bild der „betenden Hände“ von Albrecht Dürer.  Was hat Mathieu nicht alles mit seinen Händen geschaffen… vom Fundament bis zum Dach. Seine Hände, die viel gearbeitet und gegeben haben.  Seine Hände, die Halt gaben – und zuletzt Euch auch streichelten, um Abschied zu nehmen, um Euch zu sagen: „Ich habe Euch alle lieb!“  Und mit seinen Händen hat er gebetet, um unsichtbar nach der ausgestreckten Hand Gottes zu greifen.

Das bevorstehende Weihnachtsfest und seine Stimmung passen nicht zu dem, was wir heute tun müssen – einen Menschen verabschieden, hergeben, den wir gerne hatten.  Und wenn ich nochmals auf das Foto schaue, erkenne ich sofort einen herzhaften Menschen, den man einfach gerne haben musste. „Herzensgut“ kommt mir dabei übers Herz.  Mit seiner in jeder Hinsicht hilfsbereiten Art, mit dem starken Sinn für die Familie, besonders für seine Enkelkinder, mit seinem freundlichen Wesen ist Mathieu den Mensch um sich herum wahrhaft zum Mitmenschen geworden.

Weihnachten selbst kann uns gerade bei dem Leid dieser Tage Trost und Hoffnung spenden.
Die Krippe ist ein äußeres Zeichen, um die Menschwerdung Gottes bildlich darzustellen.  Gottes Menschwerdung war damals ein Drama – es gab für ihn nirgendwo Platz. Eine Futterkrippe war sein erster Platz in dieser Welt, um unter uns zu wohnen.  Gott wohnt da, wo er eingeladen wird, wo ihm Raum gewährt wird, wo er willkommen geheißen wird.

Gott einen Platz bereiten – das ist die Aufgabe eines Menschen.  Es ist gut, wenn wir von einem Menschen sagen können, durch ihn ist es ein wenig heller geworden in seiner Umgebung, durch sein Leben ist etwas von Gottes Güte durch geschienen.  Und das können wir von Mathieu sagen.

Er hat Gott einen Platz bereitet in dieser Welt – nicht durch spektakuläre Aktionen, dafür war er viel zu still und diskret, sondern im alltäglichen Leben.   Er war kein Mensch großer Worte, sondern ein Mann der Tat. Er packte an, arbeitete, am liebsten still, für sich allein.

In der Fürsorge für seine Familie, für seine Enkelkinder, die von ihm sagen „Er ist der beste Opa der Welt“, in seiner unermüdlichen Hilfsbereitschaft, was hatte er nicht noch alles an Projekten, in all dem, was er tat, wenn er als Wanderer unterwegs war, die Strecken vorging und für die Wanderer genau kennzeichnete.

Mathieu unterwegs: Wie das ist auf harten Wegen, auf unwegsamem Schotter, vor allem aber auf weichen Waldwegen. Mit einem Ziel vor Augen sorgte er dafür, dass die Wege gut begehbar waren. Bei seinen unzählbaren Wanderungen konnte er erfahren: Jeder Weg kann uns zum Sym­bol werden für unser Leben. Auch da gibt es steinige Stücke, Berge und Täler und Strecken, auf denen wir gar nicht merken, dass wir Energie verbrauchen, Zeiten, in denen wir „wie von selbst“, leben. Wir sind unterwegs in unserem Leben, haben große und kleine Ziele vor Augen; manchmal gehen wir auch einfach drauflos. Und oft sind wir auch beim Weitergehen in die Zukunft mit der Vergangenheit beschäftigt.
30 Jahre lang hat er den Wanderverein geleitet, immer um Ausgleich und Harmonie bedacht, um Gleichgesinnte zusammenzuschließen. Allein zu wandern macht auf Dauer keinen Spaß; man braucht Weggefährten und -gefährtinnen, die im Laufe der Wanderung zu Freunden wurden. Und davon hat er viele gefunden.

Die Menschwerdung Gottes wird heute nicht anders wahr, als gerade durch Menschen, die mit viel Herz bei der Sache sind. Für sein Lebenswerk, mehr noch für sein Leben hätte Mathieu einen „Oskar“ verdient und ich bin mir sicher, dass er die „Krone der Unsterblichkeit“ in Gottes Reich erhält.

Mathieu war zu Hause von vielen Engeln umgeben. Auf nicht wenigen Gräbern finden wir Engeln, die uns trösten wollen. Sie erinnern daran, dass sie den Verstorbenen über die Schwelle des Todes getragen haben.
Es ist unser Glaube, dass jeder Mensch bei seiner Geburt einen Schutzengel bekommt, der ihn ein Leben lang begleitet und ihn auch im Tod nicht alleine lässt.
Sein Engel hat Mathieu über die Schwelle des Todes ins Haus des himmlischen Vaters begleitet.   Das war auch sein Glaube, wenn er betete, das Gebet zum heiligsten Herzen Jesu.  Auch zuletzt, als er nicht mehr selber beten konnte und Netta ihm das Gebet vorsprach.  Der Glaube macht auch Dich Netta stark, so dass Du am Mittwoch sagen konntest: „Ich bin dankbar, Mathieu gehabt zu haben“.  Von der Trauer zur Dankbarkeit finden über das Leben, das Dir und Euch in ihm geschenkt wurde.

„Der Wanderer hat Flügel bekommen“: Mit diesen Worten wurden mir am Dienstagabend der Tod von Mathieu von einem Mitglied der Familie mitgeteilt.  Ein sehr hoffnungsvolles Bild: Wandern war seine Freud, doch von Gottes ausgesuchter Strecke kehrte er nicht mehr heim.  Er kehrte heim in das Haus des himmlischen Vaters… und dazu braucht es kein festes Schuhwerk mehr, sondern bildlich gesprochen „Flügeln“. 
Wir danken, dass wir ihn gehabt haben, besonders weil er anderen Menschen „Flügel“ geschenkt hat.
Engel sind Menschen mit Herz. Und mit Mathieu habt ihr einen besonderen Engel im Leben gehabt und jetzt noch mehr bei Gott, so dass er für Euch bitten kann.
So bitten wir:  Trage, heiliger Engel, ihn in die ewige Wohnung, damit er für immer daheim bei Christus ist.
Mit den Engeln auf den Feldern von Betlehem können wir deshalb auch heute singen: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe!“
Uns und allen Trauernden wollen wir erbit­ten, dass wir Menschen seiner Gnade sind und dass es unter uns geschieht: „Friede ist bei den Menschen seiner Gnade!“

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Gedenkgottesdienst für David Reinke

Bütgenbach,  21. Dezember 2009

 
Einleitung:
Plötzlich hat sie und uns alle die Nachricht erreicht vom Tod Ihres Sohnes, Deines Bruders, unseres Arbeitskollegen, unseres Freundes.
Plötzlich ist alles ganz anders.
Unweit von seiner Wohnung kam er vor einer Woche am Montagabend von der Straße ab, es war 21.30 Uhr, kam zum Krankenhaus nach St. Vith, wo er in der Nacht um 3.10 Uhr verstarb, nachdem die Ärzte alles unternommen hatten, um sein Leben zu retten.  Heute steht ein Kreuz an der Unfallstelle, das Sie, für ihn dort haben aufrichten lassen.

Eigentlich sollte er heute nach Hause, nach Torgolow, kommen, um mit seiner Familie Weihnachten zu feiern. Nun sind Sie, liebe Eltern von David, lieber Stefan, hierhergekommen, um seiner in diesem Gottesdienst zu gedenken.  Er freute sich so sehr, mit Euch Weihnachten zu feiern.
Ein geflügeltes Wort sagt: „Krippe und Kreuz sind aus demselben Holz geschnitzt".
Krippe und Kreuz gehören zusammen.
Liebe Familie, wie nahe Krippe und Kreuz beieinander liegen, das erleben Sie in diesen Tagen auf äußerst leidvolle Weise.
Für Ihre Familie hat Weihnachten in diesem Jahr damit alle Romantik verloren. Das sonst so liebliche Weihnachtsfest ist zum Ernstfall des Glaubens geworden.
Und doch kommt uns in der Trauer über den Tod eines lieben Menschen vielleicht gerade von dort her Hoffnung zu, wenn wir ein­mal - jenseits aller weihnachtlichen Romantik - auf den Kern dieses Festes blicken. „Das wahre Licht, das jeden Menschen er­leuchtet, kam in die Welt. Und das Licht leuchtet in der Finsternis", so fasst Johannes das Weihnachtsgeschehen zusammen. Gott hat nicht die Finsternis beseitigt, sondern in die Finsternis hinein leuchtet sein Licht, das Licht der Hoffnung. Und darum beten wir für David, dass ihm das Ewige Licht leuchten möge.

Alles Grübeln bringt ihn nicht mehr zurück.  Er kommt nicht mehr heim in den Kreis  seiner Familie. Er kommt nicht mehr zurück an seinen Arbeitsplatz, wo er über drei Jahre als lebensfroher, pflichtbewusster Kollegen geschätzt war.
Er wird nicht mehr in den Kreis seiner Freunde kommen.
Einer ist fortgegangen – wie so oft -, aber er kam nicht mehr heim.  Ihr konntet euch nicht mal richtig verabschieden. Nicht einmal Danke sagen und Lebwohl.

So stehen wir heute da und spüren eine große Leere.  So wie wir gerade im Lied gesungen haben. „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr, fremd wie dein Namen sind mir deine Wege.“

 

Ansprache

Viele unter uns haben David als einen lebensfrohen Menschen kennen gelernt, der seinen Beruf mit Leib und Seele ausübte, der von seinen Kollegen geschätzt wurde, hatte er doch ein Ohr für sie, konnte er doch auch nicht Nein sagen, wenn es um die verschiedenste Dienste ging.

Als Austauschschüler vor vier Jahren kam er zu uns, lernte den Betrieb kennen.  Nachdem er seine Lehre und Ausbildung als Schreiner in Berlin beendet hatte, kam er an die Stelle zurück, die er als Schüler kennen gelernt hatte.

Er hatte alles verlassen, seine Heimat, seinen großen Freundeskreis in Torgolow, in Pommern, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen.  Er wollte nicht arbeitslos werden, was er nach der Lehre in seiner Heimat  geworden wäre.

So brach er auf aus Liebe zu seinem Beruf, weil er die Arbeit gerne tat.  Das wurden im Oktober nunmehr drei Jahre. Da er im Betrieb wohnte, übernahm er viele Arbeiten, Nachtschichten oder am Wochenende, hat immer nach dem Rechten geschaut und für Ordnung gesorgt.

Hier hat er sehr schnell Anschluss gefunden, bei den Kollegen und fand viele neue Freunde. 
Zwei Mal im Jahr kehrte er in seine Heimat zurück, um den Kontakt auch zu seinen Freunden dort aufrechtzuerhalten.

David war auch ein großer Tierfreund.  In einem Terrarium  pflegte er seine Tiere und sorgte sich um sie.
 
„Ich steh vor dir mit leeren Händen..., fremd wie dein Name sind mir deine Wege." Nicht viel mehr als das kann ich heute sagen: Wir stehen da, mit leeren Händen, weil David uns wirklich aus den Händen gerissen ist.

Wir stehen da, mit leeren Händen, weil viele von uns in den letzten Tagen nach Worten gesucht und gerungen haben, um zu begreifen, was da geschehen ist. Aber so ein Tod macht vor allem sprachlos und stumm, und wenn uns Worte in den Sinn gekommen sind, dann nur die Frage: Warum musste David sterben? Was kann denn solch ein Tod für einen Sinn haben?

Doch da lässt sich nichts verstehen und begreifen. Die Frage nach dem Warum, tausendmal gestellt: Keiner kann darauf etwas sagen. Jeder einzelne von uns steht da mit leeren Händen, und auch, wer irgendwie an Gott glaubt, kann nur die Worte des Liedes wiederholen: Fremd wie dein Name, Gott, sind mir deine Wege.

Was können wir noch tun? Etwas haben wir schon getan, und wir müssen das auch noch eine lange Zeit weiter tun: unsere leeren Hände aus­strecken nach etwas, was uns Trost gibt und uns festhält.
Das ist in den letzten Tagen oft geschehen: Es gab viele Zeichen der Verbun­denheit und der Nähe, dass keiner mit seinen Tränen, mit seinem Schmerz allein bleiben muss.
Sie, liebe Eltern, haben viel Hilfe bei der Familie Heck, bei seinen Kollegen gefunden, wofür sie sehr dankbar sind.
Und es ist es gut, dass viele gemeinsam von David Abschied nehmen, war er hier doch heimisch geworden, hier hat er sich wohlgefühlt, hat gelacht und viel Freude erlebt.

Das, womit er unsere leeren Hände füllen kann, ist wenig und viel zugleich: Der Glaube macht nichts ungeschehen oder löscht das Schreckliche spurlos aus.

Der Glaube richtet unseren Blick auf nichts anderes als auf das Kreuz Jesu Christi. Da gibt es nichts zu verharmlosen: Am Kreuz hat er die gleichen quälenden Fragen gehabt, die gleiche Verzweiflung gespürt, die gleichen Schmerzen erlitten.

Diese Fragen hat er seinem Gott buchstäblich entgegen geschrien, so, als habe er ein Recht auf eine Antwort, aber auch so, als ob es eine Antwort geben muss.

Manche Kreuzesdarstellungen zeigen Jesus am Kreuz so, dass das Kreuz an dem Querbalken festgehalten und getragen wird von den Händen Gottes.
Selbst im Tod sind wir gehalten von dem, der uns nicht fallen lässt. So versuchen wir auch und vor allem heute zu glauben: Gerade in seinem Tod ist David gehalten von Gott. Gott nimmt nicht das Leid von uns, aber gerade mitten im Leiden trägt er uns und hält uns fest.

Am Mittwochmittag findet auf dem Friedhof von Torgolow die Beisetzung der Urne statt.

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